Ewige Feinde (eBook)

Roman
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2022 | 1. Auflage
432 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-29410-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ewige Feinde -  Jeffrey Archer
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Nach dem Tod seines langjährigen Feindes Miles Faulkner soll William Warwick bei der Londoner Polizei neue Aufgaben übernehmen. Vorher aber begibt er sich mit seiner geliebten Frau Beth auf große Urlaubsreise. Mit dem Schiff setzen die beiden nach New York über, wo sie einige der besten Museen der Welt besuchen wollen. Doch die Überfahrt wird jäh gestört, als der Vorsitzende der Schifffahrtsgesellschaft unter mysteriösen Umständen ums Leben kommt. Und als wäre das nicht genug, stößt William auf Hinweise, dass Faulkner weiterhin seinen Geschäften nachgeht. War das vermeintliche Begräbnis des genialen Kunstfälschers etwa nur ein Täuschungsmanöver?

Jeffrey Archer, geboren 1940 in London, verbrachte seine Kindheit in Weston-super-Mare und studierte in Oxford. Archer schlug zunächst eine bewegte Politiker-Karriere ein. Weltberühmt wurde er als Schriftsteller, »Kain und Abel« war sein Durchbruch. Mittlerweile zählt Jeffrey Archer zu den erfolgreichsten Autoren Englands. Seine historischen Reihen »Die Clifton-Saga« und »Die Warwick-Saga« begeistern eine stetig wachsende Leserschar. Archer ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt in London, Cambridge und auf Mallorca.

1


»Sind Sie ein Detective, Sir?«

William sah zu dem jungen Mann auf, der ihm diese Frage gestellt hatte. »Nein. Ich bin stellvertretender Direktor der Midland Bank in Shoreham, Kent.«

»Dann«, fuhr der junge Mann fort, der nicht überzeugt wirkte, »können Sie mir sicher sagen, was der Umtauschkurs zwischen Dollar und Pfund betrug, als heute Morgen der Markt für Fremdwährungen eröffnet wurde.«

Kurz bevor William am Abend zuvor auf das Schiff gekommen war, hatte er einhundert Pfund in Dollar umgetauscht. Jetzt versuchte er, sich daran zu erinnern, wie viel er für sein Geld bekommen hatte, doch er zögerte zu lange.

»Ein Dollar und vierundfünfzig Cent pro Pfund«, sagte der junge Mann, bevor William antworten konnte. »Also entschuldigen Sie, wenn ich Sie frage, warum Sie nicht zugeben wollen, dass Sie ein Detective sind.«

William legte das Buch, das er gelesen hatte, auf den Tisch vor sich und musterte den jungen, ernsten Amerikaner genauer, der sehr bemüht war, nicht wie ein Kind zu wirken, obwohl er sich noch nicht einmal regelmäßig rasieren musste. Sein Gegenüber kam ihm wie ein Privatschüler vor, der sich aufs College vorbereitete – ein »preppy«.

»Können Sie ein Geheimnis für sich behalten?«, flüsterte er hinter vorgehaltener Hand.

»Ja, natürlich«, sagte der junge Mann, der verletzt klang.

»Dann setzen Sie sich«, sagte William und deutete auf den bequemen Stuhl gegenüber. Er wartete, bis der junge Mann Platz genommen hatte. »Ich mache Urlaub und habe meiner Frau versprochen, dass ich während der nächsten zehn Tage niemandem verraten werde, dass ich bei der Polizei bin. Denn würde ich das tun, liefe ein endloser Strom von Fragen praktisch darauf hinaus, dass es überhaupt keinen Unterschied mehr zwischen meiner Arbeit und meinem Urlaub gibt.«

»Aber warum haben Sie sich dafür entschieden, zur Tarnung einen Banker zu spielen?«, fragte der junge Mann. »Denn ich vermute, Sie kennen nicht einmal den Unterschied zwischen einer Tabellenkalkulation und einer Bilanz.«

»Meine Frau und ich haben lange darüber nachgedacht, bevor wir uns für den Banker entschieden haben. Ich bin in den Sechzigerjahren in Shoreham aufgewachsen, einer Kleinstadt in England, und der dortige Filialleiter war ein Freund meines Vaters. Also dachte ich, ich könnte ein paar Wochen lang damit durchkommen.«

»Was war noch in der engeren Auswahl?«

»Immobilienmakler, Autoverkäufer und Bestattungsunternehmer. Bei allen waren wir sicher, dass niemand endlose Fragen dazu stellen würde.«

Der junge Mann lachte.

»Welchen Beruf hätten Sie gewählt?«, fragte William, indem er sich bemühte, die Initiative zurückzuerlangen.

»Profikiller. Dann hätte mir auch niemand weitere Fragen gestellt.«

»Ich hätte sofort gewusst, dass das eine Tarnung ist«, sagte William und machte eine wegwerfende Geste. »Denn kein Profikiller hätte mich gefragt, ob ich bei der Polizei bin. Er hätte es bereits gewusst. Was machen Sie in Wirklichkeit, wenn Sie kein Profikiller sind?«

»Ich bin in meinem letzten Jahr auf der Choate in Connecticut, wo wir auf den Besuch einer Uni vorbereitet werden.«

»Wissen Sie schon, was Sie tun wollen, wenn Sie mit der Schule fertig sind? Vorausgesetzt, dass Sie nicht mehr vorhaben, Profikiller zu werden?«

»Ich werde nach Harvard gehen, um Geschichte zu studieren, und später suche ich mir eine Uni für Jura.«

»Woraufhin Sie zweifellos in eine bekannte Anwaltsfirma eintreten werden, wo man Sie in kürzester Zeit zum Juniorpartner machen wird.«

»Nein, Sir. Ich möchte später ein Vertreter des Gesetzes werden. Nach einem Jahr als Redakteur der Law Review werde ich zum FBI gehen.«

»Für jemanden, der so jung ist wie Sie, scheinen Sie Ihre Karriere ganz genau geplant zu haben.«

Der junge Mann runzelte die Stirn. Offensichtlich fühlte er sich wiederum verletzt, weshalb William rasch hinzufügte: »Ich war in Ihrem Alter genauso. Ich wusste schon mit acht Jahren, dass ich Detective werden und bei Scotland Yard landen würde.«

»Warum haben Sie so lange gebraucht?«

William lächelte den aufgeweckten jungen Mann an, der zweifellos die Bedeutung des Wortes »frühreif« kannte, ohne zu begreifen, dass es auf ihn zutraf. Doch William gestand sich ein, dass er als Schuljunge unter demselben Problem gelitten hatte. Er beugte sich vor, streckte die Hand aus und sagte: »Detective Chief Inspector William Warwick.«

»James Buchanan«, erwiderte der junge Mann und schüttelte Williams Hand mit festem Griff. »Darf ich fragen, wie Sie einen so hohen Rang erlangen konnten? Denn wenn Sie in den Sechzigerjahren zur Schule gegangen sind, dann können Sie nicht älter als …«

»Was macht Sie so sicher, dass man Ihnen einen Platz in Harvard anbieten wird?«, sagte William, indem er versuchte, diesen Vorstoß zu parieren. »Sie können nicht älter sein als …«

»Siebzehn«, sagte James. »Ich habe einen Notendurchschnitt von 4,8 und gehöre zu den Klassenbesten, weshalb ich zuversichtlich bin, dass ich bei den Zugangsprüfungen zur Universität gut abschneiden werde.« Er hielt kurz inne und fügte dann hinzu: »Darf ich annehmen, dass Sie es zu Scotland Yard geschafft haben, Chief Inspector?«

»Ja«, sagte William und fühlte wieder festen Boden unter den Füßen.

Zwar war er es gewohnt, von Anwälten der Gegenseite in die Mangel genommen zu werden und nicht von Teenagern, doch er genoss die Begegnung. »Aber wenn Sie so ein kluger Kopf sind, warum haben Sie dann nicht vor, Anwalt zu werden oder in die Politik zu gehen?«

»Es gibt viel zu viele Anwälte in Amerika«, sagte James und zuckte mit den Schultern. »Und die meisten von ihnen enden damit, Rettungswagen hinterherzujagen.«

»Und Politik?«

»Ich käme nicht gut damit zurecht, mit lächelndem Gesicht Idioten ertragen zu müssen, und ich möchte nicht für den Rest meines Lebens von den Launen der Wähler abhängig sein oder mir von Lobbygruppen meine Ansichten diktieren lassen.«

»Wohingegen, falls Sie Direktor des FBI werden sollten …«

»Dann wäre ich mein eigener Herr und direkt dem Präsidenten unterstellt. Und ich würde ihm nicht immer sagen, was ich vorhabe.«

William lachte den jungen Mann an, der offensichtlich nicht an Selbstzweifeln litt.

»Und Sie, Sir«, sagte James, der inzwischen entspannter klang, »sind Sie dabei, Commissioner der Metropolitan Police zu werden?« William zögerte. »Sie glauben ganz eindeutig, dass diese Möglichkeit besteht«, fuhr James fort, bevor William antworten konnte. »Darf ich Sie noch etwas fragen?«

»Ich kann mir nicht vorstellen, was Sie aufhalten sollte.«

»Was sind Ihrer Ansicht nach die wichtigsten Eigenschaften eines erstklassigen Ermittlers?«

William dachte eine Weile lang über die Frage nach, bevor er antwortete. »Natürliche Neugierde«, sagte er schließlich. »Sodass man sofort in der Lage ist, etwas zu entdecken, das sich nicht ganz richtig anfühlt.«

James nahm einen Stift aus der Innentasche seiner Jacke und begann, Williams Worte auf die Rückseite der Alden Daily News zu notieren.

»Ebenso sollten Sie fähig sein, Verdächtigen, Zeugen und Kollegen die richtigen Fragen zu stellen. Vermeiden Sie es, Vermutungen anzustellen. Und vor allem müssen Sie geduldig sein. Was auch der Grund dafür ist, warum Frauen oft die besseren Polizisten sind als Männer. Und schließlich müssen Sie in der Lage sein, alle Ihre Sinne zu benutzen – Sehvermögen, Gehör, Tastsinn, Geruch und Geschmack.«

»Ich bin nicht sicher, ob ich Sie ganz verstehe.«

»Was wahrscheinlich sonst noch nie vorgekommen ist«, erwiderte William. Er bereute seine Worte sofort, doch sein Gegenüber lachte zum ersten Mal. »Schließen Sie die Augen«, sagte William. Er wartete kurz und fügte dann hinzu: »Beschreiben Sie mich.«

Der junge Mann nahm sich Zeit für seine Antwort. »Sie sind dreißig, höchstens fünfunddreißig. Etwa einen Meter fünfundachtzig groß, blondes Haar, blaue Augen, um die achtundsiebzig Kilo. Fit, aber nicht so fit wie früher. Irgendwann vor längerer Zeit hatten Sie eine schwere Schulterverletzung.«

»Wie kommen Sie auf die Idee, dass ich nicht mehr so fit bin wie früher?«, fragte William in defensivem Ton.

»Sie haben um die drei Kilo Übergewicht, und da dies der erste Tag Ihrer Reise ist, können Sie dem endlosen Strom an Mahlzeiten, der üblicherweise auf einem Schiff serviert wird, nicht die Schuld dafür geben.«

William runzelte die Stirn. »Und die Verletzung?«

»Die obersten beiden Knöpfe Ihres Hemds sind offen, und als Sie sich vorgebeugt haben, um mir die Hand zu geben, habe ich unmittelbar unter Ihrer linken Schulter eine verblasste Narbe bemerkt.«

William erinnerte sich wie so oft an seinen Mentor, Constable Fred Yates, der ihm das Leben gerettet und dabei sein eigenes geopfert hatte. Die Polizeiarbeit war nicht immer so romantisch, wie einige Autoren einen glauben machen wollten. Rasch wandte er sich einem anderen Thema zu. »Welches Buch lese ich gerade?«

»Unten am Fluss von Richard Adams. Und bevor Sie fragen, Sie sind auf Seite einhundertdreiundvierzig.«

»Und meine Kleider? Was verraten die Ihnen?«

»Ich muss gestehen«, erwiderte James, »dass diese ein ziemliches Rätsel für mich sind. Ich bräuchte mehrere Fragen, bevor ich eine Antwort riskieren könnte und das auch nur, wenn Sie mir die Wahrheit sagen...

Erscheint lt. Verlag 14.12.2022
Reihe/Serie Die Warwick-Saga
Übersetzer Martin Ruf
Sprache deutsch
Original-Titel Over My Dead Body (The Warwick-Chronicles 4)
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 2022 • Archer neuer Roman • Die Clifton-Saga • Die Warwick-Saga • eBooks • Familiensaga • Harry Clifton • internationaler Bestsellerautor • Korruption • Kunstfälscherei • London • Neuerscheinung • Neuerscheinung 2022 • Polizist • Roman • Romane • William Warwick
ISBN-10 3-641-29410-X / 364129410X
ISBN-13 978-3-641-29410-6 / 9783641294106
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