Die Hausboot-Detektei - Tödlicher Genuss (eBook)
352 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491479-4 (ISBN)
Amy Achterop alias Heidi van Elderen wollte eigentlich selbst auf ein Hausboot in Amsterdam ziehen. Dann wurde ihr klar, dass man dort zwar Hunde, aber keine Esel und Schafe halten kann. Deshalb genießt die am Niederrhein aufgewachsene Autorin heute nur echte und fiktionale Ausflüge in die Grachtenstadt. Die übrige Zeit lebt sie zusammen mit ihrem niederländischen Ehemann, ihren Kindern und vielen Tieren auf einem kleinen Bauernhof in Schweden.
Amy Achterop alias Heidi van Elderen wollte eigentlich selbst auf ein Hausboot in Amsterdam ziehen. Dann wurde ihr klar, dass man dort zwar Hunde, aber keine Esel und Schafe halten kann. Deshalb genießt die am Niederrhein aufgewachsene Autorin heute nur echte und fiktionale Ausflüge in die Grachtenstadt. Die übrige Zeit lebt sie zusammen mit ihrem niederländischen Ehemann, ihren Kindern und vielen Tieren auf einem kleinen Bauernhof in Schweden.
Eine leichte, humorvolle Lektüre [...].
Krimi[...] zum Schmunzeln
Eine amüsante Story mit viel Lokalkolorit, überraschenden Begegnungen und ebensolchen Wendungen, skurrilen Menschen und absurden Situationen, die Lust macht auf den zweiten Fall der Hausboot-Detektei.
Ein schönes Wohlfühlbuch [...].
[...] ein leichter, netter Sommerkrimi, der am Strand für Unterhaltung sorgt.
Amy Achterop erschafft in ihrem Roman eigenwillige und liebenswürdige Figuren [...].
3
Isa sitzt vor einem Brettchen mit unregelmäßig gewürfelten Möhren und weint, als Maddie endlich das Café Anders betritt. »Du bist zu spät«, sagt Falih. Er steht hinter der Bar und poliert gerade Gläser. Das Café Anders liegt in einer kleinen Seitenstraße im Jordaan, seit einigen Jahren eines der angesagtesten Viertel der Stadt. Hier arbeiten Menschen, die sonst niemand haben will. Menschen, die ein bisschen langsamer denken oder so schnell, dass sie selbst nicht mehr folgen können. Die versuchen, von Drogen oder von der Straße wegzukommen. Oder solche, bei denen der Körper nicht kooperiert, oder die seit Jahren keinen Job mehr hatten.
Es gibt alkoholfreie Getränke und kleine Gerichte, belegte Brote und Salate, so was. Die Gäste zahlen, was sie wollen. Das ist oft weniger, als sie in den hippen Cafés in der Nachbarschaft ausgeben müssten. Aber es kommt genug zusammen, um Isa und den anderen ein monatliches Taschengeld auszahlen zu können. Nur Falih bekommt ein richtiges Gehalt, ohne ihn würde der Laden aber auch nicht laufen. »Unser Normalo«, nennen die anderen ihn.
»Ach weiß ich gar nicht«, sagt Falih dann. Er ist ein ziemlich guter Typ, findet Maddie. Auch wenn er jetzt so streng guckt.
»Tut mir leid«, sagt Maddie und nimmt Isa in den Arm.
»Ich dachte schon, du musst ins Gefängnis«, schnieft Isa. Viele Tränen und ein bisschen Rotz tropfen auf Maddies Jacke.
»Nix Gefängnis. Ich habe vielleicht einen neuen Job.« Maddie packt Isas Rucksack, Isa nimmt ihren Hasen auf den Arm. Sie winken Falih zu, Maddie ruft: »Danke und bis Montag.« Erst als sie draußen stehen, hält Isa kurz mit dem Schluchzen inne und fragt: »Neuer Job?«
Maddie beugt sich vor und flüstert ihr ins Ohr: »Als Detektivin.«
Isa wischt sich die Tränen weg und strahlt. Sie kann das wie das Amsterdamer Wetter: von Regen auf Sonne in zwei Sekunden, zack. »Detektivin«, ruft sie.
»Psst«, macht Maddie. »Soll noch keiner wissen.«
Isa nickt eifrig und schnallt Janneke auf dem kleinen Fahrradsitz vorne am Lenker an. Maddie holt den Fahrradhelm aus Isas Rucksack und setzt ihn ihrer Schwester auf den Kopf. Isa zupft sich ein paar karamellfarbene Haarsträhnen aus dem Gesicht, setzt sich auf den Gepäckträger, schlingt die Arme um Maddie und ruft »Hüha!«
Maddie wiehert und fährt los, Isa lacht.
Einige Straßenkreuzungen später piekst sie ihr in die Rippen. »Janneke friert!«
Maddie kneift die Augen zusammen und radelt schneller. Sie will wirklich nach Hause. Etwas Warmes essen, obwohl sie nicht weiß, ob sie außer Lakritz und Mayonnaise noch etwas im Haus haben. Heiß duschen, Isa ins Bett bringen, irgendeinen albernen Film anschauen und ganz lange schlafen.
»Sie erkältet sich«, jammert Isa in diesem weinerlichen Ton, der ganz schnell ins Heulen umschlagen kann.
Stoffhasen können sich nicht erkälten, denkt Maddie und weiß sofort, dass sie diesen Satz nicht aussprechen kann, ohne gemein zu klingen. Sie seufzt, hält an und wartet fünf Minuten, bis Isa aus ihrem Rucksack den kleinen roten Wollpullover gekramt, Janneke abgeschnallt, angezogen und wieder angeschnallt hat.
Seit knapp einem Jahr wohnen Maddie und Isa im alten Stadtzentrum. Maddie kann es immer noch nicht fassen, dass sie die Wohnung bekommen haben, noch dazu zu einem halbwegs bezahlbaren Preis. Fünfunddreißig Quadratmeter unterm Dach, mit Blick auf die Gracht. Sie steigen ab, Isa hält die Tür auf, und Maddie schiebt das Rad in den Hausflur. Von außen sieht das zwei Fenster breite braun-weiße Haus mit dem geschwungenen Giebel aus, als wäre es aus Pfefferkuchen. Drinnen müffelt es wie ein alter Spüllappen. Das kommt von den schimmeligen Ecken und manchmal auch aus der Wohnung vom alten Onno im zweiten Stock.
»Ich bin müde«, sagt Isa nach den ersten fünf Treppenstufen und bleibt stehen. »Ich auch«, sagt Maddie, legt Isa eine Hand auf den unteren Rücken und schiebt sie, bis sie vier Stockwerke höher vor ihrer Wohnungstür stehen.
Hier riecht es besser, viel besser.
Isa drückt Janneke an ihre Brust, hebt die Nase und schnüffelt. Dann lächelt sie, und ihr rundes Gesicht wird noch ein bisschen runder. »Juanita!«
Juanita ist die Nachbarin aus der dritten Etage und Maddies beste Freundin. Tagsüber studiert sie Architektur, abends und nachts verhaut sie Männer, die ihr dafür Geld geben. Jetzt wirbelt Juanita zu kubanischen Salsaklängen durch Maddies und Isas Wohnschlafküche, von der kleinen gelben Kochzeile zum Couchtisch aus alten Holzpaletten und zurück. Ihre schwarzen Locken hüpfen über der knittrigen Leinenlatzhose, und es sieht aus, als ob sie tanzt, obwohl sie gleichzeitig Teller, Platten und dampfende Schüsseln balanciert. Lachs mit Mangosalsa, Süßkartoffeln, Maniokbrot, gegrillte Kochbananen mit Currymarinade. »Die tollste Juanita der Welt«, ruft Isa und hilft ihr, alles auf den kleinen Tisch zu quetschen.
Maddies Augen werden feucht. So ist das mit der Liebe, manchmal bringt sie einen zum Heulen.
Juanita drückt ihr drei Küsse auf die Wangen, legt ihr einen Arm um die Schulter und dirigiert sie zum Sofa. »War es schlimm, Chica?«
»Ich muss zum Antiaggressionstraining.«
»Sie wird Detektivin. Maddie, die Meisterdetektivin. Aber es ist noch geheim«, ruft Isa und schmeißt erst ihre Jacke, dann die Socken und zum Schluss auch Jannekes Pulli in eine Zimmerecke. Juanita hat die Heizung aufgedreht. Karibische Temperaturen zum karibischen Essen.
Nun zieht sie ihre fein gezupften Augenbrauen hoch, ihre dunklen Augen werden groß wie Tischtennisbälle.
»Vielleicht«, sagt Maddie.
»Wo?«, fragt Juanita.
»Aries Hausboot. Keine Ahnung, der war früher mal Bulle und heute im Zuschauersaal.«
Juanita schiebt ihr kleines, rundes Kinn nach vorne und schaut schräg nach oben. Das macht sie oft, wenn sie nachdenkt – als würden die Antworten vom Himmel fallen. »Groß, kantig, Anfang fünfzig, sieht ein bisschen kaputt aus?«
»Passt.«
»Arie Poepjes«, sagt Juanita und lässt sich auf ein großes buntes Sitzkissen fallen. Sie lebt erst seit anderthalb Jahren in Amsterdam, kennt aber die halbe Stadt.
»Ein Kunde?«, fragt Maddie, während sie den Fisch auf den Teller verteilt. Sie hofft es nicht.
Juanita schüttelt den Kopf. »Arie ist schwer in Ordnung. Er hat schon ein paarmal Kolleginnen aus der Patsche geholt.«
»Dem Lover seiner Frau hat er eine Knarre an den Kopf gehalten.«
»Der Lover war Aries Freund«, sagt Juanita mit ihrer »Was will man machen«-Stimme.
Dann wechselt sie das Thema. »Ein neuer Job! Das musst du feiern!«
»Mach ich doch gerade«, sagt Maddie und spießt mit der Gabel ein Stück Süßkartoffel auf. »Mit einem Festessen.«
»Wann bist du das letzte Mal ausgegangen?«, fragt Juanita, obwohl sie die Antwort kennt, schließlich ist sie diejenige, die bei Isa bleibt, wenn Maddie abends weggeht. Das letzte Mal ist tatsächlich länger her, denkt Maddie, gut drei Monate. Sie hatte versucht, sich den Weihnachtsbesuch bei den Eltern schön zu trinken. »Mein Kopf tut immer noch weh«, sagt sie.
Isa baut auf einem Stück Maniokbrot einen Turm aus Kochbananen und hebt ihn mit beiden Händen hoch. Er schwankt, kurz bevor sie ihn in den Mund schieben kann, fällt er runter. Isa lacht und isst die Bananen vom Sofa. Maddie holt einen feuchten Waschlappen. Auf dem Weg zum Badezimmer schwingt sie probehalber ihre Hüften.
»Beim Bahnhof hat doch dieser neue Laden aufgemacht. Soll ziemlich gut zum Tanzen sein«, ruft ihr Juanita hinterher.
Kurz darauf wischt Maddie erst Isa die Hände, dann dem Kamel auf dem Sofa-Überwurf die Curry-Flecken ab. Sie hat schon Lust, mal wieder rauszukommen. Sie könnte ihren neuen grünen Rock anziehen, den sie im Herbst im Secondhandladen gefunden und seitdem noch nie getragen hat. Andererseits…
»Wir wissen doch gar nicht, ob aus dem Job was wird. Noch hat dieser Arie keine Aufträge, und ich habe keinen Vertrag. Es wäre vernünftiger, wenn ich mir diese Detektei am Montag wenigstens mal anschaue, bevor ich feiern gehe.«
»Falsch!«, ruft Juanita. »Sofort feiern, das ist vernünftig. Falls es dann doch nicht klappt, hattest du wenigstens einen schönen Abend.«
Gegen Juanitas Logik kommt man schwer an. Maddie lacht. »Okay, ich werde ausgehen und mich prächtig amüsieren.« Dann fällt ihr noch was ein. »Musst du heute nicht arbeiten?«
»Erst um zwei.«
»Um zwei? Das ist doch krank.«
Juanita zuckt mit den Schultern. »Das ist es ja sowieso.«
Um neun Uhr verlässt Maddie die Wohnung. Isa liegt da schon im Bett und schläft, Juanita sitzt am Paletten-Couchtisch und zeichnet etwas für die Uni. Als Maddie ihr Fahrrad durch den Flur Richtung Haustür schiebt, wünscht sie sich für einen kurzen Moment, sie wäre doch geblieben, in ihrer kleinen, sicheren Höhle, mit den beiden Menschen, die sie am liebsten mag.
Aber dann tritt sie hinaus in den Amsterdamer Abend. Das Licht der Straßenlaternen und Häuser spiegelt sich in den Grachten, das Wasser klatscht leise gegen Bootswände, irgendwo in den Gassen trommelt jemand auf der Djembé, die Luft riecht nach Frühling und Abenteuer. Nie ist die Stadt schöner als nach Einbruch der Dunkelheit, denkt Maddie, als sie die Herengracht entlangradelt.
»Scheiße«, denkt sie zwei Sekunden später, als vor ihr plötzlich eine Autotür aufgeht. Sie reißt das Lenkrad rum, rammt einen Fuß auf den Boden und kommt mit zitternden Knien zum Stehen.
»Hey, kannst du nicht besser aufpassen, du blöde Tussi?!«, schreit ein Mann...
Erscheint lt. Verlag | 1.3.2023 |
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Reihe/Serie | Die Hausboot-Detektei | Die Hausboot-Detektei |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Amsterdam • Amsterdam-Krimi • Amsterdam Roman • Cosy Crime • Cozy Crime • Detektei • Freundschaft • Hausboot • Hobby-Detektive • Holland • Krimi Amsterdam • lustiger Krimi • Niederlande • Richard Osman • Tom Hillenbrand • Zugehörigkeit |
ISBN-10 | 3-10-491479-6 / 3104914796 |
ISBN-13 | 978-3-10-491479-4 / 9783104914794 |
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