Das Mädchen, das den Weihnachtsmann umbrachte (eBook)

Storys

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
272 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46304-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Mädchen, das den Weihnachtsmann umbrachte -  Val McDermid
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Ihre allererste Weihnachtsanthologie: winterlich, festlich, tödlich!  Val McDermid zeigt sich als Meisterin der kurzen Form. Von St. Petersburg über Sarajevo bis zu den schottischen Highlands - von vergangenen Jahrhunderten bis heute - jede Geschichte ist anders als die vorherige. Von einem verantwortungslosen Baron, dessen Leiche neben einer Sandbirke gefunden wird, zu einem Autor, der vom bösen Geist eines neidischen Co-Autors verfolgt wird: die Charaktere, die Val McDermid heraufbeschwört, sind rätselhaft und gefährlich. Und es sind alte Bekannte dabei: Tony Hill und Carol Jordan sind einem grausamen Mörder auf der Spur, und kein Geringerer als Sherlock Holmes soll am Weihnachtsabend den wahren König Schottlands finden. - Prachtvolle Sammlung von Thrillern und Ermittler-Krimis - aus 30 Jahren ihres Schaffens - 12 auserlesene Storys mit Ermittlern wie Tony Hill, Carol Jordan - und Sherlock Holmes - Das ideale Geschenk für alle Krimi-Begeisterten und Fans der schottischen Autorin Val McDermids aufrüttelnde, atmosphärische Kurz-Krimis erschüttern und begeistern zugleich. Dieses Büchlein ist perfekt, um es zu verschenken oder es sich damit gemütlich zu machen, während der eisige Winter hereinbricht und jede Nacht dunkler wird als die vorherige.

Val McDermid ist eine internationale Nr. 1-Bestsellerautorin, deren Bücher in mehr als 40 Sprachen übersetzt wurden. Ihre mehrfach preisgekrönten Thrillerserien und Einzelromane wurden für Fernsehen und Rundfunk adaptiert - etwa die Serie Hautnah - Die Methode Hill mit dem Profiler Dr. Tony Hill und DCI Carol Jordan. Die TV-Serie um die schottische Cold Case-Ermittlerin Karen Pirie ist international mit großem Erfolg gestartet. Val McDermid war 2017 Vorsitzende des Wellcome Book Prize und Jurorin für den Women's Prize for Fiction und den Man Booker Prize 2018. Sie ist Trägerin von sechs Ehrendoktorwürden, außerdem Honorary Fellow des St Hilda's College in Oxford. Zu ihren zahlreichen Auszeichnungen gehören der CWA Diamond Dagger für ihr Lebenswerk und der Theakstons Old Peculier Award für 'Outstanding Contribution to Crime Writing'. Val ist außerdem eine erfahrene Rundfunksprecherin und gefragte Kolumnistin und Kommentatorin in Printmedien. Mehr über die Autorin unter www.val-mcdermid.de

Val McDermid ist eine internationale Nr. 1-Bestsellerautorin, deren Bücher in mehr als 40 Sprachen übersetzt wurden. Ihre mehrfach preisgekrönten Thrillerserien und Einzelromane wurden für Fernsehen und Rundfunk adaptiert - etwa die Serie Hautnah - Die Methode Hill mit dem Profiler Dr. Tony Hill und DCI Carol Jordan. Die TV-Serie um die schottische Cold Case-Ermittlerin Karen Pirie ist international mit großem Erfolg gestartet. Val McDermid war 2017 Vorsitzende des Wellcome Book Prize und Jurorin für den Women's Prize for Fiction und den Man Booker Prize 2018. Sie ist Trägerin von sechs Ehrendoktorwürden, außerdem Honorary Fellow des St Hilda's College in Oxford. Zu ihren zahlreichen Auszeichnungen gehören der CWA Diamond Dagger für ihr Lebenswerk und der Theakstons Old Peculier Award für "Outstanding Contribution to Crime Writing". Val ist außerdem eine erfahrene Rundfunksprecherin und gefragte Kolumnistin und Kommentatorin in Printmedien. Mehr über die Autorin unter www.val-mcdermid.de

1


Der Himmel war ein einziges Farbenmeer. »Oooh«, entfuhr es dem Mann; aus seinen blauen Augen schienen Funken zu sprühen.

»Aaah«, sagte die Frau. Obwohl sie nur diese eine Silbe ausstieß, war der ironische Unterton nicht zu überhören. Ihre wuscheligen blonden Haare erstrahlten in den Farben der Raketen und ließen sie wie eine Punklady aussehen – im krassen Gegensatz zum traditionellen Schnitt ihrer Jacke und ihrer Hose.

»Ich hatte schon immer eine Schwäche für Feuerwerk.«

»Könnte es sein, dass tief in deinem Inneren ein Pyromane steckt?«

Dr. Tony Hill, klinischer Psychologe und Profiler im Polizeidienst, machte ein reuevolles Gesicht. »Ertappt, Chefin.« Er registrierte ein Lächeln auf ihrem Gesicht. »Aber gib es schon zu. Du stehst doch auch auf die Bonfire Night.« Feuerwerkskörper überzogen den Himmel mit roten und grünen Streifen und hinterließen tanzende Farbpunkte, sobald er seine Augenlider schloss.

Detective Chief Inspector Carol Jordan ließ ein zorniges Schnauben hören. »Überhaupt nicht. Kinder werfen Knallfrösche in die Briefkästen fremder Leute, Betrunkene stecken sich brennende Feuerwerkskörper in den Hintern, Verrückte schmeißen mit Steinen, wenn die Feuerwehr ausrückt und sich um Freudenfeuer kümmert, die außer Kontrolle geraten sind – ich könnte mir keine schönere Nacht vorstellen.«

Tony schüttelte den Kopf; so einfach wollte er sich ihrem Sarkasmus nicht geschlagen geben. »Das ist lange her, dass du dich mit solchem Mist herumärgern musstest. Heutzutage sind es doch die Topverbrecher, die dir das Leben schwermachen.«

Wie auf Kommando schrillte Carols Handy. »Schrecklich«, seufzte sie, drehte sich zur Seite und steckte einen Finger ins andere Ohr. »Was gibt es, Sergeant Devine?«

Tony blendete den Anruf aus und widmete seine ganze Aufmerksamkeit wieder dem Feuerwerk. Plötzlich spürte er Carols Hand auf seinem Arm. »Ich muss los.«

»Soll ich mitkommen? Brauchst du mich?«

»Ich weiß nicht. Es wird schon nicht so schlimm werden.«

Das wäre das erste Mal. Tony folgte Carol zum Wagen, während hinter ihnen der Himmel zischte und brodelte.

 

Es roch nach verbranntem Fleisch – ein süßer, widerlicher, durchdringender Geruch, der sich in Carols Nasenlöchern festsetzte und noch tagelang nachwirken sollte. Angeekelt rümpfte sie die Nase und inspizierte die schreckliche Szene, die sich ihr bot.

Das Feuer war nicht besonders groß, aber es musste eine riesige Stichflamme entwickelt haben. Jemand hatte es am Rand eines brachliegenden Feldes entzündet, direkt neben einem Gatter, sodass es von der Straße aus nicht zu sehen war. Der leichte Abendwind hatte ausgereicht, um Funken in die angrenzende Hecke zu blasen, und die schnell auflodernden Flammen riefen die Feuerwehr auf den Plan. Nachdem der Brand gelöscht war, untersuchten die Feuerwehrleute die nassen, noch dampfenden Überreste. Schnell hatten sie die Quelle für den bestialischen Gestank ausgemacht, der sogar den Geruch des Benzins überdeckte, das als Brandbeschleuniger benutzt worden war.

Tony streifte am Rande des Feldes umher und inspizierte den Ort, der Schauplatz für ein weitaus schlimmeres Verbrechen als Brandstiftung war. Inzwischen befragte Carol den Einsatzleiter der Feuerwehr. »Das Ganze hat nicht lange gedauert«, meinte er. »Dem Geruch nach könnte er eine Mischung aus verschiedenen Brandbeschleunigern wie Petroleum und Aceton verwendet haben. Lauter Zeug, das normalerweise in jeder Garage herumsteht.«

Tony starrte auf die menschlichen Überreste; er runzelte die Stirn. Dann drehte er sich um und rief dem Einsatzleiter zu: »Lag der Körper zu Beginn des Feuers in der Mitte, so wie jetzt?«

»Sie meinen, ob das Holz um ihn herum aufgeschichtet worden ist?«

Tony nickte. »Genau.«

»Nein. Schauen Sie, wie das umliegende Holz in sich zusammengefallen ist. Daraus können Sie erkennen, dass er oben auf dem Holzstoß gelegen haben muss.«

»Wie ein Opfertier.« Das war keine Frage. Die Antwort des Einsatzleiters hatte nur bestätigt, was Tony die ganze Zeit schon vermutet hatte. Sein Blick traf Carol. »Jetzt brauchst du mich doch.«

 

Tony schmetterte den Ball über das Netz zurück und kam gerade noch an den Return heran, als die Türglocke schellte. Er warf seinen Wii-Controller aufs Sofa und ging zur Tür. »Wir haben die vorläufigen Ergebnisse der Autopsie«, sprudelte Carol heraus und stürmte ins Zimmer, ohne auf seine Aufforderung zu warten. »Ich dachte mir, du würdest gern einen Blick darauf werfen.« Sie reichte ihm die Akte.

»Im Kühlschrank steht eine offene Flasche Wein«, murmelte Tony, während er es sich im Sessel bequem machte, ohne den Blick von den Unterlagen zu wenden. Carol war in der Küche verschwunden und kehrte mit zwei Gläsern zurück. Sie stellte eines auf den Tisch neben Tonys Sessel, nahm ihm gegenüber auf dem Sofa Platz und beobachtete fasziniert das Spiel seiner Gesichtsmuskeln, während er den Bericht studierte.

Das Opfer war männlich, zwischen 25 und 40 Jahre alt und hatte noch gelebt, als es auf den Holzstoß gelegt wurde. Die eigentliche Todesursache war Rauchvergiftung, aber der Mann musste fürchterliche Schmerzen erlitten haben, ehe ihn der Tod erlöste. Seine Hände und Füße waren mit Draht gefesselt, und seinen Mund hatte man mit Klebeband verschlossen. Tony dachte kurz darüber nach, welche Befriedigung der Täter aus den Torturen seines Opfers gezogen hatte. Doch nur für einen Moment. »Kein Ausweis?«, fragte er.

»Wir glauben, dass es sich um Jonathan Meadows handelt. Seine Freundin hatte ihn am Tag zuvor als vermisst gemeldet. Wir warten nur noch auf die Bestätigung durch die zahntechnische Untersuchung.«

»Und was wissen wir über Jonathan Meadows?«

»Er ist 26 Jahre alt, Automechaniker, wohnt mit seiner Freundin in einem Apartment in Moorside –«

»Moorside? Das ist ziemlich weit weg von der Stelle, wo man seine Überreste gefunden hat.«

Carol nickte. »Einmal quer durch die ganze Stadt. Er hat pünktlich seine Arbeit beendet und wollte laut Aussagen seiner Freundin und seiner Arbeitskollegen ins Fitnessstudio, das er drei- oder viermal wöchentlich besuchte. An diesem Abend ist er dort aber nicht aufgetaucht.«

»Also ist er irgendwann zwischen sechs und acht Uhr jemandem begegnet, der ihn überwältigt, gefesselt und geknebelt, auf einen Holzstoß gelegt und verbrannt hat?«

»So muss es sich in etwa abgespielt haben. Fällt dir irgendetwas auf?«

»Es ist keine leichte Sache, so etwas durchzuziehen.« Tony blätterte nochmals in den Unterlagen. Seine Gedanken loteten in Windeseile verschiedene Möglichkeiten aus. Welche Botschaft steckte hinter diesem Verbrechen? Was konnten ihm die Knochenreste erzählen? »Er ist ein Opfer mit einem äußerst niedrigen Risikoprofil«, meinte er schließlich. »Wenn ein junger Mann wie er gewaltsam stirbt, dann für gewöhnlich nicht auf diese Art. Eine Schlägerei im Pub, ein Streit um eine Frau, meinetwegen auch eine Auseinandersetzung unter Drogenhändlern oder Zuhältern – aber doch nicht eine vorsätzlich geplante Tat! Vielleicht ist er nur zufällig als Opfer ausgewählt worden? Aber dann wäre es viel wahrscheinlicher, dass sich der Mörder einen Obdachlosen oder einen Betrunkenen auf dem Heimweg ausgesucht hätte, jemanden, der wehrlos ist. Nicht jemanden mit einem Job, einer Partnerin, einem ausgefüllten Leben.«

»Du glaubst also an ein persönliches Motiv?«

»Schwer zu sagen, ehe wir nicht mehr über Jonathan Meadows wissen.« Er deutete auf den Untersuchungsbericht. »Jedenfalls hat die Spurensicherung am Tatort nicht viel ergeben.«

»Die Einfahrt zu diesem Feld ist leider asphaltiert, sodass wir keine brauchbaren Reifenspuren gefunden haben. Es gibt ein paar Fußabdrücke, aber sie sind sehr undeutlich. Laut unserer Spurensicherung hat der Mörder Schuhe mit einer Art Überzug getragen, ähnlich denen, die wir am Tatort benutzen.« Carol verzog das Gesicht, was die Ironie noch betonte. »Keine Zigarettenstummel, Coladosen oder gebrauchten Kondome.«

Tony legte die Akte aus der Hand und trank einen Schluck Wein. »Ich glaube nicht, dass es sich um einen Anfänger handelt. Dafür war die Tat zu gut geplant und ausgeführt. Er hat es schon zuvor getan. Mindestens einmal.«

Carol schüttelte den Kopf. »Ich habe die Datenbank gecheckt: In den letzten fünf Jahren hat es in ganz Großbritannien keinen ähnlichen Fall gegeben.«

Genau deshalb braucht sie mich, dachte Tony. Ihre Gedankengänge waren geradlinig, eine durchaus nützliche Eigenschaft für eine Polizistin, denn genauso – auch wenn sie es sich nicht gern eingestehen – denken die meisten Kriminellen. Dagegen hatten viele Jahre an Training und Erfahrung die Windungen seines Gehirns so glatt geschliffen, bis sein Verstand nichts außer verborgenen Absichten erkennen konnte, die wie die Bilder in einem unendlichen Spiegel mal in die eine, mal in die andere Richtung wiesen.

»Weil du nach einem Brand gesucht hast«, antwortete Tony.

Carol sah ihn an, als ob er völlig von der Rolle sei. »Nun ja«, sagte sie, »immerhin wurde das Opfer verbrannt.«

Tony sprang aus seinem Sessel und begann, auf und ab zu laufen. »Vergiss das Feuer. Das ist nicht relevant. Du musst nach Opfern mit geringem Risikoprofil suchen, die mit Draht...

Erscheint lt. Verlag 4.10.2022
Übersetzer Dr. Kirsten Reimers, Doris Styron, Franz Leipold
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Anthologien
Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-426-46304-0 / 3426463040
ISBN-13 978-3-426-46304-8 / 9783426463048
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