Ruf der Unendlichkeit (eBook)

Nominiert für den Deutschen Science-Fiction-Preis
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
544 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491358-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ruf der Unendlichkeit -  Andreas Brandhorst
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Der letzte Mensch auf seiner gefährlichsten Mission: Der neue Science-Fiction-Roman von Bestseller-Autor Andreas Brandhorst  Als letzter, unsterblicher Mensch in der Milchstraße steht Aron in den Diensten der Moy, einer alten Superzivilisation, die seit unvordenklichen Zeiten über den Kosmos wacht. Sein Auftrag: der Schutz des Kulturguts unterentwickelter Lebensformen vor den Blendern, die überall Zwietracht säen. Die neue Mission führt ihn auf den Planeten Mulkain, wo einige Abgesandte der Moy verschwunden sind. Doch was er dort entdeckt, lässt ihn an allem zweifeln, was er zu wissen glaubt. Er bricht zu einer kosmischen Reise auf, um der Frage nachzugehen, warum die einstigen Hochkulturen der Menschheit untergingen. Für Fans von Andreas Eschbach, Cixin Liu, Andy Weir und Phillip P. Peterson

Andreas Brandhorst, geboren 1956 im norddeutschen Sielhorst, zählt mit Thrillern wie »Das Erwachen« und »Das Bitcoin-Komplott« und Science-Fiction-Romanen wie »Das Schiff« und »Omni« zu den erfolgreichsten Autoren unserer Zeit. Spektakuläre Zukunftsvisionen sind sein Markenzeichen. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Literaturpreise. Andreas Brandhorst hat dreißig Jahre in Italien gelebt und ist inzwischen in seine alte Heimat in Norddeutschland zurückgekehrt.

Andreas Brandhorst, geboren 1956 im norddeutschen Sielhorst, zählt mit Thrillern wie »Das Erwachen« und »Das Bitcoin-Komplott« und Science-Fiction-Romanen wie »Das Schiff« und »Omni« zu den erfolgreichsten Autoren unserer Zeit. Spektakuläre Zukunftsvisionen sind sein Markenzeichen. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Literaturpreise. Andreas Brandhorst hat dreißig Jahre in Italien gelebt und ist inzwischen in seine alte Heimat in Norddeutschland zurückgekehrt.

Andreas Brandhorst hat sich […] zum Bestseller-Autor hochgearbeitet, dessen Romane ein steter Garant für spannende Space Operas sind […].

Eine Falle


5


Die Blender waren kaum weniger geheimnisvoll als die Moy. Niemand wusste, woher sie kamen und wo sich ihre Spezies entwickelt hatte. Vielleicht stammten sie nicht einmal aus der Milchstraße, sondern zogen als nomadische Wanderer durchs Universum. Bei den Taicott und selbst bei den Steynper, einst zu Omni aufgestiegen, gab es Stimmen, die behaupteten, dass die Blender mit der Zäsur in Verbindung standen und die Mysterien der Kluft kannten. Bei anderen Völkern der Entwicklungsstufen sechs und höher galten diese Theorien als sehr unwahrscheinlich, stammten die Blender doch aus einer Zeit lange vor Omnis Ende. Ihr Ursprung reichte tausend Galaktische Epochen zurück, also mindestens siebenhundert Millionen Jahre. Vielleicht waren sie sogar Milliarden Jahre alt und gehörten zu den ersten intelligenten Wesen, die ihren wo auch immer gelegenen Heimatplaneten verlassen hatten, um die Milchstraße zu durchstreifen.

Einen Platz im galaktischen Rampenlicht hatten sie nie gesucht, im Gegenteil. Sie hatten immer darauf geachtet, im Hintergrund zu bleiben, sie agierten im Verborgenen, als Diebe und Manipulatoren. Die Moy und ihre Gesandten, unter ihnen die Konservatoren, respektierten den Grundsatz, sich nicht in die Angelegenheiten von Völkern einzumischen, die kritische Entwicklungsphasen durchliefen. Sie beobachteten und versuchten, Kultur und Wissenschaft, Kunstwerke und Erkenntnisse vor natürlichen und politischen Kataklysmen zu schützen. Und vor den Blendern, die Einzigartiges stahlen, für die eigenen Schatzkammern oder den klandestinen Kunstmarkt.

Doch damit nicht genug, die Blender lehnten alle Nichteinmischungsregeln ab und nahmen gezielt Einfluss auf andere Zivilisationen, vor allem auf Philosophie und Theologie. Ihr hinterhältiges, heimtückisches Gepäck bestand aus Lügen, die das Denken der Einheimischen veränderten. Sie brachten die Saat von Ideologien und von Religionen aus, Gift für den Geist, Grundlage für Uneinigkeit und Zwist, für Konflikte und Krieg.

Vermutlich war es auch auf der Erde geschehen, damals, als die Menschheit noch auf einen Planeten beschränkt gewesen war, als nontechnologische Spezies der Entwicklungsstufe zwei. Vielleicht hatten sie den Grundstein gelegt für all die verschiedenen und doch ähnlichen Religionen, durch Moses, Jesus, Mohammed, Buddha und die anderen zahlreichen Götter, Propheten und Erleuchteten, deren Anhänger anschließend über Jahrhunderte hinweg in blutigen Kämpfen um Vorherrschaft gerungen hatten … durch Einflüsterungen und mit vermeintlichen Wundern, die deren Verbindung zu göttlicher Allmacht zu beweisen schienen.

Leichtgläubigkeit und Aberglaube erleichterten das unheilvolle Werk der Blender. Hinzu kam ihre besondere Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen oder andere Gestalten anzunehmen. Sie benutzten keine Tarnfelder oder Masken wie die Konservatoren der Moy, sie veränderten vielmehr die molekulare Struktur ihrer Körper. Deshalb waren sie so schwer zu entdecken, weil sie selbst zu den Geschöpfen werden konnten, die sie manipulierten. Und wenn sie entlarvt wurden, setzten sie sich mit unbekümmerter Rücksichtslosigkeit zur Wehr.

Warum die Blender so handelten, weshalb sie unterentwickelten intelligenten Spezies immer wieder das toxische Geschenk der Religion brachten, blieb ein Rätsel. Vielleicht verfügten sie über einen besonderen Sinn für Humor und hielten alles für einen großen Spaß.

6


Aron wanderte langsam durch die Außenbasis, die bereits zweimal angeboten hatte, sich ihm anzupassen. Mattes Licht begleitete ihn durch die Räume und Kammern, in denen vier Konservatoren vor einiger Zeit Vorbereitungen für den Einsatz auf Mulkain getroffen hatten. Nur wenige persönliche Gegenstände erinnerten an sie: ein türkisfarbenes Meditationstuch, das am Nestsockel eines Tulla hing; das rubinrote Ruhenetz eines Taicott, mit dünnen magentafarbenen Halteschleifen, die sich wie Fühler bewegten, als Aron an ihnen vorbeiging; der Nährtank eines Crusalis, halb gefüllt mit einer Flüssigkeit, die wie Quecksilber aussah; und der leere Kokon eines insektomorphen Adrali, grün wie Smaragd.

Als Aron den Nukleus der Basis betrat, wurde es heller. Sichtfelder entstanden über und zwischen den Konsolen. Auf einem waren die Eisfelder des kleinen Monds zu sehen, auf dem die Basis errichtet war, einer von neunundfünfzig im Orbit des äußersten Gasriesen, der am Rand des Okorikor-Systems langsam seine Bahn zog.

»Wie ist der Missionsstatus?«, fragte Aron.

»Bereitschaft«, lautete die Antwort des Intellekts. Es handelte sich um eine sehr einfache Maschinenintelligenz, nicht mehr als ein Kind im Vergleich mit Sal oder den Unabhängigen in den Kugelsternhaufen der Milchstraße. »Ich warte.«

Aron betrachtete zwei andere Sichtfelder, die ihm Bilder des Planeten Mulkain zeigten, aufgenommen vielleicht von Sonden in einer niedrigen Umlaufbahn. Durch Wolkenlücken waren blaugrüne Meere und schiefergraue Berge zu sehen, ihre Gipfel schneebedeckt, die Täler durchzogen von Gletschern.

»Wann erfolgte der letzte Kontakt mit den vier Konservatoren?«, fragte Aron und wies das Implantat an, erneut ein Autorisierungssignal zu senden.

»Vor fünf Wochen.«

Ein neues Sichtfeld entstand, und darin erschien ein Tulla, sein knochiges Gesicht von Augenflecken durchzogen, am Hals der Knorpelwulst eines Kommunikationsmoduls. Im Hintergrund ragten die ineinander verschachtelten Bauten einer Turmstadt der Kain auf. Regen fiel auf pastellfarbene Dächer.

»Status«, ertönte eine raue Stimme. »Hiermit bestätigen wir unsere Vermutung: Es befinden sich tatsächlich Blender auf Mulkain. Es sind zwei. Wir betonen die Anzahl: zwei. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass es hier noch mehr Blender gibt, ist sehr gering. Wir haben sie lokalisiert. Sie befinden sich …«

Es wurde still. Der Tulla im Sichtfeld bewegte sich nicht mehr. Hinter ihm verharrten die Regentropfen, jeder von ihnen mit einem eigenen kleinen Glanz.

»Gibt es eine Fehlfunktion?«, fragte Aron.

Die Sichtfelder verschwanden, eins nach dem anderen. Das Licht trübte sich. Schatten krochen durch den Nukleus.

»Ungewöhnliche Aktivität im Energiekern der Basis«, meldete Sal. »Ich hole dich zurück.«

Ein Ziehen und Kribbeln kündigte den Transfer ein. Aron atmete in der Außenbasis auf dem Eismond ein …

… und im Schiff aus.

Er lag in der Pilotenmulde, die Hände nicht an den Kontakten der Kontrollen, sondern an den Ruhestützen. Sal steuerte das Schiff und ließ es fallen, fort vom Eisriesen und aus dem tiefen Schwerkrafttrichter des Gasriesen, unter die Ekliptik des Okorikor-Systems.

Wenige Sekunden später leuchtete über ihnen eine kleine Sonne.

»Eine Falle?« Aron verband sich mit der Erlebnissphäre des Schiffes und empfing Daten.

Die neue Sonne strahlte heller als das Zentralgestirn, doch ein langes Leben war ihr nicht beschert. Sie verblasste schnell, schon nach einer halben Minute war nichts mehr von ihr zu sehen.

»Jemand hat den Energiekern der Außenbasis in eine Bombe verwandelt«, erklärte Sal.

»Die Blender waren dort?«, vermutete Aron.

»Oder jemand, der ihnen half.«

»Ich sollte getötet werden.« Seine eigenen Worte klangen seltsam in Arons Ohren.

»Du oder jemand an deiner Stelle«, präzisierte Sal. »Ein Gesandter der Moy, ausgeschickt, um nach dem Rechten zu sehen.«

Aron blickte in die Sichtfelder wie auf der Suche nach etwas. »Den Blendern muss doch klar sein, dass sie damit keine Nachforschungen verhindern können.«

»Das ist ihnen zweifellos bewusst«, pflichtete ihm Sal bei. »Aber bis die Moy weitere Gesandte ausgewählt und hierher entsandt hätten, wären Wochen, wenn nicht Monate vergangen.«

»Darum geht es ihnen also«, brummte Aron. »Die beiden Blender auf Mulkain wollen Zeit gewinnen. Wofür?«

»Für ihre Mission.«

Arons Finger tasteten nach den Kontrollen und wichen dann wieder zurück. Zumindest in diesem Leben bekam er es zum ersten Mal direkt mit Blendern zu tun, und die Instruktionen, die er während des Flugs zum Okorikor-System studiert hatte, warnten ausdrücklich davor, sie zu unterschätzen.

»Sie könnten einen Horchposten hier am Rand des Systems haben.«

»Ja«, bestätigte Sal. »Und vielleicht noch andere bei den inneren Planeten.«

»Also Schleichfahrt«, entschied Aron und berührte die Kontaktflächen der Kontrollen. »Stellen wir uns tot.«

7


Aron stand im Hangar, neben dem offenen Assistenten, konfiguriert für den Flug nach...

Erscheint lt. Verlag 1.10.2022
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Aussterben der Menschheit • Deutsche Science Fiction • Hard Science Fiction • Raumschiffe • Science Fiction Abenteuer • Science Fiction Beststeller • Science Fiction Neuheit 2022 • Sci-Fi Roman • SF-Roman • Space Opera • Weltuntergang • Zukunftsroman
ISBN-10 3-10-491358-7 / 3104913587
ISBN-13 978-3-10-491358-2 / 9783104913582
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