Jetzt wird am Schräubchen gedreht (eBook)
220 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46500-4 (ISBN)
Anele Gilhu, geboren 1966 in Neuss, fiel schon als kleines Mädchen durch ihr sonniges Wesen und ihr Talent auf, für jeden ein gutes Wort zu finden. Als studierte Psychologin und Sexualtherapeutin weiß Gilhu um die Notwendigkeit, die Schräubchen immer so zu drehen, dass das Leben vorwärts läuft und nicht zurück. Beim Entenfüttern im Englischen Garten traf Anele Gilhu die beliebte TV- und Filmschauspielerin Elena Uhlig, die ihr Potential sogleich erkannte und ihr auf ihren Social-Media-Kanälen zum Durchbruch verhalf. Ermutigt von der positiven Reaktion der Zuschauer*innen auf ihre wöchentlichen 'Glücksmomento'-Videos, legt Gilhu nun ihr erstes Buch vor, in dem sie verrät, wie sie ihr ganz persönliches Glück fand. Anele Gilhu lebt in München.
Anele Gilhu, geboren 1966 in Neuss, fiel schon als kleines Mädchen durch ihr sonniges Wesen und ihr Talent auf, für jeden ein gutes Wort zu finden. Als studierte Psychologin und Sexualtherapeutin weiß Gilhu um die Notwendigkeit, die Schräubchen immer so zu drehen, dass das Leben vorwärts läuft und nicht zurück. Beim Entenfüttern im Englischen Garten traf Anele Gilhu die beliebte TV- und Filmschauspielerin Elena Uhlig, die ihr Potential sogleich erkannte und ihr auf ihren Social-Media-Kanälen zum Durchbruch verhalf. Ermutigt von der positiven Reaktion der Zuschauer*innen auf ihre wöchentlichen "Glücksmomento"-Videos, legt Gilhu nun ihr erstes Buch vor, in dem sie verrät, wie sie ihr ganz persönliches Glück fand. Anele Gilhu lebt in München.
1
Das Glück ist wie ein Omnibus,
auf den man lange warten muss,
und kommt er endlich angewetzt,
dann ruft der Schaffner:
»Schon besetzt!«
Wer kennt ihn nicht, diesen Spruch? Aber nun stellen Sie sich das einmal ganz konkret vor: Sie stehen im Regen oder in einem Schneesturm am Straßenrand herum und dann taucht er endlich auf, der rettende Bus, und hält nun aber gar nicht an, sondern fährt an Ihnen vorbei! Sie werden noch nass gespritzt, während die Leute im Bus über Sie lachen. Eine desaströse Situation, nicht wahr? Und genauso erging es auch Frau Pinnefeld. Die tauchte eines Tages in meiner Praxis auf und glich einem begossenen Pudel. Das lag zum einen an ihrer Frisur – gewelltes Haar, das sich durch Nässe zusammenzog und Frau Pinnefelds Kopf nun umstand wie eben bei so einem toupierten Pudel – zum anderen an Frau Pinnefelds Gesichtsausdruck. Der war nämlich vollkommen verzagt.
»Nun kommen Sie erst mal rein«, sagte ich, obwohl Frau Pinnefeld ohne jede Voranmeldung meine Praxis konsultierte und ich normalerweise ja nur nach Termin arbeite. »Brauchen Sie ein Handtuch?« Frau Pinnefeld nickte und schon übergab ich ihr eines meiner Badetücher.
Darin eingewickelt, setzte sie sich dann auf meinen Behandlungsstuhl. »Sie verstehen doch was vom Glück, nicht wahr?«, wisperte sie.
»Gewiss.«
»Dann können Sie mir doch sicher auch sagen, wie ich es wiederfinde.«
»Ist es Ihnen denn abhandengekommen?«
»Ja!« Frau Pinnefeld fing an zu schluchzen. Woraufhin ich ihr die Schnäuztücher reichte.
»Und ich glaube, ich werde es nie wiederfinden.«
Das, verehrte Lesende, kenne ich. Nahezu jede Person, die mich aufsucht, ist davon überzeugt, das Glück für immer verloren zu haben. Und dann ist es an mir, diese Gewissheit auszuhebeln. Zunächst mal aber brauchte ich weitere Informationen. »Wann genau haben Sie es denn verloren, Frau Pinnefeld?«
»Gerade eben.«
»Tatsächlich?«
»Ja! Der Mann, den ich liebe, ist einfach an mir vorbeigefahren. Und hat mich auch noch mit Schlamm bespritzt!«
»Das ist ja entsetzlich!«
Ich ahnte natürlich, dass es sich hier um keine herkömmliche Liebesgeschichte handelte, gab mich aber weiterhin ahnungslos. Und so erzählte mir Frau Pinnefeld haarklein von ihrem Dilemma. Für Sie, verehrte Lesende, werde ich das nun ein wenig kompakter zusammenfassen.
Frau Pinnefeld (die natürlich nicht im wahren Leben so heißt) zählte zu den Menschen, die erst spät im Leben das Verliebtsein entdeckten. Ja, sie war, wie sie da vor mir saß und die dreißig schon längst überschritten hatte, noch immer Jungfrau. Aber das soll unser Thema nicht sein, dazu kommen wir in einem späteren Kapitel. Es war nun so, dass Frau Pinnefeld lange Zeit zufrieden gewesen war mit ihrem Leben. Mit der Arbeit bei den Münchener Wasserwerken genauso wie mit der Tatsache, dass sie noch immer im Haus ihrer Eltern wohnte. »Ich habe nichts vermisst, Frau Gilhu. Verstehen Sie?«
Natürlich verstand ich das. Ich lebe ja ebenfalls allein. Habe aber im Gegensatz zu Frau Pinnefeld bereits ausgiebig gekostet an den Nektartöpfen des Lebens!
Nun, Frau Pinnefeld war vor einigen Monaten etwas widerfahren, was die bisherige Ordnung ihres Alltags vollkommen auf den Kopf gestellt hatte. Der Mann nämlich, dem sie am Nachmittag immer ihre Monatskarte für die Münchener Verkehrsbetriebe vor die Nase gehalten hatte, hatte sie plötzlich angelächelt. »Und zwar so, Frau Gilhu, dass mir auf einmal ganz heiß und kalt wurde!« Als sie mir das erzählte, bekam Frau Pinnefeld auch jetzt noch einen roten Kopf.
»Aber er war ja sicher nicht der erste Mann, der Sie angelächelt hat, Frau Pinnefeld?«, hakte ich nach.
»Wahrscheinlich nicht«, gab Frau Pinnefeld nun zu. »Aber niemand hat mir dabei so tief in die Augen geschaut!« Sekundenlang starrte Frau Pinnefeld nun auch in meine Augen. Ihre waren übrigens kornblumenblau und passten in ihrer Lebendigkeit im Grunde gar nicht zu der ansonsten sehr biederen Erscheinung von Frau Pinnefeld. Aber vermutlich lag hier der Hase im Pfeffer!
»Es war auf einmal alles anders, Frau Gilhu«, setzte sie nun an und wollte auf einmal gar nicht mehr aufhören zu reden. »Das Essen, das meine Mutter abends auf den Tisch stellte, schmeckte mir nicht mehr und die Serie, die ich gerade guckte, langweilte mich plötzlich.«
»Was war es denn für eine Serie?« (Ich bin ein neugieriger Mensch und immer auf der Suche nach Anregungen, verehrte Lesende.)
»Downton Abbey.«
»Ach! Aber das ist doch so schön!«
»Das fand ich ja auch. Aber auf einmal war mir egal, was die da machten. Ich dachte ja nur noch an meinen Busfahrer!«
Auch die Nachtruhe war nun nicht mehr selbstverständlich für Frau Pinnefeld. Und als sie am nächsten Tag an der Arbeit saß, drehte sich alles in ihrem Kopf um die Frage, ob sie es schaffen würde, wieder pünktlich zum Bus zu kommen. Das gelang glücklicherweise. »Und dann hat er mich wieder angelächelt!« Tränen der Rührung überströmten das Gesicht von Frau Pinnefeld.
So ging es einige Wochen. Frau Pinnefeld bestieg pünktlich den Bus, zeigte ihren Fahrausweis, der Busfahrer lächelte und sie lächelte zurück. Während sie dann auf ihrem Platz saß und dem Elternhaus entgegenfuhr, lächelte ihr der Busfahrer durch den Rückspiegel noch mehrere weitere Male entgegen und wenn sie den Bus verließ, schaute sie immer noch einmal zurück und erhob irgendwann auch die Hand zu einem kleinen Verabschiedungsgruß.
Eine zauberhafte Geschichte, nicht wahr? Sie erinnerte mich ein wenig an diese eine Episode aus Tatsächlich Liebe. Sie kennen den Film doch sicherlich? Da gibt es doch diese junge Frau, die sich in den Kollegen verliebt hat und den über Monate hinweg anhimmelt. Schließlich ist es der Chef, der sie dazu ermuntert, nun endlich mal Nägel mit Köpfen zu machen. Eine solche Rolle musste im Falle der Frau Pinnefeld nun ich übernehmen. Aber zunächst mal müssen wir natürlich noch erfahren, weshalb Frau Pinnefeld auf meinem Behandlungsstuhl saß. Denn es war etwas vorgefallen, was sie zutiefst erschüttert hatte.
»Er ist einfach an mir vorbeigefahren!«
»Aber das darf er doch gar nicht! Er ist doch Busfahrer!«
»Wie meinen Sie das, Frau Gilhu?«
»Nun, Frau Pinnefeld, es gibt bei öffentlichen Verkehrsmitteln so etwas wie eine Beförderungspflicht. Und die verletzt ein Busfahrer, wenn er an einem Fahrgast einfach vorbeifährt.« Ich bin zwar keine Juristin, aber ein wenig kannte ich mich doch aus mit unserem Rechtssystem! »Sie könnten ihn anzeigen, Frau Pinnefeld!«
»Das würde ich doch niemals tun!« Erschrocken, fast schon empört betrachtete mich Frau Pinnefeld.
»Sind Sie denn sicher, dass er Sie überhaupt gesehen hat?«
»Aber natürlich! Ich stand ja da, wo ich immer stehe!«
»Vielleicht hat er vor lauter Begeisterung, Sie zu sehen, das Gaspedal mit der Bremse verwechselt?« Ich kenne mich mit motorisierten Fahrzeugen zwar nicht besonders gut aus, weiß aber schon etwas über die Grundgesetze der Mobilität.
»Meinen Sie?« Ein hoffnungsvolles Flackern durchzog die Augen von Frau Pinnefeld. »Aber dann hätte er doch trotzdem noch bremsen können. Oder vielleicht sogar umkehren?«
»Womöglich befand er sich in großer Eile?« Was ich da sagte, glaubte ich natürlich selbst nicht so ganz. Aber es galt nun, Frau Pinnefeld wieder ein wenig aufzubauen. Sie brauchte Kraft, für das, was ihr nun bevorstand. Es ging jetzt nämlich um Konfrontation!
»Wissen Sie was, Frau Pinnefeld«, sagte ich also. »Sie werden niemals herausfinden, warum Ihr Busfahrer an Ihnen vorbeigefahren ist, wenn Sie ihn nicht selbst danach fragen.«
»Ich soll ihn ansprechen?« Frau Pinnefelds Gesicht lief wieder rot an.
»Unbedingt!«
Ich erhob mich von meinem Stuhl. Das mache ich nicht selten, wenn das Gespräch mit den Klienten an eine solche Klippe gelangt. Denn es war ja klar: Frau Pinnefeld musste springen! Über ihren Schatten! In den Bus! Ins Leben!
»Sie werden morgen wieder an der Haltestelle stehen und wenn er dann anhält, gehen Sie hinein und stellen ihm die entscheidende Frage.«
»Wenn er aber wieder an mir vorbeifährt?«
»Das wird nicht passieren, Frau Pinnefeld!«
»Woher wissen Sie das, Frau Gilhu?«
»Weil ich dafür sorgen werde, dass er anhält!« Es ist ja so, verehrte Lesende: Wenn es darum geht, jemanden mit etwas zu konfrontieren, wovor er Angst hat, muss man ihn begleiten. Oder haben Sie schon einmal davon gehört, dass ein Verhaltenstherapeut einem Arachnophobiker empfiehlt, sich auf eigene Faust eine Spinne anzuschaffen? Nein, ein guter Therapeut kauft selbst ein solches Tier, besitzt vielleicht sogar ein Terrarium und konfrontiert den Patienten dann im geschützten Rahmen seiner Praxis mit diesem furchterregenden Geschöpf. Und genauso war es nun meine Aufgabe – ich möchte sagen, meine Pflicht! –, Frau Pinnefeld auf ihrer Mission zu begleiten.
»Wollen Sie denn dann mit mir gemeinsam in den Bus steigen, Frau Gilhu?« Frau Pinnefeld sprach wieder in diesem verängstigten Ton.
»Aber nein! Ich steige bereits eine Station früher ein und werde dann an der Station, wo Sie stehen, auf den Stop-Knopf drücken.«
»Sie wollen dann schon wieder aussteigen?«
»Aber nein! Ich bleibe sitzen und diene Ihnen sozusagen als moralischer Beistand.«
»Aber wenn Sie den Stop-Knopf drücken, müssen Sie doch auch aussteigen.«
»Wer sagt denn das?«
»Die Fahrgastverordnung.«
Sie sehen an dieser Stelle, verehrte Lesende: Frau Pinnefeld war eine überaus gewissenhafte Staatsbürgerin.
Auch das...
Erscheint lt. Verlag | 1.9.2022 |
---|---|
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Comic / Humor / Manga |
Schlagworte | Anele Gilhu • Anele Gilhu Instagram • Anke Engelke • Anleitung zum Glücklichsein • Bücher von Promis • Buch zum Lachen • Das Glück finden • Das Passt • Ditsche • doch • Elena Uhlig • Elena Uhlig Bücher • Fritz Karl • Glück • Glück finden • Glück im Alltag • Glücklich leben • Glücks-aktionen • Glücksbotschaften • Glücksmomento • Horst Schlämmer • Humor • Humor Bücher • humorvolle Bücher • humorvolle Bücher für Erwachsene • humorvolle Bücher für Frauen • ich habs ausgemessen • Inspiration • Instagram-Glücksfee • Lachen ist gesund • lebensfreude buch • lebenshilfe bücher • Lustige Bücher • lustige bücher für erwachsene • lustige Bücher für Frauen • lustige Erzählungen • lustige Geschichten • lustige Ratgeber • lustiger Ratgeber • Mein Gewicht und ich • Qualle vor Malle • Ratgeber glücklich sein • Schauspielerin • Skurriler Humor • witzige Bücher • witzige bücher für frauen |
ISBN-10 | 3-426-46500-0 / 3426465000 |
ISBN-13 | 978-3-426-46500-4 / 9783426465004 |
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 3,2 MB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich