Unheilvolles Kreta (eBook)
500 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-98878-0 (ISBN)
Die deutsche Autorin Nikola Vertidi lebt seit 2017 mehrere Monate im Jahr auf Kreta und besucht die Insel schon länger als ein Jahrzehnt regelmäßig. Griechisch Unterricht, die Integration in das kretische Leben durch Freunde und Streifzüge über die Insel machen nicht nur authentische Schauplätze möglich, sondern auch das Verständnis für die Lebensart der Kreter:innen. Selbstverständlich kommt der Genuss auf der Insel die von 'Gott geküsst' wurde nicht zu kurz und so schlemmt sich Nikola Vertidi durch Tavernen und Restaurants, trinkt auch mal einen Raki und tanzt Sirtaki ...
Die deutsche Autorin Nikola Vertidi lebt seit 2017 mehrere Monate im Jahr auf Kreta und besucht die Insel schon länger als ein halbes Jahrzehnt regelmäßig. Griechisch Unterricht, die Integration in das kretische Leben durch Freunde und Streifzüge über die Insel machen nicht nur authentische Schauplätze möglich, sondern auch das Verständnis für die Lebensart der Kreter:innen. Selbstverständlich kommt der Genuss auf der Insel die von "Gott geküsst" wurde nicht zu kurz und so schlemmt sich Nikola Vertidi durch Tavernen und Restaurants, trinkt auch mal einen Raki und tanzt Sirtaki ...
8. Kapitel
Hyeronimos fuhr die Straße zum Dorf hinunter und war guter Dinge. Er freute sich auf das Meer und einen netten Abend mit Penelope. Er hatte Manolis schon länger versprochen, mal wieder zum Essen zu kommen, und heute schien es zu passen, denn seine Yaya war bei einer Nachbarin zum Geburtstag eingeladen, und somit würde sie nichts kochen. Manchmal saß er einfach gern bei seinem Freund, mit dem Blick auf das Meer, das sich mit der aufkommenden Dunkelheit in ein geheimnisvolles Glitzern hüllte.
Er lenkte den Wagen an die Schranke, die das Dorf vor wahnwitzigen Parkern schützte, und winkte dem Wärter zu, der gemütlich zu ihm kam.
»Hyeronimo, wie geht es dir?«, fragte er.
Man kannte ihn hier einfach, er hatte schon als Kind alle Ferien bei seiner Yaya verbracht und war daher kein Fremder für die Dorfbewohner.
»Gut, gut«, antwortete er und schickte die gleiche Frage zurück an sein Gegenüber. »Und wie geht es dir, Gianni?«
Der Befragte bestätigte, dass es ihm ebenfalls gut gehe, und öffnete die Schranke für ihn, winkte ihm freundlich zu und wandte sich dann harsch an das Auto hinter ihm. Hyeronimos konnte noch hören, dass er den Fahrer anwies, auf dem wenige Meter entfernten großen Parkplatz zu parken. Er lächelte kurz und stellte seinen Wagen vor dem Aura Shop ab.
Maria Xylouri erkannte ihn sofort und kam lächelnd aus ihrem Laden. Ein großer heller Hund folgte ihr, und mehrere Katzen rekelten sich vor den Schaufenstern, eine sogar darin. Sie wirkte wie eine kunstvolle Dekoration inmitten der hübsch gekleideten Schaufensterpuppen.
»Hallo, Maria!«, grüßte er und beugte sich hinab zu dem Hund, der vertrauensvoll zu ihm kam. »Hallo, Nefeli!«
»Hyeronimo, wie schön, dich zu sehen. Willst du schwimmen gehen?«
»Ja, ich will gleich ins Wasser, aber vorher möchte ich noch mit dir über die arme Katze sprechen.«
Ihr Gesicht verzerrte sich. Er erkannte eine Mischung aus Schmerz und Ärger in ihren Zügen. Sie zog ihn in den Laden, verschwand hinter einer Tür und kam kurz darauf mit einer Box zurück, die sie sodann vorsichtig öffnete, um ihm das von Menschenhand verstümmelte winzige Tier zu zeigen.
»So etwas macht nur ein Monster, Hyeronimo«, sagte sie aufgebracht.
Er konnte nur nicken. Er war kein Tierliebhaber, doch das, was er hier sah, berührte sein Herz zutiefst. »Wir nehmen deinen Hinweis sehr ernst, Maria«, erklärte er. Er sah ihr zu, wie sie das verletzte Tier, das über und über in eine dicke Schicht Salbe eingehüllt war, mit säuselnder Stimme beruhigte.
Hyeronimos und Maria unterhielten sich noch eine Zeit lang über das Thema Tierschutz und ihre Vermutungen, dass es sich nicht um ein Versehen gehandelt habe, sondern um einen gezielten Akt der Gewalt gegen ein hilfloses Katzenkind. Dann verabschiedete er sich von ihr.
»Wir bleiben in Kontakt über alles, was dir noch ein- und auffällt. Du kannst mich gern jederzeit anrufen und ich leite es dann weiter.« Er war stolz auf sich, denn er klang nicht nur einfühlsam, sondern er fühlte sich auch so. Er war kein grober Klotz, es fiel ihm aber oft sehr schwer, empathisch zu sein. Marias Aura begann, grün zu leuchten, und zeigte ihm, wie wichtig ihr Harmonie und Geborgenheit waren – Herzlichkeit und Mitgefühl waren ganz normale Teile ihrer Persönlichkeit. Seine Fähigkeit, Auren zu sehen, half ihm dabei, den Menschen ein wenig passgenauer zu begegnen, nahm ihm aber nicht ab, sich auch verbal ausdrücken zu müssen.
Er holte seine Tasche vom Rücksitz, ließ den Wagen vor dem Laden stehen und schlenderte zum Strand. Er genoss den Blick auf die Insel Dia, die der Sage nach ein von Zeus versteinertes Meeresungeheuer darstellte. Etwas näher zur Bucht formierte sich ein Felsen im Wasser, der wie ein schlafender Drache aussah. Er liebte diesen Ort sehr. Der Strand war noch belebt, aber nicht überfüllt. Dann sah er Penelope auf einer der gemütlichen neuen Holzliegen nahe dem Sokrates. Sie war in ein Buch vertieft, und er war gespannt, was sie da wohl las. Seine Leidenschaft für seichte Liebesromane mit Happy End behielt er noch immer für sich. Nicht, dass er sich dafür schämte, aber er hatte sich schon so sehr geöffnet, dass es ihm vollkommen in Ordnung schien, ein oder zwei kleine Geheimnisse zu verschweigen. Schließlich wusste Penelope seit dem Frühsommer von seiner Beziehung mit der verheirateten Politikergattin Kassia, die in Athen lebte. Das hatte er ihr nicht ganz freiwillig erzählt, doch er wollte nicht wieder über die hässliche Geschichte nachdenken, die ihn in diese Art von Zugzwang gebracht hatte. Er schlüpfte rasch aus den weichen beigen Mokassins und trat auf den warmen Sand hinaus. Seine Zehen sanken ein, und er fühlte sich blitzschnell wieder wie der kleine Junge, der seine Sommer an diesem Strand verlebt hatte.
»Da bist du ja.« Penelope freute sich und lächelte zu ihm hoch. »Ich habe uns die Plätze gesichert, damit Manolis uns schon hier versorgen kann. Passt das für dich?«
»Sehr weise vorausgedacht«, lobte er, »so können wir nach dem Schwimmen ein Glas Wein trinken.« Er streifte seine Hose ab, faltete sie ordentlich und hielt es mit seinem Hemd genauso, dann wickelte er sich in sein Handtuch, um die Boxershorts gegen die Badehose zu tauschen. Im Anschluss verstaute er Handy und Brieftasche in dem Strandtresor, den er aus seiner Tasche zog. »Gibst du mir deine Sachen?«, forderte er seine Freundin auf. Dann packte er ihr Handy und einen kleinen Geldbeutel mit in den Tresor hinein, kettete das mit einem Zahlenschloss gesicherte Teil an den Sonnenschirm und ging die wenigen Schritte zum Wasser.
Sie folgte ihm, und gemeinsam schwammen sie durch die Bucht an den schaukelnden Booten vorbei hinaus bis zur Begrenzungsboje. Solange die Touristen mit den gemieteten Motorbooten herumschipperten, war es gesünder, nicht zu weit hinauszuschwimmen, denn die Sorge, von einem solchen Boot übersehen zu werden, war tatsächlich nicht unberechtigt.
Anfangs schwiegen sie und gaben sich der belebenden Wirkung des klaren und angenehm temperierten Wassers hin, dann ergriff Penelope das Wort. »Ich weiß, dass du nicht so gern über Stelios sprichst, aber ich mache mir gerade so meine Gedanken und vielleicht auch ein paar Sorgen.«
Er schwamm in regelmäßigen Zügen weiter und antwortete gelassen: »Ich habe das mittlerweile verarbeitet, Pen. Im Unterschied zu anderen Leuten …!«
»Ja, ich höre so einiges, Christos steckt das nicht so beherrscht weg.«
»Stelios hat seine Entscheidung getroffen, und es ist eine Entscheidung gegen mich, die ich rational auch nachvollziehen kann. Es ist auch eine Entscheidung für Maria und Spectros, und die beiden machen ihre Arbeit wirklich gut. Spectros ist ein professioneller Mann.« Er meinte, was er sagte. Er hatte seinen Frieden mit der Sache geschlossen, Kassia hatte ihm zugehört, als er noch betroffen und frustriert gewesen war, hatte aber auch die richtigen Fragen gestellt und die passenden Worte gefunden, um sein verwundetes Ego zu besänftigen.
»Christos meutert, und ich mache mir Sorgen um ihn!« Sie hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie sich mit seinem Kollegen verstand.
»Was befürchtest du?« Er verlangsamte seine Armbewegungen und schaute sie an.
»Keine Ahnung. Es ist nur so ein Gefühl. Da ist so viel Wut in ihm, und ich finde, er sieht auch nicht mehr gesund aus. Eben irgendwie, als würde ihn etwas von innen heraus verzehren.«
Er konnte die Sorge in ihrer Stimme nun deutlich hören. Er wollte das Ganze mit einem Scherz entkräften, denn er war doch hier, um sich zu entspannen, und nicht, um die Probleme seines ungeliebten Kollegen zu lösen, doch ihm fiel partout nichts Passendes ein. Und so blieb er stumm.
»Vielleicht täuscht mich meine Intuition auch«, fuhr sie fort, »und ich sehe Dinge, die nicht da sind, oder übertreibe, aber irgendwas ist nicht in Ordnung.«
»Ich verstehe dich gut«, sagte er entgegenkommend, »aber Christos ist stur, unnachsichtig mit anderen Menschen, und er ist häufig unbeherrscht.«
»Menschen können sich doch ändern«, sagte sie leise, »wenn ich daran nicht mehr glauben kann, dann fühle ich mich auf diesem Planeten nicht mehr wohl. Ebenso wie ich daran glauben möchte, dass in jedem Menschen ein guter Kern steckt!«
...Erscheint lt. Verlag | 23.2.2023 |
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Reihe/Serie | Griechenland-Krimis | Griechenland-Krimis |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Bücher für den Sommer • Griechenland • Griechenland Krimi • Griechenland Romane • Griechisch • Inselkrimi • Kriminalroman • Krimis • Nicole de Vert • spannende Bücher für den Urlaub • Urlaubskrimi • Urlaubslektüre |
ISBN-10 | 3-492-98878-4 / 3492988784 |
ISBN-13 | 978-3-492-98878-0 / 9783492988780 |
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