Krone und Macht (eBook)

Die Chroniken von Bernicia - Historischer Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023
480 Seiten
Goldmann Verlag
978-3-641-29597-4 (ISBN)

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Krone und Macht - Matthew Harffy
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Große Schlachten, klirrende Schwerter, mutige Krieger - der Kampf um England hat begonnen.
Britannien 635: Nach der Schlacht von Hefenfelth hat Oswald seine Macht als König von Northumbria gefestigt und plant weitere Eroberungen. Doch dann durchkreuzt ein Aufstand der Pikten seine Absichten, und Oswald begibt sich auf dem schnellsten Weg nach Norden. Schweren Herzens muss er auch die Vorbereitungen seiner Hochzeit mit Cyneburg, der Prinzessin von Wessex, unterbrechen. An seiner Stelle soll der ihm treu ergebene Krieger Beobrand die Prinzessin in ihre neue Heimat Northumbria begleiten. Beobrand begibt sich mit Cyneburg auf eine höchst gefährliche Reise voll tödlicher Gefahren. Doch er ist bereit, im Dienst für seinen König bis aufs Blut zu kämpfen ...

Matthew Harffy wuchs in Northumberland auf, wo ihn die zerklüftete Landschaft, die Burgruinen und die felsige Küste zu seinen historischen Romanen inspirierten. Heute lebt der Autor mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern in Wiltshire, England.

KAPITEL 1


Der Angriff erfolgte bei Nacht. Beobrand hatte ihn vorausgeahnt. Diesen zerlumpten Pikten dürstete es nach Blut und Tod, sie wurden getrieben von einem beißenden Verlangen nach Rache. Etwas, das er sehr gut nachvollziehen konnte.

In der stillsten Stunde der Nacht fielen die Pikten über sie her, lautlos wie die Geister, die in den Grabhügeln einstiger Könige herumspuken. Stumpf schimmerten ihre Klingen im kühlen Sternenlicht. Sie näherten sich von Süden, setzten auf das Überraschungsmoment. Zunächst waren sie weit nach Westen geschlichen, bevor sie den Tuidi überquerten, um anschließend einen Bogen zu schlagen und Ubbanford von den Hügeln aus anzugreifen, wo nur wenige Menschen lebten.

Es war ein guter Plan, doch an Gerissenheit stand Beobrand den Pikten in nichts nach. Da er mit einer solchen List gerechnet hatte, hatte er seinen Männern befohlen, die Hügel im Auge zu behalten.

Bei Sonnenuntergang war Attor, der geschmeidigste und leichtfüßigste von Beobrands Kriegern, in den erst vor Kurzem fertiggestellten Großen Saal gehuscht. »Sie kommen«, sagte er, und das Leuchten in seinen Augen, in denen sich das Kaminfeuer spiegelte, verriet sein Verlangen nach Schlachtenruhm.

»Wie viele?«, fragte Beobrand und stellte sein noch volles Methorn beiseite. In dieser Nacht durfte sein Verstand nicht getrübt sein.

»Ein Dutzend. Vielleicht auch mehr.«

Beobrand verzog das Gesicht. Hoffentlich hatte er sorgfältig genug geplant. Seine Kriegerschar war den Angreifern zwar zahlenmäßig unterlegen, andererseits rechneten sie mit dem Überfall, waren vorbereitet und bewaffnet.

Er stand auf, schob seinen erst kürzlich gefertigten Thron zurück und fasste jeden seiner Krieger, seiner Kampfgefährten, einzeln ins Auge. Entschlossen hatte er ihnen im Licht der flackernden Flammen zugenickt. »Diesen Moment haben wir herbeigesehnt. Jeder geht jetzt auf seinen Posten und wartet auf das Signal. Attor, hol Elmer vom Fluss, damit er die Frauen und Kinder in Sicherheit bringt.«

Jetzt kündigte das erste Licht des Tages am Horizont das Ende der Sommernacht an, und Beobrand sah schemenhafte Gestalten zwischen den Häusern der Siedlung hindurchhuschen. Sie näherten sich dem Hügel, auf dem, hoch über dem Tal, der neue Saal thronte. Er streckte sein rechtes Bein, spannte testweise seinen Wadenmuskel an. Dann fluchte er innerlich. Die Pfeilwunde war immer noch nicht vollständig verheilt. Er war noch nicht in der Lage, schnell zu laufen. Das bedeutete, dass er früher, als ihm eigentlich lieb war, seine Deckung verlassen musste, weil er sonst womöglich nicht nahe genug an den Feind herankam. Er spürte das Pochen der Wunde. Ob Torran wohl unter den Pikten war, die sein Dorf überfallen wollten? Torran, Sohn des Nathair, hatte den Pfeil abgeschossen, der sich in Beobrands Bein gebohrt hatte, allerdings erst, nachdem Beobrand dessen Bruder erschlagen hatte. Er streckte den linken Arm aus und verzog erneut das Gesicht. Über der Stelle, wo sich die Streitaxt von Broden tief in sein Fleisch versenkt hatte, spannte sich die Haut unangenehm. Beobrand fletschte die Zähne in der Dunkelheit. Die Schmerzen und die Erinnerung an die nur wenige Wochen zurückliegende Schlacht vor Nathairs Saal erweckten in seinem Kopf eine leise Stimme zum Leben. Der Schlachteneifer überkam ihn. In den vergangenen Wochen hatte er nicht viel gespürt, und dieser Mangel an Gefühlen machte ihm mehr Angst als der Gedanke an das bevorstehende Blutvergießen.

Er gab Acennan, der im Schatten der Schmiede stand, ein Zeichen. In der Dunkelheit waren die Umrisse seines Freundes kaum zu erkennen, doch dann nahm Beobrand die Andeutung einer Bewegung wahr, gefolgt vom durchdringenden Klang eines Horns. Das Signal, mit dem Acennan den Verteidigern befahl loszuschlagen.

Urplötzlich flackerten Lichter auf. Die Männer enthüllten ihre Fackeln und stießen sie in vorbereitete Zunderstapel. Beobrands Kampfgefährten stürmten aus den Schatten, der rote Feuerschein spiegelte sich in ihren Waffen und Rüstungen. Auch Beobrand sprang hervor und zog sein edles Schwert, Hrunting, aus der mit Fell gefütterten Scheide. So schnell er konnte, humpelte er auf einen der Angreifer zu, der ihm den Rücken zugekehrt hatte. Sein verletztes Bein fühlte sich instabil und kraftlos an, sein Arm nackt, so ganz ohne Schild. Aber er hatte schon vor dem Kampf entschieden, dass der Schutz aus Lindenholz ihn in seinem momentanen Zustand nur behindern würde. Sein Arm und sein Bein würden mit der Zeit schon wieder heilen, aber bis dahin musste er ohne Schild kämpfen und darauf hoffen, dass die Pikten nicht die Flucht ergriffen, bevor sie ihnen den Garaus machen konnten.

Im allerletzten Moment drehte sich einer der Feinde, den er ins Auge gefasst hatte, zu ihm um. Sein Gesicht war bleich. Er war jung, wahrscheinlich noch keine zwanzig Jahre alt, vielleicht im gleichen Alter wie Beobrand. Aber er war kein Krieger. Zwar hielten seine Finger ein langes Messer, aber er hatte es kaum erhoben, um sich zu verteidigen, als Hruntings Klinge ihm schon in die Kehle fuhr. Feuchte Wärme breitete sich auf Beobrands Arm und Gesicht aus, und der junge Pikte fiel lautlos und mit weit aufgerissenen Augen auf den Rücken. Sein Mund öffnete und schloss sich immer wieder wie der eines gestrandeten Lachses.

Mit dem ersten Toten dieser Nacht legte sich der Bann der Schlacht auf Beobrand. Nach Wochen der Tatenlosigkeit und Taubheit nach Sunnivas Tod und den Ereignissen bei Dor ließ Beobrand sich bereitwillig vom Kampfeifer mitreißen. Der vertraute Rausch der Macht hüllte ihn ein wie ein warmer Mantel während eines Schneesturms, und er genoss das Gefühl.

Als er sich nach dem nächsten Gegner umblickte, musste er feststellen, dass er sein Versteck zu früh verlassen hatte. Die Nacht schien aus Schatten zu bestehen, die zwischen den Häusern tanzten. In dem Durcheinander war es kaum möglich, Freund und Feind voneinander zu unterscheiden. Doch im selben Augenblick sah Beobrand einen Mann, der vom Dorf dem neuen Saal auf dem Hügel entgegenlief. Er wollte ihn verfolgen, wusste jedoch sofort, dass er den flinken Pikten niemals einholen würde. Als sich ein Feuerschein auf die Gestalt des Mannes legte, erkannte Beobrand ihn sofort. Torran. Er war also tatsächlich gekommen, um Rache zu nehmen, so wie er es vor dem brennenden Saal seines Vaters geschworen hatte.

Mit lautem Gebrüll stürzte sich auf einmal ein weiterer Pikte, ein älterer Mann mit Vollbart, auf Beobrand. Er schwang ein Schwert mit breiter Klinge, das ihn als geachteten Krieger auswies. Mit einigen wenigen Schildstößen trieb er Beobrand etliche Schritte zurück. Beobrand spürte das Pochen in seinem rechten Bein und biss die Zähne zusammen. Als sein Gegner ein weiteres Mal auf ihn losstürmte, wich er zur Seite aus und ließ sich auf ein Knie fallen. Der Pikte wurde von seinem eigenen Schwung vorwärtsgetrieben, und Beobrand versetzte ihm einen heftigen Hieb gegen das Schienbein. Hruntings stählerne Klinge zerschmetterte Knochen und durchtrennte Sehnen. Der Mann taumelte noch einen Schritt weiter, ohne zu begreifen, dass ihm sein rechtes Bein vom Knie an abwärts nicht mehr gehorchte, bevor er zu Boden stürzte. Das Entsetzen in seinem Blick verriet, dass er nicht verstand, was gerade geschehen war. Dann setzte der Schmerz ein, und er wand sich schreiend auf dem Boden. Blut quoll aus dem Stumpf, wo vor wenigen Augenblicken noch sein Bein gewesen war. Beobrand ließ ihn nicht lange leiden. Mit einem einzigen Stich durchbohrte er das Herz des Kriegers und wandte sich sofort wieder Torran zu.

»Torran!«, brüllte er so laut, dass seine Stimme das Klirren der Schwerter übertönte. »Torran, du ziegenschändender Sohn einer aussätzigen Hure! Stell dich mir im Kampf!«

Torran blieb stehen und drehte sich um. Sein Gesicht glühte rot im Schein der Feuer. »Dein Leben gehört mir, Beobrand! Ich fordere dein Blut als Vergeltung für das meiner Angehörigen.«

Beobrand breitete die Arme aus. Der trocknende Lebenssaft seiner bisherigen beiden Opfer kühlte seine Haut. »Dann komm her, du Made. Komm her und stell dich. Hol dir alles Blut, das du bekommen kannst.«

Da ertönte links von Beobrand ein schriller Schmerzensschrei. Beobrand erkannte die Stimme sofort und drehte sich um. Auch Acennan war gezwungen, ohne Schild zu kämpfen, weil Broden ihm während der letzten Schlacht mit seiner beidhändig geführten Streitaxt die Schulter zerschmettert hatte. Er konnte den Arm immer noch nicht voll belasten, obwohl die Wunde gut verheilt war … zumindest bis jetzt. Ein stämmiger Pikte, die Augen vor Angst oder Wut aufgerissen, prügelte mit einer Keule auf Acennan ein. Gerade hatte er mit seinem mächtigen Knüppel einen weiteren Schultertreffer gelandet und Acennan dadurch in ernsthafte Schwierigkeiten gebracht. Als der Pikte seine Waffe erneut herumschwang, blockte Beobrands untersetzter Freund den Schlag geschickt ab, doch an seinen Bewegungen war zu erkennen, dass seine Schulter erneut Schaden genommen hatte.

Beobrand humpelte auf die beiden Kämpfer zu. Acennan wehrte sich tapfer, schaffte es aber nicht, den knüppelschwingenden Angreifer in Bedrängnis zu bringen. Einen Moment bevor Beobrand den Kerl mit seiner Klinge hätte erreichen können, spürte der Pikte die Gefahr. Er wirbelte herum und ließ seine Keule durch die Luft zischen. Beobrand wich einen Schritt zurück, sodass der Schlag wirkungslos verpuffte.

Acennan war zwar verletzt, aber ein tödlicher Krieger und immer noch flink auf den Beinen. Kaum war sein Gegner abgelenkt, ergriff er die Gelegenheit beim Schopf, machte einen Satz nach vorne und rammte dem Pikten sein Schwert tief in den Rücken. Der Mann...

Erscheint lt. Verlag 18.1.2023
Reihe/Serie Die Chroniken von Bernicia
Die Chroniken von Bernicia
Übersetzer Leo Strohm
Sprache deutsch
Original-Titel BLOOD AND BLADE (The Bernicia Chronicles Book 3)
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 2023 • Dritter Band • eBooks • England • historisch • Historische Romane • Krieg • Krieger • Neuerscheinung • Neuerscheinung 2023 • Reihe • Schlachten • Spannung • Taschenbuch
ISBN-10 3-641-29597-1 / 3641295971
ISBN-13 978-3-641-29597-4 / 9783641295974
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