Bedrohliches Kreta (eBook)
496 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-98934-3 (ISBN)
Die deutsche Autorin Nikola Vertidi lebt seit 2017 mehrere Monate im Jahr auf Kreta und besucht die Insel schon länger als ein Jahrzehnt regelmäßig. Griechisch Unterricht, die Integration in das kretische Leben durch Freunde und Streifzüge über die Insel machen nicht nur authentische Schauplätze möglich, sondern auch das Verständnis für die Lebensart der Kreter:innen. Selbstverständlich kommt der Genuss auf der Insel die von 'Gott geküsst' wurde nicht zu kurz und so schlemmt sich Nikola Vertidi durch Tavernen und Restaurants, trinkt auch mal einen Raki und tanzt Sirtaki ...
Die deutsche Autorin Nikola Vertidi lebt seit 2017 mehrere Monate im Jahr auf Kreta und besucht die Insel schon länger als ein halbes Jahrzehnt regelmäßig. Griechisch Unterricht, die Integration in das kretische Leben durch Freunde und Streifzüge über die Insel machen nicht nur authentische Schauplätze möglich, sondern auch das Verständnis für die Lebensart der Kreter:innen. Selbstverständlich kommt der Genuss auf der Insel die von "Gott geküsst" wurde nicht zu kurz und so schlemmt sich Nikola Vertidi durch Tavernen und Restaurants, trinkt auch mal einen Raki und tanzt Sirtaki ...
12. Kapitel
»Es tut mir leid, dass ich dich einfach so entführe.« Einerseits tat es ihm wirklich leid, dass sie nicht erst einmal nach Hause gehen durfte, nachdem sie die Insel gerade erst betreten hatte, und andererseits war er extrem froh, dass sie just in diesem Augenblick in seinem Auto saß und mit ihm in diese sonderbare Situation geriet.
»Kann ich jemanden anrufen für die Lösegeldverhandlungen?«, fragte sie und knabberte an einem weiteren Gebäckstück aus der Emmanouil-Pâtisserie, während sie die Tüte mit hochgezogenen Augenbrauen in die Luft hielt. »Denn das hier reicht echt nicht aus für eine Fahrt nach … Wohin fahren wir eigentlich?«
»Wir fahren nach Sitia, also eigentlich auf die Landzunge nahe Akra Faneromeni«, gab er wieder, was er gehört hatte.
»Akra…was?« Penelope zückte ihr Handy, rief Google Maps auf und ließ sich das ins Meer hineinragende Gebiet anzeigen.
»Da ist nichts«, meinte sie und hielt ihm das Gerät hin.
Hyeronimos warf einen raschen Blick darauf. »Ja, der Teil ist unbewohnt, ein Stück Richtung Sitia ist noch eine kleine Ansammlung von Gebäuden, und dann enden auch die Straßen, aber du hast ja gute Schuhe an«, er warf ihr erneut einen Blick zu, »wir müssen wahrscheinlich ein Stück laufen.«
»Verrätst du mir bitte endlich, was passiert ist und wer dich da angerufen hat?«
»Quasi die rechte Hand unseres Präsidenten«, gab er stöhnend zu und wurde sich erneut der Tragweite des Befehls bewusst, »die Küstenwache wurde von einer englischen Touristin alarmiert, die ein Flugobjekt hat ins Wasser stürzen sehen.«
Penelope sog scharf den Atem ein. »Echt oder Aliens?«
»Leider wohl ziemlich echt, denn die Kollegen haben ein Rotorblatt gefunden, was für einen Hubschrauber spricht, und die Ortung und die Taucher sind schon unterwegs«, führte er aus.
»Das klingt nicht gut«, bestätigte die Pathologin, »haben sie Überlebende gefunden? Was sagt die Flugsicherung?«
»Das ist das, was es zu so einer ›besonderen‹ Sache macht«, er ließ das Lenkrad kurz los und setzte das Adjektiv in Anführungszeichen, »denn der Flug war weder angemeldet noch sichtbar.«
»Er ist unter dem Radar geflogen?« Ihre Stimme klang überrascht.
»Ja … und in diesem Bereich dort draußen ordnet unsere Regierung das offensichtlich eher unter kriminelle Aktivität ein«, fuhr er fort.
»Also Waffen? Drogen? Oder ein illegaler Personentransport?«, sinnierte Penelope.
»Das könnte sein, aber die Frage ist natürlich auch, wo der Hubschrauber hinwollte, denn da gibt es einfach weit und breit … nichts.« Er spürte, wie seine Neugier immer mehr erwachte. »Es war übrigens Dimitris Stefanakis, der mich da angerufen hat.«
Penelope ließ ihren Unterkiefer herunterklappen, wandte ihm den Kopf zu und schob mit einer Hand das Kinn wieder hoch.
»Mhh, so ging es mir eben auch«, meinte er nickend.
»Unser Minister für internationale Beziehungen, auweia, Hyeronimo. War der Hubschrauber schon in internationalen Gewässern? Warum ruft er dich an?«
»Ich weiß es nicht, habe aber meine Vermutungen. Ich muss jetzt erst einmal mit Stelios telefonieren. Ich muss wissen, was der Minister ihm gesagt hat.« Hyeronimos nahm das Handy erneut ans Ohr, während er den Wagen mit Blaulicht über die Nationalstraße jagte.
»Darf ich mithören?«, bat sie.
»Entschuldige!« Er klemmte das Handy in den Halter, und es verband sich mit der Freisprecheinrichtung.
»Hyeronimo«, rief Stelios scheppernd, »was ist das für eine verdammte Scheiße?«
»Penelope sitzt neben mir, ich habe sie eben vom Flughafen abgeholt«, informierte er seinen Chef einerseits, damit er wusste, dass sie mithörte, und andererseits, um ihn davon abzuhalten, weiterhin so zu fluchen, denn normalerweise entsprach dies gar nicht Stelios’ Art.
Stille entstand, dann räusperte sich Mentakis und sagte: »Hallo, Penelope, kaum zurück und schon mittendrin. Entschuldige meine harsche Ausdrucksweise, aber ich bin echt außer mir.«
»Sei unbesorgt, ich habe schon mal jemanden fluchen hören, Stelio, und kann das selbst auch ganz gut«, beruhigte ihn Penelope.
»Dimitris Stefanakis hat mich angerufen«, begann Hyeronimos.
»Malakka«, fluchte Stelios erneut, »der Mann ist wirklich ein durchtriebener Mistkerl!«
»Lass uns den Wissensstand abgleichen«, versuchte Hyeronimos erneut, seinen Chef zu beschwichtigen, denn dessen Unmut brachte ihnen aktuell nichts, »ich fahre nämlich gerade zu einem GPS-Datenpunkt im Gebiet von Sitia, weil dort wohl ein niedrig fliegender Hubschrauber ins Meer gestürzt ist. Keine Ahnung, warum die Mordkommission da sofort ins Spiel kommt. Weißt du mehr?«
»Er hat mir mitgeteilt, dass er dich auf den Fall ansetzen möchte, was sich in meiner Welt ja eher so anhört, als wäre das der zweite Schritt, aber bitte nicht der erste«, ereiferte sich der Major der Polizeibehörde. »Seine Erklärung war, dass der Pilot bisher noch nicht aufgetaucht sei und man daher von einem gewaltsamen Tod ausgehe. Klingt das nur für mich konstruiert oder auch für euch?«
»Er könnte auch einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt erlitten haben«, schaltete sich Penelope ein.
»Richtig«, blaffte Mentakis.
»Es könnte aber auch etwas dran sein bei einem Flug unter dem Radar«, warf Hyeronimos ein.
»Hat er das gesagt? Also das mit dem Radar?« Stelios wurde wieder lauter.
»Er hat nichts dergleichen gesagt«, Hyeronimos blieb ruhig, »nur, dass der Hubschrauber sehr niedrig flog, denn das hat wohl auch die Zeugin mit ihrem Fernglas beobachtet.«
»Also Drogen«, knurrte sein Chef, »verdammtes Kokain oder irgendein chemischer Dreck!«
»Wäre möglich. War ein Schiff irgendwo in der Nähe? Kein Hubschrauber fliegt so niedrig ins Nirgendwo, und nach Gyanisada oder Dragonada bringt ja auch nur etwas, wenn jemand dort vor Anker geht. Ist die Touristin denn wirklich eine … Touristin?«, wollte Hyeronimos wissen.
»Ich gehe davon aus. Sie haben mit der Familie eine Jacht gechartert. Das hat der Herr Minister wohl sofort überprüfen lassen«, erklärte Stelios Mentakis nun etwas ruhiger.
»Zurück zum Schiff«, warf Penelope erinnernd ein.
»Unserem aktuellen Wissensstand nach gab es kein Schiff, außer der Jacht in der Nähe«, gab der Polizeichef sein Wissen weiter, »ich habe es jedoch noch nicht selbst überprüft.«
»Lass das doch Zacharis machen«, brachte Hyeronimos seinen Mitarbeiter ins Spiel. Der Mann war zwar sonderbar – gut, wer war das nicht? –, aber er war hervorragend, wenn es darum ging zu recherchieren. »Wenn es etwas zu finden gibt, dann findet er es.«
»Sehr lobenswerte Idee«, gab Stelios zu.
»Mal im Ernst, Stelio, was vermutest du, warum mich ein hohes Tier wie Stefanakis persönlich anruft und damit die normale Befehlskette bewusst umgeht?«, hakte Hyeronimos nach.
»Ich habe wirklich keine Ahnung, was das soll. Ich kann es mir nur so erklären, dass er etwas vermutet oder gar weiß, was er nicht preisgeben möchte, und nun sind wir, also du, da mittendrin.«
»Und was, wenn ich das gar nicht will?«, begehrte Hyeronimos kurz auf. Er hatte wirklich keine Lust, sich wieder in politische Ränkespiele und Befindlichkeiten zu begeben, so wie bei dem Fall mit den drei Toten am Strand von Vai im vergangenen Jahr. Sein Cousin Costas, rechte Hand eines Ministers, hatte ihn damals gezielt mit der Aufklärung des politisch brisanten Falls betraut und einiges von ihm verlangt. Er konnte es nicht ausstehen, wenn man ihn instrumentalisierte, doch genau das schien hier erneut der Fall zu sein.
»Die Vorgehensweise ist doch ganz einfach«, ergriff Penelope nun das Wort, »Athen schickt einen sehr guten Ermittler an die Front, und zwar, ohne irgendwelche Zuständigkeiten zu berücksichtigen. Die Kollegen vor Ort haben unseren Eingriff damals schon ertragen dürfen, nun sind wir wieder da, und du, Stelio, hast auch keine Befehlsgewalt. Die hat dir Stefanakis abgenommen, was so viel bedeutet, wie: Wir in Athen halten die Fäden in diesem Fall in der Hand.« Im Auto war es still, und sie setzte an, ihre Gedanken weiter zu erläutern, als es ...
Erscheint lt. Verlag | 30.6.2022 |
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Reihe/Serie | Griechenland-Krimis | Griechenland-Krimis |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Bloggerin • Bücher für den Sommer • Götterinsel • Griechenland • Griechenland Krimi • Griechenland Romane • Griechisch • Inselkrimi • Kriminalroman • Krimis • Krimis und Thriller • Nicole de Vert • Sommer • spannende Bücher für den Urlaub • Urlaubskrimi • Urlaubslektüre |
ISBN-10 | 3-492-98934-9 / 3492989349 |
ISBN-13 | 978-3-492-98934-3 / 9783492989343 |
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