Perry Rhodan Neo 288: Payntec-Fieber (eBook)

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2022 | 1. Auflage
160 Seiten
PERRY RHODAN digital (Verlag)
978-3-8453-5488-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Perry Rhodan Neo 288: Payntec-Fieber -  Rainer Schorm
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Vor sieben Jahrzehnten ist Perry Rhodan auf Außerirdische getroffen. Die Menschheit ist zu den Sternen aufgebrochen und hat fremde Welten besiedelt, ist aber auch in kosmische Konflikte verwickelt worden. Seit fünf Jahren umkreisen Erde und Mond eine fremde Sonne. Außerdem haben die Überschweren zeitweilig das Solsystem und alle terranischen Kolonien besetzt. Mittlerweile sind diese Welten jedoch wieder befreit. Im Jahr 2107 wird Perry Rhodan als körperloses Gehirn in den fernen Sternhaufen Naupaum entführt und in einen fremden Körper versetzt. Auch der Terraner Roi Danton erlebt dieses Schicksal. Gemeinsam begeben sie sich auf eine Pilgerreise, um einen Weg nach Hause zu finden. Mittlerweile sind sie unterwegs zur letzten Station ihrer Odyssee. Aber ihre interplanetare Reise gestaltet sich dramatisch. Die Todesgefahr lauert nicht erst auf der Zielwelt, sondern bereits im All. Dort werden die Gefährten erfasst vom PAYNTEC-FIEBER ...

»Wer den Peregrosch beschreitet,

wer nach Erlösung strebt und weiter,

trägt all die Mühsal und die Last,

doch dein Gemüt sei heiter.

 

Die Passage, die nichts vergibt,

harrt deiner gnadenlos.

 

Hier ist die Mühle,

die Korn von Spelzen trennt.

Hier ist ein Feuer,

das Angst aus deiner Seele brennt.«

 

Altes Pilgerlied

 

 

1.

Waschteyn: Es geht los

 

»Es geht los!«

Waschteyn sah von den Anzeigen auf. Es war viel zu früh, obwohl der Kommandant der HAPPMAROSCH im Stillen mit Schwierigkeiten gerechnet hatte.

Er hatte sich nach dem Einschleusen des Mucton-Yul-Raumboots und einem unangenehmen Gespräch mit dessen Kommandanten Noc zurückgezogen. Waschteyn hatte gehofft, etwas Ruhe zu finden, die Drahthaare stutzen zu können – und nun das!

Der kleine Raum, den er für sich persönlich nutzte, wurde von schrillen Akustiksignalen durchtost und vibrierte.

Daran gewöhne ich mich in einer Million Jahren nicht, dachte Waschteyn. Als ob das penetrante Alarmlichtgeflacker nicht reichen würde. Ich wette, die Ingenieure wollen uns mit dieser multisensorischen Reizüberflutung in den Wahnsinn treiben.

Prompt kam der Juckreiz!

Unwillkürlich kratzte sich Waschteyn den Handrücken. Er litt unter Hirsutismus, einem gesellschaftlich tabuisierten, gesteigerten Wachstum des Moospelzes. Man nannte es auch »Kratzbart«. Das klang sehr viel harmloser, als es sich anfühlte, denn die Drahthaare waren eine echte Belastung. In seinem Fall betraf das krankhafte Pelzwachstum zwar lediglich die Oberseite der rechten Hand. Aber leider ging mit jedem Schub ein quälendes Jucken einher, das einen verrückt machen konnte.

Er rannte los. Die Intensität der Alarmsignale war außergewöhnlich. Er prallte mit zwei Technikern zusammen und lief schimpfend weiter.

War der Weg in die Zentrale immer so weit? Endlich stürzte er in den Befehlsraum. Dort war der Lärmpegel sogar noch höher als zuvor in seinem kleinen Refugium.

Er kratzte sich und warf einen Blick nach unten. Nicht allzu auffällig, denn obwohl niemand in der Zentrale der HAPPMAROSCH es wagen würde, seinen Makel zu erwähnen, war der Hirsutismus ihm peinlich. Außerdem hatte diese genetisch bedingte Disposition eine allgemein bekannte psychosomatische Komponente. Die automatische Reaktion seines Organismus war der beste Beweis dafür, dass er mit dem Schlimmsten rechnete. Und genau das durfte er eigentlich nicht zeigen, er war schließlich die ultimative Autorität auf diesem Raumschiff. Dass ausgerechnet der eigene Körper seine Empfindungen verriet, war ein Beleg für die Heimtücke und Ironie des Kosmos.

Der Körper lässt keine Lüge zu!, hatte einer der Ärzte gesagt, die er im Laufe der Jahre konsultiert hatte. Körpersprache ist immer eindeutig.

Seit er strafversetzt worden war, hatte sich das Leiden verstärkt.

Ich hätte nicht so widerborstig sein dürfen, warf er sich immer wieder vor, obwohl er wusste, dass sein Charakter war, wie er eben war. Waschteyn hatte sich nie verbogen. Darmkriecherei war nicht seine Sache, also musste er die Konsequenzen akzeptieren. Grundsätzlich fand er das in Ordnung, aber in kritischen Situationen regte sich ab und zu ein leichter Zweifel. Und prompt juckte sein Handrücken erneut wie verrückt.

Der Sekundäroffizier hatte den Alarm ausgelöst. Die schrillen Laute der Signalpfeifen malträtierten die Ohren. Das war kein gutes Zeichen, denn Kawoschtyn neigte nicht zu übertriebener Vorsicht.

Waschteyn zischte ärgerlich. Es würde viel zu viele Aliss dauern, bis das Klingeln in seinen Ohren wieder verschwunden war. »Alarm beenden!«, rief er mit solchem Nachdruck, dass alle seine Warnung verstanden. Er war genervt, und keine Besatzung in Naupaum wollte mit einem missmutigen Schiffskommandanten zu tun haben. Denn obwohl er etwas zierlicher als die meisten seiner yaanztronischen Offiziere und Mannschaftsmitglieder war, hatten sie Respekt vor ihm.

Er ließ es sich nicht anmerken, aber seine Intuition war eindeutig: Dieser Flug würde zu der schlimmeren Sorte gehören. Darauf konnte er sich nach der Erfahrung aus unzähligen Berufsjahren verlassen. Die Payntec-Etappe war zwar ohnehin die schwierigste auf dem Peregrosch, dem Pilgerpfad zum Ort der Erhöhung, dem Endpunkt, dem Eintritt in ein perfektes Leben. Gleichgültig, ob man es »Erhöhung«, »Erlösung« oder »Transzendierung« nannte, es war ein Versprechen – und diese Belohnung musste man sich verdienen. Vor dem Höhepunkt lag deshalb das schwerste Hindernis, und das Durchqueren der Payntec-Passage war immer gefährlich – aber mancher Flug war übler als die anderen.

Sein Sekundäroffizier Kawoschtyn, ein dicklicher Yaanztroner, dessen Ohren ungewöhnlich spitz waren und in langen, feinen Büscheln ausliefen, offenbarte seine Nervosität allerdings ganz offen. Ohne seine eigenen unheilvollen Vorahnungen hätte Waschteyn ihn scharf ermahnt, sich zu beherrschen.

Kawoschtyns Hektik war ansteckend. Er zuckte nervös und nieste, Waschteyn fühlte plötzlich ebenfalls ein Kribbeln in der Nase.

Der Duft von Unruhe und Panik lag dräuend in der Luft. Die ganze Zentrale, ein weites, bauchiges Oval, stank förmlich danach. Begann das Payntec-Fieber wirklich schon? Das war kaum zu glauben; Kommandant Waschteyn hatte auf zwei oder drei Liss mehr Zeit gehofft.

Die Hoffnung ... Sie starb zuletzt – aber sie starb. Und diesmal hatte sie es offenbar besonders eilig. Immerhin verstummte das widerwärtige Pfeifen endlich; das Alarmlichtflackern allerdings blieb und strapazierte Waschteyns Nerven weiterhin.

»Da! Sehen Sie?«, fragte Kawoschtyn. Mit seinen plumpen Fingern deutete er auf einige Hologramme der Innenbeobachtung. »Es hat die ersten bereits erwischt. So schnell ging's noch nie.«

Waschteyn schnaufte entnervt. Ich hätte mit meinen Ahnungen gern mal unrecht.

Das Jucken wurde heftiger. Wenn er sich nicht bremste, würde er sich wund kratzen und die Verletzung behandeln lassen müssen. Dummerweise verstärkte die Heilung das Haarwachstum zusätzlich.

Die HAPPMAROSCH war erst vor zwei Liss gestartet und hatte gerade mal die Randbereiche der Payntec-Passage erreicht. Sie war ein typischer Pilgerfrachter, der sich von den Interplanetarfähren der anderen Pilgerstationen allerdings deutlich unterschied. Zumindest äußerlich.

Wie alle Raumschiffe, die diese finale Peregroschetappe bedienten, war die HAPPMAROSCH überschwer gepanzert. Der Rumpf war mit einem Flickenteppich dicker Stahlplatten verstärkt und sah daher beinahe aus wie Gürtelskronk. Auch diesmal würde diese Armierung die Schwierigkeiten aber nicht fernhalten können – nur verzögern. Jeder wusste das.

Es war nur ein systeminterner Flug zwischen zwei Planeten. Für das Raumfahrzeug und seine Besatzung war er dennoch aus vielen Gründen riskant.

Waschteyn und seine Leute waren an sich ungeeignet für den Pilgerweg. Ihre Gehirne genügten den speziellen Ansprüchen des Peregrosch nicht. Deshalb verfügte die HAPPMAROSCH über einen extrem abgesicherten Kommandobereich, der alle negativen Einflüsse von den Raumfahrern abhielt. Sie mussten das Schiff fliegen – mehr nicht. Sie saßen in einem relativ sicheren Bunker, während ringsum die übliche Tragödie ablief. Bald würden die Pilger in den Passagierarealen auf die Strahlung in der Passage reagieren. Danach würde die externe Panzerplattenschicht repariert und neuerlich verstärkt werden müssen. Manche Armierungssegmente würde man austauschen, und weitere würden hinzukommen. Langsam, aber sicher nahm die Masse der HAPPMAROSCH auf diese Weise zu, und irgendwann würde sie deswegen flugunfähig werden. Aber dieser Zeitpunkt lag noch in der Zukunft und jenes Problem ebenfalls. Ein anderes war leider sehr aktuell.

Der Drang griff nach den Pilgern. Das war normal. Allerdings begann es diesmal erheblich früher als bei allen Flügen zuvor. Die Strahlungsanzeige schnellte in die Höhe, erkannte Waschteyn.

Beinahe panisch sah er, wie Kawoschtyn das Gesicht verzog. Die psychoaktive Hyperenergie hatte die HAPPMAROSCH nicht nur erreicht, sie drang bereits in die Zentrale. Der duyntische Pilot Furloyt schwankte, als sei er betrunken.

Waschteyn blieb keine Zeit. Er stürzte zu dem bereits aktivierten Steuerholo und fuhr mit den Fingern hinein. Er spürte einen weichen, beinahe flauschigen Druck im Kopf, schob den Energiepegelregler des fünfdimensionalen Schirms, der die Zentrale schützen sollte, bis zum Anschlag. Sofort wich das Druckgefühl.

»Das war knapp«, entfuhr es ihm.

Kawoschtyn rieb sich die Augen. »Grimmasch noch eins! Das ist eine Springflut! So hoch waren die Werte noch nie. Nicht mal im Zentrum der Passage, geschweige denn hier in der Randzone!«

Waschteyn fragte sich nach dem Warum. Eine Antwort würde er nicht bekommen; die bekam er nie. Die merkwürdige Hyperstrahlung, die die Payntec-Passage verseuchte, war nicht ortsstabil, ihre Intensität schwankte räumlich wie zeitlich unvorhersehbar, mit oft extremen Abweichungen vom Mittelwert. Soweit er wusste, kannte niemand die Ursache dafür. Er vermutete zwar seit Langem, dass es die PGT-Anlage auf Payntec war, die die Strahlung erzeugte. Beweisen konnte er es nicht. Denn die Parareguläre Gleichheits-Transplantation war ein komplexes Verfahren, galt aber als sicher. Gegen seinen Verdacht sprach, dass es auf Yaanzar ebenfalls PGT-Anlagen gab, auf der Hauptwelt von Naupaum jedoch keine Phänomene wie bei Payntec auftraten.

Wahrscheinlich ist es gut, dass ich nicht...

Erscheint lt. Verlag 29.9.2022
Reihe/Serie Perry Rhodan Neo
Verlagsort Rastatt
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Neo • Perry Rhodan • Perryversum • Science Fiction
ISBN-10 3-8453-5488-7 / 3845354887
ISBN-13 978-3-8453-5488-0 / 9783845354880
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