Ein Lord nach ihrem Geschmack (eBook)

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
256 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-1130-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ein Lord nach ihrem Geschmack - Louise Allen
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Im Gegensatz zu anderen jungen Damen plant die freiheitsliebende Jane keineswegs, möglichst schnell unter die Haube zu kommen. Sie will ihr Leben der Kunst widmen - einen Ehemann kann sie da nicht brauchen! Eine Begegnung mit dem charismatischen Lord Kendall bringt jedoch ihre Pläne durcheinander. Er scheint es zu schätzen, dass Jane ihren eigenen Kopf hat, und sie findet die Gespräche mit ihm herrlich anregend. Zögerlich kommen die beiden einander näher - was einen unvorhergesehenen Skandal auslöst, der Jane ihren guten Ruf kosten kann!



Louise Allen lebt mit ihrem Mann - für sie das perfekte Vorbild für einen romantischen Helden - in einem Cottage im englischen Norfolk. Sie hat Geografie und Archäologie studiert, was ihr beim Schreiben ihrer historischen Liebesromane durchaus nützlich ist.

1. KAPITEL

September 1814

Wenn ich in einem von Melissas Romanen wäre, dachte Jane, würde diese Postchaise auf ihrem Weg nach Gretna Green über das Pflaster rattern, und auf dem Platz neben mir säße ein schneidiger, entschieden gefährlicher Gentleman von dunklem Typus.

Da dies nicht von ihrer Freundin erdacht war, sondern das wahre Leben, befand sie sich, in Ungnade gefallen, auf dem Weg nach Batheaston, um zur Strafe die nächsten sechs Monate bei ihrer Cousine Violet zu verbringen. Neben ihr saß Constance Billing, die Zofe ihrer Mutter. Constance bedeutete so viel wie Beständigkeit, und schon zehn Minuten nach Beginn der Reise hatte sich herausgestellt, dass an Constance nur eines beständig war – ihre Fähigkeit, anhaltend zu schmollen und unermüdlich alles und jeden zu missbilligen.

Andererseits, dachte Jane, bin ich wenigstens nicht sofort wieder heim nach Dorset beordert worden.

Cousine Violet war aufs Unterhaltsamste exzentrisch, und Billing würde – so hoffte Jane glühend – am Morgen nach ihrer Ankunft wieder zurückreisen.

Jane zog die Straßenkarte zu Rate. „Wir werden die Pferde in Kensington noch nicht wechseln müssen, es liegt nur zwei Meilen hinter London. Der erste Halt ist in Hounslow, glaube ich.“

„Warum dann haben wir hier angehalten?“

„Weil sich, wie Sie durch die vordere Scheibe sehen können, aus irgendeinem Grund vor uns der Verkehr staut.“ Jane erhob sich halb von ihrem Sitz, um über die Rücken der beiden Zugpferde hinwegblicken zu können. „Ah, ich sehe, es gab einen Unfall.“

Vor ihnen an der belebten Hauptstraße, die durch das Dorf Kensington führte, lag die Kirche, und davor hatten sich offensichtlich die Räder zweier Lastkarren ineinander verhakt. Beide Kutscher standen aufrecht auf den Böcken, schwangen ihre Peitschen und brüllten einander an, was nicht im Mindesten hilfreich war. Zum Glück waren sie nicht in Hörweite. Passanten und andere Kutscher hatten sich versammelt und gafften, erteilten Ratschläge oder standen allgemein im Weg herum.

Jane ließ das Fenster an ihrer Seite hinunter und beugte sich hinaus. Weiter hinter ihnen erklang ein Horn. „Das ist entweder eine Postkutsche oder die Eilpost.“

Sie lehnte sich in die Polster zurück, bereit, sich als Zuschauerin angenehm unterhalten zu lassen. Reisende klagten oft über das starke Schwanken der Privatpostwagen, doch einen gewaltigen Vorteil hatten diese Gefährte – die große Frontscheibe, durch die man die Welt ringsum betrachten konnte. Natürlich nahm Billing an der Größe des Fensters Anstoß und vermied es hinauszuschauen. Es gewährte weder Diskretion noch Privatsphäre, war ihre Meinung, und junge Damen sollten nicht kühn umherschauen und riskieren, dem schweifenden Auge eines Lebemannes oder vorbeischlendernden Gentlemans aufzufallen.

„Schließen Sie doch die Vorhänge, Miss Jane“, schalt Billing. „Direkt gegenüber von uns steht am Gehweg eine ganz gewöhnliche Bierschänke.“

Da war etwas dran, musste Jane zugeben. Das Civet Cat sah unzweifelhaft heruntergekommen aus und ähnelte keineswegs den ehrbaren, freundlichen Gasthöfen in den Dörfern rings um den Wohnsitz ihrer Eltern.

Während sie noch im Geiste den Eingang kehrte, die Fenster putzte und ein paar Töpfe mit Geranien davorstellte, flog die Tür der Schänke auf, und drei Männer rollten geradezu hinaus mitten zwischen zur Seite springende Passanten. Ihnen folgten zwei weitere mit Knüppeln bewaffnete Kerle.

Billing kreischte auf. „Wir werden ermordet!“

„Nicht wir, aber jener Mann dort, wenn ihm niemand zu Hilfe kommt.“

Der Kampf, erwies sich, war einer gegen vier, denn der größere der Männer, der mit dem Knüppel, zerrte einen hochgewachsenen, dunkelhaarigen Mann auf die Füße und hielt ihn fest, während die anderen ihn mit Knüppel und Fäusten traktierten und Hiebe auf dessen Kopf und Körper regnen ließen.

„Warum hält die keiner auf? Das ist kein Kampf, das ist ein Überfall. Man sollte einen Wachtmeister rufen.“

Der hochgewachsene Mann konnte sich losreißen und versetzte einem Angreifer einen so heftigen Boxhieb, dass der gegen seine Kumpane flog.

„Ha! Gut gemacht, Sir! Noch einmal!“, feuerte Jane ihn an.

Sie ignorierte Billing, die an ihrem Arm zog und sie zu dämpfen suchte, öffnete das Fenster des Wagenschlags und umklammerte den Atem anhaltend aufgeregt den Rand. Durch die Wucht des gewaltigen Boxhiebs war der Mann nämlich rückwärts gegen zwei der Kerle geprallt, die ihn sofort festhielten. Ganz klar war er dem vierten Halunken nicht mehr gewachsen, der in sichtlicher Vorfreude grinsend näher kam. Zu Janes Überraschung grub der Kerl jedoch in der Tasche seines Friesmantels und holte ein gefaltenes Papier daraus hervor, das er dem sichtlich angeschlagenen Mann in die Innentasche des Gehrocks stopfte. „Mit besten Empfehlungen!“, knurrte er, dann packte er seinen Knüppel fester.

Der erste Schlag war so heftig, dass der Mann aus dem Griff der beiden Kerle gerissen wurde und quer über das Pflaster direkt gegen Janes Kutsche geschleudert wurde. Der Wagen schwankte in seiner Federung, und Billing kreischte erneut auf.

Geistesgegenwärtig stieß Jane den Schlag vollends auf, ergriff den Mann bei Arm und Kragen und zog. „Rein hier!“

Ob er das hörte oder ob der Schwung des Stoßes ihn hereinstürzen ließ, wusste sie nicht, und es war ihr auch einerlei, weil sie sich zu sehr wegen des Knüppel schwingenden Burschen sorgte, der unter grimmigem, zahnlückigem Grinsen sein Gebiss bleckte. Der Gerettete sackte zu ihren Füßen zusammen. Weil die Kutsche unter dem Aufprall heftig schaukelte, fiel der Schlag zu, schwang aber, da sie sich aufrichtete, erneut zurück und traf den Angreifer mitten im Gesicht.

Jane festigte den Griff um ihren Schirm und wühlte mit der anderen Hand in ihrem Retikül nach Mamas Taschenpistole, die sich jedoch hoffnungslos in ihrem Taschentuch verfangen hatte. Sie rüstete sich für das Schlimmste, als mit lautem Hörnerklang die Eilpost nahte und vorbeirauschte und sich mitten durch die zuschauende Menge bei den Lastkarren drängte. Janes eigener Postillon ließ die Chance nicht ungenutzt verstreichen, gab den Pferden die Peitsche, und ihre Chaise, immer noch mit offenem Schlag, schwenkte in den freien Raum hinter der Postkutsche ein und folgte ihr. Der Schlag fiel ins Schloss, als sie in weitem Bogen an der Kirche vorbeirollten, und sie hatten das Civet Cat und die Raufbolde hinter sich gelassen.

Jane war kurz, als würde ihr übel; sie schluckte schwer und ließ ihren Schirm fallen.

„Miss Jane, lassen Sie den Postillon anhalten! Dieser grässliche Mann blutet uns unsere Röcke voll.“ Schon wollte Billing das Fenster hinunterlassen, um sich hinauszubeugen.

„Lassen Sie das!“, rief Jane scharf. „Wollen Sie, dass diese Raufbolde uns einholen? Helfen Sie mir, den Mann auf den Rücken zu drehen. Ach, seien Sie doch nicht so albern, Billing – haben Sie noch nie Blut gesehen? Dann heben Sie eben ihre Füße auf den Sitz, so hat er wenigstens da unten auf dem Boden mehr Platz.“

Billing drückte sich in die hinterste Ecke, wobei sie es fertigbrachte, den Mann, der schlaff zu ihren Füßen lag, auch noch zu treten. Er stöhnte. Zumindest lebte er noch.

Jane beugte sich zu ihm und fasste ihn bei der Schulter. Sie fühlte edlen Wollstoff unter ihren Fingern. „Können Sie sich umdrehen, Sir?“

Er ächzte, kämpfte sich in der Enge des Wagens hoch auf die Ellenbogen und fluchte unterdrückt, als die Kutsche über eine Furche im Fahrweg holperte. „Nein.“

„Gut, dann bleiben Sie erst einmal da unten.“ Bestimmt kommen wir bald an eine Zollschranke.

Sie mussten wohl zwei Meilen zurückgelegt haben, als die Chaise ausrollte und dann anhielt. „Helfen Sie mir, Billing. Billing!“

Irgendwie hievten sie den Mann zwischen sich auf den Sitz, und es stellte sich heraus, dass er in der Schulter mindestens eine Stichwunde davongetragen hatte. Man sah eine Menge Blut, mehr jedenfalls, als Jane für gut hielt, und sein linker Am hing schlaff herab.

Jane ballte ihr Taschentuch und ihr Fichu zu einem dicken Bausch, stopfte beides unter seinen Gehrock und drückte es auf die Wunde, ohne sein schmerzvolles Aufkeuchen und die folgenden lästerlichen Worte zu beachten. „Halten Sie das fest.“ Nach einem Augenblick gehorchte er, obwohl ihm die Lider zusanken und sein Kopf zur Seite fiel.

Dass er stöhnte, konnte sie nachempfinden, und sie zweifelte, ob er so weit bei sich war, um zu bemerken, dass er in Gegenwart zweier Frauen fluchte. Ihr größeres Problem war gerade Billing, die noch tiefer in ihre Ecke gerutscht war und Jane mit Tiraden über Gefahren, Ungehörigkeit und undamenhaftes Betragen überschüttete. „Und die Vorstellung, was Ihre verehrte Mutter sagen wird, lässt mich schaudern. Keine ehrbare Dame würde auch nur einen Moment erwägen …“

Jane hörte gar nicht mehr zu.

Der Postillion, der inzwischen die Maut beglichen hatte, schien erst jetzt zu bemerken, dass er einen weiteren Passagier hatte. Er übergab dem Torhüter die Leinen und trat an Janes Fenster. „Hören Sie, Miss, was ist das? Der Wagen wurde für zwei Personen gemietet.“

„Das weiß ich. Halten Sie bitte an der nächsten Poststation mit einem ordentlichen Gasthof, und Sie werden wieder bei zwei Passagieren sein, das verspreche ich.“

Er sah sie sehr skeptisch an. „Wenn Blut auf den Polstern ist, kostet das extra“, verkündete...

Erscheint lt. Verlag 24.5.2022
Reihe/Serie Historical MyLady
Historical MyLady
Übersetzer Barbara Kesper
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte bücher für frauen • Cora • cora bücher • cora historical • cora liebesromane • cora neuerscheinungen • cora romane • Cora Verlag • cora verlag kindle • eBook • ebook liebesroman • Frauenroman • Historical_Herbst_Sale23 • Historical MyLady • Historische Liebesromane • historisch roman • Liberated Ladies • Liebesgeschichte • Liebesroman • Romantische Bücher • viktorianisch
ISBN-10 3-7515-1130-X / 375151130X
ISBN-13 978-3-7515-1130-8 / 9783751511308
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