Alle Jahre NIE wieder (eBook)

Alles, was an Weihnachten tierisch nervt
eBook Download: EPUB
2022
192 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-29661-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Alle Jahre NIE wieder - Michael Buchinger
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Michi Buchinger ist kein Weihnachts-Enthusiast, aber dennoch Glühweinopfer, Duftkerzenempfänger und Marathonweihnachtsesser und er ist hier um uns zu sagen: »Ich bin nicht der Grinch, nur weil ich nicht in einem aus Lametta gefertigten Glitzeroutfit durch die Wohnung steppe und ?Jingle Bell Rock? singe, während ich kokett eine Zuckerstange schwinge. Ich will nicht von Office-Party zu Office-Party ziehen. Ich will einfach nur wie ein angeschwemmter Wal auf meinem Sofa liegen und die Sissi-Filme schauen!« Im besten Sinne des Weihnachtsgedankens teilt Michi Buchinger die ihm verhasstesten Rituale und deren Nebenwirkungen mit uns. Ein Buch, das auch dem entschiedensten Weihnachtsgrantler zum anstrengendsten aller Feste ein finsteres Lächeln ins Gesicht zaubert - denn er ist nicht allein!

Michael Buchinger, Jahrgang 1992, zählt trotz seines jungen Alters zum Urgestein der österreichischen Influencer-Szene. Der studierte Anglist ist bekannt für seine berauschenden Vergleiche, skurrilen Analysen und intelligenten Boshaftigkeiten. Er ist Preisträger des Madonna Blogger Awards (2018) und wurde 2020 in die 'Forbes 30 under 30'-Liste aufgenommen.

1. Traditionen & Bräuche

Als ich noch ein Kind war, hatte ich doch tatsächlich einmal die Chuzpe, die Weihnachtstraditionen meiner Familie zu hinterfragen. »Mama, warum fahren wir zu Weihnachten eigentlich jedes Jahr zu Oma, wo es immer den gleichen Schinken, dieselben Gäste und dasselbe Geschenkpapier wie im Vorjahr gibt?«, wollte ich wissen – nicht zuletzt, da meine Oma tatsächlich dafür bekannt war, Geschenkpapier zu glätten und es, weil es definitiv noch gut war, für das Folgejahr aufzuheben. Meine Mutter musste nicht lange überlegen: »Weil wir das schon immer so machen – es ist eine Tradition!«

Ach ja, was wäre Weihnachten bloß ohne Traditionen, diese steinalten, festgefahrenen Regeln, von denen man keineswegs abweichen darf? Klar: Je älter ich werde, desto mehr weiß ich manche Traditionen zu schätzen, aber nicht – wie man vermuten möchte – aus nostalgischen Gründen. Wir alle haben viel zu tun, besonders in der Weihnachtszeit, und da finde ich es wahnsinnig entspannend, mein Gehirn einfach auf Autopilot stellen zu können, indem ich zum dreihundertsten Mal »Michis traditionelle Schokobrownies« backe und mir dabei »Michis traditionellen Weihnachts-Martini« gönne, bevor ich am Sofa einschlafe und es ganz traditionell ansabbere. Manche Dinge ändern sich einfach nie, und welche Traditionen und Bräuche ich ganz besonders hasse, verrate ich euch in diesem Kapitel.

Ich hasse Weihnachtsmärkte und halte sie für ein kleines Sneak Preview auf die Hölle. Ich verstehe es einfach nicht! Noch nie in meinem ganzen Leben habe ich mir während der ohnehin schon stressigsten Zeit des Jahres gedacht »Hey, lasst uns unterdurchschnittlich gut essen und trinken, aber nicht in einem beheizten Lokal wie normale Menschen, sondern bei minus zwei Grad im Freien, inmitten von Hunderten Fremden!«

Besonders bei Freunden, die am Land leben und aus mir unerfindlichen Gründen großen Spaß daran haben, in der Vorweihnachtszeit in die Stadt zu fahren, um dort ihre latente Alkoholsucht zu befriedigen und danach im Suff überteuerten, »handgemachten« Ramsch zu kaufen, erfreuen sie sich großer Beliebtheit.

»Lass uns Punschen gehen!« schreiben sie mir dann, und allein beim Lesen dieser fürchterlichen Wortneuschöpfung stellen sich mir schon alle Haare auf. Da ich hie und da doch darum bemüht bin, zumindest wie ein guter Mensch zu wirken, begleite ich meine Freunde trotz meines Unverständnisses oft auf Weihnachtsmärkte – dann jedoch stets mit der leisen Hoffnung, dass sie es ebenfalls fürchterlich finden und ich im richtigen Moment ein böses »Ich hab’s ja gleich gesagt!« einstreuen kann, um ihnen ein für alle Mal zu veranschaulichen, dass ich meistens Recht habe.

Bibbernd stehe ich dann auf einem vollen Weihnachtsmarkt und nippe an einem viel zu süßen Heißgetränk, für das ich 10 Euro bezahlt habe (»Mit Pfand!«, sagte mir die Verkäuferin zweifelsohne angesichts meiner schockierten Miene, aber warum sie denkt, dass die hässliche Weihnachtstasse, die sie mir in die Hand gedrückt hat, 4 Euro wert sei, ist mir schleierhaft), und warte darauf, dass meinen Mitmenschen wie Schuppen von den Augen fällt, dass Weihnachtsmärkte fürchterlich sind.

Leider muss ich euch berichten, dass es mir noch nie gelungen ist, auch nur eine Person aus meinem Umfeld von ihrer Weihnachtsmarkt-Liebe abzubringen. Ganz im Gegenteil: Die meisten meiner Freundinnen haben dort den Spaß ihres Lebens und betonen nach zwei Stunden (während denen sich langsam aber sicher so lange Eiszapfen an meinem Schnurrbart bilden, dass es mich nicht wundern würde, wenn mich die betrunkenen, mich ständig anrempelnden Touristen für ein Robben-Maskottchen hielten und Fotos mit mir machen wollten), dass wir das bald wieder machen müssen. Wirklich, Bianca? Müssen wir? Nach zwei Tassen Punsch bin ich nicht nur bereit, nach Hause zu gehen, sondern auch, mich auf dem Weg dahin in eine Mülltonne zu übergeben. Ich überlege, ein Lebkuchenherz zu kaufen, auf dem riesengroß »NEIN!« steht, und meinen Freunden entgegenzuwerfen. Stattdessen fasse ich den verfrühten Neujahrsvorsatz, mir vielleicht ein paar neue Freunde zu suchen. Das Pfand für meine hässliche, völlig verklebte Tasse hole ich mir übrigens nie zurück. Ich gebe sie lieber einem Bettler, um mich zumindest für zwei Sekunden so zu fühlen, als hätte ich meine Zeit hier ansatzweise sinnvoll genutzt.

Warum müssen Weihnachtsmärkte immer pünktlich an Weihnachten aufhören, wo wir sie doch gerade danach bitterlich benötigen würden? Hallo? Was habt ihr denn für einen fürchterlichen Geschäftssinn? Für dieses Paradies an Alkohol und fettigem Essen sind wir im Dezember natürlich alle zu beschäftigt, aber im tristen Januar, in dem es gefühlt nichts zu tun gibt, als sich mit sich selbst zu beschäftigen, würde ich dieses Las Vegas des kleinen Mannes sehr begrüßen und mich nur allzu gerne mit Alkohol volllaufen lassen, ehe ich betrunken Karussell fahre.

Ich hasse Leute, die sagen: »Da gibt’s den besten Glühwein«. Wie oft bin ich schon auf ihre Masche reingefallen? Mit diesen Worten schleppen mich Freunde an einen total abseits gelegenen Weihnachtsmarkt, für den ich erst mit der ekelhaftesten U-Bahn bis an die Endstation fahren und dann auch noch einen Bus in einen Vorort Wiens nehmen muss, nur um festzustellen, dass der Glühwein auf diesem »Weihnachtsmarkt für absolute Insider« genauso scheiße schmeckt wie überall anders auch.

Mich nervt, dass an Weihnachten gesungen wird. Keines meiner Familienmitglieder kann singen und daher tun sie es an 364 Tagen im Jahr auch einfach nicht. Ich bin die einzige Ausnahme: Nein, ich kann auch nicht singen und treffe keinen einzigen Ton, aber das hat mich noch nie daran gehindert, es trotzdem zu tun, wie euch vor allem meine unschuldigen Beifahrer berichten können. Sie hören »Mitfahrgelegenheit nach Wien«, aber ich höre »zweistündiges Live-Konzert von Michi Buchinger – die Hits von Adele neu interpretiert und so richtig malträtiert!«. Obwohl meine gesamte Familie wirklich nicht mit Gesangstalent gesegnet wurde, singen wir uns an Weihnachten das Herz aus der Seele, als wären wir die Von-Trapp-Familie. Warum? Können wir nicht – wie alle untalentierten Popstars – einfach eine Platte auflegen und dazu Playback singen?

Ich hasse Kinderchöre. Dass es an Weihnachten völlig normal ist, Chöre mit hellen Kinderstimmen andächtige Songs singen zu hören, dient mir nur als weiteres Indiz dafür, dass viele Traditionen eigentlich der irren Fantasie eines grausamen Serienmörders entsprungen sind. Es tut mir leid, aber Kinderchöre könnten nur noch gruseliger sein, wenn die Kinder in Clowns-Make-up auftreten und in einer Hand ein frisch geschliffenes Messer halten würden.

Ich hasse die Heiligen Drei Könige. Abgesehen von dem offensichtlich sehr problematischen Blackfacing, finde ich es auch etwas bedenklich, dass diese Rasselbande an Kindern immer in den unpassendsten Momenten aufkreuzt –

wie eine neugierige Nachbarin in einer Sitcom –, dann in schiefen Tönen etwas singen, die Eingangstür ankritzeln und zu allem Überfluss auch noch Geld für diesen Hausfriedensbruch wollen. Geht’s noch? Nicht selten verbringe ich die erste Woche eines neuen Jahres in einem Ferienhaus im Wald, abseits der Zivilisation, und bekomme jedes Mal den Schreck meines Lebens, wenn plötzlich die Heiligen Drei Könige im Garten stehen und stürmisch gegen das Fenster klopfen. Entschuldigung, könnt ihr vielleicht bei der Eingangstür anklopfen, wie jeder normale Mensch, anstatt direkt ins Fenster zu spannen, wie ein Lustmolch in einem Playboy-Cartoon aus den Siebzigern? Manche von uns haben ein aktives Sexleben und wenn ihr 15 Minuten früher gekommen wärt, hättet ihr mich womöglich in einer Position vorgefunden, bei der euch bestimmt der Weihrauchkessel aus der Hand gefallen wäre.

Noch mehr gehen mir jedoch die Spendensammler der Feuerwehr auf die Nerven, die nicht nur Geld wollen, sondern (zumindest in ländlichen Regionen) auch darauf bestehen, ins Haus gebeten zu werden und einen Schnaps angeboten zu bekommen, woraufhin man sich gezwungen sieht, während des Trinkens ganz unangenehmen Smalltalk mit ihnen zu machen, was leider gar nicht zu meinen Stärken zählt. Ohne Zweifel stelle ich dann nur dumme Fragen wie »Und … ein paar gute Feuer gelöscht in letzter Zeit?«, ehe sie wieder gehen und ich jetzt schon den Tag im nächsten Jahr fürchte, an dem sie wiederkommen.

Ich hasse Weihnachts- und Neujahrs- SMS , ganz besonders, wenn sie nichts Persönliches enthalten, sondern nur aus den Worten »Frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr!« bestehen, was darauf hindeutet, dass ich einer von 117 Empfängern bin. Können wir uns einfach still einig sein, dass wir alle einander frohe Weihnachten und ein glückliches neues Jahr wünschen, ohne die Inbox des anderen zu überfluten? Ich würde einfach den Spieß umdrehen und es alle Leute, denen ich nicht alles Gute wünsche, in einer SMS wissen lassen. »Laura — ich wünsche dir miserable Weihnachten und nur das Schlechteste für das kommende Jahr!«

Weihnachtskarten sind nicht besser. Eines Jahres dachte ich mir, es...

Erscheint lt. Verlag 14.9.2022
Zusatzinfo m. Illus.
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Kunst / Musik / Theater
Schlagworte 2022 • Black Friday • eBooks • Familienfest • Geschenk • Geschenkbuch • Geschenkidee • Grinch • Gute Vorsätze • Hasst du noch alle • influencer • Last Christmas • LGBT • lgbtqia+ • Neuerscheinung • Neujahr • Österreich Influencer • Satire • Stressabbau • Weihnachten • Weihnachten bei den Hoppenstedts • Weihnachtsbuch • Weihnachtsdepression • Weihnachtshass • Wichtelgeschenk • Wichteln • Wunschzettel • youtube
ISBN-10 3-641-29661-7 / 3641296617
ISBN-13 978-3-641-29661-2 / 9783641296612
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