Coco Chanels Riviera (eBook)

Vom Lieben, Leben und Überleben an der Cote d'Azur

(Autor)

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2022 | 1., Deutsche Erstausgabe
383 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-77320-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Coco Chanels Riviera - Anne De Courcy
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Reichtum, Weltpolitik, Genie, Macht, Lebenshunger und Stil: An der französischen Riviera der 30er Jahre vereinen sie sich. Glamouröser Mittelpunkt ist Gabrielle Chanel, ursprünglich aus ärmsten Verhältnissen stammend. Ihre Zielstrebigkeit hat sie reich und berühmt gemacht, in ihrem Landhaus La Pausa empfängt sie Politiker wie Winston Churchill, Schriftsteller wie Bertolt Brecht, Filmmagnaten, Maharadschas, Prinzen, Künstler, Stars. Und alle feiern sich und das Leben.

Für den 1. September 1939 ist die Eröffnung der ersten Filmfestspiele von Cannes angesetzt; Marlene Dietrich ist extra mit Ehemann und Liebhaber angereist. Doch dann marschiert die deutsche Wehrmacht in Polen ein. Selbst den vergnügungssüchtigsten Sommergästen wird klar, was das bedeutet. Und nach Jahrzehnten des Triumphes wird Gabrielle Chanel plötzlich nicht mehr die allerrühmlichste Rolle in der Geschichte spielen. . .

Auch wenn die Daten, Schauplätze und Begegnungen sorgfältig recherchiert und belegt sind, ist Coco Chanels Riviera so anekdotenreich erzählt, werden die Schicksale so raffiniert miteinander verknüpft, dass man das Buch wie einen spannenden Gesellschaftsroman liest, der noch einmal die Höhepunkte einer Ära beschwört, ehe es zur Katastrophe kommt.



Anne de Courcy, geboren in England, arbeitete als Journalistin bei den <em>London Evening News</em>, f&uuml;r den <em>London Evening Standard</em> sowie f&uuml;r die <em>Daily Mail</em>. Sie hat zahlreiche B&uuml;cher zu den Themen Geschichte und Gesellschaft verfasst. De Courcy lebt in England.

1930: La Pausa – Wie alles begann


1930 neigte sich die Liebesaffäre zwischen Coco1 Chanel, der berühmtesten Modeschöpferin der Welt, und dem Duke of Westminster, dem reichsten Mann Englands, ihrem Ende zu. Bendor, wie man den Herzog nannte, wollte einen Erben, den ihm Chanel2 mit ihren siebenundvierzig Jahren kaum noch schenken würde. Auch mochte sie die Affären nicht mehr dulden, die ihm durch seinen Wohlstand nur allzu leicht zufielen.

Kennengelernt hatten sie sich sieben Jahre zuvor, im Hôtel de Paris in Monaco, wo Chanel mit Vera Bate, einer alten Freundin des vierundvierzigjährigen Bendor, zu Abend speiste.

Obwohl es einige Unklarheiten bezüglich Veras Geburt gab, war doch allgemein anerkannt, dass sie eine Verbindung zur königlichen Familie hatte. Angeblich war sie die uneheliche Tochter des ersten Marquess of Cambridge, eines jüngeren Bruders von Queen Mary, und als solche gehörte sie zur englischen Oberschicht. In dieser Zeit war sie noch mit ihrem ersten Mann verheiratet, einem amerikanischen Offizier namens Fred Bate. Sie war schön und beliebt, allerdings auch ständig knapp bei Kasse. Chanel, die auch deshalb so erfolgreich war, weil sie blitzschnell Gelegenheiten beim Schopf packte, engagierte sie als eine Art wandelndes Werbeschild: Die schönen Kleider, die Vera von Chanel bekam, wollte jede andere Frau auch sofort haben. Die beiden waren darüber enge Freundinnen geworden.

Als der Herzog Vera an jenem Abend entdeckte, war er eigentlich gerade auf dem Weg ins Casino gewesen. Er ging zu ihr hinüber, und zu seiner Freude baten ihn die Frauen an ihren Tisch. Sie unterhielten sich, lachten, tanzten; der Casinobesuch war vergessen, und Bendor lud die beiden für den nächsten Tag zum Abendessen auf seine Yacht ein, den Viermastschoner Flying Cloud, wo eine kleine Kapelle für Musik sorgte; anschließend führte er sie zum Tanzen in einen Nachtclub aus.

Bendor war augenblicklich fasziniert von Chanel. Sie war schön, elegant, originell und extrem unabhängig; nach einer Kindheit in Armut hatte sie Schritt für Schritt und Mann für Mann den Gipfel des Erfolgs erklommen, auf dem sie nun stand. Ihre Vergangenheit als Mätresse – damals noch ein lebenslanges gesellschaftliches Handicap – hatte sie hinter sich gelassen, und viele ihrer wohlhabenden Kundinnen waren zu Freundinnen geworden, die sie einluden und von ihr eingeladen wurden.

Sie hatte die Mode revolutioniert, indem sie schlichte, schmiegsame Damenkleidung entworfen hatte, in reduziertem Design und aus Materialien, die, wie etwa Jersey, bis dato als unmodisch gegolten hatten, es aber erlaubten, sich frei zu bewegen. »Der Sinn der Mode besteht darin, die Frauen jung aussehen zu lassen«, hatte sie in der französischen Vogue erklärt. »Das ändert ihre Lebenseinstellung. Sie fühlen sich besser und werden fröhlicher.«

Ehe sie Bendor kennenlernte, hatte Chanel die Mode bereits seit zwei Jahren mitgeprägt – Harper’s Bazaar war 1915 auf sie aufmerksam geworden – und einen Duft lanciert, der zum berühmtesten der Welt werden sollte, ein überwältigender Erfolg, der sie für den Rest ihres Lebens reich machen würde: Chanel No.5.

So wehrte sie Bendors Avancen zunächst ab. Was hatte er schon, das sie begehren könnte? Sie behauptete zwar stets, für die Liebe zu leben, doch in Wahrheit schätzte sie, neben der Arbeit, ihre Unabhängigkeit am allermeisten. Sie ließ die Tür allerdings einen Spaltbreit offen und erklärte sich bereit, ihn im darauffolgenden Jahr zu treffen. In der Zwischenzeit umwarb er sie mit allerlei Aufmerksamkeiten, von Blumen über Juwelen bis hin zu Lachs, den er ihr eigens auf dem Luftweg von seinem schottischen Anwesen schicken ließ.

Schließlich gab sie nach. Im späten Frühjahr 1924 ging sie an Bord der Flying Cloud, deren schwarzer Rumpf an ein Piratenschiff erinnerte, um mit Bendor über das Mittelmeer zu segeln und in eine Welt des unvorstellbaren Luxus einzutauchen. Neben der vierzigköpfigen Crew, den Himmelbetten und den Seidenvorhängen hatte er auch ein kleines Orchester an Bord geholt, damit die beiden jeden Abend tanzen konnten. Wenn er, wie so häufig, Gäste auf der Yacht empfing, wurde die Takelage beleuchtet.

Der große, blonde und gutaussehende Bendor besaß zahlreiche Häuser. Da er selten länger als drei, vier Tage an einem Ort blieb und häufig unangekündigt erschien, stand alles stets zum sofortigen Gebrauch bereit – die Autos waren aufgetankt, das Silber poliert, die Bediensteten trugen die Grosvenor-Livree, die Speisekammern waren gefüllt. Chanel überschüttete er mit Geschenken wie Schmuck, Kunstwerken und sogar einem Stadthaus in London.

Als sie gemeinsam das Westminster-Anwesen in Cheshire besuchten, trat sie in Eaton Hall, seinem Landhaus, als Gastgeberin auf. Sie ritt dort aus, spielte Tennis und segelte, und als sie seine schottischen Anwesen besuchten, lernte sie das Angeln, wobei sie sich sehr geschickt anstellte. Sie freundete sich mit Winston Churchill an, dem Bendor nahestand, woraufhin sie häufig dieselben Privatpartys besuchten oder sich gleichzeitig an Bord der Flying Cloud aufhielten. »Coco hat Violets Platz eingenommen«, schrieb Churchill seiner Frau Clementine. »Sie ist sr. angenehm – wirklich gr. & stark, sie kann einen Mann oder ein Empire beherrschen. Bennie geht es s. gut & ich glaube, er ist überaus glücklich, jemanden gefunden zu haben, der ihm das Wasser reichen kann – ihre Fähigkeiten gleichen seine Macht aus.«

Als Bendor ein Haus in den Highlands kaufte, richtete sie es ein. Sie ließ die Salons in Beige streichen und installierte das erste Bidet Schottlands; wenn Saison war, ging sie drei Mal die Woche mit zur Jagd. Sie bezauberte alle seine Freunde und kam gut mit seinen Kindern und seiner ersten Frau aus. Nichts davon aber beeinträchtigte ihre Hingabe an die Arbeit. Auch wenn sie Bendor mittlerweile liebte (»Mit Westminster hat mein richtiges Leben begonnen«, erzählte sie einer Freundin. »Ich habe endlich eine Schulter gefunden, an die ich mich lehnen kann, einen Baum, der mich stützt«), hielt sie entschlossen an ihrer Unabhängigkeit fest. Und sie suchte ein Haus, das nur ihr allein gehören und wo sie wohnen könnte, ohne dass »vor jeder Tür ein Lakai« stand.

Es sollte in Frankreich und von Paris aus gut erreichbar sein, und es sollte dort viel Sonne geben – nachdem sie einst »braungebrannt wie ein Schiffsjunge« von einer Seefahrt mit Bendor zurückgekehrt war, war gebräunte Haut in Mode gekommen. Auf all das gab es nur eine Antwort: die Côte d’Azur, an der sie auf der Yacht ihres Liebhabers so häufig vorbeigesegelt war.

Es sollte das allererste Mal sein, dass Chanel voll und ganz nach ihren eigenen Regeln und Vorstellungen leben konnte. Das Grundstück, das sie zum ersten Mal im Dezember 1927 von der Yacht des Herzogs aus entdeckt hatte, lag über einem kleinen Dorf namens Roquebrune, 180 Meter über dem Meer, mit einem wundervollen Blick über Menton und die italienische Grenze auf der einen, Monaco und seiner Bucht auf der anderen Seite. Hinter der dazugehörigen Villa waren die Ausläufer der Alpen zu erkennen. Sie kaufte mehrere aneinandergrenzende Parzellen, insgesamt knapp fünf Hektar Land, zu dem auch ein Olivenhain gehörte. Der Name des Anwesens, La Pausa, rührte von der Legende, dass Maria Magdalena hier eine Rast eingelegt hatte, nachdem sie nach der Kreuzigung und Wiederauferstehung Christi in einem steuerlosen Schiff aus dem Heiligen Land geflohen war.

Es gab drei Bestandsgebäude, die in ein Haupthaus umgewandelt werden sollten, mit zwei kleineren Häuschen für Gäste; eines der beiden, La Colline, überließ sie Vera Bate, neuerdings Lombardi. Vera hatte sich zwei Jahre zuvor von ihrem Mann scheiden lassen und zu Beginn des Jahres einen italienischen Offizier namens Alberto Lombardi geheiratet, einen hervorragenden Reiter, auf den Mussolini große Stücke hielt. Wenn Vera vor Ort war, würde es ein Leichtes sein, die Freunde des Herzogs einzuladen – Vera kannte sie alle.

Mit der Verwandlung der heruntergekommenen Gebäudes in ein wunderschönes Zuhause war ein junger einheimischer Architekt beauftragt, Robert Streitz. Dieser hatte die nahegelegene Villa eines Freundes von Chanel, Graf Jean de Segonzac, so gut restauriert, dass...

Erscheint lt. Verlag 16.5.2022
Übersetzer Elke Link
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Schlagworte 2. Weltkrieg • Coco Chanel • Cote d'Azur • Couture • Frankreich • Mode • neues Buch • Stil
ISBN-10 3-458-77320-7 / 3458773207
ISBN-13 978-3-458-77320-7 / 9783458773207
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