Golden Seoul Days (eBook)
464 Seiten
Lyx.digital (Verlag)
978-3-7363-1594-5 (ISBN)
Die Geschichte von Jade und Hyun-Joon geht weiter!
'Melancholisch, einfühlsam und zum Verlieben schön. Kara Atkin hat mit ihren Worten eine Geschichte aus Indigoblau und Gold gemalt, die einem das Herz zerreißt und Stück für Stück wieder zusammensetzt.' ANNA SAVAS
Band 2 des SEOUL-DUETTS von Kara Atkin
<p><strong>Kara Atkin</strong> lebt in Osnabrück. Wenn sie nicht gerade an ihrem nächsten Projekt feilt, verbringt sie ihre Zeit mit ihren Freund:innen oder einem guten Buch, einer Serie oder dem ein oder anderen Videospiel.</p>
Kara Atkin lebt in Osnabrück. Wenn sie nicht gerade an ihrem nächsten Projekt feilt, verbringt sie ihre Zeit mit ihren Freund:innen oder einem guten Buch, einer Serie oder dem ein oder anderen Videospiel.
2. KAPITEL
= Hilflos sein; nichts tun können
Uni-Kids. Überall Uni-Kids.
Ich zog die Schultern hoch und versuchte, mich mit kleinen, tänzelnden Schritten durch die engen Straßen zu schleichen, ohne ständig irgendjemanden anzurempeln. Was war heute nur los? Wo ich auch hinsah, erkannte ich die Uniformjacken verschiedenster Universitäten in unzähligen Farbkombinationen – teils mit aufwendigen Stickereien, die mir verrieten, dass jetzt gerade Kim Seon-Woo von der Kunkuk Universität direkt vor mir herlief, der dem Fachbereich Architektur angehörte. Und ganz offensichtlich war Kim Seon-Woo nicht bewusst, dass es tatsächlich Menschen gab, die es an einem Freitagabend durchaus eilig haben konnten. Ich wollte mich an ihm vorbeischieben, doch neben ihm gingen zwei weitere Studierende, die mir den Weg versperrten, und ich war beim besten Willen nicht lebensmüde genug, den sicheren Bordstein zu verlassen, um sie zu überholen. Nicht in Seoul. Und schon gar nicht am frühen Abend, an dem der Verkehr zwar zäh und langsamer als sonst um diese Uhrzeit floss, die Gemüter aber wegen des ständigen Stop-and-gos durchaus erhitzt waren und der Gasfuß bei so manchem deshalb für meinen Geschmack etwas zu locker saß. So war ich dazu verdammt, hinter ihnen herzugehen, als Teil der Masse aus Studierenden, und fragte mich unwillkürlich, warum ihr Weg sie heute ausgerechnet nach Gwangjin führte. Der Stadtteil war nämlich eher für das Seoul Childrens Museum, den Yeonghwasa Temple und den Seoul Childrens Grand Park bekannt als für ausschweifende Studentenpartys oder ein aufregendes Nachtleben. Klar, Gwangjin war die Heimat der Konkuk- und der Sejong-Universität – was die ein oder andere Bar in diesen Stadtteil lockte –, konnte jedoch nicht einmal annähernd mit den drei großen Party-Hotspots Hongdae, Itaewon und Gangnam mithalten, in denen die Nächte endlos und der Geschmack von betrunkener Euphorie und morgiger Reue an beinahe jeder Straßenecke zu finden waren.
Was all diese Uni-Kids also heute Abend hierher trieb, war mir schleierhaft. Ich hielt mich allerdings auch nicht lange mit dieser Frage auf, denn ich war dank einer verpassten U-Bahn schon verflucht spät dran, und wenn ich nicht langsam die Beine in die Hand nahm, würde mein Meeting mit Woo-Young schon auf dem falschen Fuß beginnen, noch bevor ich ihm eröffnen musste, dass die Pläne, die wir über die letzten Monate geschmiedet hatten, so nicht umsetzbar sein würden.
Ich bog von der Hauptstraße in eine etwas kleinere Gasse ab, die von diversen Restaurants gesäumt wurde, doch sehr zu meinem Leidwesen war der Andrang auch hier groß, mit Schlangen vor den Türen zu verschiedenen Lokalen, die sonst nicht annähernd so stark besucht waren wie heute. Gott, ich hoffte wirklich, dass Woo-Young schon in unserem üblichen Jjigae-Restaurant saß, denn wenn nicht, würden wir eine Weile auf einen Platz warten müssen, und die Zeit hatte ich heute eigentlich nicht, wo ich doch meinen Freunden versprochen hatte, meinen Geburtstag nicht allein mit Joonie auf der Couch zu verbringen, sondern mich mit ihnen unters Partyvolk zu mischen.
Als das Restaurant in Sicht kam, mit seinem altmodischen Schild, der verblassten rot-weißen Markise und der Holzbank vor dem großen Fenster, atmete ich erleichtert aus. Keine Schlange. Sehr gut. Zum Glück war das Restaurant von Mrs Cho ein echter Geheimtipp, den Woo-Young aufgetan hatte, als er regelmäßig vor der Eröffnung des Instituts nach Seoul geflogen war, um die Bauarbeiten und ihren Fortschritt zu begutachten. Seitdem kamen wir mindestens einmal in der Woche nach dem Unterricht gemeinsam mit allen Lehrkräften her und schlugen uns mit leckerem Kimchi-, Doenjang-, Sundubu- oder Budae Jiigae die Bäuche voll.
Ich öffnete die Holztür, das leise Knarren der Scharniere war mir mittlerweile ebenso vertraut wie der Geruch von Jjigae, der scharf mit Noten von Chili und Sesamöl in der Luft des kleinen Lokals lag. Alle Tische waren besetzt, was ein ziemlich ungewohnter Anblick war, da der Laden nur von Kunden frequentiert wurde, die sich von seinem schäbigen Äußeren nicht abschrecken ließen.
Noch unüblicher war die lange Tafel, an der um die fünfzehn Studierende saßen, dicht zusammengerückt, während die anderen Lehrkräfte und ich uns meist an kleinere Vierertische zurückzogen, um nicht das ganze Lokal zu besetzen. Aber heute waren die Tische der rechten Seite des Restaurants zusammengeschoben worden, und auf vier Gaskochern köchelten große Portionen Budae Jiigae blubbernd vor sich hin. Die Gruppe war vermutlich auch erst gerade eben eingetroffen, denn die Soju- und Bierflaschen waren allesamt noch verschlossen, und einige Stühle waren noch unbesetzt, auch wenn weinrote Universitätsjacken darüber platziert worden waren. Das Rot kam mir bekannt vor, doch nach diesem kunterbunten Regenbogen von der Straße gerade eben konnte ich nicht einordnen, ob es eine flüchtige oder eine eingebrannte Erinnerung war. Ich kniff die Augen zusammen und versuchte, den Schriftzug der Uni auszumachen, leider ohne Erfolg.
»Jade!« Woo-Youngs Stimme erklang, und ich drehte mich zu ihm um. Er saß an unserem Stammplatz in direkter Nähe zur Küche, dort, wo es immer besonders warm war. Mein Boss hob die Hand und winkte mir mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, das kleine Fältchen um seine dunkelbraunen Augen warf, die wie immer neckisch hinter einer modischen Brille mit dünnem Rahmen aufblitzten.
Ich nickte ihm lächelnd zu und schob mich vorsichtig zwischen den dicht an dicht stehenden Tischen hindurch, murmelte höflich Entschuldigungen, immer wenn ich zwangsläufig irgendjemanden in der beinahe klaustrophobischen Enge des Restaurants mit meinem Arm oder meiner Hüfte streifte.
»Hey, Woo-Young«, begrüßte ich ihn schließlich und ließ mich auf den Stuhl fallen, den er mir mit dem Fuß ein Stück weit herausgeschoben hatte. »Entschuldige bitte die Verspätung. Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte, aber auf den Straßen war kein Durchkommen.«
»Mach dir keinen Kopf. Du bist doch gerade mal fünf Minuten zu spät.« Der Mann mit der Engelsgeduld und dem leicht angeschlagenen Schneidezahn griff sich eins der Gläser und schenkte mir einen Becher Wasser ein. »Wir hätten uns besser woanders treffen sollen. Ich habe völlig vergessen, dass heute der letzte Tag des Konkuk-Universitätsfestivals ist.«
»Das erklärt zumindest den Ansturm.« Die Konkuk Universität lag nur zwei Querstraßen von unserem Institut entfernt und damit in direkter Nähe zu diesem Lokal. »Das nächste Mal merken wir uns das Festival im Kalender vor und halten unsere Meetings einfach im Büro mit geliefertem Essen ab.«
»Fantastische Idee.« Woo-Young legte die Hand in den Nacken und dehnte ihn, die hervorstehenden Sehnen waren genauso klar zu erkennen wie die Schmerzen, die seine Mundwinkel verzerrten. »Wobei ich dankbar dafür bin, auch mal aus meinem Büro rauszukommen.«
»Das glaube ich dir sofort.« Als Institutsleiter war Woo-Young deutlich eingespannter als die Lehrkräfte, die sich frei zwischen den Klassenräumen, Ateliers und der Bibliothek bewegen konnten und deren Tag meist nur wenige Stunden nach der letzten Unterrichtsstunde endete. »Wie laufen die Verhandlungen mit der Stiftung?«
»Nicht gut. Sie sind nicht gewillt, so viel Geld lockerzumachen, weil wir eine private Bildungseinrichtung sind. In ihren Köpfen unterrichten wir nur privilegierte Kids, deren Eltern sich ohne Weiteres die Gebühren und Materialien leisten können.« Sein adrett zurechtgemachtes rabenschwarzes Haar geriet in Unordnung, als er mit beiden Händen frustriert hindurchfuhr. »Wenn wir dieses Vorurteil nicht bald zerschlagen, werden wir nie ein Stipendienprogramm auf die Beine stellen können.«
Ich legte meine Handtasche hinter meinen Rücken auf dem Stuhl ab und schälte mich aus meinem Mantel, während ich Woo-Young mitfühlend ansah. Ich wusste, wie wichtig ihm dieses Stipendienprogramm war, an dem er zu arbeiten begonnen hatte, noch lange bevor die ersten Kids ihre Bewerbungen für die neu geschaffene Zweigstelle des prestigeträchtigen Singapurer Kunstinstituts bei uns einreichten. »Wir schaffen das. Wenn es etwas gibt, wobei ich dir helfen kann, dann sag mir Bescheid, okay?«
»Danke, Jade. Aber du hilfst mir schon genug damit, dass du die Ausstellung auf die Beine stellst. Wenn das ein Erfolg wird und wir uns auf die individuellen Geschichten unserer Kids konzentrieren können, bin ich ganz guter Dinge, dass wir die Stiftung vielleicht dazu kriegen, ihre bisherige Position zu überdenken.« Er nahm die Brille ab und kniff sich in den Nasenrücken, dann setzte er sie wieder auf. »Weißt du schon, was du essen möchtest?«
»Leider nicht.« Ich sah zu der Menütafel an der Wand, obwohl ich sie eigentlich auswendig kannte. Mrs Cho servierte keine Einzelportionen, sondern lediglich kleine Portionen für zwei bis drei Personen und große Portionen für vier bis sechs. Die Uni-Kids kamen mir wieder in den Sinn, und ich spähte über die Schulter zu ihrer langen Tafel. »Wie wäre es mit Budae Jiigae und zwei Flaschen Soju? Du siehst so aus, als könntest du einen Drink vertragen.«
»Klingt gut.« Woo-Young hob die Hand, als er Blickkontakt mit Mrs Cho hatte, welche daraufhin mit einem Lächeln zu uns an den Tisch kam. »Eine kleine Portion Budae Jiigae und zwei Flaschen Soju bitte.«
»Bringe ich euch. Es kann allerdings einen Augenblick dauern. Ihr seht ja, was hier heute los ist.« Mrs Cho, eine ältere Dame mit schwarzem Haar und sanften...
Erscheint lt. Verlag | 29.7.2022 |
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Reihe/Serie | Seoul-Duett | Seoul-Duett |
Verlagsort | Köln |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Anne Pätzold • Back to us • Barkeeper • dramatisch • Emotional • Forever Close • Forever-Reihe • Große Gefühle • Highschool • Hyun-Joon • Jade • K-Drama • Korea • K-Pop • Lehrerin • Leidenschaft • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • Love NXT • Nähe • New Adult • Romance • Romantik • romantisch • Seoul • Slow Burn • Südkorea • Tyler • Tyler Young • When We Dream |
ISBN-10 | 3-7363-1594-5 / 3736315945 |
ISBN-13 | 978-3-7363-1594-5 / 9783736315945 |
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