Most4tler G´schichten (eBook)

Autobiographisches @ Literarisches

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022
156 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7562-9710-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Most4tler G´schichten - Hermine Ebner
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Most4tler G´schichten ist ein Sammelsurium autobiographischer und literarischer Prosa und Lyrik.

Hermine Ebner (geb. 1951) stammt aus dem NÖ Most4tel und ist seit einigen Jahren literarisch tätig.

MEINE KINDHEIT


Geboren wurde ich am 21. November 1951 in Habersdorf, einer kleinen Rotte in der Gemeinde Stift Ardagger, das liegt im westlichen Mostviertel zwischen Amstetten und Grein. Dieser kleine Ort bestand damals aus 12 Häusern, davon 6, für das Mostviertel so typischen Vierkanthöfen, und 6 normalen kleineren Häusern, das waren

Nebenerwerbsbauern, wo die Männer arbeiten gingen und die Frauen eine kleine Landwirtschaft betrieben.

Damals waren die meisten Straßen noch Schotterstraßen, es gab noch keine Autobahn, und es gab auch keine Brücke über die Donau nach Grein, es gab nur eine Fähre hinüber in den Strudengau. Die A1 wurde erst in den 60-er Jahren gebaut, der ganze Verkehr von Wien nach Salzburg führte über die Bundesstraße 1 mitten durch Amstetten.

Meine Heimat ist eine wunderschöne Hügellandschaft (ähnlich der Buckligen Welt), beherrscht vom Kollmitzberg mit seiner schönen Kirche, die der hl. Ottilie geweiht ist, Patronin der Blinden, ein schöner Aussichtsberg, von dem man bei gutem Wetter vom Ötscher bis ins oberöst.

Seengebiet sehen kann! Für uns Kinder war er vor allem wichtig, weil dort alljährlich im Herbst der große „Schusterkirtag“ stattfand. DAS Highlight für uns damals, es ist auch heute noch der größte Kirtag Österreichs! Unser Dorf wird bewacht von drei Kapellen, wovon eine unserer Familie gehört, der hl. Muttergottes geweiht, liebevoll gepflegt von meiner Schwester Maria und Schwager Josef, die auf diesem Grund ihr Haus gebaut haben. Unsere Eltern haben im Jänner 1951 geheiratet, es war eine Doppelhochzeit mit Vaters Schwester Poldi und Hans P., der war ein Kriegskamerad unseres Vaters und lernte dadurch seine Schwester kennen und lieben. Das muss eine große Liebe gewesen sein, denn Tante Poldi ist mit ihrem Mann ins obere Waldviertel gezogen. Ich glaube aber, dass sie zeitlebens an Heimweh gelitten hat! Nun, ich kam dann im November zur Welt. Die Waldviertler haben sich 3 Monate mehr Zeit gelassen, im Feber 52 kam ihre Tochter Elfi zur Welt.

In der Folge war unser Vater sehr fleißig in dieser Beziehung, entsprechend dem alten Lied „Olle Joahr zwoa Kinda“ kam am 5.10.52 mein Bruder Hans zur Welt (11 Monate nach mir), am 15.8.53 folgte dann Schwester Poldi (10 Monate später), dann noch meine jüngere Schwester Mitzi am 2.7.54 (11 Monate danach) - unsere Mama war also zwischen 1951 und 1954 dauernd schwanger - und das bei dieser schweren Arbeit am Bauernhof! Unser jüngster Bruder Franz kam dann am 8.4.1960 zur Welt, ein sogenannter Nachzügler …

Vater kam erst im Dez. 1949 von der Kriegsgefangenschaft im ehemaligen Jugoslawien nach Hause, als einer der letzten Kriegsheimkehrer. Bis dahin war sein Bruder, unser Onkel Franz am Hof, er hatte vor dem Krieg schon ein Priesterstudium begonnen, dann wurde auch er eingezogen, kam aber schon 1946 aus englischer Gefangenschaft zurück, aber die ehemaligen Ostblockländer und die Russen waren da nicht sehr human mit ihren Kriegsgefangenen! Nachdem man eigentlich von unserem Vater kein Lebenszeichen hatte, musste Onkel Franz den Hof übernehmen, obwohl ja auch noch unsere Tanten Poldi und Juli zu Hause waren, aber damals schien es nicht möglich, wenn ein männlicher Nachkomme da war, dass eine Frau, mochte sie auch noch so tüchtig sein, den Hof übernahm! Nun - sehr viele Männer waren aber gefallen, und da mussten dann doch auch die Töchter herhalten.

Nachdem dann unser Vater doch noch zurückkam, konnte Onkel Franz sein Studium wieder aufnehmen. Er musste wieder ganz von vorne anfangen, denn was vor dem Krieg war, wurde nicht mehr anerkannt. Onkel Franz studierte in Benediktbeuern, bei den Salesianern und in Wien. Ich kann mich noch gut an seine Primiz im Sommer 1957 erinnern, das war damals ja was ganz Besonderes für einen Ort, wenn da ein Priester hervorging! Es wurden Körbe voll Kekse gebacken, die ganzen Nachbarinnen brachten Unmengen davon, leider versperrte man sie in unserer Speis! Wir Kinder hatten somit keinen Zugriff darauf! Am Vorabend der Primiz waren so viele Menschen bei uns, im Garten, im Hof, es wimmelte nur so, alle wurden bewirtet mit Most, mit den vielen Keksen, mit den Bauernkrapfen, es gab Musik usw.

Natürlich war auch die Prominenz da, Bürgermeister von den umliegenden Ortschaften, diverse Geistliche, wichtige Leute halt, am Abend war in der Kirche eine Lichterprozession mit weißgekleideten Mädchen, die wie Engel aussahen, sehr feierlich!

Tags darauf die Primiz, da war das halbe Mostviertel auf den Beinen! Ich erinnere mich an Mama, unsere Tanten in ihren Kostümen, mit so kleinen Kopfbedeckungen mit kleinen Schleiern, wie es damals wohl Mode war, die Männer in schwarzen Anzügen natürlich!

Dann gab es eine Primiz-Braut, das war Herta, die Tochter einer Kusine von Vater. Sie war damals so um die 18 Jahre alt, hatte ein Brautkleid an und trug auf einem weißen Satinpolster die Priesterutensilien unseres Onkels. Vom Polster gingen vier Bänder weg, und vier weißgekleidete Mädchen trugen sie. Eines davon war ich, das zweite meine Kusine aus dem Waldviertel ,meine beste Freundin Elfi, leider haben sie uns nicht zusammengestellt, wohl aus Angst, dass wir zu viel tratschen würden, was mich zu ganz bösen Blicken verleitete! Es war ein beeindruckendes, großes Ereignis, mit der Blasmusik, der Feuerwehr, es gab noch einen Kameradschaftsbund, die Jungschar fuhr mit Motorrädern herein, überall wehten Fahnen … So lang ist´s her - und ich hab`s immer noch vor Augen! Unser Großvater, der hat geweint vor lauter Stolz und Rührung, das ist mir auch prägend im Herz geblieben.

Nun möchte ich ein bisschen was zur Verwandtschaft, zu Nachbarn und Freunden erzählen:

Unsere Mama stammte aus einem Nachbardorf, Kirchfeld, das ähnlich ist, wie unser Dörfchen, etwas kleiner, aber mit größeren Bauernhöfen. Sie war die älteste von sechs Kindern, wir hatten also jede Menge an Onkeln und Tanten mütterlicherseits, väterlicherseits gab es eben Franz-Onkel, den Priester, und die Tanten Juli und Poldi.

Als Kinder gingen wir oft zu Fuß zu unseren Großeltern nach Kirchfeld, sie waren sehr liebe und gütige Menschen. Auch in den Ferien durften wir manchmal bei Ihnen übernachten.

Es gab damals zu den Feiertagen viele gegenseitige Verwandtenbesuche, das haben wir sehr geliebt, weil wir da immer ein „Guatsl“ bekamen! Das heißt Süßigkeiten! Davon hatten wir ja nicht so viel damals!

Vaters Geschwister waren weiter weg, Franz-Onkel leitete in Wien ein Lehrlingsheim, Tante Poldi hatte ja ins Waldviertel geheiratet, das war damals ohne Auto eine sehr große Entfernung! Und unsere Tante Juli hatte nach Amstetten geheiratet, Onkel-Karl, einen Witwer mit 4 Söhnen! Das war wohl eine große Liebe, vier halbwüchsige Burschen. Sie bekamen zusammen noch eine Tochter, unsere Kusine Inge, der Liebling unseres Onkels, na klar, nach 4 Burschen!

Unsere Großeltern am Haus waren sehr eingebunden in die Arbeit, ich war ihr Liebling und durfte oft bei ihnen im Bett schlafen. Großmutter war Mama anfangs noch eine große Hilfe im Haus, ich kann mich gut erinnern, wie sie Nudeln machte, die wurden ja selbst per Hand gemacht! Großvater arbeitete noch voll mit in der Landwirtschaft, als wir noch zu klein dazu waren. Es gab damals für die Bauern keine Pension, es gab keine Krankenversicherung, alles musste selbst bezahlt werden! Und die Alten hatten ihr „AUSGEDINGE“, also sie mussten mit allem versorgt werden von den Kindern! Hans und ich gingen gerne mit Großvater am Sonntag in die Kirche, denn nachher ging`s zum Wirten, wo er sein schwarzes Bier trank, und wir bekamen einen Einspänner (ein Würstel) und ein Kracherl - einmal ich, einmal Hans, mehr konnte er sich nicht leisten!

Wir hatten von beiden Seiten sehr liebevolle und gütige Großeltern!

Unsere Großeltern und auch Eltern waren sehr gastfreundliche Menschen, es kamen immer viele Leute zu uns, die bewirtet wurden, aus Amstetten. Manche halfen auch ein bisschen bei der Arbeit mit, dafür bekamen sie dann halt Erdäpfel, Kraut, selbstgebackenes Brot und manchmal auch Speck mit. Es ging ja nicht allen gut zu dieser Zeit, speziell, weil meistens viele Kinder da waren. Wir erhielten dafür oft Kleider und Schuhe, darüber haben wir uns sehr gefreut, weil wir eh nie genug Geld hatten für Gewand!

Es gab natürlich auch welche, die diese Gastfreundschaft schamlos ausgenützt haben, Gendarmen(so hieß die Polizei am Land), die Vater immer einlud, damit ihm nichts passierte, wenn er betrunken mit seinem Roller oder Traktor unterwegs war. Die kreuzten beinahe jeden Sonntag auf und bekamen eine Jause - Bestechung gab es auch schon damals! Wie oft musste Mama einen großen Laib Brot mitgeben, oder den besten Speck, weil Vater ihr das anschaffte!

Es gab aber auch wirklich gute Freunde, ein Ehepaar aus Linz etwa, er war Südtiroler. Das war immer eine Freude, wenn die zu Besuch da waren, die hatten drei schon ein bisschen ältere Töchter, da bekamen wir Mädchen oft schöne Sachen zum Anziehen. Mit denen wurde viel gesungen, speziell Tirolerlieder, die ich zum Teil heute noch kann! Herr G. erzählte uns viel von seiner Heimat, auch Sagen aus den...

Erscheint lt. Verlag 12.4.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Lyrik / Gedichte
ISBN-10 3-7562-9710-1 / 3756297101
ISBN-13 978-3-7562-9710-8 / 9783756297108
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