The Ceremonies (eBook)

Der Horror-Klassiker endlich wieder lieferbar

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
528 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60255-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

The Ceremonies -  T.E.D. Klein
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Ein wiederentdeckter Klassiker in neuer, hochwertiger Ausstattung: »The Ceremonies« ist ein Meilenstein des Horror-Genres, der den Vergleich zu den Werken Stephen Kings nicht scheuen muss. Eigentlich wollte Jeremy Freirs sich für den Sommer aufs Land zurückziehen, um an seiner Doktorarbeit zu schreiben. Doch er merkt schnell, dass die Bewohner des verschlafenen Dorfes Gilead einer religiösen Sekte angehören und seltsame Rituale befolgen. Jeremy wird immer tiefer in die Ereignisse verstrickt, bis in der Sommerhitze ein uraltes Grauen erwacht, das nicht aus dieser Welt stammt ...

T.E.D. Klein, alteingesessener New Yorker, war Begründer und von 1981 bis 1985 Redakteur des »Twilight Zone«-Magazins. Sein erster (und bisher einziger) Roman, »The Ceremonies«, war ein New-York-Times-Bestseller und gewann 1984 einen British Fantasy Society Award. 1985 veröffentlichte er »Dark Gods«, eine Sammlung von vier Novellen, von denen eine, »Nadelman's God«, 1986 den World Fantasy Award gewann; eine weitere, »Children of the Kingdom«, wurde von Victor LaValle in der New York Times als die »beste New York City Horror Story aller Zeiten« bezeichnet. Später gab er das True-Crime-Magazin »CrimeBeat« heraus und schrieb das Drehbuch für Dario Argentos Thriller »Trauma«. Seine Essays sind in der Sammlung »Providence After Dark« erschienen. Im Jahr 2012 verlieh ihm die World Horror Convention den Grand Master Award. Der Literaturkritiker S. T. Joshi sagt über ihn: »In fast 25 Jahren schriftstellerischer Tätigkeit hat Klein nur zwei Bücher und eine Handvoll verstreuter Erzählungen vorzuweisen, und doch überragt seine Leistung die seiner produktiveren Zeitgenossen um ein Vielfaches.«

T.E.D. Klein, alteingesessener New Yorker, war Begründer und von 1981 bis 1985 Redakteur des »Twilight Zone«-Magazins. Sein erster (und bisher einziger) Roman, »The Ceremonies«, war ein New-York-Times-Bestseller und gewann 1984 einen British Fantasy Society Award. 1985 veröffentlichte er »Dark Gods«, eine Sammlung von vier Novellen, von denen eine, »Nadelman's God«, 1986 den World Fantasy Award gewann; eine weitere, »Children of the Kingdom«, wurde von Victor LaValle in der New York Times als die »beste New York City Horror Story aller Zeiten« bezeichnet. Später gab er das True-Crime-Magazin »CrimeBeat« heraus und schrieb das Drehbuch für Dario Argentos Thriller »Trauma«. Seine Essays sind in der Sammlung »Providence After Dark« erschienen. Im Jahr 2012 verlieh ihm die World Horror Convention den Grand Master Award. Der Literaturkritiker S. T. Joshi sagt über ihn: »In fast 25 Jahren schriftstellerischer Tätigkeit hat Klein nur zwei Bücher und eine Handvoll verstreuter Erzählungen vorzuweisen, und doch überragt seine Leistung die seiner produktiveren Zeitgenossen um ein Vielfaches.«

Erster Mai


Träge liegt die Stadt in der Sonne. Aus ihrem Herzen ringelt sich ein dünner schwarzer Rauchfaden in den Himmel. Seit fast dreizehn Stunden ist der April vorüber; schon hat sich die Welt verändert.

In einem Park oberhalb des Hudson wartet der Alte, blinzelt mit milde blickenden Augen in die Sonne. Insekten umschwirren den Abfall am Wasserrand, summen in dem Gras neben der Bank. Abgesehen von ihrem Summen, dem Plätschern des öligen Wassers und dem Rauschen vorbeifahrender Wagen ist es im Park still, die Luft von Erwartung erfüllt.

Ein Schrei in der Höhe durchbricht die Stille: drei lange, zitternde Töne …

Dann ist der Vogel fort. Blätter rascheln leise. Der Alte beugt sich vor, hält den Atem an. Bald wird es geschehen.

Eine plötzliche Brise weht vom Fluss herauf; blutrote Blüten liegen zu seinen Füßen. Die Seiten einer alten Zeitung wirbeln auf, enthüllen verwischte Stiefelabdrücke, ein nacktes Bein, einen Schnitt.

Über ihm rauschen die Bäume im Wind. Grünes Aufblitzen: Die Blätter stellen sich auf und weisen alle auf die Stadt. Das Gras neigt sich in eine Richtung.

In der Ferne peitscht die Rauchfahne hin und her, fällt dann in sich zusammen. Die schwarze Spitze schwingt sich zum Himmel auf, teilt sich wie eine Schlangenzunge.

Der Alte leckt sich die Lippen. Es nimmt seinen Anfang.

Den ganzen Weg von New York bis hierher hatte Jeremy Freirs über die Farm nachgedacht, während der Bus durch den Abgasdunst des vom Sonntagsverkehr brummenden Lincoln-Tunnel und schließlich, vorbei an Häuserblöcken, Restaurants und Parkplätzen, den Highway entlangbrauste.

Die Annonce hatte verführerisch geklungen. Die Handschrift war sauber und hatte irgendwie mädchenhaft ausgesehen:

 

SOMMERWOHNUNG

Privatunterkunft auf einer Farm

Ruhige Umgebung. Strom vorhanden

$ 90/Woche einschl. Verpflegung

R. F. D. 1, Box 63, Gilead, N. J.

 

Bei diesem Preis könnte er sogar noch einen Gewinn erzielen, wenn es ihm gelänge, sein Apartment in der Bank Street den Sommer über unterzuvermieten. Außerdem war eine »ruhige Umgebung« genau das, was er im Augenblick brauchte. Es würde wahrscheinlich ein paar Monate der Trennung bedeuten, aber es wäre dann nicht nötig, die unerlässliche Geburtstagsfeier über sich ergehen zu lassen, auf die seine Freunde so scharf waren. Er würde einfach da draußen auf der Farm feiern, fernab von aller Zivilisation, ganz so wie Thoreau. Es wäre ohne Zweifel gut für ihn, sich auf wichtigere Dinge zu konzentrieren, etwa seine Dissertation, über die er dringend nachdenken musste. Zum Wasauchimmer-Wasauchimmer-Wasauchimmer der Schauerfantasie; sicher würde ihm ein knackiges Thema einfallen, vielleicht was zum Unzuverlässigen Erzähler oder dem Zusammenspiel von Schauplatz und Handlungsträgern. Oder, noch reizvoller, Schauplatz als Handlungstragender … Bis dahin würde er sich gründlich einlesen – die Primärquellen, Sheridan Le Fanu, Matthew Gregory Lewis und der ganze Rest – und sich Notizen für ein Seminar machen, das er nächsten Herbst und, wer weiß, vielleicht auf Jahre hinaus zu veranstalten plante. Jedenfalls war es eine reizvolle Aussicht, den Sommer dort draußen allein mit seinen Büchern zu verbringen.

Er vermisste eine gewisse Laura Rubinstein, die den letzten Sommer über sein Schlafzimmer in der Stadt geteilt hatte, immer noch. Eine Weile hatte er tatsächlich geglaubt, sie könnte seine zweite Frau werden. In seinem Leben hatte es noch ein paar andere Frauen gegeben, aber keine hatte ihm wirklich etwas bedeutet. Vor drei Wochen, an dem Tag, an dem Laura einen alten Freund heiratete, hatte er auf die Annonce hin geschrieben und den heutigen Tag, den ersten Mai, vorgeschlagen, um sich kennenzulernen.

Nach weniger als einer Woche hatte er schon die Antwort erhalten. Drei Fotos waren dem Brief beigelegt, der in derselben mädchenhaften Handschrift geschrieben war.

Lieber Mr Freirs,

mein Mann und ich haben uns sehr über Ihren Brief gefreut. Es wäre schön, wenn Sie am 1. Mai zu uns kommen könnten. Der Sonntagsbus trifft kurz nach zwei in Gilead ein. Man wird Sie gegenüber dem Selbstbedienungsladen absetzen. Das Geschäft ist zwar geschlossen, wenn Sie ankommen, aber davor steht eine Bank, auf der Sie warten können. Mein Mann wird Sie abholen, sobald der Gottesdienst beendet ist. Lange werden Sie bestimmt nicht warten müssen, und wir werden auch dafür sorgen, dass Sie rechtzeitig zur Rückfahrt wieder in der Stadt sind.

Das Gästehaus ist renoviert und ans Stromnetz angeschlossen, und wir werden in alle Fenster neue Scheiben einsetzen. Ein Teil des Gebäudes dient als Lagerraum, aber Sie werden gewiss feststellen, dass die andere Hälfte Ihren Ansprüchen mehr als genügt. Es ist mit allem Notwendigen eingerichtet; etwa ein zusätzlicher Tisch, den Sie als Schreibtisch benutzen können. (Ihre Arbeit hört sich sehr interessant an! Es gab eine Zeit, in der mein Mann und ich ebenfalls Lehrer werden wollten.)

Wir sind keine vornehmen Leute, aber ich kann Ihnen drei nahrhafte Mahlzeiten am Tag versprechen. Unsere Farm ist noch nicht voll in Betrieb (wir haben sie erst im November gekauft), aber bis zum Sommer, denken wir, können wir unsere eigenen Erzeugnisse essen. Wir gehören zeitlebens der religiösen Gemeinschaft der Brethren-Bruderschaft des Erlösers an. Die Gemeinschaft hat Anhänger in der ganzen Welt, aber die meisten Mitglieder konzentrieren sich hier in Gilead und in einigen Siedlungen in Pennsylvania und New York. Sowohl mein Mann als auch ich haben das College außerhalb der Gemeinde besucht. Unseren Glauben wollen wir niemandem aufzwingen.

Wir haben kein Telefon. Wenn Sie also am 1. Mai nicht kommen können, teilen Sie uns das bitte so bald wie möglich schriftlich mit. Sollten wir nichts mehr von Ihnen hören, nehmen wir an, dass Sie kommen, und Sarr wird da sein, um Sie abzuholen. Ich sehe schon, ich wiederhole mich! Also schließe ich hiermit. Ich freue mich schon darauf, Sie kennenzulernen und vom Leben in New York zu hören.

Mit freundlichen Grüßen

(Mrs) Deborah Poroth

PS: Jeremia ist unser Prophet. Ihr Name erscheint mir daher als ein sehr gutes Omen!

 

Freirs hatte den Brief während der Fahrt in der U-Bahn gelesen. Er fand den Ton der Frau irgendwie charmant, doch als er die Fotos genauer betrachtete, wurde ihm ganz seltsam zumute.

Es waren Farbfotos, und wäre das nicht der Fall gewesen, hätten sie ebenso gut einem längst vergessenen Album aus ferner Vergangenheit entstammen können. Das erste zeigte eine Sandstraße, von Bäumen gesäumt. Auf einer Lichtung zur Linken lag ein kleines, weißes Haus mit einer offenen Veranda, auf der nichts weiter als zwei grobe Holzstühle standen. Auf einem der Stühle saß eine Frau in einem langen, schwarzen Kleid, das dunkle Haar zu einem Knoten geschlungen, das Gesicht von Schatten verdeckt. Auf ihrem Schoß ruhte ein kleines Kätzchen, und ein zweites lag zu ihren Füßen. Die Frau saß aufrecht auf dem Stuhl und starrte direkt geradeaus. Die Szene strahlte Ruhe und Stille aus wie ein Gemälde von Hopper. Hinter dem Haus befand sich ein winziger eingezäunter Garten. Jenseits der Bäume konnte er ein offenes Feld ausmachen, und an seinem Rand erhob sich dicht und dunkel der Wald.

Das zweite Foto zeigte einen anderen Teil des Feldes, einen Flecken aus rötlicher Erde. Ein schmaler Bach glitzerte am anderen Ende. In der Mitte des Bildes war ein schlanker, bärtiger Mann zu sehen, der steif dastand, einen Rechen in der Hand. Zu seinen Füßen kauerte eine dicke, graue Katze. Er mochte etwa um die vierzig sein. Sein Gesicht war blass und ernst, aber Freirs meinte, den Anflug eines Lächelns in seinen Mundwinkeln zu erkennen, und musste irgendwie an Abraham Lincoln denken.

Das dritte Foto war ein wenig dunkler als die anderen, als sei es kurz vor Einbruch der Dämmerung aufgenommen worden. Am Rand des Bildes konnte man...

Erscheint lt. Verlag 1.12.2022
Übersetzer Dagmar Hartmann
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte cosmic horror • Cthulhu • Gothic • Horror • Horror-Klassiker • Horrorroman • Klassiker • Kultbuch • Lovecraft • Mystery • Sammlerausgabe • Stephen King • Thriller • Weird Fiction
ISBN-10 3-492-60255-X / 349260255X
ISBN-13 978-3-492-60255-6 / 9783492602556
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