Das makellose Mädchen (eBook)

Thriller

*****

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
448 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-2864-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das makellose Mädchen -  Lisa Unger
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Als Wren das Foto auf der Dating-App sieht, fühlt sie sich sogleich zu dem Mann mit dem melancholischen Lächeln hingezogen. Kurz darauf trifft sie Adam in einer Bar, und es ist vollends um sie geschehen. Doch dann meldet sich ihr Traummann plötzlich nicht mehr, und wenig später steht ein Polizist vor ihrer Tür. Er ist dem rätselhaften Verschwinden einer ganzen Reihe junger Frauen auf der Spur. Sie alle hatten sich über die App verliebt und wurden anschließend nie mehr gesehen. Hat Adam etwas mit ihrem Verschwinden zu tun? Auf der Suche nach ihm stößt Wren auf beunruhigende Gemeinsamkeiten zwischen den Vermisstenfällen - und auf einen Mann mit einem tödlichen Plan ...



Lisa Unger ist eine amerikanische Bestsellerautorin, deren Romane in ihrem Heimatland vielfach begeistert besprochen wurden. Auch international kann die Autorin mit ihren Thrillern große Erfolge verzeichnen, ihre Bücher erscheinen in 26 Sprachen, werden millionenfach gelesen und wurden bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Lisa Unger lebt mit ihrer Familie an der Westküste Floridas.

Lisa Unger ist eine amerikanische Bestsellerautorin, deren Romane in ihrem Heimatland vielfach begeistert besprochen wurden. Auch international kann die Autorin mit ihren Thrillern große Erfolge verzeichnen, ihre Bücher erscheinen in 26 Sprachen, werden millionenfach gelesen und wurden bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Lisa Unger lebt mit ihrer Familie an der Westküste Floridas.

Prolog


MIA


Mia Thorpe fuhr auf einer gewundenen Straße, die sich lang und dunkel vor ihr erstreckte. Mit Unterbrechungen war sie jetzt seit zwei Tagen unterwegs, ihr Körper war steif vom langen Sitzen und ihre Augen waren müde. Gestern hatte sie in einem Motel übernachtet, hatte unruhig geschlafen und halb auf eine Nachricht von Raife gewartet, die nicht kam. Mach dir keine Sorgen, wenn du nichts von mir hörst, hatte er gesagt. Das Mobilfunknetz ist lückenhaft. Folge einfach der Wegbeschreibung. Ich werde da sein, wenn du kommst.

Sie glaubte ihm. Sie vertraute ihm. Ja, wirklich.

Im Motelzimmer, wo es nach Zigarettenqualm und scharfen Reinigungsmitteln roch, hatte sie auf einer harten, unbequemen Matratze gelegen. Jedes Mal, wenn sie gerade eingeschlafen war, fiel das Scheinwerferlicht eines vorbeifahrenden Autos durch die dünnen Vorhänge, bewegte sich über die Wand neben ihrem Bett und weckte sie auf. Vermutlich hatte sie nicht mal zwei Stunden am Stück geschlafen.

Noch vor Sonnenaufgang war sie wieder unterwegs gewesen.

»Ich glaube, ich liebe ihn, Mama«, sagte sie laut. Ihre Mutter war schon lange tot, aber Mia war sicher, dass sie sie trotzdem hörte.

Als Mia sechs Jahre alt war, wollte sie ihren Namen in Prinzessin Regenbogen ändern. Sie wusste, dass es möglich war, seinen Namen zu ändern, weil ihr Vater ihr erklärt hatte, sie könne sich nennen, wie sie wolle, wenn sie erwachsen sei. Aber solange du mein kleines Mädchen bist, möchte ich, dass du den Namen behältst, den Mama und ich dir gegeben haben. Ein Name sei wie ein Geschenk, hatte er gesagt. Wir haben lange darüber nachgedacht und uns einen Namen ausgesucht, der so schön ist wie du selbst. Mia Belle Thorpe. Und ist Belle nicht ein Prinzessinnenname?

Das stimmte. Aber es gab drei weitere Mias in ihrer Klasse und noch eine Belle. Und eine Bella und eine Isabella, die Izzy genannt werden wollte. Mia Belle Thorpe war nicht wie die rothaarige Mia, die immer unglücklich an ihrem Pult saß und ständig weinte. Sie war auch nicht wie die Mia, die gut rechnen konnte und deren Hand hochschoss wie eine Rakete, wenn eine Aufgabe an der Tafel gelöst werden sollte. Und sie war eindeutig nicht wie die schüchterne, blasse Mia, die nie etwas sagte und in der Schule häufig fehlte.

Sie war Mia, sie selbst. Sie wollte nicht eine von vier Mias im Klassenzimmer sein. Um Verwechslungen zu vermeiden, war die Lehrerin dazu übergegangen, alle Mias mit Vor- und Nachnamen anzusprechen. Mia Thorpe. Das hatte Mia gehasst. Sie hätte nicht sagen können, warum eigentlich.

Vielleicht hatte es damals angefangen, diese Vorstellung, auf ihrem »Besonders-Sein« bestehen zu müssen.

Ihre Mutter hatte ihr immer versichert, dass sie etwas ganz Besonderes sei. Hübsch, klug, ein echter Sonnenschein. Niemand ist wie du, kleiner Stern. Du bist mein besonderes Kind. Aber wie konnte das wahr sein, wenn es allein in ihrer Klasse drei weitere Mias gab? Aber Mia Belle Thorpe war ganz sicher, dass niemand sonst auf der Welt Prinzessin Regenbogen hieß.

Ungefähr zu dieser Zeit hatte sie entdeckt, was für eine wilde Freude es ihr bereitete, im Zorn Türen hinter sich zuzuknallen. Der Streit war entbrannt, nachdem sie beim Nachmittagssnack aufgezählt hatte, wie viele Male sie sich an diesem Tag wieder darüber geärgert hatte, denselben Namen zu haben wie drei andere Mädchen in der Klasse. Ihre Mutter hatte die Auseinandersetzung mit den Worten beendet: Mia Bella Thorpe, Ende der Diskussion. Du wirst deinen Namen nicht in Prinzessin Regenbogen ändern. Und jetzt geh und mach deine Hausaufgaben.

Mia war die Treppe hochgestürmt und hatte die Tür so heftig zugeknallt, wie sie konnte. Es schien ihr, als würde das ganze Haus wackeln. Sie warf sich weinend aufs Bett. Irgendwann war sie eingeschlafen, und als sie aufwachte, dämmerte es bereits, in ihr Zimmer drang ein ungewohnt graues Licht.

Es gab selten Streit zwischen ihr und ihrer Mutter. Mia war oft wütend auf ihren Vater, weil er sie herumkommandierte oder versuchte, ihr bei den Mathe-Aufgaben zu helfen, obwohl er überhaupt keine Ahnung davon hatte. Doch ihre Mutter war sanft und lieb, schlug ihr selten etwas ab, wusste immer, wie etwas wieder in Ordnung zu bringen war, und duftete nach Blumen. Und als Mia aufwachte, tat es ihr leid, dass sie davongestürmt war und so heftig mit der Tür geknallt hatte.

Im Haus war es still, als sie ihr Zimmer verließ, was ihr komisch vorkam. Normalerweise konnte sie ihre Mutter in der Küche hören – sie kochte, telefonierte mit einer Freundin oder hörte Radio, während sie das Essen zubereitete. Es gab immer alle möglichen vertrauten Geräusche im Haus. Diese Stille war ungewohnt.

Mia schlich die Treppe hinunter. Es war immer einfach, sich bei ihrer Mutter zu entschuldigen, die sie dann umarmen und ihr freundlich erklären würde, warum es nicht so laufen konnte, wie Mia es gern hätte. Es würde irgendeinen Trost geben – einen Keks vielleicht oder ein Zugeständnis bei irgendeinem strittigen Punkt.

Doch als Mia die Küche betrat, lag ihre Mutter auf dem Fußboden. Eine ihrer kleinen roten Samtpantoffeln war ihr vom Fuß gerutscht. Sie sah aus, als würde sie schlafen.

Mama, sagte Mia und setzte sich neben sie. Mama, es tut mir leid.

Doch ihre Mutter rührte sich nicht, und Mia ließ sich neben ihr nieder und legte den Kopf auf ihre Brust. Sie wusste, dass etwas Schreckliches geschehen war, wollte es aber nicht wahrhaben, presste die Augen fest zusammen und hielt ihre Mutter ganz fest. Sie schlief. Sie würde sehr bald aufwachen.

Und so hatte ihr Vater sie gefunden, als er kurz darauf von der Arbeit kam. Sein lautes Weinen sollte Mia für den Rest ihres Lebens in den Ohren klingen.

Es war nicht deine Schuld.

Das war der Satz, den sie nach diesem Tag sehr oft zu hören bekam. Von ihrem Vater. Von Therapeuten. Von Tanten und Onkeln. Aber Mia wusste, wie sehr ihre Mutter es hasste, wenn man mit Türen knallte. Genau deshalb hatte sie die Tür heftiger zugeknallt als je zuvor, und sie wusste genau, dass es sehr wohl ihre Schuld war, egal, wie oft ihr versichert wurde, dass das nicht stimmte.

Mias Mutter hatte an Asthma gelitten und kurz zuvor ihre Medikation ändern müssen. Sie hatte Warnzeichen ignoriert – Kurzatmigkeit, Schwindel. Es war ein Herzanfall gewesen. Eigentlich war niemand schuld. Aber Mia hatte gewusst, dass das Asthma ihrer Mutter sich verschlimmerte, wenn sie sich aufregte.

Sie hat sich nicht aufgeregt, beteuerte ihr Vater Henry. Sie hat mich nach eurem Streit angerufen und gesagt: Prinzessin Regenbogen war mal wieder voll in Fahrt. Wir fanden es witzig, süß. Sie war nicht wütend auf dich. Sie war dir nie böse.

Mia glaubte ihm nicht.

Sie liebte ihren Vater, aber die Wahrheit war, dass sie ihre Mutter mehr geliebt hatte. Ihre Mutter hatte ein ganz eigenes Licht in Mias Leben und ihr Zuhause gebracht, und das war nun erloschen. Das Licht, das noch da war, war nicht zu vergleichen mit dem, das die Liebe ihrer Mutter bedeutet hatte. Und ihr Vater, der immer fröhlich und lebenshungrig gewesen war, der große Ideen gehabt hatte und immer Pläne für Ausflüge und Reisen, war blass und still geworden, nur noch ein Schatten seiner selbst.

Die Welt hätte stehen bleiben müssen. Für Mia und Henry jedenfalls tat sie das.

Aber alles ging weiter. Doch Mia und ihr Vater lebten von nun an in diesem ungewohnten grauen Licht – zusammen mit dem Menschen, den sie weniger liebten, als sie die Verstorbene geliebt hatten.

Erst Jahre später, als sie zum ersten Mal eine Entziehungskur machte, hatte Mia Belle Thorpe sich mit diesem entscheidenden Moment auseinandergesetzt und angefangen, die Erfahrung zu verarbeiten. Was immer später in ihrem Leben schiefgelaufen war, dort hatte es seinen Anfang genommen. Von da an war jeder Augenblick durch den Verlust ihrer Mutter geprägt. Nun war sie etwas Besonderes. Sie war nicht Mathe-Mia, die schüchterne Mia oder die mürrische Mia. Sie war Mia, deren Mutter gestorben war.

Mia Belle, das bedeutete meine Hübsche oder meine Liebe. Der Name war etwas Besonderes, weil ihre Mutter ihn ihr gegeben hatte. Mia wünschte, sie könnte ihr sagen, dass sie das jetzt erkannt hatte.

Jetzt.

Je weiter sie auf dieser dunklen Straße fuhr, desto mehr von sich selbst ließ sie zurück. Alles, was sie gewesen war – das verwöhnte kleine Mädchen, das Kind, das seine Mutter verloren hatte, den wütenden Teenager, die Süchtige, die Süchtige auf Entzug. Das Kind, das in den Augen seiner Mutter so wertvoll und einzigartig gewesen war und später nicht damit klarkam, dass der Rest der Welt das anders sah.

Für sie warst du etwas ganz Besonderes. Und für mich bist du das auch, hatte ihr Vater gesagt. Und das ist alles, was zählt.

Mia hatte alles zurückgelassen, was sie mit ihrer Vergangenheit verband. Sie hatte ihren Vater nicht angerufen, um sich von ihm zu verabschieden. Er mochte Raife nicht und verstand ihre Beziehung nicht, also was sollte es bringen, sich wegen ihrer Pläne mit ihm zu streiten? Irgendwann würde sie ihm einen Brief schreiben und darin alles...

Erscheint lt. Verlag 27.1.2023
Übersetzer Anke Angela Grube
Sprache deutsch
Original-Titel Last girl ghosted
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Affäre • Bedrohung • Dating • Doppelleben • Entführung • Familie • Freundin • Gefahr • Ghosting • Liebe • Prepper • Psychopath • Serienkiller • Serienmörder • Täuschung • Thriller • tinder • True Crime • Verdacht • Verfolger
ISBN-10 3-7517-2864-3 / 3751728643
ISBN-13 978-3-7517-2864-5 / 9783751728645
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