Sarg jetzt nichts (eBook)

Betty Pabst ermittelt | Ein Bestatterkrimi zum Totlachen
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
272 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2836-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sarg jetzt nichts -  Paul Lüdicke
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Eine Leiche kommt leider allein Das Bestattungsunternehmen Pabst in Bielefeld-Jöllenbeck schreibt rote Zahlen, denn der Billig-Bestatter Asgaard gräbt Familie Pabst das Wasser ab. Zum Glück landet die neueste Leiche bei Jochen Pabst im Keller: Start-Up-Gründer Markus Beckemann ist ungebremst mit seinem Wagen gegen ein Stromhäuschen geknallt. Der Airbag war ausgeschaltet, alles deutet auf Selbstmord hin. Doch Betty Pabst sieht sich die Leiche genauer an und entdeckt Ungereimtheiten. Weil wieder niemand auf sie hören will, ermittelt sie auf eigene Faust im Hafermilch-Startup »Fika«. Dort ist alles so nachhaltig, jung, dynamisch und woke, dass Betty sich schon vorkommt wie ein alter weißer Mann. Verbergen sich hinter der glatten Fassade etwa miese Methoden? Betty weiß nur eins: Irgendjemand geht hier über Leichen. Doch sie wird ihm ein Bein stellen.

Paul Lüdicke stammt aus Bielefeld und hat jeden Witz über diese Stadt, genauer gesagt: den einen, den es gibt, schon tausendmal gehört. Auch deswegen ist er ausgebrochen und hat als Stangentänzer, Bienenzüchter, Einsiedler, Doppelagent und Ornithologe gearbeitet. Paul Lüdicke lebt heute unter einem Pseudonym in einer anderen Stadt, hat zwei Kinder und verdient sein Geld damit, dass er Drehbücher schreibt.

Paul Lüdicke stammt aus Bielefeld und hat jeden Witz über diese Stadt, genauer gesagt: den einen, den es gibt, schon tausendmal gehört. Auch deswegen ist er ausgebrochen und hat als Stangentänzer, Bienenzüchter, Einsiedler, Doppelagent und Ornithologe gearbeitet. Paul Lüdicke lebt heute unter einem Pseudonym in einer anderen Stadt, hat zwei Kinder und verdient sein Geld damit, dass er Drehbücher schreibt.

Kapitel 5


Gegen Mittag legte Jochen den Telefonhörer auf und schaute auf die Liste mit den Verkaufszahlen seines Beerdigungsinstituts. Er seufzte. Dann griff er wieder zum Hörer und wählte die Nummer der Brosinskis. Es klingelte einmal, dann nahm jemand ab.

»Guten Tag, Pabst hier, von Bestattungen Pabst. Frau Brosinski, wie geht es Ihnen? Haben Sie … ach so … aber der Erlenbusch-Sarg war … ich hatte Ihnen ja gesagt, dass wir auch ein anderes Modell … sooo viel billiger?« Jochen war so erstaunt, dass ihm die Worte fehlten. »Aber … ja, auf Wiederhö…«

Sie hatte aufgelegt. Jochen starrte fassungslos auf den Telefonhörer. Dann plötzlich hämmerte er ihn wütend auf die Tischplatte, als wollte er ihn töten. Bam, bam, bam! Es brach einfach so aus Jochen heraus. Danach hielt er, verdutzt über sich, inne.

Ella kam herein und sah ihren Mann besorgt an. »Was ist los?«

»Ach, nichts.«

»Aber das Geräusch?«

»Der Telefonhörer ist mir aus der Hand gefallen.«

»Dreimal?«

Ella musterte Jochen, der den Hörer jetzt ganz sanft zurück auf die Station legte und verlegen mit der Hand darüberstrich, ganz kurz, als wollte er es wiedergutmachen.

Sie legte ihm die Hand auf die Schulter und massierte zärtlich seinen Nacken.

»Was ist los, Hase?«

Jochen gurrte. »So hast du mich lange nicht mehr genannt.«

»Erst heute Morgen noch«, gurrte Ella zärtlich zurück.

»Das stimmt.« Jochens Blick war verklärt, als er seine Frau liebevoll ansah. »Ich … ich könnte hier Schluss machen … und wir gehen nach oben?«

»Du Verrückter, du«, sagte Ella, bevor ihre Stimme wieder bestimmter wurde und keine Widerrede duldete. »Was ist los?«

»Ach, dieser Aasgeier von Asgaard …«

»Der Willi?«

»Urs heißt der.«

»Ja, Urs Willi.«

»Dieser Schnösel. Mit seinen verkackten Angeboten. Der schnappt uns die Kunden weg.« Jochen deutete auf seine Liste neben dem Telefon. »Brosinkis, Meyerzurheydes und die Müller. Alle waren hier, haben sich ewig beraten lassen. Bei der Müller bin ich sogar so weit runtergegangen, dass wir fast nichts verdient hätten …«

»Die hat ja auch kein Geld«, sagte Ella. »Der Alte hat die immer kleingehalten. Der war ein Geizkragen vor dem Herrn.«

»Dann müsste das Geld jetzt ja aber auch irgendwo sein. Mit ins Grab genommen hat er’s nicht. Erstens isser noch nicht unter der Erde, dafür wären wir ja zuständig gewesen, und zweitens hat sie auf ganz arme Hose gemacht.«

Ella sah Jochen an. »Vielleicht ist ihr seine Beerdigung deswegen nichts wert? Und sie will es so billig haben wie möglich?«

Jochen und Ella nickten beide. Das ergab Sinn.

»Und deswegen ist sie zum Discounter?«

»Wie ich bereits sagte. Die drei waren hier und sind dann rüber zum Asgaard. Der macht das für die Hälfte, beinahe.« Jochen schaute bekümmert auf seinen Sargkatalog vor sich. »Ich verstehe nicht, wie. Das müssen Särge aus Pressspan sein oder so was.«

»Dieser Hund«, sagte Ella.

»Ella!«

»Stimmt doch.«

Jochen nickte dann doch. »Du hast ja recht. Ich kann diesen aufgeblasenen Fatzke auch nicht ausstehen. Allein diese schmalen Anzüge. Wie so ’n Designer sieht der aus. Und nicht wie ein Bestatter.« Das Telefon klingelte. Jochen ignorierte es. »Was für ein Widerling! Und die Anzüge sind billig, aus Polyester. Wie die Särge wahrscheinlich.«

»Du bist albern«, meinte Ella.

Jochen stand auf und drehte sich zu Ella um. Er nahm sie in den Arm und begann, ihren Hals zu küssen. »Und wenn schon.«

»Jochen!« Ella gickerte und nahm den Hörer ab. »Bestattungen Pabst?«

Jochen bedeckte ihren Hals weiter mit Küssen und ließ sich nicht stören.

»Ja, wir sind sofort da.«

Jochen hielt in der Bewegung inne.

Ella legte auf. »Die Polizei. Eine Leiche. Zwischen Werther und Ascheloh. Beeil dich, Hase.«

Betty war von einem langen Spaziergang zurückgekehrt und stand einen Moment unentschlossen in der Küche. Sie fühlte sich allein. Und die heimische, elterliche Küche wirkte plötzlich wahnsinnig leer, der Geruch des Mittagessens, das sie verpasst hatte, hing noch in der Luft, aber es duftete nicht lecker, sondern abgestanden und trist. Vielleicht hatte das auch etwas mit der Stimmung draußen zu tun, der Herbsttag wirkte ebenfalls abgestanden und trist. Oder vielleicht war es Bettys Laune, die kaum besser war. Sie fühlte sich einsam. Und ein langer Spaziergang in der Nieselkälte über einsame Felder, auf denen man morgens noch heimlich rumgemacht hatte und nun ganz allein ging, derweil der andere bei seiner Frau saß und der irgendwelche Lügen auftischte, während er ihr in die Augen sah und sie womöglich küsste – das trug nicht unbedingt zur Herzenswärme bei. Aber mit wem hätte sie reden sollen? Es war selbstverständlich, dass aus ihrer Familie niemand infrage kam. Ihre Kollegen in der Charité erst recht nicht – die würden fragen, wie es ihr ging, wann sie wieder gesund sei und wann sie wieder zum Dienst antrete. Und überhaupt, je schneller, desto besser, das ist so krass hier gerade, der Chayan ist auch krank, und selbst der Konstantin ist ausgefallen. Und ihre Freundinnen in Berlin, Svea und Helena, wollte sie auch nicht damit belästigen. Denn Svea hatte hohe moralische Ansprüche. Sie wollte sich noch nicht mal impfen lassen, weil man für die Tests irgendwelche Tierversuche gemacht und damit irgendwelche Tiere geschädigt hatte – was Betty im Verhältnis zur Gesundheit der Bevölkerung allerdings vertretbar fand. Sie kaufte ehrlicherweise ja auch Kosmetik, obwohl sie pro Tierwohl war und eigentlich immer auf Biofleisch achtete. Na gut, was ihre Mutter einkaufte, da hatte sie keine Kontrolle drüber.

Und Helena hatte vielleicht nicht ganz so hohe moralische Ansprüche wie Svea, aber der konnte sie mit der Geschichte rund um Ich habe meine Jugendliebe wiedergetroffen und beinahe so was wie eine Affäre angefangen, obwohl er jetzt mit meiner ehemals besten Freundin verheiratet ist, die im Übrigen eine Vollbitch ist nicht kommen. Denn Helena war mit Ben zusammen, und der war ein Vollarsch und betrog Helena von hinten bis vorne. Undenkbar, mit ihr darüber zu sprechen, dass man selber ein Ehebrecher war.

Noch ein Grund mehr, warum Betty sich so einsam fühlte. Sie beschloss, ihren Vater zu fragen, ob der einen Kaffee mit ihr trinken wolle.

Betty stieg die Treppe hinunter zum Keller, in dem sich die Kühlfächer und der gekachelte Raum befanden, in dem die Leichen gewaschen wurden. Jochen stand über einen Leichnam gebeugt und betrachtete ihn.

»Hey, Papa!«

»Hallo, Bettina«, sagte Jochen. Er berührte sanft die Stirnwunde des Toten und überlegte, wie er die Unebenheit ausgleichen sollte.

»Möchtest du einen Kaffee mit mir trinken?«

»Oh, wie komme ich zu der Ehre?«

»Ich fänd’s einfach schön, wenn du noch ein paar Fika-Witze machen würdest.« Betty grinste. Auch Jochen musste grinsen.

»Gleich, ich muss nur noch schnell den hier versorgen.«

Betty blickte auf die Leiche. »Wer ist das?«

»Ein Markus Beckemann. Es war ein …«

»Unfall? Sieht so aus.«

»Ja, der ist in seinem Wagen eine steile Straße runtergerollt und ungebremst gegen ein Stromhäuschen geknallt. Dahinten bei Ascheloh, weißt du?«

»Nicht wirklich. Aber … was hatte der denn für ’nen Wagen? Oldtimer?«

»Du meinst wegen des Airbags? Hatte er. Aber der hat nicht ausgelöst.«

»Echt? Krass. Wieso?«

Jochen sah seine Tochter an und schmunzelte. »Detektivin?«

»Was? Nein, ich wollte doch nur …«

»Ein Mordrätsel lösen? Nicht schon wieder.« Jochen sah seine Tochter streng an. Obwohl ihm klar war, dass es allen hier in der Familie gutgetan hatte, dass Betty sich in den Fall der toten Inka Binder-Mahnke eingemischt hatte. Allen voran seiner Ehe. »Die Polizei hat den Wagen untersucht. Einen schönen Gruß von Jonas übrigens, der war vor Ort.«

Betty verdrehte die Augen. Jonas bestellte »schöne Grüße«? Durch ihren Vater? Was war das denn für ein Scheiß? Das war so deplatziert wie unverschämt und …

»Durfte er nicht? Ist was, Bettina?«

»Alles töfte.« Sie schüttelte den Kopf. »Oder wie habt ihr gesagt, als ihr jung wart?«

Jochen sah seine Tochter kopfschüttelnd an. »Du bist ein freches Kind. Von mir hast du das nicht.«

Betty betrachtete die Kopfwunde. Das rechte Jochbein war komplett eingedrückt, ebenso die Augenhöhle. Das Auge eine einzige Blutlache, es sah heftig aus. Betty wollte gerade den Verlauf des gebrochenen Knochens spüren, aber Jochen forderte: »Finger weg!«

»Ich...

Erscheint lt. Verlag 29.9.2022
Reihe/Serie Betty-Pabst-Serie
Betty-Pabst-Serie
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Achtsam morden • Agatha Christie • Bestatter • Bestattung • Cosy Crime • Das letzte Wort • Ermittlerkrimi • Kleinstadt • Krimi • lustiger Krimi • Miss Marple • Sterben • Tod
ISBN-10 3-8437-2836-4 / 3843728364
ISBN-13 978-3-8437-2836-2 / 9783843728362
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