Schwarz wie Ebenholz. Grausige Märchen und Sagen (eBook)

Julian Auringer (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
288 Seiten
Anaconda Verlag
978-3-641-29754-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schwarz wie Ebenholz. Grausige Märchen und Sagen -
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Abstoßende Wesen bevölkern die hier versammelten Märchen und Sagen: Teufel, Hexen und Nachtmahre, bekannte Frevler wie Blaubart der Frauenmörder und des Kennenlernens werte Schreckgestalten wie die Tittenwief. Dieser unterhaltsame Band steckt voller schwarzer Wesen, trauriger Schicksale und bemitleidenswerter Opfer. Die von Julian Auringer aus der gesamten europäischen Überlieferung zusammengetragenen Geschichten lehren das Fürchten oder verlaufen teils lustig-grotesk. Dämonen bannt man schließlich am besten, indem man sie auslacht.

Mit schaurigen Illustrationen aus dem 19. Jahrhundert.

Der Teufel ist los
oder das Märlein, wie der Teufel
den Branntwein erfand

Ludwig Bechstein

mündlich aus Thüringen und nach des Herausgebers
(Ludwig Bechsteins) Thüringischem Sagenschatz

Es hatten einmal zwei Landesherren einen Grenzstreit; da waren auf jeder Seite Zeugen, die das Recht behaupteten, und da­runter waren zwei, die hatten vom Teufel die Schwarzkunst erlernt und ihm dafür ihre Seelen verschrieben.

Diese beiden haben einmal ein jeder in der Nacht wollen falsche Grenzsteine setzen, so, wie jeder von ihnen die Grenze behauptete, und haben die Steine mit schwarzer Kunst wollen machen, dass sie aussähen, als ob sie schon viele, viele Jahre dagestanden hätten. Da sind sie alle zwei, als feurige Männer, hinauf auf die Höhe gegangen. Und wie der eine hinaufkommt, da ist der andere schon da. Aber keiner hat etwas von dem andern gewusst, dass dieser denselben Gedanken hatte.

Da fragte der eine den andern: »Was machst du da?«

»Was hast du danach zu fragen? Sage mir zuvor, was du da machen willst?«

»Grenzsteine will ich setzen, und will den Grenzzug machen, wie dieser eigentlich sein muss.«

»Das habe ich selbst schon getan, und da stehen die Steine, und so geht der Grenzzug.«

»Das ist nicht richtig und so geht der Grenzzug. Mein Herr hat gesagt, ich hätte recht, und ich solle nicht nachgeben.«

»Wer ist denn dein Herr? Das wird auch ein schöner Monsieur sein!«

»Der Teufel ist mein Herr! Hast du nun Respekt?«

»Das ist nicht wahr, das ist mein Herr, und derselbe hat mir gesagt, ich habe recht und solle nicht nachgeben. ­Packe dich den Augenblick, oder es geht dir schlecht!«

Und so kamen die zwei hintereinander, und zuletzt da gab der eine feurige Mann dem andern eine Maulschelle, dass ihm der Kopf herabflog und kullerte den ganzen Berg hinab. Und der feurige Mann ohne Kopf rannte hinter seinem feurigen Kopfe her und wollte ihn haschen und ihn sich wieder aufsetzen. Aber er konnte ihn nicht einholen bis ganz drunten im Graben.

Wie nun der eine dem andern die Maulschelle gegeben hatte und jener hinter seinem Kopfe herlief, da kam auf einmal ein dritter feuriger Mann dazu, und fragte den, der oben blieb: »Was hast du da gemacht?«

»Was geht es dich an, und was hast du mir zu befehlen? Den Augenblick packe dich deiner Wege, oder ich mache es dir gerade so wie jenem.«

»Halunke! Hast du nicht mehr Respekt vor mir? Weißt du nicht, dass ich dein Herr, der Teufel, bin?«

»Und wenn du zehnmal der Teufel selbst bist, so liegt mir daran gar nichts; du kannst mich meinetwegen recht schön rein machen!«

»Diesen Gefallen will ich dir tun, du sollst aber dein Lebtag daran gedenken!«

Und da fing der Teufel an und machte ihn rein, dass die Feuerputzen auf dem ganzen Bergrücken herum­flogen. Aber wie er ihn so rein machte, da ersah mein feuriger Mann den günstigen Augenblick, und griff hin und erwischte den Teufel im Nacken, hielt ihn fest und sagte ihm:

»Nun bist du in meiner Gewalt; nun sollst du sehen, dass du in der Menschen Händen bist! Du hast dein Leben lang genug armen Leuten den Hals herumgedreht, nun sollst du auch selbst einmal erfahren, wie es tut, wenn einem der Hals umgedreht wird!«

Und fing an, und wollte dem Teufel den Hals umdrehen. Wie der Teufel sah, dass der feurige Mann Ernst mit ihm machte, legte er sich aufs Bitten und gab ihm die himmelbesten Worte, er solle ihn doch gehen lassen und solle ihm den Hals nicht herumdrehen; er wolle ihm auch alles tun, was er nur von ihm verlangte. Da sagte ihm der: »Weil du also erbärmlich tust, so will ich dich nur gehen lassen; aber zuvor musst du mir meine Verschreibung wieder geben, in welcher ich dir meine Seele verschrieben habe, und musst mir auch versprechen, ja du musst mir das bei deiner Großmutter beschwören, dass du kein Teil mehr an mir haben willst, auch all dein Lebtage von keinem Menschen dir wieder die Seele verschreiben lassen.«

Wollte der Teufel wohl oder übel, einmal steckte er in der Klemme, und wenn er loskommen wollte und wollte nicht den Hals herumgedreht haben, so musste er in einen sauren Apfel beißen, und gab ihm seine Verschreibung wieder und versprach’s ihm und verschwur sich bei seiner Großmutter, dass er keinen Teil mehr an ihm haben wolle, und wolle auch all sein Lebtag von keinem Menschen sich wieder lassen die Seele verschreiben. Wie er das alles getan hatte, ließ jener den Teufel los.

Wie aber der Teufel wieder ledig war, da tat er einen Sprung zurück, dass ihn jener nicht etwa unversehens noch einmal erwischen konnte, und stellte sich hin und sagte: »So, nun bin ich wieder ledig; wenn ich dir, du Schalksnarr, nun auch deine Verschreibung wieder gegeben habe und habe dir versprochen und beschworen, dass ich kein Teil mehr an dir haben wolle, so habe ich dir doch nicht versprochen, dass ich dir auch nicht den Hals umdrehen wolle, so ich wieder ledig wäre. Und auf dem Flecke drauf sollst du alleweil sterben, dafür, dass du mich gegurgelt hast, und hast mir wollen den Hals umdrehen!«

Und damit fuhr der Teufel auf ihn hinein, und wollte ihm den Garaus machen, der aber riss aus und lief zum Wald hinein. Und der Teufel immer hinter ihm her. Endlich ersah es jener, und kam an eine alte Buche, die war hohl und hatte unten ein Loch. Da kroch er geschwind hinein und wollte sich verstecken vor dem Teufel. Aber er war nicht weit genug hineingekrochen, und die Fußzehe guckte ihm noch heraus. Und weil er über und über feurig war, da leuchtete die Zehe durch die Nacht, und der Teufel wurde es gewahr, wo jener sich hin versteckt hatte, und kam und wollte ihn an der Fußzehe erwischen.

Aber der in seinem Baume hörte es, wie der Teufel getappt kam, wie er nach ihm greifen und ihn erwischen wollte; da zog er sich vollends hinein und machte sich weiter im Baume hinauf. Da kroch der Teufel auch hinein, und jener machte immer weiter im Baume hinauf und der Teufel immer hinter ihm her. Endlich da hatte der Baum oben in der Höhe ein weites Astloch, da kam jener dran und kroch heraus. Und wie er draußen war, da nahm er etwas und verkeilte das Astloch, wo er herausgekrochen war, und stieg geschwind herab und verkeilte auch das untere Loch, und machte es mit schwarzer Kunst so fest, dass es der Teufel selbst und seine Großmutter und die ganze Hölle nicht wieder aufbringen konnten. Danach ging er seiner Wege.

Und da steckte nun der Teufel in der alten Buche, und konnte nicht herauskommen, und half ihm alles nichts, er musste drin stecken bleiben. Und da hat er lange Zeit darin gesteckt und vielmal zu jener Zeit, wenn Leute des Wegs über jenen Berg gegangen sind, da haben sie ihn darin hören blöken und grunzen in seiner Buche. Endlich aber, wie der Holzschlag dort hinaufgekommen ist, da ist die Buche abgehauen worden. Da ist er endlich wieder herausgekommen und ist wieder frei geworden, der Teufel. Wie er nun wieder los war, da machte er sich auf und ging heim in die Hölle und wollte sehen, wie es aussähe? Aber da war alles leer darin, wie es in der Kirche in der Woche ist, und war keine Seele mehr zu hören noch zu sehen. Seit der Teufel damals fortgegangen und nicht wieder gekommen war und auch kein Mensch nicht gewusst hatte, wo er hingekommen war, da war nicht eine einzige Seele wieder in die Hölle gekommen. Und da war seine Großmutter aus Herzeleid gestorben und wie die tot war, da packten alle die armen Seelen, die dazumal in der Hölle waren, auf, und machten sich auf und davon und gingen alle miteinander in den Himmel. Und da stand er, maus-mutter-stern-allein in der Hölle und wusste seines Leides keinen Rat, wie er’s wohl anfinge, dass er wieder arme Seelen bekäme, weil er es nicht mehr tun durfte und hatte es damals bei seiner Großmutter verschwören müssen, dass er von keinem Menschen sich wieder wollte die Seele verschreiben lassen und auf andere Weise bekam er damals keine Menschen in die Hölle. Und da stand er und wusste seines Herzeleids kein Ende und wollte sich die Hörner aus dem Kopfe raufen vor lauter Herzeleid und Jammer. – Da fiel ihm auf einmal etwas ein.

Wie er in der alten Buche gesteckt hatte und nicht herausgekonnt, da war ihm zuletzt die Zeit lang geworden, und da hatte er über allerlei nachsimuliert2 und den Branntwein erdacht und erfunden. Das fiel ihm alleweil mitten in seinem Herzeleide wieder ein und da dachte er sich, das müsse ein Mittelchen sein, wie er doch wieder arme Seelen in die Hölle bekommen könne.

2 nachgedacht

Und da packte er auf der Stelle auf und ließ die Hölle Hölle sein, und ging nach Nordhausen und wurde ein Schnapsbrenner und machte Branntwein drein und drauf und schenkte ihn in die Welt hinein. Und er zeigte auch den Nordhäusern allen miteinander, wie der Schnaps gemacht wird und versprach ihnen viel Geld und Gut, wenn sie’s lernten und Branntwein brennten. Und die Nordhäuser ließen sich’s auch nicht zweimal sagen und wurden alle Schnapsbrenner und machten Branntwein und schenkten ihn in die Welt hinein. Seit dieser Zeit schreibt sich’s her, dass bis auf den heutigen Tag so viel Branntwein in Nordhausen gebrennt wird, wie an keinem andern Orte in der ganzen Welt.

Aber wie sich’s der Teufel gedacht hatte, also ging es auch. Wenn die Leute erst ein wenig Branntwein im Leibe hatten, da fingen sie an zu fluchen und zu schwören, und fluchten und schwuren ihre Seele zum Teufel, dass sie der Teufel bekam, wenn sie gestorben waren...

Erscheint lt. Verlag 5.10.2022
Zusatzinfo mit zahlreichen schwarz-weiß-Abbildungen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Märchen / Sagen
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2022 • Bechsteins Märchen • Booktok • Brüder Grimm • bücher halloween • Buchtipps Halloween • Charles Perrault • dark academia • düstere Märchen • eBooks • furchterregende Märchen • grausige Märchen • gruselig • Gruselmärchen • Halloween • Halloween Deko • Halloween Geschenk • Hexengeschichten • Hexenmärchen • Märchenbuch • Märchen für Erwachsene • Märchensammlung • Märchensammlung Halloween • Märchen zum Gruseln • Nachtmahr • Neuerscheinung • Poltergeister • Sagen • Schauergeschichten • Schauermärchen • Schaurig • spannende märchen • Spukgeschichten • Teufel Legenden • Teufelsschlacht • Wasserfrau • Werwolf • Werwolf Geschichten
ISBN-10 3-641-29754-0 / 3641297540
ISBN-13 978-3-641-29754-1 / 9783641297541
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