Fräulein Anna, Gerichtsmedizin (eBook)

Die Prinzregentenmorde | Neue große historische Romanserie mit Spannung und Liebe

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
432 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2811-9 (ISBN)

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Fräulein Anna, Gerichtsmedizin -  Petra Aicher
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Die junge Anna vom Land und der adelige Journalist Fritz: ein ungewöhnliches Ermittlerduo Anna Zech beginnt 1912 als Krankenschwester in der Münchner Gerichtsmedizin. Gleich ihre erste Leichenschau ist eine Tote aus der Isar. Anna glaubt nicht, dass die alternde Schauspielerin selbst ins Wasser gegangen ist. Auch der Skandalreporter Fritz von Weynand vermutet, jemand hat hier nachgeholfen. Denn die Tote hatte beste Verbindungen und kannte viele Persönlichkeiten. Anna, aus kinderreicher, kleinbürgerlicher Familie, ist vom adeligen Charmeur Fritz zuerst ein wenig eingeschüchtert. Aber ihre Courage und Neugier sind stärker. Gemeinsam decken sie die dunklen Seiten der feinen Münchner Gesellschaft auf. Die Prinzregentenzeit geht zu Ende, doch für Fräulein Anna beginnt das Leben. Band 2: Die Schwabinger Morde - erscheint am 27. Juli 2023

Petra Aicher, geboren 1972, ist Münchnerin mit ganzem Herzen und recherchiert die Geschichte und Geschichten ihrer Stadt, wenn ihre Zeit es zulässt. 

Petra Aicher, geboren 1972, ist Münchnerin mit ganzem Herzen und recherchiert die Geschichte und Geschichten ihrer Stadt, wenn ihre Zeit es zulässt. 

2.


»Du möchtest unsere Beziehung also beenden?«, erkundigte Carlotta sich bereits, während Friedrich von Weynand sich noch damit abmühte, seine Manschettenknöpfe zu schließen. Als er sich umdrehte, sah er Carlotta voll angekleidet hinter dem Wandschirm hervortreten. Sie hatte den Morgenrock, den sie sonst zu dieser Stunde trug, mit einem eng taillierten Kostüm vertauscht, lange Handschuhe übergestreift und sich sogar das Haar halbwegs geordnet. Ein Hauch von Parfüm schwebte in der Luft. Alles, was sie noch benötigte, waren Hut und Schirm, und Carlotta Picardo wäre ausgehfertig gewesen. An solchen Dingen merkte man, dass Carlotta von der Bühne kam und wie viel Erfahrung sie damit hatte, sich rasch aus- und anzuziehen.

»Davon hatte ich noch gar nichts gesagt«, antwortete er, ehrlich überrascht. Gerade hatte er noch überlegt, wie er die Angelegenheit am taktvollsten zur Sprache bringen sollte.

Sie ließ ein spitzes, spöttisches Lachen hören. »Mein lieber Fritz, ich bin nicht erst seit gestern in diesem Metier. Du weichst mir aus, gestern warst du sehr gegen deine Gewohnheit auffallend unaufmerksam, und heute trödelst du herum und wirkst verlegen. Also sag doch bitte einfach, was du mir zu sagen hast, damit wir in Ruhe frühstücken können.«

Weynand verkniff sich eine schnelle Antwort. Es gab viele Dinge an Carlotta, die er schätzte, abgesehen von den offensichtlichen. Ihre praktische Art gehörte dazu. Im Nachhinein gratulierte er sich selbst. Er pflegte seine Geliebten gut auszusuchen, auch dieses Mal wieder. Carlotta würde sicher hart verhandeln, aber sie war eine nette Person und würde ihm nichts nachtragen.

Er mochte sie, stellte er fest. Es wäre schön gewesen, jemanden wie sie auf Dauer in seinem Leben zu haben. Zu schade, dass das für ihn nicht möglich war.

»Eine Trennung jetzt scheint mir das Beste zu sein«, nickte er. »Wenn sich erst einmal Gewöhnung einstellt, wird auch das aufregendste Verhältnis schal. Wir sind bereits zu lange zusammen, ich möchte nicht warten, bis aus Gewohnheit Überdruss wird. Trennen wir uns, solange wir beide noch wissen, was uns aneinander gereizt hat.«

»Oh, ich denke, ich weiß noch sehr genau, was das war«, spöttelte sie. Sie lupfte die Brauen.

»Meine Brieftasche?«

»Und deine herrlich nüchterne Art, die Dinge zu betrachten. So, wie du das jetzt tust.« Sie trat ans Fenster und öffnete es, während er sich aufs Bett setzte, um sich die Schuhe anzuziehen. Draußen dämmerte es erst, nur einige Fenster in Küchen und Wirtschaftsräumen waren schon hell. Unten in der Landwehrstraße kreuzten die ersten Leute auf dem Weg zur Arbeit sich mit den letzten Heimkehrern aus den Varietés. Ein Automobil hupte.

»Was ist, falls ich noch keine Lust habe, dich aufzugeben?«, fragte Carlotta. Friedrich begriff natürlich, was sie tat. Sie versuchte, den Preis hochzutreiben.

»Also wirklich, Lottchen, ich bitte dich«, sagte Weynand, um sie zu ärgern. Carlotta Picardo, Sängerin an der Münchner Hofoper, hasste es, daran erinnert zu werden, dass ihr wirklicher Name Charlotte Bicker lautete und sie, statt in der Nähe der berühmten Mailänder Scala, in Düsseldorf als uneheliche Tochter einer Haushälterin zur Welt gekommen war. Ein bisschen war Weynand sogar stolz darauf, das herausgefunden zu haben. Womöglich wäre er, unter anderen Umständen, tatsächlich ein guter Journalist geworden? Ein Faible für interessante Geschichten hatte er schon immer gehabt.

»Mein Gehalt ist nicht so üppig, dass ich auf einen spendierfreudigen Liebhaber so einfach verzichten könnte«, sagte Carlotta.

Er lachte leise. »Du bist vielleicht nur die zweite Besetzung an der Oper, Carlotta, aber du nagst nicht am Hungertuch. Und erzähl mir nicht, ich sei dein einziger Verehrer. Ich bin nicht von gestern.«

»Und wenn schon.« Sie drehte sich zu ihm um und musterte ihn wie einen zu tranchierenden Braten. »Man hat Ausgaben. Man hat Gewohnheiten. Von den emotionalen Beschwerden, die eine Trennung mit sich bringt, gar nicht zu reden.«

»Emotionale Beschwerden?« Er legte die Hand aufs Herz und tat gerührt. »Du wirst mich also vermissen?«

»Vielleicht ein wenig«, lächelte sie. »In erster Linie werde ich die großzügigen Diners im Separee, den Kaviar und den Champagner vermissen. In welcher Form gedenkst du mich dafür zu entschädigen?«

»Wollen wir uns jetzt zum Schluss noch über Geld streiten?«

»Wollen wir lieber darüber streiten, was passiert, wenn ich mich deiner erlauchten Familie als deine Geliebte präsentiere?«

Unwillkürlich ließ Friedrich kurz den Kopf hängen. Auch diese Drohung gehörte wohl zum Spiel. Selbst wenn Carlotta anzumerken war, wie ungern sie sie machte. Sie wusste oder ahnte zu gut, wie schwer es Weynand fiel, über seine familiären Verhältnisse zu sprechen.

»Was denkst du denn, das passieren würde?«

Sie zuckte ein wenig hilflos die Achseln. »Ich weigere mich zu glauben, dass es tatsächlich so unmöglich sein soll, dich zu erpressen, wie du behauptest. Es wäre entschieden nicht fair mir gegenüber. Eine Frau muss schließlich sehen, wo sie bleibt.«

Das brachte ihn zumindest zum Lachen, auch wenn es ein bitteres Lachen war. »Ich fürchte, ich muss dich enttäuschen, Lotte. Du kannst gern versuchen, ob du im Hause Senftl-von Weynand jemanden findest, der an deinen Erpressungsversuchen Interesse hat. Mein Schwiegervater sicher nicht; der wäre allenfalls enttäuscht zu hören, dass ich mich mit nur einer einzigen Geliebten zufriedengebe. Meine Schwiegermutter muss da mit ganz anderen Dimensionen leben. Und meine Gemahlin wird dir zwar ausgesprochen dankbar sein, weil du ihr die unangenehmen körperlichen Pflichten des Ehelebens so liebenswürdig abgenommen hast. Aber bezahlen wird sie dich trotzdem nicht dafür.«

Carlotta schüttelte missbilligend den Kopf. »Du bist ein Zyniker, Fritz.«

»Ein Realist.«

»Und wenn ich ihr noch mehr erzähle?«, fragte sie, halb spöttisch, halb im Ernst. Sie deutete mit der Hand auf die Wände. »Von dieser Wohnung? Von dem Arrangement, das du mit deinem Freund Arnsberg deswegen hast? Von deiner kleinen … Nebentätigkeit?«

Diesmal war sein Lachen breiter, und er brauchte die Heiterkeit nicht zu spielen. »Denkst du wirklich, meine Familie wüsste nichts von der Wohnung? Oder von der Zeitung? Es ist immerhin Senftl-Geld, mit dem ich diese Wohnung gemietet habe und die Druckerei für den Münchner Generalanzeiger bezahle.«

»Du willst doch nicht sagen, dein Schwiegervater ist an deiner Zeitung beteiligt?« Carlotta stand der Mund offen.

»Um Himmels willen! Mein erzkonservativer Chef und Familienvorstand würde sich doch nie in solche Niederungen begeben. Aber zum Dank dafür, dass ich seiner Tochter und seiner Firma meinen Namen samt adligem ›von‹, verliehen und Ersterer zwei Kinder geschenkt habe, hat er mir einen hübschen Titel, ein hübsches Büro und ein ganz besonders hübsches Gehalt zugeteilt.« Er zuckte die Achseln. »Wofür ich dieses Gehalt ausgebe, will er nicht wissen. Nicht einmal, wenn man es ihm unter die Nase reibt.«

Carlotta musterte ihn zweifelnd, und er schüttelte den Kopf. »Wenn du mir nicht glaubst, versuch’s. Ich werde keinen Finger rühren und dir keinen Pfennig bezahlen, um zu verhindern, dass du meine Familie aufsuchst.«

»Mit dir hat man es wirklich nicht leicht, Friedrich von Weynand.« Sie seufzte. »Schön, schön. Ich habe verstanden. Dich zieht es zu neuen Ufern. Kenne ich sie?«

»Möglicherweise. Leider kenne ich sie noch nicht.«

»Was? Du hast noch keinen Ersatz für mich?«

»Niemand weit und breit«, sagte er aufrichtig. »Du hast also keinen Grund, einem armen Chormädchen die Augen auszukratzen. Ich werde erst einmal vollkommen zölibatär leben wie ein mittelalterlicher Klausner.«

»Ich glaub’s dir aufs Wort. Als ob du fähig wärst, länger als …«

Sie brach ab. Es läutete an der Tür. Hastig zog Weynand sich den Rock über, während Carlotta, die offiziell hier wohnte, die Tür öffnete. Sie kam mit einem Umschlag zurück, an dem sie spöttisch schnupperte.

»Für dich. Mmh. Lavendel. Wie war das noch einmal mit deiner zölibatären Lebensweise, Fritz?« Sie hielt ihm den Brief hin. Er war adressiert an die Redaktion des Münchner Generalanzeigers.

Die Handschrift, eindeutig weiblich, kam ihm vage bekannt vor, aber er erinnerte sich erst, als er das kurze Schreiben entfaltet und überflogen hatte.

Mein lieber Herr Nachtwey,

wie geht es Ihnen? Sie haben sich lange Zeit nicht mehr bei uns blicken lassen. Ich muss gestehen, ich bin in Sorge um Sie. Falls Sie ungern ins Präsidium kommen oder falls man Ihnen Schwierigkeiten macht, hineinzugelangen, könnten wir uns gern einmal privat treffen, um zu plaudern.

Ich hätte da eine Neuigkeit...

Erscheint lt. Verlag 19.12.2022
Reihe/Serie Die Gerichtsärztin
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte altes leid • Anna Zech • Arzt • Ärztin • Bayern • Ermittler • Ermittlerduo • Ermittlerkrimi • Frau • Frau in Gefahr • Fritz von Weynand • Gefahr • Gerichtsmedizin • Geschenk • Geschenk für Frauen • Geschichte Bayern • Historischer • historischer Krimi • Historischer Roman • Im Namen der Toten • Isar • Jahrhundertwende • Junge • Junge Ärztin • Junge Frau • königlich bayrisch • Krimi • Krimi Neuerscheinung • Liebe • Löwengrube • Mord • München • München-Saga • München um 1912 • Neuerscheinung 2023 • Prinzregent • Regionalkrimi • Roman • spannende Bücher • stark • Starke Frauen • Trennung • Wasserleiche
ISBN-10 3-8437-2811-9 / 3843728119
ISBN-13 978-3-8437-2811-9 / 9783843728119
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