Schloss Liebenberg. Hinter dem falschen Glanz (eBook)

Spiegel-Bestseller
Hinter dem falschen Glanz. Roman

*****

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2023 | 1. Auflage
416 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46375-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schloss Liebenberg. Hinter dem falschen Glanz -  Hanna Caspian
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Der zweite Band der großen Saga-Trilogie der Bestseller-Autorin im Paperback über Schloss Liebenberg in Brandenburg und seine Bewohnerinnen und Bewohner Nach dem Tod ihrer Mutter ist Adelheid mehr denn je auf ihre Stellung auf Schloss Liebenberg angewiesen. Doch den Tod ihrer Mutter lastet sie der Fürstin an - und schwört Rache. Als sie einen den Fürsten belastenden Brief im kalten Kamin des fürstlichen Arbeitszimmers findet, begreift sie dessen Wert sofort. Doch was soll sie damit machen?  Als Adelheid von einem Unbekannten angesprochen wird, der ihr gegen Informationen aus dem Schloss gutes Geld bietet, muss sie sich entscheiden ... Zu spät erkennt sie, dass die Fürstenfamilie auch ein Opfer von Intrigen ist. Die Fortsetzung der großen neuen Saga von Hanna Caspian vor dem Hintergrund der sogenannten Eulenburg-Affäre, die seinerzeit das deutsche Kaiserreich Anfang des 20. Jahrhunderts erschütterte und Kaiser Wilheim II. fast zu Fall brachte. Band 1: Schloss Liebenberg. Hinter dem hellen Schein

Die SPIEGEL-Bestseller-Autorin Hanna Caspian beleuchtet mit ihren gefühlvollen und spannungsgeladenen Sagas bevorzugt fast vergessene Themen deutscher Geschichte. Hanna Caspian studierte Literaturwissenschaften, Politikwissenschaft und Sprachen in Aachen und arbeitete danach lange Jahre im PR- und Marketingbereich. Mit ihrem Mann lebt sie heute als freie Autorin in Köln, wenn sie nicht gerade durch die Weltgeschichte reist.

Mitte Juni 1907


Hedda huschte über den Flur. Bloß jetzt nicht den Fürsten stören. Er lag noch immer im Bett, wie so häufig in letzter Zeit. Bisher hatte Hedda nicht gewusst, was eigentlich los war. Warum er sich immer öfter und immer länger ins Bett zurückzog. Und warum der Doktor immer häufiger erscheinen musste. Nun endlich wusste sie es. Es ging nicht einfach nur um eine politische Unwegsamkeit, um den altbekannten Vorwurf der Kamarilla, der Geheimregierung, der seit Jahren immer mal wieder ertönte. Nein, Viktor Novak hatte ihr Sachen erzählt, die sie kaum glauben mochte. Und doch erklärten sie den Aufruhr der letzten Monate.

Wenn Novaks Erklärungen stimmten – und vieles sprach dafür –, dann war es kein Wunder, dass der Fürst sich quälte, als wäre er in den siebten Höllenkreis verbannt. Die ungeheuren, und nun in aller Öffentlichkeit ausgebreiteten Vorwürfe peitschten auf seine Seele ein. Ein Martyrium, aus dem er sich anscheinend nicht zu befreien wusste, wie Novak ihr mit belegter Stimme erklärt hatte. Welche Konsequenzen hätte das für ihr Haus, für die Dienerschaft? Diese Überlegung machte selbst Hedda nervös.

Die Fürstin war schon wach und in der Schlafkammer ihres Mannes. Offensichtlich redete sie ihm gut zu. Leise lief Hedda rüber ins Schlafgemach der Dame, öffnete die Fenster, legte jeweils ein Laken auf die Fensterbretter und griff sich das Kissen. Sie schlug es kräftig aus, bevor sie es zum Lüften auf die Fensterbank legte. Das Gleiche machte sie mit dem Federbett. Sie erledigte ihre Aufgaben so routiniert, dass ihr Zeit für eigene Gedanken blieb.

Gestern hatte der Kronleuchter im großen Salon seinen Dienst versagt. Er hatte kurz geflackert, dann gingen alle Lichter aus. Die Familie saß plötzlich im Dunkeln. Man hatte jemanden aus Oranienburg bestellt, der hoffentlich heute kommen und alles reparieren würde. Irgendwie erschien es Hedda passend. Sie konnte es gar nicht so genau sagen, seit wann diese beklemmende, düstere Atmosphäre das Schloss im Würgegriff hatte. Schon letztes Jahr im Mai waren die ersten dunklen Gewitterwolken aufgezogen. Nach ein paar Wochen hatten sie sich aufgelöst, vorerst. Dann, im letzten November, hatte sich die quälende Atmosphäre wieder über das Schloss gelegt, und zwei Wochen vor Weihnachten war die Familie fluchtartig abgereist. Und als sie im Januar wiedergekommen waren, war die Aufregung groß gewesen. Eine Tochter, Augusta, hatte heimlich und unerlaubt den bürgerlichen Sekretär des Fürsten geheiratet. Einmal noch war Augusta mit ihrem Mann hier aufgetaucht, aber nun waren sie nicht mehr gerne gesehen.

In diesem Frühjahr schien es, als würde sich endlich wieder alles beruhigen. Als könnte es bald wieder wie früher werden, als sie jede Menge Besuch empfangen und große Diners ausgerichtet hatten. Doch plötzlich, schon zu Anfang April, war man wie von der Welt abgeschnitten gewesen. Seitdem war nichts mehr so wie vorher. Die Gewitterwolken waren zurück, größer als je zuvor. Eine beklemmende Stimmung lag auf den Herrschaften und sickerte wie warm gewordenes Pech in die Dienstbotenetage. Lange hatte Hedda nicht verstanden, was die Ursache dafür war. Bis Viktor Novak ihr vor wenigen Tagen endlich die Erklärung dazu geliefert hatte: Ihr Fürst und einige der Männer, die hier ins Schloss zu Besuch kamen, wurden beschuldigt, eine ungesunde Vita sexualis zu haben. Was nichts anderes bedeutete, als dass sie sich für Männer interessierten. Was natürlich totaler Kokolores war. Eine lachhafte Anschuldigung, und doch …

So, wie Viktor Novak es ihr erklärt hatte, ging die ganze Geschichte weit über eine moralische Empörung hinaus. Es schien eine gewisse politische Brisanz mitzuschwingen. Novak wurde nicht recht schlau aus dem Verhalten des Fürsten, wie er sagte. Und ihr ging es nicht anders.

Fürst zu Eulenburg war seit über zwanzig Jahren der beste Freund des Kaisers. Wann immer er in Berlin war, frühstückte oder dinierte er mit dem Kaiser. Er besaß immensen politischen Einfluss, ohne eine politische Stellung innezuhaben. Das gefiel nicht allen. Aber das war ja schon seit über zwanzig Jahren so. Was war nun anders als früher? War etwas vorgefallen? War es ausgelöst durch die nicht standesgemäße Hochzeit der Tochter? Oder was war die Ursache? Der Fürst stand – so hatte Novak es ihr erklärt – im Mittelpunkt einer Hexenjagd. Und wehrte sich nicht. Das allein schon war in höchstem Maße beunruhigend.

Für Hedda kam hinzu, dass es ihr an Gelegenheiten für ihre kleinen Gaunereien mangelte. Nur noch selten kam Besuch. Der Doktor, der beinahe jeden zweiten Tag hier aufkreuzte, zählte nicht. Die Komtessen gingen seltener aus. Also gab es weder Manteltaschen der Besucher noch gefüllte Samtbeutel der jungen Damen, in denen sie nach schimmernden Münzen fischen konnte. Sie hoffte sehr darauf, dass sich alles ganz bald wieder normalisierte.

Lange Zeit hatte sie sich hier wohlgefühlt. Doch nun, mit all dem Wissen um das, was vor sich ging, war sie verunsichert. Außerdem fragte sie sich, wie lange sie sich noch gegen Oswald Opitz wehren konnte. In den letzten Wochen hatte sie den heimlichen hinterhältigen Blick des Butlers immer wieder bemerkt. Dass sie nun mit Adelheid auf einem Zimmer schlief, würde sie nicht ewig vor seinen Übergriffen schützen.

Hedda hatte das Bettzeug der Fürstin zum Lüften rausgelegt und ging rüber in das Zimmer der ältesten Komtess. Das Bett sah noch genauso aus, wie Komtess Alexandrine es verlassen hatte. Eigentlich hätte Lydia Keller sich darum bereits kümmern müssen. Hedda ging über den Flur und öffnete ganz leise die Tür zum Schlafgemach der Komtess Viktoria. Auch dieses Zimmer war leer, und das Bettzeug lag noch wild verteilt auf der Matratze. Auf Zehenspitzen huschte sie zum Ankleidezimmer. Ganz, wie sie es sich gedacht hatte. Lydia stand vor einem großen Standspiegel, hatte sich ein Kleid vorne über den Körper gelegt und probierte einen passenden Hut dazu.

»Fräulein Keller, wieso sind die Federbetten noch nicht ausgelüftet?«

Lydia erschrak. Eilig riss sie sich den Hut von ihren aschblonden Haaren und das Kleid vom Körper. »Ich … ähm …« Sie lächelte Hedda zuckersüß an. »Das nennt man wohl erwischt. … Aber so was machen Sie doch bestimmt auch gelegentlich?«, fragte sie in einem freundschaftlich verschwörerischen Ton.

Hedda wusste, was sie von diesem Ton, vor allem aus Lydias Mund, zu halten hatte. »Dazu habe ich keine Zeit. Und Sie auch nicht«, sagte sie schroff.

»Ich hatte das Kleid auch nur genommen, weil hier ein großer Fleck drauf ist. Sehen Sie?« Sie hielt Hedda das Kleid hin.

»Das ist … ich glaube, es ist Fett. Wissen Sie, wie man Fettflecken entfernt?«

Lydia Keller nickte.

»Gut. Dann nehmen Sie das Kleid später mit runter und machen Sie den Fleck weg. Und jetzt lüften Sie die Betten. Ich gehe runter und helfe Fräulein Petzold.«

Noch eine, die weniger arbeitete als sie. Auch Martha drückte sich gerne vor den unangenehmen Aufgaben. Wenn das so weiterging, würde es bald ein Donnerwetter der Mamsell geben. Andererseits, Mamsell Reineke war im Moment schwer beschäftigt. Seit man Fräulein Maiwald, die Gouvernante der Fürstentöchter, rausgeschmissen hatte, musste sie sich häufig um die Komtessen kümmern. Natürlich konnte sie nicht mit ihnen im Salon Tee trinken, aber ständig wurde sie wegen diesem oder jenem gefragt. Hedda hatte schon bemerkt, dass ihr bestimmte Nachlässigkeiten nicht mehr auffielen.

Anscheinend ging alles den Bach runter. Auch bei den Männern. Der strenge Opitz schien sich auf Viktor Novak eingeschossen zu haben. Plötzlich konnte der erste Diener ihm nichts mehr recht machen. Ständig rügte er Novak, gab ihm Strafarbeit oder die unliebsamen Aufgaben. Andererseits fragte der Fürst nun oft ausdrücklich nach Novak für Tätigkeiten, die er vorher Opitz aufgegeben hatte. Was dieser mit noch mehr Nickeligkeiten quittierte.

Überall schien es schlechter zu laufen als noch vor einem halben Jahr. Der Kammerdiener musste nun noch zusätzliche Aufgaben übernehmen, die vorher der Privatsekretär erledigt hatte. Anscheinend wollte der Fürst in dieser Situation keinen neuen Mitarbeiter einstellen. Andererseits hatte der Kammerdiener ohnehin mehr Zeit, da er keine Reisen mehr für den Fürsten organisieren musste.

Die Kammerzofe der Fürstin dagegen musste sich nun als Gesellschafterin für die beiden Komtessen beweisen. Ein Umstand, der ihr zu schaffen machte. Wenngleich die Fürstin weniger reiste und weniger Besuch empfing, musste Fräulein Grooten sich zwischen all den zusätzlichen Aufgaben zerreißen. Sie war eine ältere Frau, bestimmt schon Mitte fünfzig, und befand, einige der Aufgaben lägen außerhalb ihres Aufgabengebietes. Es hatte bereits Diskussionen darüber gegeben, dass sie jeden Morgen mit Komtess Viktoria ausreiten sollte. Zwei Mal war die Komtess mit ihr ausgeritten, dann hatte sie sich geweigert, die Kammerzofe mitzunehmen. Sie sei zu langsam, und überhaupt wolle sie ja gar nicht reiten. Was stimmte. Fräulein Grooten machte auf dem Pferd eine urkomische Figur. Hedda hatte sie mal aus dem Fenster beobachtet.

Also sollte Komtess Alexandrine ihre jüngere Schwester Viktoria begleiten. Aber auch die konnte Fräulein Maiwald nicht ersetzen. Alexandrine...

Erscheint lt. Verlag 1.2.2023
Reihe/Serie Schloss Liebenberg
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Adelheid Schaaf • Brief • Constanze Maiwald • Das Haus am Eaton lPlace • Deutsches Kaiserreich • Dienstboten • Dienstmädchen • Dietrich Budde • Eulenburg • Eulenburg-Affäre • Familiengeschichten Romane • Familiensaga • familiensaga historisch • Frauenromane • Fürst Eulenburg • Gosford Park • Gut Greifenau • Hanna Caspian • Hanna Caspian Bücher • Hedda Pietsch • Hinter dem hellen Schein • historische Familienromane • historische familiensaga • Historische Romane • historische romane 20. jahrhundert • Historische Romane Deutschland • historische Romane Kaiserzeit • Kaiser Wlhelm II. • Liebe • Liebenberger Kreis • Liebenberger Tafelrunde • Löwenberger Land • Mark Brandenburg • Maximilian Harden • Oswald Opitz • Philipp zu Eulenburg • Politischer Skandal • Romane für Frauen • Schloss Liebenberg • Schloss Liebenberg Band 2 • Skandal • Spitzel • Viktor Novak
ISBN-10 3-426-46375-X / 342646375X
ISBN-13 978-3-426-46375-8 / 9783426463758
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