Das Geheimnis der Gouvernante (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
416 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60239-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Geheimnis der Gouvernante -  Helen Scarlett
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Was geschah auf Teesbank Hall? England, 1871: Schon als die junge Gouvernante Harriet das abgelegene Anwesen erreicht, beschleicht sie ein ungutes Gefühl. Sie soll die seltsame und feindselige 18-jährige Eleanor nicht nur unterrichten, sondern im Auftrag der Familie ausspionieren. Hat es etwas mit dem toten Kind zu tun, das man vor Jahren im Bootshaus fand? Der Einzige, dem Harriet in dem düsteren Herrenhaus vertraut, ist Eleanors Bruder Henry. Während sie immer stärkere Gefühle für ihn entwickelt, entdeckt sie ein grausiges Geheimnis, in das die ganze Familie verstrickt ist - und das Harriet zum Verhängnis werden könnte ... Ein abgelegenes Herrenhaus, ein sonderbares Mädchen, ein furchtbares Geheimnis: Perfekte Lektüre für Fans von schaurig-schönen Geschichten aus England Das verrät die Autorin über »Das Geheimnis der Gouvernante«: »?Das Geheimnis der Gouvernante? ist mein erster Roman und spielt im Nordosten Englands. Ich habe schon immer die großen, klassischen Romane des 19. Jahrhunderts geliebt, mit vielen Gouvernanten und Intrigen, und manchmal frage ich mich, ob ich in der falschen Epoche geboren wurde! Die Viktorianische Ära war eine Zeit großer Veränderungen, doch die Bewohner von Teesbank Hall sind in der Vergangenheit gefangen. Teesbank Hall ist fiktiv, aber die meisten Schauplätze des Romans gibt es wirklich.«

Helen Scarlett hat schon immer die großen, klassischen Romane aus dem neunzehnten Jahrhundert geliebt, mit vielen Gouvernanten und Intrigen, und manchmal fragt sie sich, ob sie in der falschen Epoche geboren wurde. Die meisten Schauplätze ihres Romans »Das Geheimnis der Gouvernante« sind real und liegen im Nordosten Englands, in der Nähe ihres Wohnortes, wo sie mit ihrem Mann und den beiden Töchtern lebt. Sie unterrichtet Englisch und schreibt, wann immer sie eine freie Minute hat.

Helen Scarlett hat schon immer die großen, klassischen Romane aus dem neunzehnten Jahrhundert geliebt, mit vielen Gouvernanten und Intrigen, und manchmal fragt sie sich, ob sie in der falschen Epoche geboren wurde. Die meisten Schauplätze ihres Romans »Das Geheimnis der Gouvernante« sind real und liegen im Nordosten Englands, in der Nähe ihres Wohnortes, wo sie mit ihrem Mann und den beiden Töchtern lebt. Sie unterricht Englisch und schreibt, wann immer sie eine freie Minute hat.

Kapitel 2


Eliza war stehen geblieben, um Mrs Jenson den Vortritt zu lassen. Nun schnitt sie eine Grimasse. »Wenn Sie wirklich vorsichtig sein wollen, achten Sie besser darauf, dass Sie Mr Wainwright aus dem Weg gehen.«

»Wie meinen Sie das?«

»Also, ich richte es möglichst so ein, dass ich nicht allein mit ihm im Zimmer bin. Er kann seine Hände nicht bei sich behalten.« Und mit dieser bissigen Bemerkung eilte Eliza in die Küche, während ich erschöpft auf dem harten Stuhl sitzen blieb.

Als Speck und Eier endlich fertig waren, knallte Eliza den Teller vor mir auf den Tisch. Ich hatte sie in der Küche mit der Köchin murmeln hören, und ihr Tonfall hatte deutlich gemacht, dass sie sich ärgerte, weil sie eine Person bedienen sollte, die ihrer Meinung nach kaum höher gestellt war als sie selbst. Das Essen schwamm in Fett und war nahezu ungenießbar, daher gab ich es nach einem halbherzigen Versuch auf und verzehrte stattdessen zwei dicke Scheiben Brot mit Butter. Eine ängstliche Unruhe hatte mich befallen, denn Mrs Jensons Worte über Eleanor gingen mir nicht aus dem Kopf. Worin bestand ihr Gemütsleiden, und warum war ihr nicht zu trauen? Ich sann auch über die Buchstaben in dem großen Haushaltsbuch nach, über das S und das V. Was konnten sie bedeuten?

Vielleicht war es tatsächlich ein schlimmer Ort, so, wie der Kutscher es gesagt hatte. Falls ich die Absicht gehabt hätte, mich länger hier aufzuhalten, hätte ich mich vielleicht gefürchtet, doch ich wollte nur so lange bleiben, bis meine Spur erkaltet war und ich etwas Geld gespart hatte. Dann würde ich den nächsten Schritt machen. Ich dachte an die Atlanten, die einst so zahlreich in Vaters Bibliothek gestanden und mir exotische Orte gezeigt hatten. Ich hatte vor, eine Schiffspassage zu buchen, zu einer der neuen Welten, von denen ich auf den bebilderten Seiten einen kleinen Eindruck bekommen hatte. Solange ich den Blick fest auf mein nächstes Ziel gerichtet hielt, würde ich alle Widrigkeiten dieses vorübergehenden Aufenthalts ertragen können.

Als ich gegessen hatte, war es längst dunkel, und Agnes, eins der Dienstmädchen, erhielt den Auftrag, mir mein Zimmer zu zeigen. Sie war etwa in meinem Alter und hatte große, treue braune Augen und bräunliches, straff aus dem Gesicht gekämmtes Haar. Ich erwiderte dankbar ihr Lächeln, denn ich war froh über ein freundliches Zeichen in diesem fremden Haus. Sie holte zwei lange weiße Kerzen und einen schlichten Kerzenhalter aus Messing aus einer Küchenschublade und erklärte, sie würde mich zu meinem Zimmer geleiten, das sich ganz oben im Gebäude befand.

Weil Agnes die Aufgabe hatte, zu überprüfen, ob alle Feuer für die Nacht ausgebrannt waren, führte uns der Weg in den Hauptteil des Gebäudes. Teesbank Hall war mit teuren, ein wenig altmodischen Mahagonimöbeln ausgestattet, doch selbst das Kerzenlicht konnte die düstere Atmosphäre nicht vertreiben. Obwohl alles sauber und blank poliert war, schien es, als würde das Haus vernachlässigt und als hätte man die Räume planlos möbliert, sodass es eher wie ein seelenloses Museum als wie ein Zuhause wirkte. Überall war es totenstill, und auf Agnes’ Kontrollgang begegneten wir niemandem. Als ich sie fragte, ob ich ihre Kerze halten solle, während sie ihren Pflichten nachging, legte sie besorgt den Zeigefinger an die Lippen. »Pst«, wisperte sie. »Die Herrin möchte keine Stimmen hören.«

Ich hätte gern gewusst, warum nicht, aber als ich zu meiner Frage ansetzte, verzog Agnes nur das Gesicht und arbeitete schweigend weiter.

Ein auffälliges Merkmal von Teesbank Hall war eine mit Schnitzereien geschmückte Treppe, die in großen Windungen in der Mitte des Gebäudes nach oben führte. Als Agnes ihre Arbeit im unteren Stockwerk beendet hatte, führte sie mich jedoch an dieser Treppe vorbei zu einer schlichten Tür am Ende eines Flures. Dahinter befand sich das Treppenhaus für die Dienstboten, das seitlich an das Haus angebaut worden war, sodass die Hausangestellten unsichtbar ihren Pflichten nachkommen, Kohle holen und Wäscheberge schleppen konnten. Der gesamte Haushalt arbeitete wie eine gut geölte Maschine, ohne dass die Herrschaft deren Einzelteile, nämlich die Bediensteten, wahrnahm.

Der Treppenaufgang war selbst an den sonnigsten Tagen düster, und die schmalen, hohen Stufen schienen sich endlos in die Höhe zu schrauben. Agnes ging rasch vor mir her, denn ihr war der Weg vertraut, aber ich musste mich vorsichtig durch das Treppenhaus tasten. Als wir schließlich das Dachgeschoss erreichten, fiel mir auf, dass sich hier oben mitten durch das Haus eine Mauer zog, sodass es praktisch zweigeteilt war. Vier oder fünf Räume gingen nach vorn hinaus und ebenso viele nach hinten. Die beiden parallel laufenden Flure waren finster, und Agnes’ Kerze konnte die Dunkelheit um uns herum kaum vertreiben.

Nachdem wir das Haupthaus hinter uns gelassen hatten, war Agnes wieder lebhaft geworden. »Ihr Zimmer geht nach vorn«, erklärte sie, »wir haben es für Sie vorbereitet. Die Gouvernanten wohnen immer darin, es ist ein großer, schöner Raum.« Sie ging den Flur entlang, und ich folgte ihr.

»Das klingt, als hätte es hier schon viele Gouvernanten gegeben«, bemerkte ich.

Ich hatte das unbekümmert dahergesagt, aber Agnes drehte sich zu mir um und sagte sehr ernst: »Sie bleiben nie. Das Haus liegt zu weit ab, und das Leben hier ist zu schwer.«

»Ach, ich bin sicher, dass ich durchhalten werde.« Ich lächelte ihr zu, aber ihr Blick blieb ernst, und sie gab keine Antwort.

Mir fiel auf, dass auch dieser Teil des Hauses verlassen wirkte. Sämtliche Türen am vorderen Flur waren geschlossen. Um unser verlegenes Schweigen zu brechen, fragte ich: »Wohnt hier oben sonst noch jemand?«

»Wir Mädchen schlafen alle hier, allerdings im hinteren Flur. Da wurden Schlafräume für die weiblichen Bediensteten eingerichtet.«

»Dann ist mein Zimmer also das einzige in diesem Flur, das bewohnt wird?«, fragte ich.

Agnes war vor der letzten Tür stehen geblieben. Sie sah angelegentlich zu Boden und sagte: »Die Gouvernante schläft immer im vorderen Teil des Hauses. Mrs Jenson sagt, die Räume nach vorn heraus sind besser, und außerdem schlafen die meisten von uns Mädchen nicht gern allein.«

»Warum möchten Sie kein eigenes Zimmer haben? Es ist doch eine Verschwendung, wenn ein Haus über so viele Zimmer verfügt und man sie nicht nutzt.«

Sie fuchtelte mit den Händen. »Es ist besser, bei den anderen zu schlafen.«

»Aber warum?«, fragte ich, denn was sie sagte, verwirrte mich immer mehr.

»Hier oben ist es dunkel, und manche sagen, sie würden Geräusche hören – und auch Erscheinungen sehen. Nicht, dass mir das schon passiert wäre«, versicherte sie mir hastig, »und ich glaube, die Leute reden einfach gern, aber mir ist es trotzdem lieber, wenn ich das Zimmer mit anderen teilen kann.«

»Was für Erscheinungen? Sie glauben solche Geschichten doch nicht, oder?« Ich war verblüfft, denn ich hatte Agnes für recht vernünftig und besonnen gehalten.

Sie musste mir meine Verwunderung angemerkt haben, denn ihre nächsten Worte klangen abwehrend. »Ich habe ja nicht gesagt, dass ich etwas gesehen hätte. Aber Eliza beschwört es. Geistererscheinungen.«

»Ist das der Grund, warum mich niemand vom Bahnhof hierherbringen wollte?«

»Niemand kommt nach Teesbank Hall heraus, wenn es sich vermeiden lässt. Die Einheimischen nennen das Herrenhaus Mordhaus. Wir haben immer zu wenig Dienstboten, weil niemand hier arbeiten will. Ich würde auch lieber heute als morgen weggehen, wenn ich eine andere Stellung finden könnte, und ich arbeite schon seit drei Jahren für die Wainwrights.«

»Mordhaus? Weil hier ein Kind umgebracht wurde?« Ich erinnerte mich an Mrs Jensons Worte.

Agnes nickte. »Aber ich darf nicht darüber sprechen. Wenn Mrs Jenson wüsste, dass ich geplaudert habe, würde sie einen Tobsuchtsanfall kriegen. Sie verpetzen mich doch nicht, oder?«

»Nein, natürlich nicht«, antwortete ich. »Vielleicht bilden die Dienstmädchen sich ein, Gespenster zu sehen, weil es hier oben so dunkel und einsam ist.« Ich erklärte es mir so, dass die düstere Atmosphäre des Dachgeschosses und die tragischen Ereignisse der Vergangenheit die Ursache für die angeblichen Erscheinungen von...

Erscheint lt. Verlag 23.2.2023
Übersetzer Sabine Schulte
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Adel • altes Geheimnis • Das geheime Turmzimmer • Das Haus der tausend Fenster • düsteres Geheimnis • düster-romantisch • England 19. Jahrhundert • Familiengeheimnis • Familientragödie • Frauenschicksale • Gefühle • Geheimnis • Gouvernante • historisch • historischer Roman England • Liebesgeschichte • Liebesroman • Nanny • Roman England • Romantik • romantisch • Schicksalsroman • spannender Roman • starke Frauenfigur • viktorianisches England • Viktorianisches Zeitalter
ISBN-10 3-492-60239-8 / 3492602398
ISBN-13 978-3-492-60239-6 / 9783492602396
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