Wand des Schweigens (eBook)
400 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-2853-9 (ISBN)
Ein grausiger Fund. Mitten in Reykjavík ...
Dieser Fund ist ein Schock für die Bewohner: Hinter der Kellerwand ihres Wohnhauses entdecken sie ein menschliches Skelett. Offenbar wurde hier vor Jahrzehnten ein Mordopfer eingemauert und vor der Welt verborgen. Die Kripo Reykjavík nimmt die Ermittlungen auf, eine Vermisstenmeldung, die passen würde, finden sie jedoch nicht. Wer bloß ist das Opfer? Welches Verbrechen wurde hier begangen? Als der pensionierte Kommissar Konráð sich einschaltet, blocken die ehemaligen Kollegen ab. Sie vermuten, dass Konráð ihnen wichtige Infos bei früheren Ermittlungen verschwiegen hat. Konráð forscht daraufhin auf eigene Faust weiter. Hat das lange zurückliegende Verbrechen tatsächlich etwas mit seiner eigenen Familiengeschichte zu tun - mit dem Mord an seinem Vater?
WAND DES SCHWEIGENS ist der in sich abgeschlossene vierte Band in der Kommissar-Konráð-Reihe
<p><strong>Arnaldur Indriðason</strong> ist der erfolgreichste Krimiautor Islands. Seine Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und mit renommierten Literaturpreisen ausgezeichnet, unter anderem dem GOLD DAGGER. Der vierte Band seiner Kommissar-Konráð-Reihe, <strong>WAND DES SCHWEIGENS</strong>, stand wochenlang auf Platz 1 der isländischen Bestsellerliste. Arnaldur Indriðason lebt mit seiner Familie in der Nähe von Reykjavík. Er erhielt 2021 den JÓNAS-HALLGRIMSSON-PREIS.</p>
Arnaldur Indriðason ist der erfolgreichste Krimiautor Islands. Seine Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und mit renommierten Literaturpreisen ausgezeichnet, unter anderem dem GOLD DAGGER. Der vierte Band seiner Kommissar-Konráð-Reihe, WAND DES SCHWEIGENS, stand wochenlang auf Platz 1 der isländischen Bestsellerliste. Arnaldur Indriðason lebt mit seiner Familie in der Nähe von Reykjavík. Er erhielt 2021 den JÓNAS-HALLGRIMSSON-PREIS.
Zwei
Sie hatten der Polizei von Geräuschen berichtet, von denen sie nicht wussten, woher sie kamen. Anfangs hatten sie gedacht, die Geräusche kämen von einem Kellerfenster, das nicht mehr richtig schloss und im Wind klapperte. Also hatte der Mann es repariert. Zwei Wochen später hörten sie wieder Geräusche aus dem Keller, dieses Mal lauter als zuvor. Da hatte sich die Waschmaschine so weit über den Fußboden bewegt, dass fast der Schlauch abgerissen wäre, mit dem sie an den Wasserhahn in der Wand angeschlossen war. Die Waschmaschine war eingesteckt gewesen, aber sie war leer und nicht in Betrieb. Das Ehepaar hatte keine Kinder, außer ihnen war niemand im Haus. Die Frau hatte mit dem Handy Bilder davon gemacht und sie auf ihre Facebookseite gestellt.
Ungefähr einen Monat später gab es einen dritten Vorfall. Der Mann war im Keller, nahm gerade Wäsche aus der Maschine und hängte sie zum Trocknen auf einer Wäscheleine auf, da sprang plötzlich der Trockner an. Der Mann neigte ohnehin schon dazu, sich im Dunkeln zu fürchten, und bekam einen riesigen Schreck. Er war allein im Keller und starrte den Trockner an, sah zu, wie die Trommel hinter der Glasscheibe immer schneller rotierte, dann stoppte sie abrupt, und alles war wieder ruhig. Der Mann ging vorsichtig zu dem Trockner und versetzte ihm einen leichten Tritt. Dann öffnete er ihn und besah sich die Trommel, ohne etwas Ungewöhnliches festzustellen. Als er hochkam, sagte er seiner Frau, was passiert war. Sie vermutete einen Wackelkontakt am Stromanschluss in der Waschküche, doch der Mann hielt das für unwahrscheinlich, schließlich hatten die vorherigen Besitzer das Haus aufwändig renoviert und die ganze Elektrik erneuert.
Der Bruder des Mannes war Elektriker und fand keinen Fehler – ganz im Gegenteil, alle Leitungen seien in bester Ordnung.
Ein weiterer Monat verging, da ging die Frau eines Abends in den Keller, um aus dem Kühlschrank eine Flasche Weißwein zu holen. Für die Küche hatten sie sich einen neuen Kühlschrank gekauft und den alten, kleineren in den Keller gestellt, um dort Bier und Weißwein zu lagern. Als sie die Kellertreppe hinunterging, sah sie ein sonderbar flackerndes Licht. Das Deckenlicht ließ sich nicht anschalten, und zuerst dachte sie, die Glühbirne wäre kaputt, dann jedoch sah sie, dass das Flackern aus dem Kühlschrank kam, der weit offen stand. Eine Weißweinflasche war herausgefallen und zerbrochen, der Wein hatte eine Pfütze gebildet, fast wäre sie hineingetreten.
Das flackernde Licht wurde schwächer und erlosch schließlich ganz, sodass die Frau im Dunkeln stand und sich das ungute Gefühl einstellte, dass mit diesem Haus etwas nicht in Ordnung war. Nun postete sie keine Bilder mehr.
In der folgenden Zeit hörten sie immer wieder Geräusche aus dem Keller, ohne zu wissen, woher sie kamen. Es handelte sich um ein Steinhaus in der Weststadt, das kurz vor dem Zweiten Weltkrieg erbaut worden war und seitdem einige Male die Besitzer gewechselt hatte. Sie hatten es vor ungefähr einem Jahr von einem Ehepaar gekauft. Die Frau rief die Vorbesitzer an, erreichte den Mann und fragte ihn vorsichtig, ob es zu seiner Zeit in dem Haus ungewöhnliche Vorkommnisse im Keller gegeben habe, und beschrieb kurz, was ihr Mann und sie erlebt hatten. Der Vorbesitzer verneinte dies, doch die Frau hatte das Gefühl, als würde er ihr etwas verschweigen, fasste sich ein Herz und fragte, warum sie das Haus eigentlich verkauft hätten. Unter normalen Umständen wäre sie niemals so dreist gewesen, doch sie wusste, dass die Vorbesitzer mit ihren zwei Kindern vier Jahre damit verbracht hatten, das Haus aufwändig zu renovieren, um dann ziemlich schnell wieder auszuziehen. Der Vorbesitzer, der sich von dieser Frage offenbar überrumpelt fühlte, sagte, er hätte ihnen das Haus zu einem guten Preis verkauft, und beendete wenig später das Gespräch.
Zuvor hatte das Haus einem Mann gehört, der fast zwanzig Jahre darin gewohnt hatte. Er war kürzlich verstorben. Die Frau machte seine Tochter ausfindig, die sich über den Anruf wunderte und nie etwas davon gehört hatte, dass es in dem Haus spuken würde. Ganz im Gegenteil, in dem Haus herrschte ein guter Geist, sie habe sich dort immer wohlgefühlt. Als die Frau fragte, ob einmal jemand in dem Haus gestorben sei, erzählte die Tochter von ihrer Mutter. Sie sei nach langer Herzkrankheit an einem Infarkt gestorben, der Vater habe sie tot auf dem Wohnzimmerfußboden gefunden. Weitere Vorbesitzer oder Bewohner des Hauses konnte die Frau nicht ausfindig machen, wollte die Sache schon auf sich beruhen lassen, sah sich dann aber doch auf der Website des Bauamts die Baupläne des Hauses an. Irgendwo hatte sie sicher auch den Auszug, den sie beim Kauf des Hauses bekommen hatten, doch auf die Schnelle fand sie ihn nicht. Die Pläne bestätigten, was sie dunkel zu erinnern glaubte: Der Keller war einst ein Kohlenkeller gewesen, wo der Kohleofen gestanden hatte, der aber entfernt worden war, als man das Haus an die Fernwärme anschloss. Außerdem fand sich auf den Bauplänen ein Raum, der als Kammer bezeichnet war, wahrscheinlich früher einmal eine Speisekammer, der dann als Waschküche genutzt wurde. Daneben war früher ein noch kleinerer Raum gewesen, ein Dienstmädchenzimmer vielleicht, doch der war längst mit der Waschküche zu einem Raum zusammengelegt worden.
Einige Tage nachdem die Frau ihre Recherche abgeschlossen hatte, war sie abends vor dem Fernseher eingeschlafen. Als sie wieder aufwachte, stellte sie fest, dass sie allein im Fernsehzimmer war. Es war spät geworden, also vermutete sie, ihr Mann wäre bereits zu Bett gegangen. Sie schaltete den Fernseher aus, räumte noch etwas in der Küche herum, da hörte sie aus dem Keller einen dumpfen Schlag, gefolgt von etwas, das klang wie ein halb erstickter Schrei. Nach all dem, was zuvor passiert war, bekam sie verständlicherweise einen riesigen Schreck. Sie ging zur Küchentür und rief nach ihrem Mann, fragte, ob er das auch gehört habe, bekam aber keine Antwort.
Sie wollte ihn wecken. Das Geräusch kam eindeutig aus dem Keller, und es machte ihr Angst. Doch ihr Mann war nicht im Schlafzimmer. Das Bett war unberührt. Sie rief abermals nach ihm und überlegte, ob er einen Abendspaziergang machte. Das kam vor, wenn auch nicht sehr oft.
Sie hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, da kam ihr die Idee, dass ihr Mann vielleicht gar nicht ausgegangen war. Dass er sich irgendwo im Haus befand, vielleicht sogar im Keller. Sie fasste sich ein Herz und ging hinunter, vorsichtig, Schritt für Schritt, und rief dabei seinen Namen, ob er da unten sei und was er da mache. Sie hatte den Fuß der Treppe erreicht, blickte in Richtung Waschküche, rief erneut, keine Reaktion. Die Tür zur Waschküche war geschlossen. Als sie sie öffnen wollte, verspürte sie einen Widerstand. Irgendetwas lag auf dem Fußboden auf der anderen Seite. Es war dunkel in der Waschküche, und als die Frau kräftiger drückte, konnte sie die Tür so weit öffnen, dass sie ihren Mann dort am Boden liegen sah. Sie zwängte sich durch den Türspalt in die Waschküche, wollte Licht machen, doch es blieb dunkel, so heftig sie auch auf den Lichtschalter schlug. Die Frau beugte sich über ihren Mann und sah in dem schwachen Lichtschein, der von der Lampe im Flur hereinfiel, dass er aus einer Platzwunde am Kopf blutete. Ein Stuhl lag umgekippt da. Eine zersprungene Glühbirne lag auf dem Boden. Sie rief seinen Namen, schüttelte ihn, prüfte, ob sein Herz schlug, ob er atmete. Sie nahm Lebenszeichen wahr.
Ihr Handy lag in der Küche. Sie eilte die Treppe hinauf, wählte den Notruf und beschrieb, während sie bereits wieder hinunterging, was vorgefallen war. Offenbar hatte ihr Mann die Glühbirne in der Waschküche auswechseln wollen, sei dabei vom Stuhl gefallen und liege nun bewusstlos auf dem Boden. Die Stimme am anderen Ende war die Ruhe selbst, sagte, ein Krankenwagen sei unterwegs, und bat um weitere Informationen. Als sie sich umsah, bemerkte sie, dass überall auf dem Boden blaue Wäscheleinen lagen. Sie waren eigentlich quer durch die Waschküche von einer Wand zur anderen gespannt und an Haken befestigt, die in die Holzverkleidung geschraubt waren. Die Holzverkleidung wiederum war solide in der Steinwand verankert. Ihr Mann war offenbar mit solcher Wucht auf die Wäscheleinen gefallen, dass es die Holzverkleidung an einer Seite herausgerissen hatte und mit ihr ein großes Stück der Mauer. Putz und Mauerwerk lagen überall verstreut.
Durch das Loch in der Wand war ein Hohlraum zu sehen, in dem sie eine Art Leinensack entdeckte, und als sie näher heranging …
Die Frau hörte, wie ihr Mann ein Stöhnen von sich gab, und fuhr herum. Er kam zu sich. Sie kümmerte sich um ihn, so gut sie konnte, sprach mit ihm, doch er hörte sie offenbar nicht. Sie nahm ein trockenes Wäschestück und legte es ihm unter den Kopf, wollte ihn aber nicht bewegen. Der Mann von der Leitstelle des Rettungsdienstes hatte ihr gesagt, dass sie das auf keinen Fall tun dürfte.
Sie warf einen Seitenblick auf das Loch in der Wand. Irgendetwas war da, doch sie sah nicht, was. Ihr Mann öffnete die Augen. Draußen hörte man einen Krankenwagen näher kommen.
Sie lächelte ihren Mann an.
»Was ist passiert?«, stöhnte er.
»Du bist gefallen, Schatz«, flüsterte sie und hielt seine Hand.
Da hielt der Krankenwagen auch schon vor ihrem Haus. Sie erhob sich und tastete sich zu dem Loch vor, das sich in der Wand aufgetan hatte. Das Blaulicht beleuchtete die Waschküche. Sie tastete nach dem, was sie für einen Leinensack gehalten hatte, und atmete auf – es war wohl nur Isoliermaterial.
Sie zog an dem Stoff, da hörte sie, wie in dem Hohlraum hinter der Wand etwas ins Rutschen...
Erscheint lt. Verlag | 30.9.2022 |
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Reihe/Serie | Kommissar Konrad | Kommissar Konrad |
Übersetzer | Kristof Magnusson |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | ÞAGNAMÚR |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | 4. Fall • 60er Jahre • Blóddroppin • Cold Case • Indridason • isländisch deutsch • Isländischer Bestseller • Islandkrimi • Kommissar Konrád • Kristof Magnusson • Midbaer • pensionierter Komissar • Reykjavik • skandinavische Spannung • Tjörnin |
ISBN-10 | 3-7517-2853-8 / 3751728538 |
ISBN-13 | 978-3-7517-2853-9 / 9783751728539 |
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