Die Präsenz (eBook)

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2022 | 1. Auflage
520 Seiten
Hybrid Verlag
978-3-96741-131-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Präsenz -  Kat und Steve Nolte
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Industriekultur trifft H. P. Lovecraft! Dreißig Jahre ist das Grubenunglück auf Maria Kunigunde her. Und dennoch verfolgt der Vorfall den Ex-Polizisten Tillmann Bünting noch immer. Was hat er in jener Nacht unter Tage gesehen? Einen heimtückischen Angriff aus der ewigen Dunkelheit - oder lediglich Trugbilder, ausgelöst von der eigenen Angst? Mysteriöse Ereignisse während der Eröffnung des Zechenmuseums lassen alte Wunden aufbrechen. Zusammen mit der Volontärin Sarina sucht Tillmann nach Ursachen und stößt auf unerklärlichen Widerstand. Wie weit reicht der Einfluss der mächtigen RuhrMöhneDeposit AG? Und was lauert dort im Schoß der Erde, mehr als tausend Meter unter Dortmund?

Kat & Steve Nolte (geboren irgendwann in den 80er Jahren) sind ein verschrobenes Ehepaar aus Dortmund. Sie promovierte Historikerin und kulturbeflissene Unternehmerin, er textbasierter Minderleister im Mittelstand und verkanntes Autorengenie, legen sie nun mit DIE PRÄSENZ ihren ersten Roman vor, der bei einem wahrhaftigen Verlag erscheint. Beide lieben sie fantastische und schaurige Geschichten aller Art und teilen ihre Fachkenntnisse gerecht untereinander auf.

Kat & Steve Nolte (geboren irgendwann in den 80er Jahren) sind ein verschrobenes Ehepaar aus Dortmund. Sie promovierte Historikerin und kulturbeflissene Unternehmerin, er textbasierter Minderleister im Mittelstand und verkanntes Autorengenie, legen sie nun mit DIE PRÄSENZ ihren ersten Roman vor, der bei einem wahrhaftigen Verlag erscheint. Beide lieben sie fantastische und schaurige Geschichten aller Art und teilen ihre Fachkenntnisse gerecht untereinander auf.

Prolog

 

Kupferdreh, 12.11.1814

 

Das kleine Haus stank nach Krankheit, Verfall und Rauch. Trotz des draußen tobenden Herbststurmes und der ungemütlichen Temperaturen dieses unheilvollen Tages war es heiß in der kleinen Kammer, die der Bergmann Hans Schulte bewohnte. Die ungewaschenen Körper, die sich um sein Krankenbett versammelt hatten, trugen ihr Übriges zu schlechtem Geruch und übermäßiger Hitze bei.

Der Steiger und die anderen, die Hans vor einigen Stunden hergebracht hatten, trugen noch immer ihre Arbeitsklamotten. Inzwischen getrocknet, stanken sie dennoch alle wie nasse Köter.

Auf dem Krankenbett warf Schulte sich hin und her. Er zählte keine zwanzig Jahre, sah aber aus wie ein Greis. Noch heute Morgen war er ein kräftiger junger Mann gewesen, jetzt aber wirkte er blass und ausgemergelt. Als streckte der Schnitter bereits seine knochigen Finger nach ihm aus.

Den Steiger schauderte es. Knochige Finger, loderndes Licht, ein Donnergrollen. Er selbst hatte nichts davon gesehen, nein. Er selbst wusste den Blick abzuwenden, wenn er kam.

Für einige Augenblicke waren die keuchenden Atemzüge des jungen Bergmanns, das Schluchzen seiner Verlobten, die vor seiner Bettstatt kniete und seine fahle Hand hielt, und das Prasseln des Regens auf den Dachschindeln die einzigen Geräusche. Die Kumpel wechselten betretene Blicke. Sahen ihren Steiger furchtsam an.

Er erwiderte die Blicke mit gespielter Gelassenheit. Nickte langsam und bedächtig, beruhigend und väterlich. Eigentlich dauerte ihre Schicht noch an und ein bisschen kam es ihm vor, als versteckten sie sich hier vor dem Direktor der Zeche Himmelsfürster Erbstollen, um ihm nicht erklären zu müssen, warum fünf gesunde Männer um das Bett eines einzelnen im Fieberwahn der Hysterie Versunkenen herumstanden.

Doch der Steiger wusste es besser. Sie würden heute nicht mehr einfahren, und dabei fürchteten sie nicht den Direktor, diesen alten Menschenschinder. Heute saß ihre Furcht tiefer als die übliche Sorge um den Arbeitsplatz, der die Familie ernährte, so hart und schmutzig das Tagwerk auch sein mochte.

Heute fürchteten sie sich auf einer anderen Ebene.

Heute fürchteten sie um ihr Seelenheil.

Draußen blitzte es hell, dann fuhr ein knallender Donnerschlag vom Himmel herab und die Kumpel zuckten zusammen.

»Will der Herrgott uns denn derartig strafen? Was haben wir denn nur verbrochen?«, schluchzte das Mädchen und drückte die Hand ihres Verlobten noch fester.

»Was ist denn nur passiert?«, fragte sie zum sicherlich hundertsten Mal an diesem verteufelten Nachmittag.

Der Steiger blieb ihr abermals die wahre Antwort schuldig. »Es muss die Platzangst sein, Kind. Das passiert Bergleuten manchmal. Die Stollen sind eng und dunkel.«

»Aber Hans ist doch seit Jahren Bergmann. Er hat sich nie beklagt. Der geborene Kumpel sei er, das hat er immer betont.«

Ein Großmaul ist er, dein Hans. Aber es stimmte: Bis heute hatte er nie auch nur eine Beschwerde von seiner Seite vernommen. Damit war er die große Ausnahme unter den Kumpeln.

Der Steiger zuckte die Schultern. »Wir können nur hoffen, dass der Doktor bald kommt. Keine Sorge, Mädchen, wir legen zusammen.«

Er wollte es dabei belassen, als nun einer der anderen Männer mit geballten Fäusten vortrat.

Er zitterte und seine Augen blitzten beinahe so irre wie die von Hans Schulte Stunden zuvor. Als sie ihn orientierungslos da unten gefunden hatten. Brabbelnd. Sabbernd. Stammelnd.

»Was ist, Caspar?«, grollte der Steiger mit einem warnenden Unterton in der Stimme, den der Angesprochene überhörte.

»Sag es ihr. Sag ihr, was passiert ist!«

»Willst du wohl dein Maul halten?«, knurrte ein anderer Kumpel und fasste Caspar am Arm, doch dieser riss sich los.

»Sie muss es wissen! Und ich auch!«, sagte der Bergmann und machte einen Schritt auf den Steiger zu, der bereits nach seiner Spitzhacke griff.

»Ich weiß nicht mehr als du, sie oder er«, knurrte der Steiger und deutete nacheinander auf Caspar, das Mädchen und den Bettlägerigen.

»Das kannst du dem Pfaffen erzählen, du Stadt- und Landlügner, du! Du bist länger da unten als wir alle zusammen. Du musst etwas wissen! Rück schon raus, Alter!«

Der Steiger verengte die Augen.

Draußen grollte der Donner.

»Deine eigentümlichen Beleidigungen kannst du dir in den Arsch schieben. Und wenn du nicht deine Schnauze hältst, steck ich dir meine Spitzhacke gleich dazu, du räudiger Hund!«

»Du Troll, du Troll, du Troll, du«, murmelte Hans mit einem Mal, setzte sich auf und beendete das Streitgespräch, bevor jemand handgreiflich werden konnte.

Das Bettlaken rutschte herunter und entblößte eine ehemals kräftige Brust, die seltsam eingefallen wirkte. Seine Haut war weiß und mit kleinen schwarzen Punkten besprenkelt. Gewiss Kohlenstaub, auch wenn der Steiger noch nie Kohlenstaub gesehen hatte, der sich dergestalt auf der Haut absetzte.

Alle sahen den Irren wie gebannt an.

»Hans, was hast du?«, fragte seine Verlobte, die ebenso kreidebleich geworden war wie ihr Liebster. Seine Hand hielt sie weiter fest umklammert.

Hans schien sie nicht zu sehen. Ein Speichelfaden hing ihm von den blutleeren Lippen, als er ein breites Grinsen sehen ließ.

Nein, nicht seine Verlobte blickte er an.

Er sah direkt in den gusseisernen Brennofen, in dem die Kohlen glühten.

»Tief aus der Erde, dort wo die Trolle und Zwerge leben«, sagte Hans mit seligem Lächeln und glasigem Blick. Er blinzelte nicht.

Draußen blitzte es erneut. Seltsame Schatten tanzten dem bleichen Bergmann über Gesicht und Brust.

»Wovon redet er?« Nur ein heiseres Flüstern entrang sich der Kehle des Mädchens. Ihre rotgeweinten Augen sahen den Steiger schockiert an.

Der schüttelte nur den Kopf. Wie seine Leute war er unbewusst einen halben Schritt zurückgewichen, als Hans zu sprechen begonnen hatte. In der engen Kammer stieß er mit dem Rücken an die nächste Wand. Er schluckte.

»Er hat irgendetwas gesehen da unten«, flüsterte einer der Kumpel.

»Den Berggeist von Kupferdreh«, fügte ein anderer hinzu.

»Viele Kumpel haben ihn bereits gesehen. Man sagt, er sei ein ehemaliger Bergmann, der ein schlechtes Leben geführt hat. Nun … nun ist er dazu verdammt, auf ewig durch den Stollen zu wandern und Kumpel vor Gefahren zu warnen. Man sagt, er habe knochige Hände und eine lodernde Laterne.« Caspar bekreuzigte sich.

Knochige Hände.

»Dummes Gewäsch«, knurrte der Steiger kraftlos. Furcht hatte Besitz von ihm ergriffen. Er hätte nicht gedacht, dass er sich in seinem Alter noch einmal derart ängstigen würde.

Knochige Hände.

Knochige Hände zischten vor und griffen nach den Armen des Mädchens.

»Der Berggeist ist ein Troll, Ingrid, ein Troll, ein Troll aus den ewigen schwarzen Tiefen. Er hat mit mir gesprochen. Er hat mich umarmt. Er hat mir gezeigt, was ich sein kann.« Hans zog Ingrid zu sich, das Gesicht zu einer grässlichen Grimasse verzerrt.

Das Mädchen schrie auf. Caspar und der Steiger fassten sich ein Herz und stürmten vor, um den Griff des Kranken von seiner Geliebten zu lösen.

Noch immer sah Hans Schulte keinen der Anwesenden an. Auch nicht, als sie endlich mit vereinten Kräften seine klauenartigen Hände von dem Mädchen gelöst und ihn zurück auf die Matratze gedrückt hatten.

Er sah immer nur auf den Ofen.

Immer nur in die lodernden Flammen des Kohlefeuers.

»Er kann euch allen zeigen, was ihr sein könnt. Wie ihr wahrlich leben könnt. Er wird kommen!«, stöhnte Hans und bäumte sich auf.

Die Bergleute mussten sich mit aller Gewalt gegen ihn stemmen. Er schien mit einem Mal eine unglaubliche Kraft zu entwickeln.

»Geh, sieh nach dem Arzt!«, rief der Steiger Ingrid zu und das Mädchen rannte weinend aus dem Zimmer.

Draußen grollte der Donner.

Draußen peitschte der Regen.

Draußen in der Mine wartete die Dunkelheit auf sie.

Während der Steiger in Hans Schultes verzückt leuchtende Augen sah, glaubte er, die Schwärze des Bergwerks in ihnen zu sehen.

In seinem entrückten Grinsen spiegelten sich die Flammen des Ofens.

Dann erschlaffte er und fiel in die Laken zurück.

Die Bergleute ließen von ihm ab und wichen keuchend und ächzend zurück, um wieder zu Atem zu kommen.

»Er ist noch immer da unten. Er war immer da. Er wird immer da sein«, sagte Hans Schulte leise. »Im Schoß der Erde wird er auf ewig auf uns warten. Wenn wir uns ihm hingeben, wenn wir ihn seinen Hunger an uns stillen lassen, werden wir erlöst werden.«

Die Männer fluchten, bekreuzigten sich und beteten. Caspar floh aus dem Raum.

Der Steiger steckte sich geistesabwesend ein riesiges Stück Kautabak in den Mund. Kaute mechanisch.

Konnte den Blick nicht von dem jungen Mann abwenden.

Der nun seinen Kopf drehte und ihn fixierte.

»Steiger«, hauchte der Bergmann. »Steiger …«

Schweiß perlte auf der Stirn von Hans Schulte. Schweiß troff nun auch dem Steiger vom Gesicht. Doch des Steigers Schweiß fühlte sich kalt wie Eiswasser an.

»Steiger«, wiederholte Schulte heiser. »Du weißt, von wem ich spreche.«

Die anwesenden Kumpel wechselten Blicke. Starrten ihren Steiger irritiert an.

Dieser stierte nur weiter in diese furchtbaren Augen. Und hätte es wohl bis an sein Lebensende getan, wenn Schulte nicht den Blick abgewendet und zurück in den Ofen geschaut hätte.

Der Steiger folgte dem Blick und sah die züngelnden Flammen hinter dem gusseisernen...

Erscheint lt. Verlag 7.5.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bergbau • Cthulhu • Dark • düster • Ermittler • Fantasy • Industrie • Kohle • Krimi • Lovecraft • Polizist • Präsenz • Ruhrgebiet • Zeche
ISBN-10 3-96741-131-1 / 3967411311
ISBN-13 978-3-96741-131-7 / 9783967411317
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