Cytonic - Unendlich weit von Zuhause (eBook)
480 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46561-5 (ISBN)
Brandon Sanderson, geboren 1975 in Nebraska, schreibt seit seiner Jugend fantastische Geschichten. Nach seinem Debütroman Elantris vollendete er Robert Jordans Reihe Das Rad der Zeit. Er steht regelmäßig ganz vorne auf der New-York-Times-Bestsellerliste und zählt seit seiner Nebelgeborenen-Saga und den Sturmlicht-Chroniken auch in Deutschland zu den großen Stars der Phantastik. Der Autor lebt mit seiner Familie in Provo, Utah.
Brandon Sanderson, geboren 1975 in Nebraska, schreibt seit seiner Jugend fantastische Geschichten. Nach seinem Debütroman Elantris vollendete er Robert Jordans Reihe Das Rad der Zeit. Er steht regelmäßig ganz vorne auf der New-York-Times-Bestsellerliste und zählt seit seiner Nebelgeborenen-Saga und den Sturmlicht-Chroniken auch in Deutschland zu den großen Stars der Phantastik. Der Autor lebt mit seiner Familie in Provo, Utah.
Prolog
Eine dunkle Sphäre erschien in der Mitte des Raums.
Dreck. Wollte ich das wirklich? Schreckschneck flötete nervös in meiner Hand.
Die sterilen weißen Wände, Einwegspiegel und Metalltische verrieten, dass ich mich in einer wissenschaftlichen Einrichtung befand. Ich war auf Starsight: der riesigen Raumstation, die als regionale Niederlassung der Superiority diente. Bis letztes Jahr hatte ich von der Superiority nie auch nur gehört, geschweige denn im Detail verstanden, wie sie als galaktische Regierung Hunderte Planeten und Spezies beherrschte.
Ehrlich gesagt verstand ich diese Details noch immer nicht. Ich bin nicht gerade ein »Wir müssen uns erst die Details ansehen«-Typ. Eher bin ich der »Wenn es sich noch regt, hattest du nicht genug Muni«-Typ.
Zum Glück verlangte die Situation gerade nicht nach Details. Ein Militärputsch war im Gange – und die neuen Herrscher waren gar nicht gut auf mich zu sprechen. Die Rufe der Soldaten, die das Gebäude durchsuchten, wurden lauter.
Und hier kam nun die dunkle Sphäre ins Spiel. Mein einziger Ausweg war, ein Portal in eine andere Dimension zu betreten. Ich bezeichnete diese Dimension als das Nirgendwo.
»Spensa!«, sagte M-Bot. »Ich glaube, meine Gedanken werden schneller!«
Er schwebte in Gestalt einer kleinen Drohne neben mir. Im Prinzip sah die aus wie ein kleiner geflügelter Kasten mit Greifarmen. Zwei winzige Flugringe unter den kleinen Tragflächen – blaue Steine, die leuchteten, wenn sie geladen waren – erlaubten ihm zu schweben.
»Und das sieht nicht gerade sicher aus«, merkte er an.
»Solche Portale werden zur Gewinnung von Flugstein genutzt«, erwiderte ich. »Also muss es auch einen Rückweg geben. Vielleicht können meine Kräfte uns den Weg weisen.«
Die Rufe draußen wurden lauter; uns blieb keine andere Möglichkeit. Ein Hypersprung aus eigener Kraft kam nicht infrage, solange die Station von einem Schild geschützt wurde.
»Spensa! Ich habe wirklich kein gutes Gefühl dabei …«
»Ich weiß.« Ich schlang mir das Gewehr über die Schulter, damit ich die Drohne tragen konnte. Dann – M-Bot in der einen Hand, Schreckschneck in der anderen – berührte ich die dunkle Sphäre und wurde zur anderen Seite der Ewigkeit gezogen.
Blitzartig fand ich mich an einem Ort wieder, an dem Zeit, Entfernung und selbst Materie nicht existierten. Ich war gestaltlos, ein Bewusstsein – oder eine Essenz – ohne Körper. Fast kam ich mir vor wie ein Raumschiff, das in endloser, sternenloser Schwärze schwebte, in der rein gar nichts meinen Blick auf sich zog. Ich durchquerte diesen Ort jedes Mal, wenn ich einen Hypersprung durchführte, und hatte mich an die Erfahrung schon gewöhnt – doch vertraut war es mir dennoch nicht. Bloß … etwas weniger furchterregend als früher.
Automatisch forschte ich mit meinem Verstand nach Detritus – meinem Zuhause. Ich hatte die grundlegenden Prinzipien meiner Kräfte zu verstehen begonnen. An viele Orte konnte ich zwar noch nicht reisen, aber wie ich nach Hause kam, das wusste ich – normalerweise.
Dieses Mal jedoch … Ich strengte mich an. Würde es mir gelingen? Konnte ich nach Detritus springen? Die Schwärze um mich schien sich auszudehnen, bis ich weiße Punkte in der Ferne ausmachte. Einer davon war … Großmutter?
Wenn es mir gelang, eine Verbindung zu ihr herzustellen, konnte ich mich wahrscheinlich auch zu ihr hinziehen. Ich drängte stärker, sorgte mich aber, dass ich auf mich aufmerksam machte. Schließlich lebten die Delver hier. Und kaum, dass ich an sie gedacht hatte, wurde ich ihrer Gegenwart dort draußen in der Dunkelheit auch schon gewahr. Überall um mich herum, unsichtbar.
Sie schienen mich noch nicht bemerkt zu haben. Tatsächlich richteten sie ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes.
Schmerz, Schrecken.
Jemand litt große Qualen. Jemand, den ich kannte.
Der Delver – der, den ich daran gehindert hatte, Starsight zu vernichten. Er war hier und hatte Angst. Als ich mich auf ihn konzentrierte, wurde er zu einem weißen Punkt, noch heller als Großmutter. Er hatte mich bemerkt.
Bitte … hilf …
Delver kommunizierten nie richtig mit Worten; eher übertrug mein Bewusstsein die Eindrücke und Bilder für mich in Sprache. Dieser Delver brauchte meine Hilfe. Die anderen versuchten, ihn zu töten.
Ich überlegte nicht lange. Instinktiv schrie ich laut ins Nirgendwo.
HEY!
Hunderte gleißend weiße Lichter taten sich um mich auf: die Augen. Ich konnte ihre Aufmerksamkeit auf mir ruhen spüren. Sie kannten mich. Der Delver, den sie bedrängt hatten, schwebte ebenfalls da draußen.
Wie immer jagte der Anblick dieser vielen Augen mir Angst ein. Dennoch war ich inzwischen eine andere. Ich hatte mit einem von ihnen gesprochen, eine Verbindung hergestellt. Ich hatte ihn überzeugt, seinen Hunger nicht an den Bewohnern von Starsight zu stillen – indem ich ihm gezeigt hatte, dass sie Lebewesen waren.
Dasselbe musste ich auch jetzt tun. Bitte. Ich projizierte meine Gedanken hinaus, um den Augen statt Furcht Verständnis und Ruhe zu demonstrieren. Ich bin eine Freundin. Ich bin wie ihr! Ich denke und fühle.
Ich tat genau dasselbe wie zuvor. Die Augen regten sich und zitterten verstört. Ein paar kamen näher, und ich spürte, wie sie mich studierten; gefolgt von einer Empfindung, die ungleich mächtiger war, alles beherrschend und alles durchdringend.
Hass.
Die Delver – ich konnte nicht sagen, wie viele es waren – nahmen es hin, dass ich am Leben war. Aufgrund meiner cytonischen Gaben begriffen sie mich als Person. Ihr Hass wandelte sich zu Abscheu, Wut. Dass ich lebendig war, machte alles noch schlimmer für sie. Es hieß, dass diese Dinger, die da in ihr Reich eindrangen und sie immerfort bedrängten, über Bewusstsein verfügten. Wir waren nicht bloß Insekten.
Wir waren Invasoren.
Ich versuchte es erneut, noch drängender. Sie wehrten mich ab. Als ob sie gesehen hätten, was ich mit einem der ihren angestellt hatte, und sich diesem Schicksal verwehrten.
Die Welle ihrer fürchterlichen Wut schlug mich zurück, und ich hörte einen entsetzten Schrei. Schreckschneck? Ihr Ruf weckte etwas in meinem Hirn: einen Ort.
Zuhause.
Die Delver zogen sich zurück. Anscheinend hatte ich sie doch leicht verunsichert. Sie hatten nicht mit mir gerechnet. Das gab mir die Gelegenheit, die ich brauchte.
Dank Schreckschneck spürte ich den Weg. Ich konnte Detritus erreichen. Großmutter wiedersehen und … Jorgen. Dreck, ich vermisste ihn. Ich wollte wieder bei ihm sein, seine Stimme hören. Ich musste zurück zu meinen Freunden und ihnen helfen. Der Krieg würde rasch eskalieren, jetzt, da Winzik die Kontrolle über die Superiority an sich gerissen hatte.
Beinahe wäre ich gesprungen. Doch ich blieb noch – irgendwas hielt mich zurück. Ein Eindruck, ein Instinkt.
Was bin ich?, sandte der einzelne Delver flehentlich aus. Was sind WIR?
Ich bin Spensa Nightshade, gab ich zurück. Eine Pilotin.
Ist das alles?
Einst war das alles gewesen, was für mich zählte. Jetzt aber … hatte ich noch eine andere Seite an mir entdeckt. Eine Seite, die mich ängstigte und die ich noch nicht ganz verstand.
Es gibt hier viel zu lernen, sandte der Delver. Wir nennen diesen Ort das Nirgendwo. Das hast du gespürt, richtig?
Ja, das hatte ich. Doch ich wollte nicht bleiben. Ich versuchte, mir den Gedanken aus dem Kopf zu schlagen. Ich musste nach Hause.
Aber … brauchte man mich dort denn tatsächlich? Eine Pilotin mehr oder weniger? Ich malte mir aus, wie ich heimkam und mich wieder der Skyward-Staffel anschloss. Sah mich kämpfen … und scheitern. Eine Projektion meiner eigenen Ängste? Vielleicht war es ein Effekt des Nirgendwos. Doch mein Scheitern war unvermeidlich, wenn die Delver zurückkehrten, denn eine Jägerpilotin, egal, wie begabt, konnte sie nicht besiegen. Die Superiority war in der Lage, durch Einsatz ihrer Cytoniker ganze Flotten durch den Hyperraum zu versetzen. Schlimmer noch, sie konnte Cytoniker wie mich manipulieren und Schwächen in unseren Gaben ausnutzen.
Genau das hatte der Feind mit meinem Vater getan: ihn gegen seine eigene Staffel eingesetzt und in den Tod getrieben.
Ich war eine Pilotin, schön und gut. Aber das reichte nicht.
Wir wussten immer noch so wenig. Wir verstanden nicht, was die Delver waren. Wie konnten wir hoffen, sie zu besiegen? Auch cytonische Gaben begriffen wir kaum – bis vor Kurzem hatten wir sie noch als Defekt ihrer Träger bezeichnet. Wie konnte ich mich Gegnern wie Brade entgegenstellen, die ihre Kräfte schon gemeistert hatten, solange ich davor davonlief, was ich war?
Mein Zuhause rief mich, und ich sehnte mich danach. Doch zu Hause gab es keine Antworten.
Kannst du es mir zeigen?, fragte ich den Delver. Was ich bin?
Vielleicht. Ich weiß es selbst nicht. Es gibt einen Ort im Nirgendwo, an dem wir viel erfahren können. Der Ort, an dem … wir alle … geboren wurden.
Es gibt keine Orte im Nirgendwo, widersprach ich.
Nicht in seinem Herzen, nein. Doch an den Rändern existieren Siedlungen.
Ich begriff, was der Delver meinte – er sprach von einer Region, wo man Flugstein abbaute. Ein weiteres Rätsel, das ich nie ganz verstanden hatte:...
Erscheint lt. Verlag | 1.3.2023 |
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Reihe/Serie | Claim the Stars | Claim the Stars |
Übersetzer | Oliver Plaschka |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
Schlagworte | Abenteuer • Aliens • Artificial Intelligence • Brandon Sanderson • Brandon Sanderson Bücher • Brandon Sanderson deutsch • Brandon Sanderson Kickstarter • Brandon Sanderson Skyward deutsch • Brandon Sanderson Starsight deutsch • Claim the Stars • Claim the Stars Band 3 • Cytonic • Cytonic deutsch • Freiheit • Heldin • Krell • Künstliche Intelligenz • Pilotin • Raumschiff • roman science fiction • Science-fiction • Science-Fiction-Bücher • science fiction deutsch • Science Fiction für Jugendliche • science fiction jugendbuch • science fiction serie • Science Fiction Weltall • sci fi bücher • scifi bücher • sf bücher • SF Bücher deutsch • sf romane • SKYWARD • Skyward - Der Ruf der Sterne • Space Opera • Space Opera Bücher • space opera deutsch • Spensa • Spensa Nightshade • Starsight • Starsight - Bis zum Ende der Galaxie • Verräter • Weltraum Roman |
ISBN-10 | 3-426-46561-2 / 3426465612 |
ISBN-13 | 978-3-426-46561-5 / 9783426465615 |
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Größe: 5,2 MB
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