Die Tochter der Rebellion (eBook)

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2023 | 1. Auflage
464 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-00914-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Tochter der Rebellion -  Miranda Malins
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Ein zerrissenes Land. Der Kampf um die Krone. Eine junge Frau inmitten der Rebellion ... Der zweite Teil der ergreifenden Trilogie um Cromwells Töchter.  Ely, 1643. England wird vom Bürgerkrieg erschüttert. Der tyrannische König Charles kämpft gegen sein eigenes Parlament. Nachbar kämpft gegen Nachbar. Als die Unruhen ihr Elternhaus in Ely erreichen, gerät die 19-jährige Bridget Cromwell mitten in den Konflikt. Während der Stern ihres Vaters Oliver Cromwell, Kavalleriekommandeur des rebellischen Parlaments, in ungeahnte Höhen steigt, hegt Bridget eigene Ambitionen für ihr Leben - jenseits von Ehe und Mutterschaft. Und als in ihrer eigenen Familie Risse entstehen, steht Bridget vor der Wahl: Soll sie ihrem Herzen folgen? Oder soll sie für Macht und Einfluss heiraten und für eine Revolution kämpfen, die Englands Geschichte für immer verändern wird?

Miranda Malins ist Autorin, Historikerin und Wirtschaftsjuristin. Sie schloss ihr Studium an der University of Cambridge mit einer Promotion ab und ist seitdem als Rednerin bei Konferenzen sowie als Journalistin und Rezensentin tätig. Ihr Spezialgebiet ist die Geschichte Oliver Cromwells, seiner Familie und die Politik der Interregnum-Zeit nach der Hinrichtung Karls I. Die Autorin lebt mit ihrem Mann, ihren zwei Kindern und der Katze Keats in Hampshire. «Die Tochter des Königsmörders» ist ihr Debüt.

Miranda Malins ist Autorin, Historikerin und Wirtschaftsjuristin. Sie schloss ihr Studium an der University of Cambridge mit einer Promotion ab und ist seitdem als Rednerin bei Konferenzen sowie als Journalistin und Rezensentin tätig. Ihr Spezialgebiet ist die Geschichte Oliver Cromwells, seiner Familie und die Politik der Interregnum-Zeit nach der Hinrichtung Karls I. Die Autorin lebt mit ihrem Mann, ihren zwei Kindern und der Katze Keats in Hampshire. «Die Tochter des Königsmörders» ist ihr Debüt. Anja Schünemann studierte Literaturwissenschaft und Anglistik in Wuppertal. Seit 2000 arbeitet sie als freiberufliche Übersetzerin der verschiedensten Genres und hat seitdem große Romanprojekte und Serien von namhaften Autorinnen und Autoren wie Philippa Gregory, David Gilman sowie Robert Fabbri aus dem Englischen ins Deutsche übertragen. Historische Romane sind eines ihrer Spezialgebiete: Von der Antike bis zum Mittelalter, in die frühe Neuzeit sowie bis ins 20. Jahrhundert verfügt sie über einen reichen Wissensschatz, der ihre Übersetzungen zu einem gelungenen Leseerlebnis macht.

Erster Teil


Sieben Jahre später, Ely

Kapitel eins


Frühjahr 1643

Die Schüssel gleitet Betty aus den Händen und zerschellt auf dem Fliesenboden. Mir gelingt es irgendwie, die meine nicht fallen zu lassen. Vor Schreck wie versteinert, stehen wir beide da und starren auf die Haustür. Das Eichenholz erzittert unter dröhnenden Schlägen, und die Straße draußen hallt wider von wütendem Geschrei und Schüssen. Instinktiv warte ich darauf, dass Vater sich an uns vorbeidrängt und an die Tür geht, doch dann fällt mir wieder ein, dass er nicht da ist. Er kämpft bei seinem Regiment, ebenso wie mein Bruder Olly. Mein ältester Bruder Robin liegt in der kalten Erde, Dick und Harry sind in der Schule, und unser Knecht, der alte Matthew, hat im Wirtshaus The Bell gewiss schon das zweite Bier getrunken. Es ist nach neun Uhr abends.

Kalte Angst überkommt mich, als mir bewusst wird: In diesem Haus sind acht Frauen und kein einziger Mann.

«Wer ist da?» Ich wage mich ein paar Schritte vor, die Schüssel mit Kartoffeln noch immer in den Händen. In der Tür zur Stube erscheint Mutter. Ich werfe ihr einen raschen Blick zu, hoffe auf eine beruhigende Geste.

«Reverend Hitch», flüstert eine vertraute Stimme durch das gemaserte Holz. «In der Stadt hat es einen Aufstand gegeben, Mistress. Ihr müsst Türen und Fenster verschließen und das Licht löschen.»

Mutter ist jetzt an meiner Seite und hat die Tür einen Fingerbreit geöffnet. Draußen steht der Geistliche mit angespannter Miene. Über Mutters Haube hinweg sehe ich undeutlich Stadtvolk mit gesenkten Köpfen durchs Halbdunkel huschen. Wie gütig der Reverend ist, uns zu warnen, denn wir gehören nicht zu den folgsamsten unter seinen Schäfchen – wir haben in Sachen Religion unsere eigenen Ansichten.

«Royalisten?»

«Ja, Mistress. Etwa fünfzig Männer sind für den König aufgestanden. Sie haben die Tore besetzt und arbeiten sich durch die Stadt vor. Sechs Soldaten unserer Parlamentstruppen wurden bereits getötet, ein weiterer verblutet in der Kathedrale. Ihr müsst Euch verschanzen – sie wissen sicher, dass dieses Haus Captain Cromwell gehört und dass er nicht zu Hause ist. Ich muss jetzt weiter.»

«Der Herr sei uns gnädig.» Mutter greift nach der einfachen Perlenkette an ihrem Hals. «Danke, Reverend, wir sind Euch sehr verbunden. Falls Ihr in der Stadt unserem Knecht begegnet, bitte schickt ihn her und sagt, er soll so viele Männer mitbringen, wie entbehrlich sind. Wir werden Türen und Fenster verbarrikadieren und auf Gott vertrauen.»

Reverend Hitch nickt und verschwindet mit wehendem schwarzem Mantel in der Düsternis. Mutter schließt die Tür wieder und verriegelt sie fest. Mit entschlossener Miene dreht sie sich zu uns um und erteilt gestikulierend einen Schwall von Anweisungen. Mein Herz hämmert unter dem Mieder.

«Betty, bring Großmutter hinauf in ihre Kammer und versorge sie mit Brot, Dünnbier und Decken. Dann geh zu den Kleinen – gewiss sind sie von dem Klopfen aufgewacht und ängstigen sich. Kleide sie an für den Fall, dass wir das Haus eilig verlassen müssen, dann setze dich zu ihnen. Lösche alle Kerzen bis auf eine!»

Betty zögert und wirft einen Blick auf die Scherben aus bemaltem Steingut auf dem Boden. Es war Mutters beste Schüssel.

«Lass das liegen, ich räume es weg, wenn die Gefahr vorüber ist.»

Wortlos verschwindet meine Schwester in der Stube. Als sie die Stufe hochsteigt, blitzt der weiße Saum ihres Unterrocks.

«Ich gehe nach hinten, Mutter», sage ich und stelle die Kartoffeln auf dem Tisch neben der Tür ab.

«Ja, übernimm du die Rückseite des Hauses, Bridget, und ich kümmere mich um die Vorderseite. Verriegele die Fenster, zieh die Vorhänge zu, schließe die Türen ab. Lass in jedem Raum nur ein Binsenlicht brennen, damit wir noch sehen, was wir tun.»

«Liz?», ruft Mutter nach hinten, und meine unverheiratete Tante antwortet aus der Küche. «Lösche das Feuer. Fülle ein paar Flaschen Bier ab und richte Proviantpakete her für den Fall, dass wir fliehen müssen.»

Rasch arbeite ich mich von einem Raum zum nächsten vor. Zuletzt ist die Scheune an der Reihe, die an das westliche Ende des Hauses angebaut ist – vor dem Krieg hatte Vater dort seine Zehntstube. Beinahe stolpere ich über eine dahinhuschende Maus, als ich eilig zu der großen Tür am Ende des Raumes gehe. Ich schließe sie ab und lege den Riegel vor, dann schleife ich ein paar Mehlsäcke herbei und lehne sie gegen die Tür. Schwitzend versuche ich, einen hochzuheben, um ihn auf die anderen zu stapeln, doch er ist zu schwer. Ich fluche darüber, dass ich nicht die Kraft eines Mannes habe. Stattdessen zerre ich Vaters Stuhl herbei und verkeile die Tür damit. Ich bete, das möge genügen.

Als ich wieder in den Hausflur komme, fegt Martha, unsere Küchenmagd, gerade die Scherben der zerbrochenen Schüssel zusammen. Als sie fertig ist, holen wir gemeinsam die Bank aus der Ecke mit unseren Stiefeln und Mänteln und verrammeln damit die Haustür. Ich drehe mich um, da sehe ich zu meiner Überraschung Betty die Treppe herunterkommen.

«Die Mädchen weinen», sagt sie mit gequälter Miene. «Sie haben sich an mich geklammert, und ich habe ihnen versprochen, dass uns nichts geschieht, aber sie glauben mir nicht. Sie hören nur auf dich, Biddy.»

Das Los der ältesten Schwester, denke ich und bin wider Willen gerührt vom Vertrauen der Kleinen. Mary und Frances sind so viel jünger als wir: sechs und fast fünf Jahre. Beinahe eine zweite Familie; sie kamen erst zur Welt, nachdem Vaters Schicksal sich gewendet hatte. Ich weiß, dass sie die dreizehnjährige Betty anhimmeln, schön und liebenswürdig, wie sie ist. Mich mit meinen nunmehr achtzehn Jahren finden sie mitunter etwas streng. Aber wir leben im Krieg. Schön und liebenswürdig zu sein, genügt nicht mehr. In Abwesenheit der Männer müssen wir stark und erfinderisch sein. Harte Arbeit, Geistesgegenwart und Kenntnisreichtum sind jetzt die Währung der Frauen, Mut und Mitgefühl gleichermaßen unser Kapital. Früher wünschte ich mir für meine Zukunft nichts als den sicheren Hafen der Ehe und Mutterschaft, geht es mir durch den Kopf, während ich die Treppe hinaufsteige. Nun frage ich mich, ob mir das genügen wird.

 

Wir verbringen die ganze Nacht zusammen im oberen Stockwerk, eine Masse zusammengedrängter weiblicher Körper, eingehüllt in eine warme Wolke aus Lavendelduft und Angstschweiß. Wir schweigen, lauschen aufmerksam. Die Mädchen schlafen unruhig auf Mutters und Bettys Schoß, während Großmutter in ihrem Bett wachliegt und leise Psalmen rezitiert. Tante Liz döst daneben in einem Lehnstuhl, während Martha und ich abwechselnd durch einen Schlitz zwischen den Vorhängen Ausschau halten. Einmal in der Stunde schleichen wir nach unten, um an den Türen und Fenstern nach dem Rechten zu sehen.

Außerhalb unserer vier Wände ist die Stadt Ely wie ein lebendes Wesen. Mal verstummt sie für eine Weile, dann brechen erneut Rufe und Geschrei aus, und Schritte poltern über das Kopfsteinpflaster. Anschließend schläft sie wieder ein, und nur die Glocken der Kathedrale lassen von Zeit zu Zeit ihren Herzschlag ertönen. Gegen drei Uhr früh dringt Fackelschein von der Straße durch die Vorhänge und lässt Schatten über die verängstigten Gesichter tanzen. In die gespenstische Stille hinein hören wir unter unserem Fenster Männerstimmen.

«Ist das hier sein Haus?», fragt ein Mann mit rauer Stimme.

«Ja», antwortet ein anderer.

Jemand hämmert an die Tür. Diesmal ist es nicht das rhythmische Klopfen des Reverend, das klang wie von einem Specht. Es sind die Schläge vieler Fäuste und sogar ein paar Stiefeltritte.

Mary erwacht und wimmert. Mutter hält ihr rasch mit einer Hand den Mund zu und flüstert ihr etwas ins Ohr. Ich lausche, und das Geräusch meines eigenen Atems klingt überlaut in meinen Ohren. Ich schließe die Augen und bete, die Bank an der Tür möge halten.

Eine Minute vergeht, dann hört das Poltern auf, und wir hören schwere Männerschritte zu beiden Seiten um das Haus herumgehen. Der Fackelschein entfernt sich. Ich öffne die Augen wieder und stelle mir vor, wie Nasen sich an die Scheiben pressen, wie Männer versuchen, in der Nachtluft die Witterung der Frauen aufzunehmen, die sich in ihr Nest ducken. Irgendwo klopft jemand an Glas, und einen entsetzlichen Moment lang fürchte ich, sie könnten eine Scheibe einschlagen, um sich Zutritt zu verschaffen, oder in Lampenöl getränkte Lumpen um Steine wickeln, sie anzünden und durch die Fenster werfen.

Mutter greift nach meiner Hand und spricht flüsternd das Vaterunser. Vater unser, der du bist im Himmel … Ich drücke ihre Hand, und Betty und die Mädchen klammern sich an uns. Leise wie die Mäuschen in der Kirche fallen wir alle in das Gebet ein. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden … Ich schließe die Augen wieder und verliere mich in dem Gebet. Wir sprechen es vier, fünf Mal, ehe Mutter plötzlich verstummt. Der Bann ist gebrochen, wir verfallen wieder in Schweigen, lauschen.

Die Männer sind fort. Unsere Worte, Gottes Worte, haben sie abgewehrt – und auch die Bank im Hausflur. Wenigstens vorerst.

Das Gefühl des Sieges lässt mich freier atmen. Ich lasse Mutters Hand los und richte mich erneut aufs Warten ein. Mall und Fanny sinken allmählich wieder in Schlaf,...

Erscheint lt. Verlag 31.1.2023
Reihe/Serie Cromwells Töchter
Übersetzer Anja Schünemann
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 17. Jahrhundert • Alison Weir • England • Frances Cromwell • Hilary Mantel • Hinrichtung • Historischer Roman • historischer Roman 17. Jahrhundert • historischer Roman England • historischer Roman Mittelalter • historischer Roman Neuerscheinungen 2023 • Interregnum • König • Königshaus • London Roman • Lord Protector • Monarchie • Oliver Cromwell • Philippa Gregory • Rebecca Gablé • Rosenkriege • Thron • Tudors • Wolf Hall
ISBN-10 3-644-00914-7 / 3644009147
ISBN-13 978-3-644-00914-1 / 9783644009141
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