Die Kunst der Frauen (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
576 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-3049-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Kunst der Frauen - Natasha Lester
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Die Kunst ist die Tochter der Freiheit.

Paris, 1939: Die junge Éliane studiert Kunst, arbeitet im Louvre und kümmert sich liebevoll um ihre jüngeren Schwestern. Eines Tages lernt sie den talentierten Maler Xavier kennen, und die beiden verlieben sich Hals über Kopf. Doch dann wird Frankreich von den Deutschen besetzt, und mit einem Mal muss Éliane alles riskieren, um die Kulturschätze des Landes vor den Nazis zu schützen.

Côte d'Azur, 2015: Modebloggerin Remy flieht nach einem schweren Verlust in das Haus ihrer Familie am Mittelmeer. Dort stößt sie auf das Rätsel eines geheimnisvollen Gemäldes, das einst von den Nazis geraubt wurde. Kann sie das Geheimnis lüften? 

Nach der wahren Geschichte der Kunsthistorikerin und Widerstandskämpferin Rose Valland.





Natasha Lester war Marketingleiterin bei L'Oréal und verantwortlich für die Marke Maybelline, bevor sie sich entschloss, an die Uni zurückzukehren und Creative Writing zu studieren. Heute lebt sie als Autorin und Dozentin in Perth, Australien, und ist Mutter dreier Kinder. Ihre Romane, in denen es stets um spezifisch weibliche Aspekte der Geschichte geht, sind internationale Bestseller. Im Aufbau Taschenbuch liegen ebenfalls ihre Romane 'Die Kleider der Frauen', 'Die Bilder der Frauen' und 'Die Farben der Frauen' vor. Mehr zur Autorin unter www.natashalester.com.au

Kapitel 2


Auf dem Weg zur École begegneten Éliane vielen Menschen, die Gasmasken gekauft hatten. Und am Nachmittag, als sie am Empfangstisch des Louvre saß, gingen ihr abwechselnd die Nachricht, dass Belgien und die Niederlande nun auch mobilmachten, um sich gegen einen deutschen Angriff verteidigen zu können, und Gedanken über Xavier durch den Kopf.

In der vergangenen Woche hatten sie sich jeden Abend gesehen. Er kam stets kurz nach zehn Uhr, wenn Éliane dabei war, die Brasserie zu schließen. Dann tranken sie zusammen ein Glas Wein und unterhielten sich.

Mitunter erzählte Éliane ihm dann etwas, das sie bisher noch nie laut ausgesprochen hatte, illoyale Dinge über ihre Familie – und Luc. Dass ihr Bruder sein Studium vernachlässigte, obwohl es ihm als Ausrede diente, nicht arbeiten zu müssen, was sie manchmal wütend machte und neidisch, weil sie diese Möglichkeit nicht hatte. Hätte sie so viel freie Zeit wie er, hätte sie mehr vorzuweisen als die neuesten Klatschgeschichten und jeden Morgen einen Kater vom Weintrinken.

»Nicht, dass ich mir über mein Talent Illusionen mache«, sagte sie und wandte den Blick von Xaviers mitfühlender Miene ab, bei der ihre Augen zu brennen begannen. »Ich habe keine Zeit zum Malen, und das Wenige an Talent, das ich vielleicht besitze, kann sich nicht entfalten. Aber wenn ich nicht nur vormittags, sondern auch nachmittags Kunst studieren und über Kunstwerke Seminararbeiten schreiben könnte, dann – «

Errötend brach sie ab. Warum schüttete sie dem Mann ihr gegenüber ihr Herz aus, obwohl sie ihn kaum kannte? Nur, weil er Luc und den Lokalen von Montparnasse jeden Abend den Rücken kehrte, um mit ihr Zeit zu verbringen?

»Dann was?«, fragte er sanft. »Dann könntest du etwas für dich tun, statt immerfort zu arbeiten und dich um deine Geschwister kümmern zu müssen?«

Sie sah ihn an. Und auch wenn sie das Gefühl hatte, ihre Familie, einschließlich ihrer unschuldigen Schwestern, zu verraten, sagte sie: »Ja.«

Ihre Wünsche waren sinnlos. Éliane spürte, wie eine Träne überquoll und ihre Wange hinunterrann. Xavier ballte die Hände zu Fäusten, als wolle er für die Verwirklichung ihrer unmöglichen Träume kämpfen.

In diesem Moment trat ein Besucher des Louvre an ihren Tisch und holte sie mit einer Frage nach dem Weg zur Skulpturengalerie ins Hier und Jetzt zurück. Ihr Blick fiel auf das Gemälde Die Schlacht von San Romano von Paolo Uccello. Im Vordergrund bäumte sich ein Rappe auf, bereit zum Angriff, im Hintergrund ließen lange, blutrote Lanzen ahnen, was folgen würde.

Sie erschauderte. Kunst war nicht immer erhebend. Manchmal zeigte sie auch die ungeschminkte, hässliche Wahrheit.

»Mademoiselle Dufort.« Jaujard stand vor ihr, hochgewachsen und würdevoll, die Miene so ernst wie auf einem Portrait aus der Renaissance.

»Morgen schließen wir das Museum für drei Tage, um notwendige Instandhaltungsarbeiten durchzuführen«, sagte er. »Ich brauche so viele Helfer wie möglich. Sind Sie und Ihr Bruder verfügbar?«

»Natürlich«, antwortete Éliane. »Ich könnte auch noch einen Freund fragen. Er ist Maler und arbeitet in einer Galerie.«

»Das wäre wunderbar.«

Bevor sie ihm irgendwelche Fragen zum Ablauf stellen konnte, wandte Jaujard sich um und trat zu einem der Freiwilligen, die im Louvre arbeiteten. An ihn schien er die gleiche Bitte zu richten.

Éliane war verwundert, dass der Louvre drei Tage lang geschlossen bleiben sollte. So etwas war bisher noch nie vorgekommen.

Sie blickte auf die dicht gedrängten Pferde des Uccello-Gemäldes, die aussahen, als könnten sie jeden Augenblick von der Leinwand in die Empfangshalle galoppieren. Eine Gruppe Besucher trat ein, und ihre Unterhaltung über le boche, die Deutschen, und Hitler hallte durch den Raum.

Élianes Gedanken kehrten zu Jaujard zurück. Drei Tage waren viel zu wenig, um das riesige Museum auf Vordermann zu bringen. Was also hatte er vor?

* * *

Als Éliane, Xavier und Luc am nächsten Tag im Louvre eintrafen, waren dort bereits zahllose Helfer versammelt – Kunststudenten, Angestellte des Louvre, sogar Verkäufer und Verkäuferinnen aus den Kaufhäusern Les Grands Magasins du Louvre und La Samaritaine.

Jaujard begann, seine Pläne zu erläutern. »Heute beginnen wir damit, unsere Kunstwerke in Sicherheit zu bringen. Schließlich würde nur eine einzige Bombe ausreichen, um …« Er ließ den Satz unvollendet in der Luft hängen, aber dennoch lief ein Schauder durch die Menge. »Allerdings fürchte ich nicht nur die Bomben.« Seine Stimme erfüllte die Eingangshalle. »Adolf Hitler führt Krieg gegen die europäische Kultur. Bei einer Kundgebung in München hat er geschworen, alle Werke, die gegen den deutschen Kunstgeschmack verstoßen, zu vernichten. In Deutschland und in den besetzten Gebieten wurden und werden Unmengen an Gemälde zerstört, weil die Nazis sie für ›entartet‹ befinden. Dazu zählen Bilder großer Impressionisten, Expressionisten, Surrealisten, Dadaisten und Kubisten. Die Werke, die ihrer engen Definition von Kunst entsprechen, rauben die Nationalsozialisten hingegen, um sich selbst zu bereichern. Dazu zählen Gemälde von Rubens, Tizian und da Vinci. Wir können also nur beten, dass sie den Louvre niemals betreten. Doch sollte es dazu kommen, werden sie hier keine wertvollen Exponate mehr finden.«

Die Anwesenden jubelten. Éliane tat es nicht. Sie wusste nun, was mit »Instandhaltung« gemeint gewesen war, doch dass die Lage so bedrohlich war, machte ihr Angst. Wertvolle und unersetzliche Gemälde wurden nur dann den Risiken eines Transports ausgesetzt, wenn eine Katastrophe bevorstand. Diese Sicherheitsvorkehrungen mussten bedeuten, dass Deutschland Frankreich angreifen würde, und zwar bald.

Dann wären auch ihre Schwestern in Gefahr – Angélique, Jacqueline, Ginette, Yolande … der Gedanke war unerträglich. Und zu allem Überfluss würden die Deutschen also versuchen, die französischen Museen zu plündern und die Menschen all der Kunstschätze zu berauben, die sie glücklich machten, zu Tränen rührten oder in Erstaunen versetzten. Éliane hatte selbst miterlebt, wie sich die Miene eines Besuchers vollkommen verändern konnte, wenn er ein Kunstwerk erblickte, das ihn tief berührte und das er nie mehr vergessen würde. Und all das sollte ihnen genommen werden?

Die freiwilligen Helfer begannen mit der Arbeit. Die Männer trugen Schutz- und Verpackungsmaterial in die Grande Galerie: Kisten, Holzlatten, Pappröhren, Polsterwatte und Sandsäcke. Unter Jaujards wachsamen Augen wurden die Buntglasfenster vorsichtig entfernt. Studierende der École begannen, Gemälde abzuhängen. Xavier half, die Kisten mit Codes zu beschriften, die den Inhalt unkenntlich machten. MN stand für Musées Nationaux. Eine Reihe von Buchstaben stand für die Abteilung des Louvre, zu der die Werke gehörten, dann folgten Nummern für die einzelnen Kunstwerke. Das leise Klappern der Schreibmaschinen war zu hören, während die Sekretärinnen die entsprechenden Listen in vierfacher Ausführung tippten. Und immer wieder erklangen die Hammerschläge, mit denen Kisten zugenagelt wurden.

Als Maler war Luc mit einer Arbeit betraut worden, bei der es um Geschick und Fingerspitzengefühl ging. Er nahm die größten Gemälde aus ihren Rahmen, rollte sie vorsichtig auf Pappspulen und schob sie in Röhren aus dicker Pappe.

Éliane erhielt von Jaujard eine Liste der Kunstwerke und ein dickes Bündel Seiten, die mit runden, bunten Aufklebern bestückt waren. »Die gelben Aufkleber kommen auf die Kisten, die den Großteil der Werke enthalten«, erklärte Jaujard. »Die grünen sind für die sehr bedeutenden Werke. Zwei rote kennzeichnen ein Kunstwerk, dessen Verlust einfach unvorstellbar ist. Und drei rote stehen für das Gemälde, das unter gar keinen Umständen verloren gehen darf.«

»La...

Erscheint lt. Verlag 14.2.2023
Übersetzer Gabriele Weber-Jarić
Sprache deutsch
Original-Titel The Riviera House
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Beutekunst • Familiengeheimnis • Frankreich • Kristin Hannah • Kunstgeschichte • Kunstwerke • Louvre • Malerei • Michelle Marly • Nazis • Paris • Riviera • Romy und der Weg nach Paris • Ronald H. Balson • Rose Valland • Stay away from Gretchen • Südfrankreich • Susanne Abel • Vintage-Mode • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-8412-3049-0 / 3841230490
ISBN-13 978-3-8412-3049-2 / 9783841230492
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,0 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die Geschichte eines Weltzentrums der Medizin von 1710 bis zur …

von Gerhard Jaeckel; Günter Grau

eBook Download (2021)
Lehmanns (Verlag)
14,99
Historischer Roman

von Ken Follett

eBook Download (2023)
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
24,99