Wahnspiel (eBook)

Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
416 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45662-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wahnspiel -  Kilian Eisfeld
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Lynchjustiz oder grausamer Ritualmord? Der erste Fall für die Heidelberger Kommissare Alex Schwerdt und Sofija Markovi? Als der Mörder Lukas Schneider vorzeitig aus dem Gefängnis kommt, verwandelt sich das beschauliche Heidelberg in einen Hexenkessel. Ein Online-Mob ruft zur Lynchjustiz auf. Schneider verschwindet. Seine abgetrennte Hand wird mitten in der Stadt gefunden. Der bizarre Fall zwingt Sofija Markovi?, die kompetente, aber menschlich unterkühlte Chefin des Dezernats für Kapitaldelikte, den unkonventionellen Alex Schwerdt zu sich ins Team zu holen. Obwohl Markovic, die von ihren Mitarbeitern »die Kaltfront« genannt wird und der »Nerd« Alex verschiedener nicht sein könnten, können sie bald erste Erfolge vorweisen. Doch je mehr sie über die Hintergründe der Tat herausfinden, desto rätselhafter wird der Fall - und sie ahnen, dass sie einem alten und grausigen Geheimnis auf der Spur sind ... Alex Schwerdt und Sofija Markovi?. Ein Ermittlerduo, das unterschiedlicher nicht sein könnte. Hochspannung in einem Fall, der den Leser*innen alles abverlangt. Erschreckend. Unvorhersehbar. Packend. Florian Schwiecker »Wahnspiel« ist der erste Krimi von Kilian Eisfeld, der als Daniel Wolf historische Romane schreibt, die regelmäßig ganz vorne auf den Bestsellerlisten stehen.  

Kilian Eisfeld arbeitete zunächst als Sozialarbeiter in einer psychiatrischen Klinik, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Als Daniel Wolf verfasste er zahlreiche historische Bestseller, die sich bislang über eine Million mal verkauften. »Wahnspiel« ist sein erster Kriminalroman. Anfang des Jahrtausends wohnte er eine Weile über einer der populärsten Kneipen Heidelbergs, ehe er nach Speyer zog, wo er heute lebt und arbeitet. Mehr unter: https://www.autor-daniel-wolf.de/ Facebook: https://www.facebook.com/DanielWolfAutor

Kilian Eisfeld arbeitete zunächst als Sozialarbeiter in einer psychiatrischen Klinik, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Als Daniel Wolf verfasste er zahlreiche historische Bestseller, die sich bislang über eine Million mal verkauften. »Wahnspiel« ist sein erster Kriminalroman. Anfang des Jahrtausends wohnte er eine Weile über einer der populärsten Kneipen Heidelbergs, ehe er nach Speyer zog, wo er heute lebt und arbeitet.

1


Jannik Trabold hatte es wieder getan.

Alex erfuhr in der Frühbesprechung davon. Da er den Beschuldigten gut kannte, übernahm er den Fall und rief sich den Bericht des Kriminaldauerdienstes von der vergangenen Nacht auf, als er nach dem Meeting im Büro saß. Es war warm für Ende September. Während das System hochfuhr, zog er den Hoodie aus; darunter trug er ein grünes Wrangler-T-Shirt. Zwischen April und Oktober trug er kaum etwas anderes als T-Shirts.

Leider enthielt der Bericht nur einige magere Eckdaten. Die ersten Ermittlungen vor Ort waren nicht sonderlich ergiebig gewesen. Beleidigung, sexuelle Nötigung, Randale in alkoholisiertem Zustand. Der Wirt der Kneipe, wo Trabold auffällig geworden war, hatte um 22.47 Uhr die Staatsmacht gerufen, die Trabold aus der Lokalität entfernte und den aggressiven Ex-Burschenschaftler in Gewahrsam nahm.

»Das Übliche«, seufzte Alex.

Ein älterer Kollege schlurfte an der offenen Bürotür vorbei und brummte: »Morgen.«

»Morgen, Helmut. Und, wieder fit?«

»Muss.« Helmut Pfaff, das Urgestein der Sitte, blieb in der Tür stehen. »Die Schwindelanfälle sind weg, aber ich hab immer noch höllisch Kreuzweh. Sitzt hier zwischen den Schultern und zieht runter zum Steißbein, unangenehm wie Sau. Aber der Orthopäde findet nichts. Sagt, es wäre psychosomatisch, und will mich zum Seelenklempner schicken. Kannst du dir das vorstellen?«

Alex bereute, dass er gefragt hatte. Er starrte auf den Bildschirm. »Ist ja ein Ding. Du, ich muss mal telefonieren. Halt die Ohren steif.«

Helmut wirkte enttäuscht, dass Alex nicht tiefer in seine dramatische Leidensgeschichte einsteigen wollte. Er blieb noch ein paar Sekunden in der Tür stehen, ehe er sich trollte. Alex rief beim Revier Heidelberg-Mitte an und erkundigte sich nach Trabold.

»Wir haben eben einen Atemalkoholtest gemacht. Er hat noch Standgas, wirkt aber soweit klar im Kopf«, berichtete der wachhabende Beamte. »Gerade frühstückt er. Danach müssen wir ihn eh springen lassen. Du kannst ihn dir zur Brust nehmen.«

»Hat er schon nach einem Anwalt verlangt?«

»Ja, hat einen angerufen. Der müsste gleich da sein.«

»Okay, ich komm runter.«

Alex legte auf und fragte in den benachbarten Büros nach Unterstützung. Seine Kollegen waren jedoch größtenteils mit anderen Aufgaben ausgelastet. Blieb nur Helmut.

»Ich brauch einen zweiten Mann für eine Vernehmung«, sprach Alex ihn an.

»Komm ja schon«, schnaufte der Einundsechzigjährige und verzog demonstrativ das Gesicht, als er sich aus dem Schreibtischstuhl in die Aufrechte quälte. »Ich sag dir eins, diese Schmerzen wünschst du deinem schlimmsten Feind nicht …«

»Es geht um Trabold«, erklärte Alex auf dem Weg nach unten. »Er sitzt mal wieder in der Gewahrsamszelle. Hat gestern Nacht eine Frau be...«

»Ich war auch in der Besprechung«, fiel Helmut ihm ins Wort. »Nur mein Kreuz ist kaputt, meine Ohren funktionieren noch einwandfrei.«

Helmut fühlte sich schnell angegriffen und rechtfertigte sich dann latent aggressiv. Das hatte nichts mit seinen Beschwerden zu tun, er war einfach so. Wenn er nicht gerade krankgeschrieben war, saß er die restliche Zeit bis zur Pension ab und überschlug sich nicht eben vor Diensteifer. Anstrengend für sein Umfeld, aber im Grunde ein armer Teufel.

Das Revier Mitte befand sich im gleichen Gebäude wie die Kriminalpolizeidirektion. Der Uniformierte, mit dem Alex telefoniert hatte, holte den Beschuldigten aus der videoüberwachten Zelle.

»Hey, Alex«, nuschelte Trabold. Er hatte Mundgeruch und stank nach Zigarettenrauch. Keine Spur des provokanten Trotzes, den er bei ihrer ersten Begegnung im Februar ’17 an den Tag gelegt hatte. Stattdessen grinste er zerknirscht. Wenn er verkatert war – und das war er immer, wenn Alex ihn vernahm –, gebärdete er sich kumpelhaft und devot, als wäre der Kommissar ein großer Bruder, der ihn mit harter Hand zurück auf den rechten Weg geleiten wollte.

»Da wären wir also wieder einmal, Herr Trabold«, sagte Alex. »Na dann – auf ein Neues.« Sie führten den Beschuldigten zum Vernehmungsraum.

Die polizeilichen Ermittlungen in der Gothia-Villa im Jahr 2017, ausgelöst durch den SEK-Einsatz in jener denkwürdigen Februarnacht, hatten innerhalb der Burschenschaft zu erheblichen Verwerfungen geführt. Das Goebbels-Porträt in einer Studentenbude war nur die Spitze des Eisbergs gewesen. Auch in anderen Zimmern hatten die Mitglieder der Soko »Kermit« sowie Beamte des Staatsschutzes Hinweise auf die rechtsextreme Gesinnung der Bewohner gefunden: antisemitische Pamphlete, Musik verbotener Bands, Hakenkreuz-Abbildungen und weitere Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Gegen fünf Gothen wurden Strafverfahren eingeleitet. Allesamt versandeten schlussendlich wegen juristischer Spitzfindigkeiten, doch der Imageschaden für die Gothia war enorm. Die Alten Herren sahen sich gezwungen, nicht nur Trabold aus der Burschenschaft auszuschließen, sondern alle elf Bewohner der Villa, um sich klar von der rechtsradikalen Haltung ihrer studentischen Mitglieder zu distanzieren.

Die anderen Junggothen gaben Trabold die Schuld an ihrem Rauswurf und schnitten ihn seitdem. Verlassen von all seinen Freunden, verlor er den Halt. Er schmiss sein Jurastudium und schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch. Selbst nach Burschenschaftsmaßstäben trank er zu viel und konsumierte außerdem regelmäßig harte Drogen. Während seine alten Kameraden die Skandale ihrer Gothia-Zeit hinter sich ließen, Abschlüsse machten und sich bürgerliche Existenzen aufbauten, startete er eine Karriere als Dauergast bei der Sitte. Wenn Trabold auf Speed oder mit mehreren Herrengedecken intus durch die Altstadtkneipen zog, verwandelte sich der linkische junge Mann bisweilen in einen schmierigen Grapscher, der in schöner Regelmäßigkeit die Polizei auf den Plan rief.

Trabold war ein Incel wie Schneider. Seine große Klappe täuschte darüber hinweg, dass er in nüchternem Zustand gegenüber dem weiblichen Geschlecht krankhaft schüchtern war. Hinzu kamen kolossale Minderwertigkeitskomplexe und steinzeitliche Vorstellungen von Sexualität. So konnte er sich Frauen nicht anders nähern, als sie verbal und physisch zu belästigen. Dabei stellte er sich selbst betrunken clever genug an, dass man ihm nie etwas nachweisen konnte. Stets stand Aussage gegen Aussage, die Strafanzeige der Geschädigten gegen seine Unschuldsbeteuerung, wie so oft bei Sexualdelikten. Zuverlässige Zeugen, die die Attacken hätten bestätigen können, gab es nie – auch diesmal nicht.

Im Vernehmungsraum setzten sie sich an den Tisch, ein uniformierter Kollege blieb bei der Tür stehen. Alex sagte kein Wort, in der Hoffnung, dass Trabold das Schweigen nicht ertrug und von sich aus zu reden anfing. Doch der fiel auf den alten Polizeitrick nicht herein. Oder er war zu verkatert, um die Zähne auseinanderzubekommen. Schief saß er auf dem Stuhl und glotzte die Tür an. Die öffnete sich kurz darauf, und sein Anwalt kam herein. Es war ein alter Bekannter.

»Guten Morgen, Herr Dr. Arbogast«, sagte Alex überrascht.

In den Nachbeben des Kermit-Falles, als Trabold sich wegen Strafvereitelung verantworten musste, hatte er einen Pflichtverteidiger gehabt. Auch in den diversen Verfahren gegen ihn seitdem hatte Arbogast ihn nicht vertreten, wohl um jeglichen Eindruck zu vermeiden, die Gothia würde den Verstoßenen nach wie vor unterstützen.

Wieso macht er es jetzt? Eine interessante Frage, auf die Alex spontan keine Antwort fand.

Der Anwalt begrüßte die Kripobeamten mit ernster Miene und setzte sich. »Lassen Sie uns anfangen.« Er sprach leise und sanft, doch mit einer unterschwelligen Schärfe.

Was für ein Duo, dachte Alex. Links der zerknitterte Trabold, der mit seinem Seitenscheitel und dem marginalen Bartwuchs noch immer wie ein zwanzigjähriger Bubi aussah. Rechts Arbogast: schmal und blass wie sein Mandant, mit altmodischer Hornbrille, militärisch kurz geschorenem Haar und einem erlesenen Anzug, der seine farblose Erscheinung kaum aufwertete, obwohl das Stück sicher so viel gekostet hatte wie Alex’ halber Kleiderschrank. Auffällig an Arbogast war allein die vernarbte Mensur über der Augenbraue.

Alex belehrte Trabold über dessen Rechte. Der wirkte gelangweilt, er hatte den Sermon schon zigmal gehört. Helmut leistete wie üblich keinen Beitrag.

»Ihnen werden die Straftaten Beleidigung sowie sexuelle Belästigung zur Last gelegt. Die Studentin Laila El-Masri, zweiundzwanzig, wirft Ihnen vor, Sie seien ihr gestern Abend gegen 22.20 Uhr auf die Damentoilette gefolgt, wo Sie Frau El-Masri zunächst als ›Araberhure‹ und ›fette Asylantenschlampe‹ bezeichneten, bevor Sie der Geschädigten gegen ihren Willen von hinten ans Gesäß griffen. Trifft es zu, dass Sie Frau El-Masri auf die geschilderte Weise beschimpft und berührt haben?«

»Woher soll ich das wissen?«, nuschelte Trabold. »Ich war hackedicht, Mann.«

»Herr Trabold!«,...

Erscheint lt. Verlag 1.2.2023
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte Alex Schwerdt • Burschenschaften • Christoph Lode • crimethrill • Daniel Wolf • Ermittlerduo • Ermittler-Krimi • Ermittlungsfehler • Heidelberg • Henker • Internet • Kilian Eisfeld • Krimi • Krimi deutsche Autoren • Krimi Deutschland • Krimi Kommissarin • Kriminalroman • Krimi-Neuerscheinung 2022 • Krimis mit Kommissarin • Krimis und Thriller • Lynchmob • Mordkommission • Nerd • Polizeiarbeit • Polizei-Krimi • Polizei Krimis/Thriller • Rache • Regionalkrimi • Ritual • Ritualmorde • Römerkreis • Selbstjustiz • Sexualmörder • Sexualstraftäter • Social Media • Sofija Marković • Spannung • Thriller • Thriller deutsche Autoren • Thriller Deutschland • Thriller Rache • Wahnspiel
ISBN-10 3-426-45662-1 / 3426456621
ISBN-13 978-3-426-45662-0 / 9783426456620
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