Das Klippenhaus (eBook)

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2022 | 1. Auflage
365 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-2976-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Klippenhaus - Kerry Barrett
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Ein Haus auf den Klippen. Das Schicksal zweier Frauen. Jahrhunderte voller Geheimnisse.

Die Küste von East Sussex, 1855.

Violet Hargreaves ist die einzige Tochter eines verwitweten Industriellen und leidenschaftliche Malerin. Ihr Vater jedoch unterstützt diese Begabung nicht und verbietet ihr das Malen. Dann trifft Violet am Strand den geheimnisvollen und gutaussehenden Edwin. Der junge Mann bestärkt sie in ihrer Begabung und Violet erliegt seinem Charme. Doch dann nehmen schreckliche Ereignisse ihren Lauf.

Die Küste von East Sussex, 2016

Für die Thriller-Autorin Ella Daniels ist das Haus auf den Klippen, in das sie mit ihrer Familie gezogen ist, der perfekte Ort, um ihre Schreibblockade zu überwinden. Doch in dem Haus herrscht eine merkwürdige Atmosphäre. Als Ella dann das Porträt einer schönen jungen Frau namens Violet Hargreaves entdeckt, die einst spurlos verschwand, ist sie fest entschlossen herauszufinden, was passiert ist. Doch um Violets Schicksal aufzuklären, muss sich Ella ihrer eigenen Geschichte stellen ...

Ein ergreifendes Familiengeheimnis für Fans von Kate Riordan, Tracy Rees, Kate Morton und Lucinda Riley.

 



Kerry Barrett wurde in Edinburgh geboren, zog aber als Kind mit ihren Eltern nach London, wo sie auch heute noch mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen lebt.

Schon als Kind war sie ein großer Bücherfan und ihre Arbeit als Fernsehjournalistin hat den Wunsch noch verstärkt ihre eigenen Bücher zu schreiben. Dabei liebt sie vor allem Geschichten, in denen es ein Geheimnis in vergangenen Zeiten zu entschlüsseln gibt.

Kapitel 1


Heute

Ella

»Es ist perfekt«, sagte Ben. »Das perfekte Haus für uns.«

Als ich die Begeisterung in seiner Stimme hörte, musste ich unwillkürlich lächeln.

»Wie sieht es denn aus?«, wollte ich wissen. Ich lag im Bett, weil ich mir irgendeinen Magen-Darm-Virus eingefangen hatte, doch auf einmal fühlte ich mich wesentlich besser. Gespannt setzte ich mich auf, lehnte mich gegen das Kopfteil des Bettes und blickte aus dem Fenster auf die graue Londoner Straße hinab. Es sah nach Regen aus, und der Himmel hatte sich ziemlich verdunkelt, obwohl es noch früher Nachmittag war.

»Ich schicke dir Fotos«, entgegnete Ben. »Du wirst es lieben. Meerblick natürlich, ruhig, aber nicht zu abgeschieden …« Einen Moment lang hielt er inne. »Und …« Er gab eine seltsame Tonfolge von sich, die vermutlich eine Fanfarenmelodie darstellen sollte.

»Und was?«, hakte ich kichernd nach. »Was noch?«

Der Triumph war Ben deutlich anzuhören. »Ach, nur einen ausgebauten Dachboden.«

»Nein«, rief ich entzückt. »Das gibt’s ja nicht. Dann könnte man dort tatsächlich ein Arbeitszimmer einrichten?«

»Das gibt’s sehr wohl«, erwiderte Ben. »Und siehst du? Das Haus ist wie für uns geschaffen.«

Nachdenklich blickte ich zu meinem Laptop hinüber, der gefährlich weit über die Kante meiner als Schreibtisch umfunktionierten Frisierkommode ragte, die wir wiederum in eine Ecke unseres Schlafzimmers gequetscht hatten. Bisher waren wir sehr glücklich hier in diesem engen Reihenhaus gewesen. Unsere Jungs waren hier aufgewachsen, und es war wie ein sicherer Hafen für uns. Mit dem neuen Haus würden wir uns in ein ungewohntes Abenteuer stürzen – ein Gedanke, der mir gerade ziemliche Angst einjagte. Doch die Vorstellung, endlich Platz zum Schreiben zu haben … Welch ein Luxus. Mein Blick fiel auf die Notizen für mein nächstes Buch, die überall auf dem Boden verteilt lagen, und erneut musste ich lächeln.

»Was sagen die Jungs?«, fragte ich.

»Die schlafen«, gab Ben zurück. »Es gießt in Strömen, deswegen sitzen wir noch alle im Auto. Ich hab den Makler angerufen, der ist auf dem Weg, also mache ich die Jungs gleich wach.«

»Ruf mich noch mal an, wenn er da ist«, bat ich. »Oder weißt du was – mach ein Videoanruf. Ich will mir das Haus mit euch zusammen anschauen.«

»Okay«, sagte Ben. »Das dürfte nicht mehr lange dauern.«

Damit beendete ich den Anruf und lehnte mich wieder in die Kissen zurück. Mir ging es definitiv besser, und seit einigen Stunden hatte ich mich nicht mal mehr übergeben müssen. Trotzdem war ich froh, dass ich nicht mit Ben und den Kindern nach Sussex gefahren war – mir war immer noch ein bisschen schlecht.

Ich nahm das Glas Wasser, das auf meinem Nachttisch stand, und drückte es gegen meine heiße Stirn, während ich an das Haus dachte. Wir hatten es im Frühling während eines spontanen Wochenendtrips entdeckt. Ben hatte ein Vorstellungsgespräch bei einem Fußballverein in Brighton gehabt. Kein gewöhnliches Vorstellungsgespräch, sondern das Vorstellungsgespräch überhaupt: für seinen Traumjob als leitender Physiotherapeut in einem Profiverein – den Job, auf den er seit seiner Ausbildung hingearbeitet hatte. Mit einem großzügigen Gehalt und fantastischen Möglichkeiten.

Erst auf den letzten Drücker hatten die Jungs und ich uns entschieden mitzukommen, und während Ben sein Gespräch gehabt hatte, war ich durch die schmalen Straßen von Brighton geschlendert – mit Stanley im Buggy und dem energiegeladenen Oscar an meiner Seite. Ich weiß noch, wie sehr ich mich über die vielen glücklich wirkenden Familien um mich herum gewundert hatte, und jedes Mal, wenn ich am Ende einer Straße das Meer im Sonnenlicht hatte glitzern sehen, war meine Laune merklich gestiegen. An diesem Tag hatte ich das Gefühl gehabt, alles wäre möglich; als sollte ich jede Chance auf Glück, die sich mir bot, sofort ergreifen, weil ich nur allzu gut wusste, wie schnell es sich verflüchtigen konnte.

Am nächsten Tag – nachdem Ben die Zusage bekommen hatte – waren wir ein Stück die Küste hinunter zu einem abgelegenen Strand gefahren, hatten uns auf den Kies gesetzt und den Jungs dabei zugesehen, wie sie mit der Brandung Fangen spielten.

»Ich finde es so schön hier«, sagte ich und verlagerte meine Position so, dass ich den Kopf auf Bens Oberschenkel legen und die niedrigen Klippen über uns betrachten konnte, die den Strand umschlossen. Ich konnte die Dächer des nächsten Dorfs sehen, dessen Häuser aufs Meer hinausblickten, und auf der Spitze der Klippe entdeckte ich ein leicht windschiefes Zu vermieten-Schild.

»Ich wünschte, wir könnten hier leben«, sagte ich und deutete auf das Schild. »Da oben. Lass uns dieses Haus da mieten.«

Blinzelnd, um seine Augen vor der Frühlingssonne zu schützen, sah Ben mich an. »Ja, klar«, entgegnete er. »Ist das nicht ein bisschen zu spontan für dich?«

Ich musste schmunzeln. Da hatte er recht. Risiken einzugehen war noch nie so mein Ding gewesen. Ich war eine Planerin. Eine, die sich absicherte, die alles gründlich recherchierte. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie irgendwas aus einem Impuls heraus getan. Doch plötzlich wurde mir bewusst, dass ich es tatsächlich ernst meinte.

»Bei Stanleys Geburt wäre ich fast gestorben«, sagte ich, setzte mich auf und blickte Ben an. »Und Stanley auch.«

Ben sah aus, als müsste er sich gleich übergeben. »Ich weiß, Ella«, antwortete er sanft. »Das weiß ich nur zu gut. Aber du bist nicht gestorben – und Stan ist zum Glück auch hier bei uns und strotzt nur so vor Gesundheit.«

Versonnen schauten wir beide zum Wasser hinüber, wo der fast dreijährige Stanley – mittlerweile ein robuster kleiner Kerl – eine Kuhle in den Sand grub und zusah, wie sie sich mit Wasser füllte.

»Er ist gesund«, wiederholte Ben.

Entschlossen nahm ich seine Hand, wollte unbedingt, dass er verstand, was ich ihm gerade zu sagen versuchte. »Mir ist schon klar, dass du das weißt«, entgegnete ich. »Aber nach dem, was mit meiner Mum passiert ist, hatte ich Angst, irgendwas Riskantes zu machen – deshalb habe ich mich immer für die sichere Option entschieden.«

Auf Bens Gesicht machte sich langsam Sorge breit. »Ella«, begann er, »was willst du mir eigentlich sagen? Und wo kommt das jetzt auf einmal her?«

»Hör mir zu«, bat ich. »Hör mir einfach zu: Wir leben jetzt seit zehn Jahren im selben Haus. Ich würde mich nie zur Rush Hour in die U-Bahn setzen. In unseren Flitterwochen wollte ich nicht mal Jetski mieten. Ich bin Steuerberaterin, verdammt, ich gehe kein Risiko ein. Niemals. Aber auf einmal ist mir klar geworden, dass es doch verrückt ist, sein Leben auf diese Art zu leben. Denn wenn ich eins gelernt habe, dann, dass du noch so sehr versuchen kannst, immer den sicheren Weg zu gehen – die schlimmen Dinge passieren trotzdem. Als ich schwanger war, hab ich versucht, alles richtig zu machen: kein Alkohol, kein Weichkäse – ich hab sogar aufgehört, mir Strähnchen machen zu lassen, obwohl das totaler Quatsch ist. Und trotz dieser ganzen Maßnahmen wäre ich fast gestorben, und Oscar hätte fast seine Mum verloren, so wie ich meine. Und du hättest fast deine Frau verloren. Und unseren kleinen Stanley.«

»Und jetzt? Jetzt wirst du plötzlich drei Jahre später zur Draufgängerin?«, fragte Ben.

Ich verzog das Gesicht. »Nein«, erwiderte ich. »Jetski will ich immer noch nicht fahren. Aber ich erkenne zumindest, dass manche Dinge es wert sind, ein Risiko einzugehen.« Vielsagend deutete ich auf das Haus oben auf der Klippe. »Das da zum Beispiel.«

»Ernsthaft?« Ich konnte deutlich erkennen, dass Ben begeistert war, aber sich bemühte, es mir nicht zu zeigen, für den Fall, dass ich meine Meinung wieder ändern sollte. »Würde dir das Leben in London nicht fehlen?«

Einen kurzen Moment dachte ich darüber nach. »Nein«, antwortete ich dann langsam. »Das glaube ich nicht. Wenn wir das Stadtleben vermissen, können wir immer noch nach Brighton fahren, da ist genug los. Und den Rest der Zeit wäre ich vollauf damit zufrieden, irgendwo zu leben, wo es etwas entspannter zugeht.« Ich hielt inne. »Könnten wir es uns leisten, dass ich meinen Job aufgebe?«

»Ich schätze, schon«, sagte Ben. »Ich meine, in meinem neuen Job werde ich ganz gut verdienen und …«

»Ich hab immer noch meine Bücher«, beendete ich den Satz für ihn. Neben meiner sterbenslangweiligen Arbeit als Steuerberaterin schrieb ich Romane – über eine Privatdetektivin namens Tessa Gilroy, die all die aufregenden, gefährlichen Dinge tat, vor denen ich im wahren Leben viel zu viel Angst hatte. Mein erstes Buch war sogar recht erfolgreich gewesen, zumindest hatte es einige Aufmerksamkeit erregt. Auch mein zweiter Roman hatte sich gut verkauft. Und damit hörte es auch schon wieder auf: Seit Stans Geburt hatte ich so gut wie gar nichts mehr zu Papier gebracht. Meine Abgabetermine waren mittlerweile alle verstrichen, und meine Lektorin wurde langsam etwas gereizt.

»Vielleicht würde mir ein Tapetenwechsel ja sogar helfen«, sagte ich und war auf einmal nicht mehr ganz so verzweifelt, was meine schriftstellerische Karriere betraf. »Vielleicht ist das ja genau das, was ich brauche – meinen Job aufzugeben und aus London wegzuziehen –, um meine Schreibblockade zu überwinden.«

Und so hatte alles angefangen …

Ben hatte seine Stelle beim Fußballverein angetreten und pendelte...

Erscheint lt. Verlag 1.6.2022
Übersetzer Sonja Fehling
Sprache deutsch
Original-Titel The Girl in the Picture
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte abgewiesene Liebe • England • Familiengeheimnis • Familienroman • Familiensaga • Familienschicksal • Flucht • Frauenschicksal • Geheimnis • Historischer Liebesroman • Historischer Roman • Kate Morton • Liebe • Liebesroman • Lucinda Riley • Malerei • Roman • Saga • Südengland • Sussex • Zeitebene
ISBN-10 3-8412-2976-X / 384122976X
ISBN-13 978-3-8412-2976-2 / 9783841229762
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