Bridgerton - Neues von Lady Whistledown (eBook)
304 Seiten
HarperCollins eBook (Verlag)
978-3-7499-0523-2 (ISBN)
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Der Valentinsball
Susannah Ballister war die beliebteste Debütantin Londons. Es ist eine Schande, wie Clive Mann-Formsby sie fallen ließ. Ob sein Bruder David, der Earl of Renminster, nun lautere Absichten verfolgt? Man möchte es der jungen Dame wünschen.
Der erste Kuss
Lady Mathilda Howard schien beim letzten Ball von Peter Thompson durchaus angetan zu sein. Doch aus welchen Gründen er ihr den Hof macht, bleibt abzuwarten. Der Verfasserin ist zu Ohren gekommen, er könnte ein Mitgiftjäger sein, der jetzt dringend eine gute Partie braucht.
Ihre Lady Whistledown, die wie immer verspricht, über die neusten Ereignisse zu berichten.
Julia Quinn, auch als zeitgenössische Jane Austen bezeichnet, studierte zunächst Kunstgeschichte an der Harvard-Universität. Ihre überaus erfolgreichen historischen Romane präsentieren den Zauber einer vergangenen Epoche und begeistern durch ihre warmherzigen, humorvollen Schilderungen.
1. KAPITEL
Wie die Verfasserin erfuhr, haben der Ehrenwerte Clive Mann-Formsby und Miss Harriet Snowe vergangenen Monat auf dem Stammsitz des Earls of Renminster, Mr. Mann-Formsbys älterem Bruder, den Bund der Ehe geschlossen.
Um die winterlichen Festlichkeiten zu genießen, ist das frisch verheiratete Paar mittlerweile nach London zurückgekehrt. Ebenso Miss Susannah Ballister, die von Mr. Mann-Formsby recht beharrlich umworben wurde, wie jeder weiß, der während der zurückliegenden Saison auch nur einen Fuß nach London gesetzt hat.
Die Verfasserin kann sich lebhaft vorstellen, dass nun quer durch die Stadt Gastgeberinnen hektisch ihre Einladungslisten sichten. Denn es empfiehlt sich gewiss nicht, die Mann-Formsbys und die Ballisters zu denselben Anlässen zu bitten. Draußen ist es ohnehin schon frostig genug – ein Zusammentreffen von Clive und Harriet und Susannah dürfte mit Sicherheit zu arktischen Temperaturen führen.
LADY WHISTLEDOWNS GESELLSCHAFTSKOLUMNE,
21. JANUAR 1814
Gemäß Lord Middlethorpe, der soeben seine Taschenuhr konsultierte, war es exakt sechs Minuten nach elf Uhr abends, und Susannah Ballister wusste genau, dass es sich um einen Donnerstag handelte und man den siebenundzwanzigsten Januar des Jahres achtzehnhundertvierzehn schrieb.
Und in exakt diesem Moment – um präzise sechs nach elf am Donnerstag, dem siebenundzwanzigsten Januar 1814 – wünschte Susannah Ballister sich drei Dinge, von denen sich keines erfüllte.
Der erste Wunsch konnte unmöglich wahr werden. Sie wünschte, dass irgendeine geheimnisvolle und wohltätige Magie sie aus dem Ballsaal, in dem sie sich momentan aufhielt, verschwinden ließe und sie sich stattdessen in ihrem warmen, gemütlichen Bett im Stadthaus ihrer Familie am Portman Square wiederfände. Oder noch besser, in ihrem warmen gemütlichen Bett auf dem Landsitz in Sussex, weit, weit weg von London und, viel wichtiger, sämtlichen Bewohnern Londons.
Susannah ging sogar so weit, die Augen zu schließen und in der wundervollen Fantasie zu schwelgen, dass sie ganz woanders wäre, wenn sie sie wieder öffnete. Doch wenig überraschend blieb sie genau dort, wo sie war, verborgen in einer leicht abgedunkelten Ecke von Lady Worths Ballsaal, mit einem Glas lauwarmen Tee in der Hand, den sie auf gar keinen Fall zu trinken beabsichtigte.
Nachdem sie sich mit der Tatsache arrangiert hatte, dass sie sich weder durch übernatürliche noch durch gewöhnliche Methoden absentieren konnte (Susannah durfte den Ball nicht verlassen, bevor ihre Eltern bereit waren, den Abend zu beenden, und es sah ganz so aus, als würden bis dahin mindestens noch drei Stunden vergehen), wünschte sie, dass stattdessen Clive Mann-Formsby und seine frisch angetraute Harriet, die neben einem Tisch mit Schokoladenkuchen Hof hielten, verschwänden.
Das schien immerhin im Bereich des Möglichen zu liegen. Schließlich waren die beiden im Vollbesitz ihrer körperlichen Kräfte; sie konnten einfach ihre Füße heben und davongehen. Was Susannahs Lebensqualität deutlich erhöhen würde, denn dann könnte sie zumindest versuchen, den Abend zu genießen, ohne dabei ständig in das Gesicht des Mannes starren zu müssen, der sie so öffentlich gedemütigt hatte.
Und sich ein Stück Schokoladenkuchen holen.
Clive und Harriet erweckten jedoch ganz den Eindruck, als amüsierten sie sich prächtig, tatsächlich sogar ebenso prächtig wie ihre Eltern, was bedeutete, dass sie alle miteinander noch mehrere Stunden hier sein würden.
Was für eine Qual. Was für eine unerträgliche Qual.
Aber es gab drei Wünsche, nicht wahr? Bekamen die Heldinnen im Märchen nicht immer drei Wünsche gewährt? Wenn sie schon in einer dunklen Ecke herumlungern und sich alberne Dinge wünschen musste, weil es sonst nicht viel zu tun gab, dann würde sie zumindest das volle ihr zustehende Kontingent ausschöpfen.
»Ich wünschte«, presste Susannah durch zusammengebissene Zähne hervor, »es wäre nicht so verflixt kalt.«
»Amen«, sagte der ältliche Lord Middlethorpe, von dem Susannah völlig vergessen hatte, dass er neben ihr stand. Sie schenkte ihm ein Lächeln, doch er war gerade damit beschäftigt, irgendein alkoholisches Getränk zu sich zu nehmen, das unverheirateten Damen verboten war. Daher widmeten sie sich beide erneut der Aufgabe, einander höflich zu ignorieren.
Sie musterte ihren Tee, auf dem sich vermutlich jeden Moment eine Eisschicht bilden würde. Wegen der frostigen Witterung hatte die Gastgeberin die traditionelle Limonade durch heißen Tee ersetzt, doch der war nicht lange heiß geblieben, und wenn man sich wie Susannah in einer verborgenen Ecke des Ballsaals herumdrückte, kam kein Dienstbote vorbei, um unerwünschte Gläser oder Tassen abzuräumen.
Susannah zitterte. Sie konnte sich an keinen kälteren Winter erinnern, niemand konnte das. Perverserweise waren die eisigen Temperaturen sogar der Grund für ihre frühe Rückkehr in die Stadt. Der gesamte ton war im gänzlich unmodischen Monat Januar nach London geströmt, erpicht aufs Schlittenfahren und Schlittschuhlaufen und den anstehenden Frostjahrmarkt auf der Themse.
Bittere Kälte und eisige Winde waren Susannahs Ansicht nach verteufelt dumme Anlässe für gesellschaftliche Vergnügungen, aber es war nicht ihre Entscheidung, und so saß sie jetzt hier fest, konfrontiert mit all den Menschen, denen es im vergangenen Sommer so viel Vergnügen bereitet hatte, ihrer sozialen Vernichtung beizuwohnen. Sie hatte nicht nach London reisen wollen, doch ihre Familie bestand darauf, mit der Begründung, sie und ihre Schwester Letitia könnten es sich nicht erlauben, diese unerwartete Wintersaison des ton zu verpassen.
Eigentlich war sie davon ausgegangen, eine Gnadenfrist bis mindestens zum Frühjahr zu haben, bevor sie zurückkehren und sich den Leuten stellen musste. Sie hatte längst nicht genug Zeit gehabt zu üben, mit hocherhobenem Haupt ihren Spruch aufzusagen. »Nun ja, Mr. Mann-Formsby und ich haben festgestellt, dass wir nicht zueinanderpassen.«
Und sie musste in der Tat eine sehr gute Schauspielerin sein, um das glaubwürdig darzubieten, wo doch jedem klar war, dass Clive sie fallen gelassen hatte wie eine heiße Kartoffel, als Harriet Snows reiche Verwandtschaft am Horizont aufgetaucht war.
Dabei brauchte Clive das Geld nicht mal. Du liebe Güte, sein älterer Bruder war der Earl of Renminster und reich wie Krösus, das wusste jeder.
Doch er hatte Harriet gewählt, und sie, Susannah, war öffentlich bloßgestellt. Noch jetzt, sechs Monate später, redeten die Leute darüber. Sogar Lady Whistledown hatte sich bemüßigt gefühlt, es in ihrem Artikel zu erwähnen.
Seufzend ließ Susannah sich an die Wand sinken, in der Hoffnung, dass niemand ihre nachlässige Haltung mitbekam. Vermutlich konnte sie es Lady Whistledown nicht mal verübeln. Die mysteriöse Klatsch-Kolumnistin wiederholte einfach nur, was alle anderen sagten. Allein in dieser Woche hatte Susannah an den Nachmittagen vierzehn Besucher empfangen, von denen keiner so höflich gewesen war, davon abzusehen, Clive und Harriet zu erwähnen.
Glaubten sie wirklich, dass ihr etwas daran lag, über das Erscheinen der beiden beim Hauskonzert der Smythe-Smiths zu hören? Als ob sie wissen wollte, was Harriet bei dieser Gelegenheit trug oder dass Clive während des Vortrags in ihr Ohr geflüstert hatte.
Das bedeutete überhaupt nichts. Clive legte auf Hauskonzerten immer entsetzliche Manieren an den Tag. Susannah konnte sich an kein einziges erinnern, bei dem er die innere Stärke gezeigt hätte, während der Aufführung den Mund zu halten.
Die Klatschtanten waren jedoch nicht mal die unangenehmsten Besucherinnen. Nein, dieser Titel war den gutmeinenden Seelen vorbehalten, die sie offenbar nicht anders als mit mitleidigem Blick anschauen konnten. Dabei handelte es sich normalerweise um dieselben Frauen, die einen verwitweten Neffen in Shropshire oder Somerset oder einer anderen gottverlassenen Grafschaft hatten, der eine Frau suchte, und würde sie ihn nicht gerne kennenlernen wollen? Allerdings nicht diese Woche, da war er nicht abkömmlich, weil er sechs seiner acht Söhne nach Eton bringen musste.
Plötzlich und unerwartet kämpfte Susannah gegen Tränen an. Sie war gerade erst einundzwanzig geworden. Sie war nicht verzweifelt.
Und sie wollte nicht bemitleidet werden.
Auf einmal kam es ihr unerlässlich vor, den Ballsaal zu verlassen. Sie wollte nicht hier sein, wollte nicht Clive und Harriet anstarren wie ein jämmerlicher Voyeur. Ihre Familie beabsichtigte nicht, jetzt zu gehen, aber sie würde doch gewiss irgendeinen ruhigen Raum finden, in den sie sich für ein paar Minuten zurückziehen konnte. Wenn sie sich schon versteckte, dann sollte sie es richtig tun. Hier in einer Ecke herumzustehen, war entsetzlich. Mindestens drei Leute hatten bereits in ihre Richtung geschaut und hinter vorgehaltener Hand getuschelt.
Sie hatte sich nie für einen Feigling gehalten, aber auch nicht für eine Närrin, und nur eine Närrin würde sich freiwillig einer solchen Quälerei aussetzen.
Energisch stellte sie ihre Teetasse auf einer Fensterbank ab und entschuldigte sich bei Lord Middlethorpe, obwohl sie in der knappen Dreiviertelstunde, die sie hier nun nebeneinander ausharrten, kaum sechs Worte miteinander gesprochen hatten. Sie umrundete den Ballsaal und bewegte sich unauffällig auf die Flügeltür zu, die zur Eingangshalle führte. Da sie schon einmal hier gewesen war, damals, als sie dank ihrer Verbindung zu Clive als...
Erscheint lt. Verlag | 21.7.2022 |
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Reihe/Serie | Bridgerton | Bridgerton |
Übersetzer | Ira Panic |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Thirty-six Valentines; The First Kiss |
Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | Ballsaison • Bridgerton • bücher für frauen • Frauenroman • Historische Liebesromane • Hochzeit • Lady Whistledown • Liebe • Liebesromane • Netflix • Regency • Valentinstag • Verlobung |
ISBN-10 | 3-7499-0523-1 / 3749905231 |
ISBN-13 | 978-3-7499-0523-2 / 9783749905232 |
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