Die Assistentin (eBook)

Psychothriller
eBook Download: EPUB
2022
400 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-27306-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Assistentin - Alexandra Andrews
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Welchen Preis bist du zu zahlen bereit für das Leben, das du immer führen wolltest?
Florence Darrow, angestellt bei einem großen New Yorker Verlag, würde alles darum geben, mit ihren eigenen Texten Erfolg zu haben. Als sie von der geheimnisumwitterten Bestsellerautorin Maud Dixon als Assistentin engagiert wird, scheint sie ihrem Traum ein großes Stück näher gekommen zu sein.

Die eher schüchterne Florence bewundert die ebenso zielstrebige wie mondäne Frau, die ihre wahre Identität geheimhält. Florence darf die Krimiautorin sogar auf eine Recherchereise nach Marokko begleiten und betritt eine faszinierende, exotische Welt.

Gemeinsam erkunden die beiden Frauen die Märkte von Marrakesch und speisen in exquisiten Restaurants. Bis zu jenem verhängnisvollen Abend, an dem Maud Dixon plötzlich verschwindet – und Florence einen teuflischen Plan fasst.

Alexandra Andrews ist eine amerikanische Journalistin, Lektorin und Werbetexterin. Sie lebt mit ihren Kindern und ihrem Mann in Brooklyn. ›Die Assistentin‹ ist ihr erster Roman, ein zweiter ist in Vorbereitung.

Das Debüt einer herausragenden Stimme aus Amerika – scharfsinnig, raffiniert und unglaublich spannend!

Zwei clevere, zu allem entschlossene Frauen spielen ein tödliches Katz-und-Maus-Spiel.

»Fans von Patricia Highsmith werden dieses Debüt lieben.« (Harlan Coben)

»Eine nervenaufreibende Charakterstudie um Ehrgeiz, Macht und Privilegien.« (Time Magazine)

EINS


Die beiden jungen Frauen stiegen die schmale Treppe in den ersten Stock hinauf, dem fröhlichen Lachen und der Musik entgegen. Florence Darrow strich mit den Fingern über die blutrote Wand.

»Es hat schon was Perverses, ausgerechnet hier eine Verlagsparty zu schmeißen«, sagte sie.

Die Weihnachtsfeier von Forrester Books, wo sie als Lektoratsassistentinnen arbeiteten, fand wie in jedem Jahr in der Library statt, einer schummrigen Bar mit dem Designkonzept »Literarischer Kitsch«.

»Als würde man in Disney World einen UN-Gipfel veranstalten.«

»Stimmt«, sagte Lucy Gund kläglich. Ihr war beim Treppensteigen das Kleid zu einem unschönen Wulst hochgerutscht.

Oben angekommen, verschafften sie sich zunächst einen Überblick. Obwohl die Party erst vor einer halben Stunde angefangen hatte, lag bereits ein dichter Lärmteppich über den Feiernden. Fast hundert Gäste – einige Kollegen und viele Nicht-Kollegen – standen in kleinen Grüppchen beisammen. Florence, die keinesfalls zu früh hatte auflaufen wollen, wünschte sich jetzt, zeitig genug eingetrudelt zu sein, um sich ein strategisch günstiges Eckchen zu sichern. Die beiden Frauen ließen den Blick durch den Raum wandern, aber vergeblich. Keine ansprechbaren oder auch nur halbwegs interessierten Gesichter.

»Wollen wir was trinken?«, fragte Florence. Lucy nickte.

Seit sie vor fast zwei Jahren gleichzeitig bei Forrester angefangen hatten, klebte sie an Florence wie eine Klette.

Dabei gehörte sie theoretisch genau zu der Sorte Freundin, die Florence sich von ihrem neuen Leben in New York versprochen hatte. Lucy war im Windschatten der Universität Amherst aufgewachsen, wo ihre Eltern Anglistik unterrichteten. Ihr Vater hatte die maßgebliche Biografie Nathaniel Hawthornes verfasst. Das erste Thanksgiving-Fest nach ihrem Umzug hatte Florence als Gast bei den Gunds verbracht, in einer mit Büchern vollgestopften alten Villa ganz in der Nähe des Geburtshauses von Emily Dickinson. In einem solchen intellektuellen Idyll, dem völligen Gegenteil der engen Wohnung ihrer Mutter in Port Orange, wäre Florence selbst gern aufgewachsen.

Praktisch allerdings mangelte es Lucy komplett an dem Selbstbewusstsein und der Kultiviertheit, die für Florence mit dem Elternhaus der Freundin einhergingen. Sie war so schüchtern, dass es wehtat. Vermutlich hatte die Mutter ihr geraten, sich in New York eine einzige richtig gute Freundin zuzulegen, dann käme sie in der großen Stadt nicht unter die Räder. Folglich hatte sie sich an Florence gehängt, den ersten Menschen, den sie bei Forrester kennenlernte.

Daran, dass sie im Verlag noch immer keinen nennenswerten Anschluss gefunden hatten, war zum einen Lucy schuld, die in dieser Hinsicht keinerlei Anstrengungen unternahm, und zum anderen Florence, die kein Glück dabei hatte. Nachdem sie inzwischen ihre alten Kontakte nach Florida abgebrochen hatte, da ihr die Vergangenheit wie ein brandiger Körperteil vorkam, der für das große Ganze geopfert werden musste, war Lucy faktisch ihre einzige Freundin.

Vorbei an einem langen Tisch mit Weintrauben und Käse, schlängelten sie sich bis zu einer imposanten Mahagonitheke durch die Menge. Der Barmann, der eine schwarze Satinweste trug, lächelte haarscharf über ihre Köpfe hinweg. Offenbar brachten sie nicht die Voraussetzungen mit, die ihnen seine ungeteilte Aufmerksamkeit beschert hätten. Lucy war es gewöhnt, übersehen zu werden, und es schien sie auch nicht zu stören, im Gegenteil. Florence dagegen hatte gerade genug Erfolg bei Männern, um enttäuscht zu sein, wenn ihr Charme nicht verfing.

Obwohl Florence nicht unattraktiv war, stach an ihr als Erstes ihre Blässe ins Auge, beinahe so, als wäre sie nicht im sonnigen Florida aufgewachsen, sondern in einem unterirdischen Bunker. Sie nahm dieses Merkmal als willkommenen Beweis dafür, dass sie am falschen Ort geboren worden war. Sie errötete beim leisesten Anlass, ob aus Schüchternheit oder Leidenschaft, ließ sich nicht leicht unterscheiden, so als hätte sich ihr Schöpfer nicht zwischen Unschuld und Verderbtheit entscheiden können. Es war eine Besonderheit, die manche Männer als hinreißend, andere aber auch als abschreckend empfanden. Sie hatte dunkle, fast schwarze Augen und blonde Locken, die ihr wie die Schlangen der Medusa vom Kopf abstanden. Obwohl ihre Mutter im Laufe der Jahre Hunderte von Dollar für Gels, Sprays und Styling Creams ausgegeben hatte, schaffte Florence es bis heute nicht, ihre Haare zu bändigen.

»Was darf’s denn sein, Ladys?«, fragte der Barmann mit routinierter Lässigkeit. Das Licht brach sich an den gefärbten Spitzen seiner Stachelfrisur. Florence malte sich aus, dass sie eine nach der anderen abbrach wie gefrorene Grashalme.

Lucy deutete auf ein Werbeposter für einen Spezialcocktail. »Ich glaube, ich nehme den Dewar’s Decimal System.«

Florence bestellte ein Glas Rotwein.

»Ich hätte Cabernet oder Pinot da.«

»Egal«, antwortete sie in möglichst coolem Ton. Sie hatte von Wein keine Ahnung.

Mit den Gläsern in der Hand machten sie sich auf die Suche nach einem Menschenknäuel mit ausgefransten Rändern, an das man unauffällig andocken konnte. Ihre Wahl fiel auf den Tisch mit dem Essen, der vom Verlagsnachwuchs umlagert wurde, wo sich die Lektorin Amanda Lincoln gerade ein hitziges Wortgefecht mit einem hochgewachsenen, schlaksigen Typen im beigen Cordanzug lieferte.

»Nie im Leben, du misogyner Pisser«, sagte Amanda.

Gretchen, eine Assistentin, die den Schreibtisch gegenüber dem von Florence hatte, drehte sich zu ihnen um. »Fritz behauptet steif und fest, er wüsste, dass Maud Dixon ein Mann ist.«

»Nein«, hauchte Lucy. Sie schlug sich die Hand vor den Mund.

Unter dem Pseudonym Maud Dixon war vor zwei Jahren Mississippi Foxtrott erschienen, ein sensationell erfolgreiches literarisches Debüt. Der Roman handelte von den Mädchen Maud und Ruby, zwei Teenagern, die sich nichts sehnlicher wünschen, als der Enge ihrer Heimatstadt Collyer Springs in Mississippi zu entfliehen. Doch all ihre Pläne schlagen fehl. Sie scheitern an ihrem jugendlichen Alter, ihrem Geschlecht, ihrer Armut und der kalten Gleichgültigkeit ihrer Eltern. Es kommt zur Katastrophe. Maud tötet einen Handelsvertreter, der auf der Durchreise nach Memphis ist, weil er den fatalen Fehler begeht, sich an die sechzehnjährige Ruby heranzumachen.

Letzten Endes befreit der Mord beide Mädchen aus dem Klammergriff ihrer Heimatstadt. Die eine landet im Gefängnis, die andere mit einem Stipendium an der University of Mississippi.

Obwohl die Kritik die klare, unsentimentale Sprache und die ungewöhnliche Perspektive in den höchsten Tönen lobte und obwohl die literarische Welt aufmerkte, gingen die Verkaufszahlen erst richtig durch die Decke, nachdem eine Hollywood-Schauspielerin den Roman in ihrem Buchclub vorgestellt hatte. War es Glück? War es nur Zufall? Auf jeden Fall kam das Buch, in dem sich Empörung und Wut perfekt bündelten, auf dem Höhepunkt der #MeToo-Bewegung heraus. Was auch immer genau in der Nacht passierte, als Maud Dixon den ekligen geilen Bock hinter der Driftwood Tavern erstach, man konnte ihr die Tat nicht verübeln.

Der Roman, der sich allein in den USA mehr als drei Millionen Mal verkauft hatte, wurde gerade als mehrteilige Miniserie fürs Fernsehen verfilmt. Seltsamerweise war und blieb die Autorin Maud Dixon die große Unbekannte. Sie gab keine Interviews, ging nicht auf Lesereisen, verzichtete komplett auf jegliche Publicity. Das Buch enthielt nicht einmal eine Danksagung.

Der Verlag – ein Konkurrent von Forrester – räumte ein, dass »Maud Dixon« ein Pseudonym war, und betonte, dass die Person, die dahintersteckte, ihre Anonymität gewahrt wissen wollte. Was prompt dazu führte, dass die wildesten Spekulationen um ihre Identität ins Kraut schossen. »Wer ist Maud Dixon?«, lautete die Frage, die in unzähligen Zeitschriftenartikeln, Onlineforen und bei jedem Lektoratslunch gewälzt wurde.

Zwei nachweislich in den USA existierende Maud Dixons wurden ausfindig gemacht und verworfen. Die eine lebte in einem Altersheim in Chicago und konnte sich nicht einmal mehr an die Namen ihrer eigenen Kinder erinnern, die andere war eine Zahnarzthelferin aus einer beschaulichen Kleinstadt auf Long Island, die noch nie in ihrem Leben irgendwelche schriftstellerischen Talente oder Neigungen an den Tag gelegt hatte.

Weil Autorin und Erzählerin den gleichen Vornamen hatten, hielten viele Menschen die Geschichte für autobiografisch. Amateurdetektive gruben Verbrechen aus, die Gemeinsamkeiten mit dem Mord im Buch besaßen, konnten aber in keinem Fall eine eindeutige Übereinstimmung beweisen. Außerdem wurden im Staat Mississippi die Einträge jugendlicher Täter ins Strafregister mit Vollendung des zwanzigsten Lebensjahrs gelöscht. Und die Stadt Collyer Springs gab es sowieso nicht. Alle Nachforschungen endeten in einer Sackgasse.

Im Allgemeinen rümpfte Florence über Bücher, die ihren Erfolg der dramatischen Handlung verdankten, die Nase. In ihren Augen war ein Mord billige Effekthascherei. Aber Mississippi Foxtrott hatte sie positiv überrascht. Die Tötung war kein billiger Trick, um die Spannung zu erhöhen, sondern der Dreh- und Angelpunkt des Romans, der das schicksalhaft Unausweichliche der Tragödie spürbar machte und einen mit der Mörderin mitfiebern ließ, bis hin zum genüsslichen Zustechen.

Florence konnte die Stelle auswendig zitieren:

Nichts hielt die Klinge auf. Spielend leicht fuhr sie in Franks warmen, weibisch weichen Leib, ein tödlicher Fremdkörper. Maud stach ein zweites Mal zu. Diesmal...

Erscheint lt. Verlag 24.8.2022
Übersetzer Regina Rawlinson
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Who is Maud Dixon
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bücher über Verlag • Frauenfiguren • Hardcover • krimi und thriller • Neuerscheinung 2022 • Reisen • Spannung • Starke Frauen • Verlag
ISBN-10 3-641-27306-4 / 3641273064
ISBN-13 978-3-641-27306-4 / 9783641273064
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