Die Dunkeldorn-Chroniken - Knospen aus Finsternis (eBook)

Roman
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2023 | 1. Auflage
384 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-29343-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Dunkeldorn-Chroniken - Knospen aus Finsternis -  Katharina Seck
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Der größte Kampf ihres Lebens beginnt - und Opal muss gegen sich selbst antreten ... Das Finale der Dunkeldorn-Chroniken!
Opal wurde in die Zermahlerin verbannt, eine Fabrik, in der sie als Sklavin Dunkeldornpulver erschaffen muss. Doch dann wird sie von Anhängern des Dunklen Rats befreit und ins Schwarze Kolosseum gebracht. An diesem Schauplatz entbrennt der Kampf gegen die Dunkeldornmagier - und damit auch gegen den Dornenprinzen. Den Rebellen hat sich auch Opals Jugendfreund Julian angeschlossen, auf dessen Körper lebensbedrohliche Dunkeldornzeichnungen wuchern. Ihn und all die Feldarbeiter auf den Plantagen kann Opal nur retten, wenn sie ihre verloren geglaubte Gabe zurückgewinnt und sich gegen den Dornenprinzen wendet. Und damit beginnt für Opal der mutigste Kampf ihres Lebens ... Das Finale der Dunkeldorn-Chroniken!

Die Dunkeldorn-Chroniken:
1. Blüten aus Nacht
2. Ranken aus Asche
3. Knospen aus Finsternis

Katharina Seck wurde 1987 in Hachenburg geboren und wuchs in dieser mittelalterlichen Kleinstadt im Westerwald auf. Dort arbeitete sie viele Jahre in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit und Personalwesen, ehe sie sich gänzlich dem Schreiben widmete. Seitdem hat sie knapp ein Dutzend Romane verfasst und sogar den Phantastikpreis Seraph in der Kategorie »Bestes Buch« gewonnen. In ihrer Freizeit beschäftigt sie sich mit Menschen, Natur, Politik und Kultur sowie der Bewältigung des Stapels der ungelesenen Bücher. Besondere Inspiration findet sie am Meer, in den heimischen Wäldern und beim Genuss phantastischer Literatur.

2
Ein Funke Aufbegehren

Die ersten Tage in der Zermahlerin waren rückblickend nur noch ein Nebel aus Erinnerungsfetzen. Ich konnte mir kaum noch ins Gedächtnis rufen, wie und mit wem ich diese Tage verbracht hatte. Ich wusste nur, dass sie mit besonders vielen Schlägen verbunden gewesen waren.

Und dass mein einziger Lichtstreif am Horizont sich sehr schnell in Luft aufgelöst hatte: Ich hatte mit viel Hoffnung und Verzweiflung zugleich nach Keya Ausschau gehalten. Der Gedanke daran, dieses Schicksal wenigstens mit einer vertrauten Person teilen zu können, war das Einzige, woran ich mich anfangs geklammert hatte.

Aber egal wen ich fragte, überall erntete ich nur nachdenkliche Mienen und Schulterzucken. Keya? Nie gehört? Wann soll sie hierhergekommen sein? Hm, nein, sagt mir nichts. Wahrscheinlich ist sie schon tot.

Eine Weile hatte ich an dem Gedanken festgehalten, sie könnte einen anderen Namen angenommen haben und irgendwann zwischen den zahlreichen Gesichtern auftauchen. Doch auch die Hoffnung starb mit jedem Tag ein wenig mehr. Der junge Mann namens Erik, den Keya und ich gesehen hatten, als wir etwas für die Professorin hatten abgeben sollen, schien auch nicht mehr in der Fabrik zu arbeiten. Jedenfalls hatte ich ihn nicht wiedergesehen. Vermutlich war er tot.

Überhaupt herrschte eine hohe Fluktuation. Ständig gab es neue Gesichter, bevor man sich an die alten gewöhnt hatte. Und ich hatte rasch begriffen, dass es, obwohl wir doch alle Menschen ohne Rechte und Stand waren, trotzdem eine Art Hierarchie gab. Ganz oben standen ehemalige Plantagenmitarbeiter oder Eingebürgerte von Tensia. Dann kamen Gefangene, politisch Verfolgte und Außenseiter wie ich, die vom Königsgleichen persönlich öffentlich geächtet worden waren und deren Aufenthalt in der Zermahlerin eine Strafe war.

Und ganz unten, quasi als Fußabtreter der Zermahlerin, standen die Versklavten, die aus Nachbarländern oder von noch weiter her nach Florentia gekarrt wurden oder bisweilen draußen auf den Plantagen helfen mussten.

Mika hatte Glück gehabt: Trotz ihres Standes als Sklavin durfte sie an der Herstellung des Dunkeldornpulvers mitarbeiten. Aufgrund ihrer Fähigkeit als Heilkundige und der damit einhergehenden Fingerfertigkeiten hatte sie einen besseren Arbeitsplatz bekommen als andere. Die meisten Versklavten wurden in der Halle nebenan eingesetzt, wo sie die Lieferungen von den Plantagen entgegennahmen und gute von schlechter Ware trennen mussten, oder sie waren gezwungen, tagaus, tagein die riesigen Hallenböden und die Utensilien zu reinigen – meist ohne Handschuhe oder andere schützenden Hilfsmittel.

Die Temperatur am heutigen Tag war erdrückend. Es war fast unmöglich, angesichts der trockenen Hitze und des permanent aufgewirbelten Dunkeldornstaubs auch nur einen Atemzug zu tun, ohne husten oder würgen zu müssen. Die Sonne knallte von draußen auf das dunkle Mauerwerk, bis ich das Gefühl hatte, in einem Ofen zu sitzen. Die Stunden zogen sich quälend langsam in die Länge, der Sekundenzeiger der Uhr weit über uns tickte schleichend voran.

Nach einer gefühlten Ewigkeit schlug die Glocke zur einzigen kurzen Pause, die wir am Tag haben durften. Erleichtert ließ ich das Rohr fallen, und sogar Mika, die sich nie ihre Gefühle anmerken ließ, wischte sich befreit den Schweiß von der Stirn.

Ich verließ meinen Platz und lief zwischen den anderen Tischen hindurch, um denselben Weg einzuschlagen, den bereits andere ansteuerten: Neben dem Eingang gab es in der Mittagspause die Möglichkeit, einen Schluck zu trinken und sich ein Stück hartes Brot zu nehmen. Im Vergleich zu dem grauen, undefinierbaren Haferbrei, den wir abends in der Küche bekamen, war das beinahe Luxus. Und die erste Mahlzeit eines schon lange andauernden Tages.

Heute war der Tisch, auf dem unsere Pausenmahlzeit üblicherweise aufgereiht war, allerdings leer. Ich war nicht die Einzige, die darüber verwundert war: Unsicheres Getuschel schlug mir entgegen, denn mindestens zwei Dutzend Menschen waren vor mir dort angekommen.

Zwei bullige Wärter, die aussahen, als warteten sie nur darauf, dass wir Streit anfingen, flankierten den Tisch. Auch Karl, der zu meinem Unbehagen immer dort zu finden war, wo ich mich gerade aufhielt, schlenderte scheinbar lässig herbei und gesellte sich zu den beiden.

Mika und Tama traten zu mir.

»Was ist hier los?«, wollte Tama wissen.

»Es gibt nichts zu essen«, murmelte ich.»Wieso nicht?«, fragte die ältere Frau. Schweiß klebte an ihrer Haut und färbte ihr Hemd an einigen Stellen dunkel.

»Keine Ahnung.«

Einer der beiden hünenhaften Wärter fuchtelte nun mit seinem langen Stock herum. »Geht wieder auf eure Plätze«, brüllte er. »Hier gibt es nichts zu sehen.«

Die Leute traten unruhig von einem Fuß auf den anderen, konnten sich allerdings noch nicht dazu aufraffen, dem Befehl tatsächlich Folge zu leisten. Ihnen knurrten die Mägen, und die Hitze hatte sie viel Flüssigkeit ausschwitzen lassen. Wir alle hatten furchtbaren Durst.

»Ich wiederhole es nur einmal«, knurrte der Wärter. »Geht wieder auf eure Plätze.«

Nein. Nein, so dürfen sie uns nicht behandeln.

Mika schien vorauszuahnen, was in meinem Kopf vor sich ging. Für einen Augenblick schwebte ihre Hand noch in der Luft, als wollte sie mich packen und festhalten und mich von der nächsten unglücklichen Tat abhalten, die ich im Begriff war zu begehen.

Aber ich war bereits einige Schritte nach vorne getreten und hatte mich zwischen die erschöpften Leiber gedrängt, bis ich vor den Wärtern stand.

»Warum gibt es heute nichts für uns?«, fragte ich laut. »Wie sollen wir ohne Wasser und wenigstens eine Kleinigkeit zu essen weiterarbeiten?«

Karl grinste breit. Auch er schwitzte in seiner Uniform, und sein Schnauzer und sein spärliches Haupthaar trieften vor Fett.

»Mit Disziplin und gutem Willen?«, schlug er genüsslich vor.

Ich schnaubte. Ja, ich schnaubte vor versammelter Belegschaft. Jeder konnte die Verachtung hören, die ich den drei Wärtern entgegenbrachte. »Wieso versucht ihr es nicht mal, hm? Tagelange körperliche Arbeit, ohne Wasser und Nahrung? Wenn das doch so einfach ist, wie du behauptest, sollte das für drei so starke, ehrenhafte Männer wie euch kein Problem sein.«

Ich spürte, wie die Menschen um mich herum scharf einatmeten.

Wenn du so weitermachst, bringst du dich noch um. Ist es das wert?

Mikas Worte hallten in meinem Kopf wider. Sie hatte recht, früher oder später würden sie mich zu Tode prügeln oder einfach eines Nachts lebendig in den Sharza werfen.

Aber mittlerweile hatte ich die Antwort auf ihre Frage gefunden: Ja, es war das wert. Der Königsgleiche hatte mir Stolz und Würde ausgetrieben und meine Freiheit genommen. Wenigstens die ersten beiden konnte ich mir wiedererlangen. Freiheit und ein langes Leben waren sowieso nicht mehr in Greifweite. Ich wollte wenigstens … aufbegehren. Mich nicht noch einmal brechen lassen, immer wieder und wieder, bis nichts mehr von mir übrig war. Ich wollte diesen Männern keine Macht mehr über mich geben, zumindest nicht über meinen Geist.

»Was hast du da gesagt?«, wisperte Karl erbost. Sein Gesicht war rot angelaufen, während seine Augen fast aus den Höhlen quollen.

»Du hast mich genau verstanden«, erwiderte ich. »Ich habe sehr deutlich gesprochen. So deutlich, dass es sogar Leute wie du verstehen müssten.«

Angespannte Stille legte sich über die Fabrik. Auch die Arbeitenden, die noch an ihren Plätzen waren und sich bislang nicht zur Wasserausgabe aufgemacht hatten, hielten in ihren Bewegungen inne. Auf ihren oft so leeren Mienen spiegelte sich Angst, aber auch noch etwas anderes; etwas, das mir die Kraft gab, nicht einzuknicken, nicht demütig den Kopf zu senken und mich zu entschuldigen.

Es war Respekt. Respekt und Anerkennung.

Ein Wärter wollte mit erhobenem Stock auf mich zustürmen, doch Karl hob den Arm und warnte ihn zurückzubleiben.

»Das übernehme ich selbst.«

Ich blieb steif und so erhaben stehen, wie es mir möglich war, als er auf mich zukam, die rechte Hand bereits zur Faust geballt. Statt zurückzuweichen, starrte ich ihm mit einem höhnischen Grinsen entgegen.

»Na warte«, knurrte er zornig. »Das Grinsen wird dir gleich vergehen.«

»Oh, da bin ich mir sicher. Hast du dich allerdings mal gefragt, wie lange sich eure Fabrik eigentlich ohne Arbeitende am Laufen erhalten lässt?«

Er kniff die schmalen, wässrigen Augen zusammen. »Was redest du für einen Scheiß? Was heißt ohne Arbeitende? Wir haben genug von euch.«

Ich warf einen Blick über die Schulter, ließ ihn über die Menschen in meinem Rücken schweifen; begegnete manchem Blick mit Ernst und Eindringlichkeit, hier und da von einem kleinen Lächeln begleitet.

»Ich weiß, dass du und deinesgleichen glaubt, ihr könntet uns zur Arbeit treten, schlagen und peitschen«, sagte ich zu ihm. »Ich weiß, dass ihr glaubt, uns mit Hunger, Durst und Schlafentzug gefügig machen zu können. Aber ihr begeht einen Fehler in eurer Rechnung. Wenn ihr den Menschen alles nehmt und ihnen nichts, rein gar nichts mehr übrig lasst, an dem sie sich erfreuen können, haben sie irgendwann keinen Grund mehr, sich eure Quälereien gefallen zu lassen. Es wird der Tag kommen, an dem sie aufbegehren werden, Karl. Und wenn ich dann noch am Leben bin, werde ich ihn feiern, wie ich noch nie etwas in meinem Leben gefeiert habe.«

Karl brüllte auf wie ein...

Erscheint lt. Verlag 22.2.2023
Reihe/Serie Die Dunkeldorn-Chroniken
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 2023 • Bianca Iosivoni • dark academia • Die Tribute von Panem • eBooks • enemies to lovers • enemiestolovers • Fantasy • Fantasy für Erwachsene • Fantasy für Frauen • Fantasy Neuerscheinung 2022 • High Fantasy • Laura Kneidl • Liebesromane • magische Akademie • magische Schule • magische Universität • Marah Woolf • Neuerscheinung • Pflanze • Rebellion • Romantasy • Romantische Fantasy • Seraph • starke Heldin • Suzanne Collins
ISBN-10 3-641-29343-X / 364129343X
ISBN-13 978-3-641-29343-7 / 9783641293437
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