Eine fast perfekte Lady (eBook)

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
264 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-1105-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Eine fast perfekte Lady -  Eva Leigh
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Nach einem Brand braucht die junge Jessica McGale einen Investor für das Familienunternehmen. Noel Edwards, der vermögende Duke of Rotherby, wäre der ideale Geldgeber. Da ein Duke jedoch niemals mit einer Bürgerlichen verhandeln würde, gibt Jessica sich als Lady Whitfield aus und wird so zu Noel vorgelassen. Der attraktive Adelige interessiert sich nicht nur für die Zusammenarbeit, sondern auch für seine bezaubernde Geschäftspartnerin. Doch wie wird er reagieren, wenn er erfährt, dass Jessica gar keine Lady ist? Dann wäre nicht nur ihre Familie ruiniert, sondern Jessicas Herz für immer gebrochen ...



Wenn Eva Leigh nicht an einer ihrer packenden Romances schreibt, in denen sie die Zeit des Regency lebendig werden lässt, widmet sie sich ihren Hobbys: Sie liebt es zu backen, zu viel Zeit im Internet zu verbringen und Musik aus den 80ern zu hören. Zusammen mit ihrem Ehemann lebt Eva Leigh in Kalifornien.

1. KAPITEL

Wiltshire, England,

1817

Dass Jessica McGale in ihrem Element war, wenn Chaos herrschte, hätte man vielleicht nicht unbedingt behaupten können. Dass sie jedes Chaos zu bewältigen wusste, durchaus.

„Sagen Sie Powers Bescheid, dass Ihre Ladyschaft im Three Graces Inn in Basingstoke übernachtet.“ Jessica warf Penny, Lady Cathertons Zofe, einen flüchtigen Seitenblick zu. „Und sorgen Sie dafür, dass Ihre Ladyschaft keinen gebratenen Fasan bestellt. Fasan verträgt sie nicht.“

„Jawohl, Miss McGale.“ Sie hatten die lang gestreckte Ahnengalerie erst zur Hälfte durchmessen, doch in dem Versuch, nicht hinter Jessica zurückzufallen, war Lady Cathertons junge Zofe außer Atem geraten.

Jessica lächelte entschuldigend und verlangsamte ihre Schritte. Manchmal vergaß sie, dass andere Menschen nicht so flink waren wie sie und auch nicht so zielgerichtet.

„Es ist nur ein kurzer Aufenthalt in London geplant“, fuhr sie fort, ohne das kleine Notizbuch zu konsultieren, das in ihrer Schürzentasche steckte. Das Notizbuch war nur eine Absicherung, um nichts Wichtiges zu vergessen. Dabei funktionierte ihr Gedächtnis so zuverlässig wie eine metallene Schließkassette. Und so musste es auch sein. „Wir brauchen nicht mehr als ein Dutzend Kleider.“

„Zusätzlich zu den anderen, die sie mit auf den Kontinent nimmt. Sind in dem Dutzend auch Tageskleider enthalten?“

Jessica widerstand dem Drang, die Augen zu verdrehen, und bog in den Korridor ein, der zu den hinteren Zimmern des Hauses führte. Also ehrlich. Hätte man nicht annehmen sollen, dass die Zofe der jungen, einflussreichen verwitweten Countess of Catherton über das, was ihre Herrin brauchte, im Bilde war? Jessica stand seit vier Monaten im Dienst Ihrer Ladyschaft und war jetzt schon unersetzlich, wie die Countess es auszudrücken beliebte. Zwei Wochen, nachdem sie angefangen hatte, für Lady Catherton zu arbeiten, hatte Jessica es übernommen, der Köchin die nötigen Anweisungen bezüglich der Speisefolgen zu erteilen, die Gartenarbeiten auf dem ausgedehnten Anwesen überwacht und sichergestellt, dass der Tagesablauf Ihrer Ladyschaft im Viertelstundentakt durchgeplant war.

Sie musterte Pennys ängstliches Gesicht. „Nein, sie braucht Tageskleider und Abendroben. Ich nehme sie mit, wenn ich morgen nach London fahre. Der Rest kommt eine Woche später, wenn sie in die Stadt reist.“

„Die eleganten Kleider nehmen Sie mit“, wiederholte Penny halb zu sich selbst und wrang die Hände. „Den Rest Ihre Ladyschaft.“ Sie nickte, wirkte jedoch nicht sonderlich überzeugt.

„Machen Sie sich keine Sorgen. Sie werden die ganze Zeit bei ihr sein.“ Obwohl sie mit den Gedanken schon bei ihrer nächsten Aufgabe war, tätschelte Jessica der Zofe den Arm. Lady Catherton hatte sie beauftragt, ihre Londoner Stadtresidenz für ihren Aufenthalt herzurichten, und es war noch unendlich viel zu erledigen, ehe Jessica am nächsten Morgen aufbrechen würde. „Ich bin sicher, Sie werden alles mit Bravour bewältigen.“

Wenn sie ehrlich war, traute sie Penny, die ihre Haube oft falsch herum auf dem Kopf trug, nicht allzu viel zu. Aber aus irgendeinem Grund war Lady Catherton in diesem Punkt – jedenfalls, was ihr Erscheinungsbild anging – anderer Meinung.

„Ja, Miss McGale. Danke, Miss McGale.“ Penny knickste und hastete davon.

Jessica hatte jeden Penny ihres Gehalts verdient. Aber sie genoss es auch, nützlich zu sein. Probleme zu lösen. Ordnung ins Chaos zu bringen.

Sie warf einen Blick auf die Uhr an ihrem Mieder und runzelte die Stirn. Schon Viertel nach. Gleich hatte sie eine wichtige Verabredung.

Rasch ging sie zur hinteren Treppe und eilte zu ihrem Zimmer im Dachgeschoss hinauf. Die Tür stand offen, ihr Besuch war also bereits da.

Jessica trat ein und umarmte die Frau, die auf der Bettkante saß.

Cynthia erwiderte die Umarmung. „Wie geht es dir, große Schwester?“ Jessica löste sich von ihr, gerade so weit, dass sie den Blick der goldbraunen Augen, die ihren und denen ihres verstorbenen Vaters so sehr glichen, erwidern konnte. Sie und Cynthia hatten auch das gleiche dunkelblonde Haar und die gleiche Kieferpartie – ein Erbe ihrer verstorbenen Mutter. „Ich weiß, wir hatten verabredet, uns heute zu treffen, aber wenn du zu beschäftigt bist mit den Vorbereitungen für die Reise …“

„Ich habe Zeit für dich. Immer.“ Jessica strich Cynthia über die Wange. „Abgesehen davon breche ich morgen auf, und wenn ich es schaffen soll, noch rechtzeitig vor der Abreise fertig zu werden, müssen wir jetzt reden. Macht es dir etwas aus, wenn ich unterdessen packe?“

Unterdessen?“ Cynthia schnaubte. „Du redest schon wie die feinen Pinkel. Man hört dir gar nicht mehr an, dass du aus Wiltshire stammst.“ Bei ihr selbst war die breite Mundart des Westens, die auch Jessica die meiste Zeit ihres Lebens gesprochen hatte, deutlich zu hören.

„Je mehr Wiltshire man mir anhört, desto weniger zahlt man mir.“ Jessica hatte aufmerksam gelauscht, wenn Lady Catherton und ihre Bekannten sich unterhielten, und lange Nächte damit verbracht, vor dem Spiegel mit sich selbst zu sprechen, bis nur noch ein fast unmerklicher Akzent übrig geblieben war. „Also … Macht es dir etwas aus, wenn ich packe?“

„Das ist meine Jess“, sagte ihre Schwester zärtlich lächelnd. „Außerstande, nur eine Sache auf einmal zu erledigen.“

„Es ist noch so viel zu tun.“ Jessica zog ihre abgenutzte Reisetasche unter dem Bett hervor.

„Und immer noch liest sie Zeitungen.“ Cynthia hielt eine der sechs Zeitungen auf Jessicas Bett in die Höhe, überflog die oberste Seite. „Und wie immer ist die Geldmarktseite angestrichen.“

„Lady Catherton bezieht sie aus London. Ich brauche sie nicht mehr aus der Schankwirtschaft zu holen wie zu Hause.“ Was einer der Vorteile war, wenn man für eine reiche Aristokratin arbeitete – Zugang zu Tageszeitungen, die nicht nur die neuesten politischen und gesellschaftlichen Nachrichten boten, sondern sich, weit bedeutsamer für Jessica, auch mit Finanzen befassten.

Wenn sie abends auf ihrem Zimmer war, pflegte sie sich über die Zeitungen zu beugen und von besseren Zukunft für sich und ihre Familie zu träumen.

Sie schüttelte den Kopf. Jetzt ging es darum, einen Schritt voraus zu sein und sich nicht Fantasien hinzugeben über das, was vielleicht sein könnte. Sie öffnete den kleinen Kleiderschrank, in dem sich ihre bescheidene Garderobe befand, und legte einen Stapel sauberer Hemden in ihre Tasche.

„Bald wirst du in Paris und Berlin leben“, sagte Cynthia schwärmerisch. „In Rom auch?“

„Möglicherweise. Ihre Ladyschaft sagt, sie behält sich vor, hinzufahren, wo immer sie möchte, wann immer sie möchte.“

„Wie aufregend! Aber du scheinst dich nicht sonderlich darüber zu freuen.“

Jessica hielt inne. „Ich wäre froh, wenn ich die Gewissheit hätte, dass das Geschäft in einem ordentlicheren Zustand wäre. Wenn sie mir nur früher über ihre Pläne, im Ausland zu leben, Bescheid gesagt hätte.“ Sie schnalzte mit der Zunge. „Ich hätte McGale & McGale wieder auf die Füße bekommen.“

„Du, ich und Fred versuchen es gemeinsam.“ Cynthias Rüge war sanft.

„Aber ich bin die Älteste“, hob Jessica störrisch hervor. „Als Mutter und Vater starben, war es an mir, mich um dich und Fred zu kümmern. An mir, McGale & McGale am Laufen zu halten. Und wie gut ich das hin bekommen habe.“ Sie warf die Hände in die Luft.

„Erstens“, Cynthia erhob sich vom Bett, „waren Fred und ich keine Wickelkinder, als sie starben. Es ist weniger als ein Jahr her, und soweit ich weiß, liegt die Zeit, da wir am Gängelband gingen, lange zurück. Es ist also unsere gemeinsame Aufgabe. Zweitens“, sie legte Jessica die Hände auf die Schultern, „warst nicht du für das Feuer verantwortlich, bei dem ein Drittel der Farm zum Opfer fiel. Keiner von uns konnte dieses Desaster voraussehen.“

Jessica atmete aus. Lebhafte Bilder erschienen vor ihrem inneren Auge, Erinnerungen daran, wie sie aus dem Schlaf hochgeschreckt war, in der Ahnung, dass etwas ganz und gar nicht stimmte, und wie sie mit einem Blick aus ihrem Schlafzimmerfenster die Flammen gesehen hatte, die den Nachthimmel in ein grauenhaftes Rot tauchten. Sie hatte Fred ins Dorf geschickt, um die Feuerwehr zu holen, doch als der Löschzug schließlich eingetroffen war, hatten schon etliche Farmgebäude in Schutt und Asche gelegen. Die Hitze der Flammen schien zu einem Teil von ihr geworden zu sein, gleichgültig wie kalt ihre Umgebung auch sein mochte.

Als Folge der Katastrophe hatten die drei McGale-Geschwister sich Arbeit suchen müssen, in der Hoffnung, dass sie genug verdienen würden, um die Farm wieder aufzubauen.

Jessicas Stellung als Gesellschafterin einer Dame von Stand war die einträglichste. Doch da Lady Catherton beschlossen hatte, für eine absehbare Zeitspanne auf den Kontinent umzuziehen, musste sie den Wiederaufbau ihren Geschwistern überlassen. Sie hätte versuchen können, eine andere Stellung zu finden, aber die Countess zahlte so gut, dass es dumm gewesen wäre, zu kündigen.

„Du hast recht, voraussehen konnten wir es nicht, aber wir wissen, woran wir sind“, erwiderte Jessica düster. „Wenn wir die Farm nicht bald wieder aufbauen, werden wir alles verlieren. Das Geschäft, das Land, unser Zuhause. Und ohne die Farm und das Haus sind du und ich und Fred wurzellos und werden...

Erscheint lt. Verlag 21.6.2022
Reihe/Serie Historical Gold
Historical Gold
Übersetzer Gisela Grätz
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte bücher für frauen • Cora • cora bücher • cora historical • cora liebesromane • cora neuerscheinungen • cora romane • Cora Verlag • cora verlag kindle • eBook • ebook liebesroman • Frauenroman • highlander liebesromane • Historical Gold • Historische Liebesromane • historisch roman • Liebesgeschichte • Liebesroman • Romantische Bücher • Union of the Rakes
ISBN-10 3-7515-1105-9 / 3751511059
ISBN-13 978-3-7515-1105-6 / 9783751511056
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