Plötzlich Rebell - Das eiserne Schwert (eBook)

Roman

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
384 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-28412-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Plötzlich Rebell - Das eiserne Schwert -  Julie Kagawa
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Dem Feenreich droht höchste Gefahr! Die Dämmerung rückt immer näher heran und lässt ganze Bereiche des Nimmernie verschwinden, für immer. Für Ash und Meghan ist die Situation ungleich schwerer, denn ihr Sohn Keirran, der König der Vergessenen Feen, wurde entführt. Nur gemeinsam mit Puck haben sie eine Chance, ihn wiederzusehen und die Dämmerung aufzuhalten.

Schon in ihrer Kindheit galt Julie Kagawas große Leidenschaft dem Schreiben. Nach Stationen als Buchhändlerin und Hundetrainerin machte sie ihr Interesse zum Beruf. Mit ihren Fantasy-Serien »Plötzlich Fee« und »Plötzlich Prinz« wurde sie rasch zur internationalen Bestsellerautorin. In ihrer neuesten Erfolgsserie »Plötzlich Rebell« erzählt sie von einer magischen Liebe, die nicht sein darf. Julie Kagawa lebt mit ihrem Mann in Louisville, Kentucky.

1

DER VERSCHOLLENE KÖNIG


Ich lebe schon sehr lange.

Nicht ganz so lange wie manch andere Fee. Robin Goodfellow zum Beispiel hat mir ein paar Jahrhunderte voraus (auch wenn man es nicht meinen sollte, so wie er sich aufführt). König Oberon, Königin Titania und Königin Mab sind noch älter, Wesen aus uralten Zeiten, deren Macht im Nimmernie ihresgleichen sucht. Ich bin weder so alt noch so mächtig wie die Herrscher des Feenreiches, aber selbst nach unseren Maßstäben lebe ich schon ziemlich lange. Im Land der Feen ist mein Name allgemein bekannt, bei einigen sogar gefürchtet. Ich habe das Feenreich bis in den hintersten Winkel erkundet, ich habe Dinge gesehen, die niemand sonst je erblickt hat – albtraumhafte Gestalten, Drachen, das Ende der Welt. Ich habe unlösbare Prüfungen bestanden, unüberwindliche Herausforderungen gemeistert, unsterbliche Monster getötet.

Nichts von alledem hat mich darauf vorbereitet, was es bedeutet, Vater zu sein.

Meghan starrte Glitch wortlos an. Im fahlen Licht des Wilden Waldes wirkte ihr Gesicht blass. Stumm sah sie die Eiserne Fee an, deren Worte gerade unsere gesamte Welt auf den Kopf gestellt hatten. Ankerstein existiert nicht mehr. Prinz Keirran, der König der Vergessenen, ist verschwunden.

»Erklär mir das, Glitch«, befahl Meghan ruhig. Ihre Stimme war hart wie Stahl, vermutlich war ich der Einzige, der das leise Zittern darin bemerkte. »Was soll das heißen: Keirran ist verschwunden? Was ist denn mit Ankerstein passiert?«

»Eure Majestät.« Glitch neigte respektvoll den Kopf, und die Blitze in seinen Haaren verloren einiges von ihrem grell violetten Strahlen. »Verzeiht mir, aber ich weiß auch nur das, was der Bote uns mitgeteilt hat – dass Ankerstein verschwunden und von Prinz Keirran nirgendwo eine Spur zu finden ist. Ich wünschte, ich könnte Euch mehr sagen.«

Keirran. Nackte Angst breitete sich in mir aus. Nicht um mich selbst, sondern um meinen Sohn, der es trotz aller Versprechungen offenbar nicht schaffte, Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen. Bereits vor seiner Geburt war prophezeit worden, dass er zu einem Retter oder Zerstörer heranwachsen würde, weshalb das gesamte Nimmernie stets genau im Blick behalten hatte, was davon Wirklichkeit werden würde. Über Jahre hinweg hatten Meghan und ich ihn mit diesem Wissen im Hinterkopf großgezogen, hatten versucht, uns nicht davon beeinflussen zu lassen, und waren uns doch immer bewusst gewesen, dass wir uns eines Tages den Konsequenzen stellen mussten, die Keirrans Entscheidung für uns alle haben würde.

Die Prophezeiung wurde konkreter, als sich ein mächtiger neuer Feind erhob und das gesamte Feenreich bedrohte. Die Herrin, einst erste Königin des Nimmernie, scharte in ihrem Zorn darüber, dass die Feen auch ohne sie weiterexistiert hatten, die Vergessenen um sich und erklärte allen Höfen den Krieg. Eine neue Welt versprach sie ihnen, eine Welt, in der die Menschen uns Feen wieder fürchten und verehren würden, in der kein Feenwesen dem Schwund anheimfallen würde, der einsetzte, wann immer unsereins vergessen wurde. Sie verlangte die Auflösung der drei Reiche und die Abdankung ihrer Monarchen, die sie als alleinige Königin des Nimmernie anerkennen sollten. Natürlich waren die Herrscher damit nicht einverstanden, und so begann der Krieg gegen die Vergessenen.

In jenem Moment traf Keirran seine Entscheidung, und er wurde zum Zerstörer. Er verriet seine Heimat, wandte sich von seiner Familie ab und schloss sich der Herrin bei ihrem Eroberungsfeldzug an. Und auch wenn ich gewusst hatte, dass es geschehen konnte, auch wenn die Prophezeiung es so vorhergesagt hatte, war es doch ein vernichtender Schlag für Meghan und mich. Keirran war stur und idealistisch, und wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, gab es für ihn daran nichts mehr zu rütteln. Trotzdem hatte ich nicht geglaubt, dass er dazu fähig wäre, unseren gesamten Feenhof zu verraten.

Meghan holte tief Luft. Ich spürte, wie sie mit sich rang: Auf der einen Seite musste sie wissen, was mit unserem Sohn passiert war, auf der anderen Seite drängten die Pflichten der Eisernen Königin. Das Feenland wurde bedroht. Wir hatten gerade erst ein bösartiges neues Monster besiegt, das uns beinahe alle getötet hätte. Mir tat immer noch alles weh, die brutalen Attacken dieser Kreatur hatten jeden einzelnen Muskel in Mitleidenschaft gezogen. Zu fünft waren wir gewesen – ich selbst, die Eiserne Königin, Robin Goodfellow, eine Eiserne Fee namens Kohlefresser und eine Vergessene mit dem Namen Nyx – und trotzdem war es uns nur mit großer Mühe gelungen, dieses Wesen zu besiegen. Um dann im Anschluss festzustellen, dass damit die Bedrohung keineswegs ausgemerzt war. Eigentlich hatte alles gerade erst begonnen.

Meghan wusste das. Ein dunkler Schatten hatte sich über das Feenreich gelegt, der Widerhall einer neuen Prophezeiung schwebte über uns allen wie ein drohendes Unwetter. Das Ende ist eingeläutet. Die Dämmerung bricht an. Das Feenreich und alles Leben unter der Sonne sind dem Untergang geweiht.

Ich schob mich hinter Meghan und legte beide Hände auf ihre Schultern; spürte, wie sie zitterten. Entschlossen beugte ich mich vor und raunte ihr zu: »Ich kann ihn finden, Meghan. Wenn du nach Mag Tuiredh zurückkehren musst, nehme ich Puck und Grim mit, und wir machen uns auf die Suche nach Keirran. Grim kann uns nach Ankerstein führen, dort werden wir dann sehen, was mit seiner Hauptstadt geschehen ist und wohin Keirran verschwunden sein könnte. Du musst uns dieses Mal nicht begleiten.«

»Nein.« Sie drückte kurz meine Hand. »Ich muss wissen, was mit Ankerstein passiert ist, warum es so plötzlich verschwunden ist. Wenn eines dieser Monster für seine Vernichtung verantwortlich ist, werdet ihr meine Hilfe brauchen, um mit ihm fertig zu werden. Außerdem …«, sie unterbrach sich, und für einen Moment spiegelte sich der innere Schmerz auch in ihrem Gesicht wider. »Wenn Keirran etwas zugestoßen ist, wenn eine dieser Kreaturen ihn erwischt hat, so wie Puck, dann will ich es wissen. Dann will ich es mit eigenen Augen sehen. Und wenn wir diesmal beide da sind, reicht das vielleicht aus, um ihn zurückzuholen.«

Kälte breitete sich in mir aus. Das Monster, das wir nach einem zermürbenden Kampf getötet hatten, war anders als alles, was mir bislang begegnet war: die körperliche Manifestation von Hass, Zorn, Furcht und Verzweiflung. Es vergiftete den Boden, auf dem es stand, verseuchte alles mit seinem finsteren, aus negativen Emotionen geborenen Schein. Und das Schlimmste war: Es brachte die dunkelsten Seiten in den Lebewesen hervor, die es berührte. Das hatte ich bei Puck gesehen, der danach von Eifersucht, Wut und bösartigem Trotz zerfressen wurde. Er hatte sich in den Robin Goodfellow von früher verwandelt. Den Robin Goodfellow, der noch immer wütend auf mich war, weil ich ihm Meghan genommen hatte, und der voller Groll auf die vielen Gelegenheiten zurückblickte, bei denen ich versuchte hatte, ihn zu töten.

Was ich ihm absolut nicht vorwerfen konnte.

Zum Glück war es Puck gelungen, sich aus dieser Finsternis emporzukämpfen und zu seinem normalen, unbeschwerten, respektlosen Selbst zurückzufinden. Aber ich wusste genau, welche Gedanken Meghan nun umtrieben, und ich teilte diese Furcht. Keirran hatte schon einmal bewiesen, dass er dazu in der Lage war, alles zu verraten, was er liebte. Wenn wir nun also in den Zwischenraum traten … würden wir dann feststellen müssen, dass unser Sohn erneut zu einem seelenlosen Feind geworden war?

Wieder beugte ich mich zu Meghan vor, und ihre Finger schlossen sich noch fester um meine Hand. »Wir werden ihn finden«, versicherte ich ihr leise. »Wir werden ihn finden, und wir werden ihn nach Hause holen, was es auch kosten mag.«

Sie nickte knapp, dann löste sie sich von mir und blickte auf Glitch hinab, der noch immer vor ihr kniete. »Du hast richtig gehandelt«, erklärte sie dem Eisernen Leutnant. »Kehre jetzt nach Mag Tuiredh zurück und sorge dafür, dass unser Volk in Sicherheit ist. Ich werde nach Prinz Keirran suchen. Sobald ich kann, komme ich zurück.«

»Selbstverständlich, Majestät«, nickte Glitch, obwohl ich genau wusste, dass er am liebsten protestiert hätte. Dem Ersten Leutnant gefiel es grundsätzlich nicht, wenn beide Herrscher von Mag Tuiredh das Eiserne Reich auf unbestimmte Zeit verließen. Aber er stand lange genug in Meghans Diensten, um nun einfach eine knappe Verbeugung anzudeuten und zu erwidern: »Dann wünsche ich Euch viel Glück und eine sichere Rückkehr. Ich werde die Stadt schützen, bis Ihr wieder bei uns seid.«

Meghan drehte sich um und musterte den Rest unserer Gruppe. Puck stand mit verschränkten Armen unter einem Baum; sein leuchtend rotes Haar ließ ihn selbst in dem trüben Zwielicht deutlich hervorstechen. Neben ihm wartete eine Gestalt mit dunkler Kapuze, die beinahe mit den Schatten verschmolz und das Geschehen schweigend beobachtete. Es dauerte einen Moment, bis Meghan sie ausmachen konnte. »Nyx, du bist eine Vergessene und gehörst Keirrans Hofstaat an. Es scheint, als wäre Ankerstein ausgelöscht worden und Keirran verschwunden. Kannst du den Schleier teilen und uns in den Zwischenraum bringen?«

Die Fee mit dem silbernen Haar, der Haut in der Farbe der Dämmerung und den golden schimmernden Augen hob den Kopf und erklärte mit eiserner Entschlossenheit: »Jawohl, Eure Majestät. Wenn Keirran in Gefahr schwebt, muss ich ihn schnellstmöglich finden. Wann möchtet Ihr aufbrechen?«

»Sofort.« Meghan wandte sich an Puck und Kohlefresser, die sie aufmerksam musterten. »Ungewisse Zeiten stehen uns bevor«, begann...

Erscheint lt. Verlag 15.3.2023
Reihe/Serie Plötzlich Rebell
Übersetzer Charlotte Lungstrass-Kapfer
Sprache deutsch
Original-Titel The Iron Sword - Iron Raven Book 2
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 2023 • Ash • eBooks • Fantasy • Feengeschichten • Iron Fey • Meghan Chase • Neuerscheinung • Plötzlich Fee • Plötzlich Prinz • Puck • robin goodfellow • Romantasy • Urban Fantasy
ISBN-10 3-641-28412-0 / 3641284120
ISBN-13 978-3-641-28412-1 / 9783641284121
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