Das Mädchen und der General (eBook)

Spiegel-Bestseller
Historischer Thriller
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
416 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-01512-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Mädchen und der General -  Ralf Langroth
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BKA-Hauptkommissar Philipp Gerber ermittelt in einem der skandalumwobensten Kriminalfälle der jungen BRD. Frankfurt am Main, 1957: Die Ermordung der Edelprostituierten Rosemarie Nitribitt hält die BRD in Atem - und bringt den amerikanischen General Hiram Anderson in ernsthafte Schwierigkeiten. Philipp Gerbers früherer Chef gehörte zu deren Liebhabern und wurde zur fraglichen Zeit in der Nähe ihrer Wohnung gesehen. Nicht nur Andersons Tochter, Gerbers Ex-Verlobte June, bittet den BKA-Mann um Hilfe, auch von Adenauer persönlich erhält er den Auftrag, zu ermitteln. Denn General Anderson vermisst seit seinem letzten Besuch bei Rosemarie Nitribitt wichtige Unterlagen: Geheimdokumente über Atomverhandlungen zwischen Adenauer und US-Präsident Eisenhower, die unter keinen Umständen in die falschen Hände gelangen dürfen. Die Meilensteine der deutschen Nachkriegsgeschichte - erzählt als packende Thrillerreihe!

Ralf Langroth ist das Pseudonym eines Autors mit Übersetzungen in fünfzehn Sprachen. Fünf seiner Bücher sind für eine Verfilmung optioniert, darunter der erste Gerber-Band 'Die Akte Adenauer'. In den Romanen um den BKA-Mann Philipp Gerber und die Journalistin Eva Herden verbindet Langroth seine beiden Stärken, die genaue Recherche und das Erzeugen hoher Spannung. Mit dem Auserzählen historischer Leerstellen präsentiert der Autor atmosphärische und packende zeitgeschichtliche Spionagethriller aus den jungen Jahren der BRD.

Ralf Langroth ist das Pseudonym eines Autors mit Übersetzungen in fünfzehn Sprachen. Fünf seiner Bücher sind für eine Verfilmung optioniert, darunter der erste Gerber-Band "Die Akte Adenauer". In den Romanen um den BKA-Mann Philipp Gerber und die Journalistin Eva Herden verbindet Langroth seine beiden Stärken, die genaue Recherche und das Erzeugen hoher Spannung. Mit dem Auserzählen historischer Leerstellen präsentiert der Autor atmosphärische und packende zeitgeschichtliche Spionagethriller aus den jungen Jahren der BRD.

// Kapitel 1 //


Bonn. Mittwoch, 6. November 1957

Philipp Gerber schlug die Decke weg und wälzte sich auf die andere Seite. Er schwitzte, obwohl es in seinem Schlafzimmer nicht sonderlich warm war. Wie so oft holte ihn die Vergangenheit in seinen Träumen ein, und er sah sie alle deutlich vor sich. Seine Schwester Lore, deren Leben von einem Moment auf den anderen zerstört worden war. Vater und Mutter, die mit Lore in den Vereinigten Staaten lebten und jeder auf seine Weise versuchten, in der neuen Heimat klarzukommen. Sein Bruder Alfred, der im Krieg bei den Marines gedient hatte und seit den Kämpfen auf Okinawa als vermisst galt. Was nach der langen Zeit nichts anderes hieß als tot. Den rotblonden Schlaks Dutch Boersma, den es, vielleicht beeinflusst durch das ständige Tuten der Dampfer vor seinem Schuppen, zur Navy verschlagen hatte und der bei den Kämpfen um Saipan mit seinem Versorgungsschiff untergegangen war. Und Curt Hansen? Ihn hatte Gerber niemals wiedergesehen. Seit dem schicksalhaften Sonntag im Dezember 1941, der die Vereinigten Staaten in den Krieg katapultiert hatte, war der schöne Curt verschwunden. Vermutlich hatte er seinen Plan umgesetzt und war unter falschem Namen Soldat geworden – und womöglich auch unter falschem Namen gefallen.

Draußen war es noch dunkel. Gerber rieb mit einer Hand über seinen verspannten Nacken. Er glaubte immer noch, Lores zaghaftes Klopfen an der Tür zu hören, wie als Nachhall seines Traums. Da war es wieder, das Klopfen, und es kam nicht von dem leichten Regen, der gegen das Fenster schlug. War da jemand an seiner Wohnungstür?

«Phil, bist du da?»

Die Stimme einer Frau. Nein, natürlich nicht Lore. Und Eva konnte es auch nicht sein. Sie war für eine mehrteilige Reportage nach Paris gefahren, wo gerade der Sozialist Félix Gaillard zum neuen Premierminister ernannt worden war. Außerdem nannte Eva ihn Philipp, nicht Phil. Und sie sprach nicht englisch mit ihm!

«Bist du da? Mach bitte auf, Phil!»

Im Dunkeln streckte er die Hand aus und nahm die FN Browning aus der Nachttischschublade. Nur mit seinem Pyjama bekleidet, die schussbereite Pistole in der Rechten, schlich er barfuß zur Wohnungstür. Die Eingangstür zu dem Mietshaus, in dem er seit seinem Auszug aus Frau Stenitzers Pension wohnte, schloss nicht richtig. Jeder konnte jederzeit das Haus betreten.

Neben der Wohnungstür drückte er sich mit dem Rücken an die Wand und hielt die Browning beidhändig in Schulterhöhe. «Wer ist da?», fragte er auf Englisch.

«Phil, Gott sei Dank!» Ein Stoßseufzer begleitete die Worte. «Lass mich rein, bitte. Ich … ich glaube, ich werde verfolgt!»

Endlich erkannte er die Stimme und öffnete die Tür.

«Oh Phil, endlich!»

June Anderson fiel fast in seine Wohnung, und er fing sie mit dem linken Arm auf. Ihre Augen weiteten sich, als sie die Pistole in seiner Rechten sah.

«Nächtlicher Besuch muss nicht zwangsläufig aus schönen, jungen Damen bestehen.» Er blickte ins Treppenhaus, in dem dämmriges Licht brannte. Kein Mensch zu sehen. Mit dem Fuß schob er die Tür zu, bevor er das Licht im Flur einschaltete. «Wer verfolgt dich?»

«Ich weiß es nicht.» Sie schüttelte den Kopf. «Aber schon im Zug von Frankfurt nach Bonn hatte ich das Gefühl, beobachtet zu werden. Vielleicht konnte ich sie abschütteln, als ich ins Taxi gestiegen bin. Vielleicht …»

«Woher hast du meine neue Adresse?» Doch Gerber konnte sich die Antwort denken. «Dein Vater, natürlich. Wie geht es ihm?»

Junes Körper versteifte sich, und jetzt wirkte sie noch besorgter. «Schlecht geht es ihm, Phil, sehr schlecht. Ich glaube, sie haben ihn da in etwas verstrickt, aus dem er allein nicht mehr rauskommt. Er braucht deine Hilfe, Phil, deshalb bin ich hier.»

June sprach für ihn in Rätseln. Hiram C. Anderson war sein Vorgesetzter gewesen, als er noch dem CIC angehört hatte, dem Counter Intelligence Corps. Zuletzt hatte Gerber gehört, dass man ihn zum Brigadier General befördert und ihn vorübergehend von der Leitung der westdeutschen CIC-Abteilung freigestellt hatte, um irgendwelche Spezialaufgaben zu erfüllen. Um was es dabei ging, wusste er nicht, er gehörte dem amerikanischen Militärgeheimdienst schon seit vier Jahren nicht mehr an. Damals hatte Anderson selbst ihn zur Sicherungsgruppe nach Bonn geschickt, einer Unterabteilung des Bundeskriminalamts, um als Maulwurf für die Amerikaner zu fungieren. Aber Gerber war anschließend nicht zu den Amerikanern zurückgekehrt, hatte sich entschieden, sich für die junge und fragile westdeutsche Demokratie einzusetzen. Mehr als einmal hatte er für Bundeskanzler Konrad Adenauer ein heißes Eisen aus dem Feuer geholt. Sein Abschied vom CIC war auch sein Abschied von June gewesen, mit der er verlobt gewesen war.

«Setz dich erst mal und trink einen Schluck.»

Er schloss die Wohnungstür ab und führte June ins Wohnzimmer. Sie ließ sich in einen der beiden Cocktailsessel sinken und stellte ihre Handtasche neben sich ab. Gerber schaltete die Stehlampe an und ging zu der kleinen Bar, die nahtlos in eine Bücherwand überging, um zwei Gläser mit Bourbon und Wasser zu füllen.

Er stellte die Gläser auf den kleinen Tisch. «Ich verschwinde kurz, um einen ordentlichen Menschen aus mir zu machen.»

Gerber ging ins Bad und zog sich eilig an. Die Browning wanderte in das Lederholster unter seiner linken Schulter, bevor er das Jackett überstreifte.

Als er ins Wohnzimmer zurückkehrte und die Camel-Packung aus der Tasche zog, sagte June: «Für mich auch eine, bitte.»

«Ich wusste nicht, dass du rauchst.»

Sie lächelte entschuldigend, und es stand ihr gut. «Nur zur Beruhigung.»

Er zündete mit seinem Zippo zwei Zigaretten an und reichte eine an June weiter, bevor er sich ebenfalls setzte. «Der Col… der General hat dir meine Adresse gegeben, also wird er wissen, dass du hier bist. Aber billigt er es auch?»

June hustete ein wenig beim ersten Zug und nickte. «Es ist seinetwegen. Er hätte es wohl nicht gewagt, dich um Hilfe zu bitten. Auch mir fällt es nicht leicht, das musst du mir glauben. Aber du bist der Einzige, den ich fragen kann.»

«Dann ist es wohl kaum ein juristisches Problem. Dafür hättest du deinen Verlobten, Barney …»

«Bartlett», korrigierte sie ihn. «Bartlett Beauville.»

«Das klingt wie aus einem Südstaaten-Roman.» Gerber konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, wurde aber schnell wieder ernst. «Entschuldige, June, das war nicht fair, ich kenne ihn ja gar nicht.»

Eigentlich war er froh, dass June sich wieder verlobt hatte. Als er ihr den Laufpass gegeben hatte, war er sich schäbig vorgekommen. Aber Eva, in die er sich Hals über Kopf verliebt hatte, war nicht der tiefere Grund dafür gewesen, allenfalls der Anlass. Schon vorher hatte er gespürt, dass er als Junes Mann vor allem Hiram Andersons Schwiegersohn sein würde, der Ersatz für Junes Bruder Jim, der im Krieg in Gerbers Armen gestorben war. Ein wenig seltsam an der Sache mit Junes neuem Verlobten fand er, dass Beauville als Jura-Dozent in Harvard arbeitete und genau jene Stelle bekleidete, die Gerber ausgeschlagen hatte, um in Deutschland zu bleiben. Als habe sich June einen zweiten Phil gesucht. Er ließ einen Schluck Bourbon durch seine Kehle rinnen und beschloss, nicht weiter darüber nachzudenken. Es war ganz allein Junes Entscheidung, und die ging ihn nichts an.

«Was ist mit dem General? In welcher Klemme steckt er?»

June griff nach ihrer Tasche und entfaltete eine Zeitung, ein Frankfurter Blatt. Sie zeigte ihm einen Artikel mit dem Foto einer blonden Frau, die aufreizend in die Kamera lächelte, darunter die fette Schlagzeile Wer tötete die Nitribitt?

«Davon hast du wohl gehört.»

«Wer hat das nicht», seufzte Gerber. «Aber die ganze Aufregung ist mir nicht geheuer. In Frankreich wird endlich die Regierungskrise beendet, die Sowjets schießen ihren zweiten Sputnik ins Weltall, Adenauer stellt sein neues Kabinett vor, und für was interessieren sich die Blätter? Für dieses arme Mädchen aus Frankfurt.»

«Dieses arme Mädchen?», wiederholte June spitz. «Du hegst wohl Sympathien für sie, für eine … Prostituierte.»

«Immerhin wurde sie ermordet, da darf man wohl Mitgefühl haben. Zu ihren Kunden gehörte ich allerdings nicht. Bei bis zu fünfhundert Mark für einen Besuch, wie die Zeitungen schreiben, wäre das für einen Hauptkommissar auch kaum zu finanzieren.»

«Sie hat es auch für bedeutend weniger getan, wenn ihr der Gast sympathisch war.»

«Na, du bist ja gut informiert», spottete Gerber und nahm einen Schluck Bourbon.

«Mein Vater sagt das, und er muss es wissen. Er gehörte zu ihren Kunden.»

Fast hätte er sich an seinem Drink verschluckt. Der erfahrene, stocksteife Soldat Hiram Anderson und dieses äußerst lebenslustige Mädchen?

«Ich würde das für einen Scherz halten, June, aber ich glaube nicht, dass du mitten in der Nacht hier reingeschneit bist, um mich auf den Arm zu nehmen.»

June verzog ihr hübsches Gesicht zu einer Miene, die wohl Missbilligung, vielleicht sogar Unverständnis für das Verhalten ihres Vaters ausdrücken sollte. «Frag Dad selbst nach seinen Gründen für die Beziehung zu … diesem Mädchen. Vielleicht ist das etwas, das Männer besser verstehen. Jedenfalls gab es diese Bekanntschaft, und nun wird er verdächtigt, ihr Mörder zu sein.»

Jetzt, da es raus war, wirkte June einerseits erleichtert, andererseits kreuzunglücklich. Gerber konnte sie gut verstehen. Zu...

Erscheint lt. Verlag 14.3.2023
Reihe/Serie Die Philipp-Gerber-Romane
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bestseller 2023 • BKA • BND • Bonn • Bundesamt für Verfassungsschutz • Bundeskriminalamt • Bundesrepublik • Bundesrepublik Deutschland • Deutscher Thriller • Deutsche Zeitgeschichte • Geheimdienst • historischer Krimi • Historischer Kriminalroman • Historischer Thriller • Journalistin • Kommunismus • Komplott • Krimi Neuerscheinungen 2023 • Mord • Nachkriegsdeutschland • Nachkriegszeit • Politik • Präsident • Rotlichtmilieu • Sicherungsgruppe Bonn • Sowjetunion • spiegel bestseller • Spiegel Bestsellerliste aktuell • Spionage • Spionageroman • Thriller Neuerscheinungen 2023 • Verfassungsschutz • Verfassungsschutzpräsident • Wiederaufbau • Zeitgeschichtlicher Kriminalroman
ISBN-10 3-644-01512-0 / 3644015120
ISBN-13 978-3-644-01512-8 / 9783644015128
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