Das Erbe der sieben Familien (eBook)

Historischer Roman. - Vom Autor der MEDICI-Reihe
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2023 | 1. Auflage
704 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-29706-0 (ISBN)

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Das Erbe der sieben Familien -  Matteo Strukul
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1494 regiert auf der italienischen Halbinsel das Chaos. Während das Volk von Florenz in den Bann des Mönchs Savonarola gerät und Piero de' Medici aus der Stadt jagt, betreibt in Rom der Borgia-Papst Alexander VI. eine korrupte Vetternwirtschaft und vergnügt sich schamlos mit seinen Mätressen. Unterdessen verbündet sich der Mailänder Ludovico Sforza mit dem französischen König und ermöglicht es ihm, die Alpen zu überqueren und in Italien einzumarschieren. Krankheit, Unterdrückung und Blutvergießen sind die Folge. Doch dann regt sich unter den Italienern mutiger Widerstand gegen die Knechtschaft der Anjou ...

Matteo Strukul wurde 1973 in Padua geboren. Er hat Jura studiert und in Europäischem Recht promoviert. Er gehört zu den neuen Stimmen der italienischen Literatur. Seine historischen Romane erobern regelmäßig die italienischen Bestsellerlisten. Strukul lebt mit seiner Frau Silvia abwechselnd in Padua, Berlin und Transsilvanien.

1488


Prolog

Kirchenstaat, Forlì, Rocca di Ravaldino

Sie haben ihn umgebracht, dachte sie. Und sie werden dafür bezahlen. Ludovico und Checco Orsi, seine Mörder. Und auch Ordelaffi und Lorenzo de’ Medici, die Komplizen dieses Mordes. Sie würde warten und Tag um Tag ihre Rachlust nähren.

Caterina sah Girolamos Leichnam noch vor sich, wie er von den gierigen Händen der Bürger von Forlì zerfleischt worden war. Nachdem er von den Brüdern Orsi aus dem Fenster des Palastes geworfen worden war, hatten die Männer und Frauen sich wie die Aasgeier auf ihn gestürzt und ihn in Stücke gerissen. Am Ende war das, was von ihm übrig war, auf die Pritsche eines Karrens verfrachtet und zur Via dei Battuti Neri gebracht worden, wo eine Handvoll Ordensbrüder sich um die Beerdigung von Hingerichteten kümmerte. Als sich dann der Karren mit seiner Totenfuhre auf den Weg machte, stürmte die Menge den Palast – wie ein Schwarm beutehungriger Schmeißfliegen. Sie verwüsteten und plünderten, was sie nur konnten.

Vor ihrer Festnahme war es Caterina gelungen, Boten zu ihrem Bruder Ludovico in Mailand und den Bentivoglio in Bologna zu schicken und schließlich durch einen Diener ihren getreuen Kastellan Tommaso Feo zu verständigen, er solle sich in der Rocca di Ravaldino verschanzen.

Sie selbst war mit ihren Söhnen Scipione, Ottaviano und Francesco in den Verliesen der Burg der Orsi eingesperrt worden. Und dort wartete sie immer noch und wurde fast verrückt vor Kälte und Schmerz.

Es waren ihre Söhne, die sie am Leben hielten und ihr die Kraft gaben durchzuhalten. Ihre Liebe hatte sie genährt, und so hatte sie weitermachen können; während sie sich Scipiones Vorschläge zur Rache und Ottavianos Versprechungen anhörte, wiegte sie den kleinen, in eine Decke gewickelten Francesco. Sie waren wie junge Hunde, aber willensstark und entschlossen, und so ließ sie ihnen gegenüber ihren eigenen Willen außen vor. Sie hatte einen Plan im Kopf, aber dafür müssten sie sehr mutig und zu allem bereit sein.

Nach ein paar Tagen erschien Giacomo Savelli, der päpstliche Gouverneur von Cesena, vor dem Gefängnisgitter und ordnete an, dass Caterina und ihre Söhne zur Rocca di San Pietro gebracht und dort unter Aufsicht von Bartolomeo Capoferri gestellt werden sollten.

Sie hatte eine stolze, unbeugsame Haltung bewahrt und keinen Laut der Klage von sich gegeben, das Gleiche galt für ihre Söhne. Sie hatte sie schon vor langer Zeit gelehrt, sich nötigenfalls die Lippen blutig zu beißen, um ja nicht den Anschein zu erwecken, klein beizugeben.

Auf der Festung angelangt, hatte Savelli Caterina angesehen und um Geduld gebeten. Er würde das Collegio degli Otto zusammenrufen, das Gremium, das eigens beauftragt war, in der Stadt wieder Ordnung herzustellen, und zu gegebener Zeit würde er ihre Hilfe ersuchen, Tommaso Feo zu überzeugen, die Rocca di Ravaldino aufzugeben.

Und nun befand sie sich unterhalb der Festungsmauern. Müde, erschöpft, von Schmerzen zermürbt, ganz im Bann der Erinnerung an das Blut auf den Gliedern Girolamos. Sie sah immer noch die großen Augen ihrer Söhne vor sich, wie sie auf die Gefängnismauern starrten.

Sie hatte sie als Faustpfand bei den Orsi zurückgelassen, damit sie die Festung allein aufsuchen und versuchen konnte, Tommaso zu überzeugen. Ein metallischer Schmerz durchfuhr ihre Brust und nahm ihr den Atem. Schneeregen fiel vom grauen Himmel und durchnässte ihren Mantel. Das Falltor hob sich, und sie betrat den Hof. Tommaso empfing sie mit einer Verbeugung.

»Mia Signora! Wir haben Euch erwartet!«

»Tommaso, Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie mir das Herz blutet. Doch wir müssen tun, was getan werden muss. Bringt mich also jetzt zum Turm, damit ich mir alles ansehen kann.«

Tommaso blickte sie traurig an, nickte und gehorchte.

»Ich sage Euch, diese Hexe führt uns an der Nase herum!«, polterte Checco Orsi, der der blutrünstigere von beiden Brüdern war. Er war baumlang und hatte ein mächtig breites Kreuz. Auf dem Tisch vor ihm stand ein halb voller Becher Wein.

»Seid damit nicht so voreilig!«, schnappte Giacomo Savelli. »Immerhin haben wir ihre Söhne als Geiseln. Wie sollte sie uns da üble Streiche spielen?«

»Keine Ahnung, aber ich sage Euch was: Caterina hat die Rocca zur sechsten Stunde betreten, und es hat nun schon vor einer Weile die neunte geschlagen!«

»Das ist mir bewusst. Aber ich verstehe nicht, wie …«

»Ich traue ihr nicht!« Checco stand auf. Dann schmiss er den Weinbecher unvermittelt in den Kamin, wo er zerschellte.

»Ich bin der Ansicht, wir müssen dieser Frau begreiflich machen, wer hier das Sagen hat.«

»Und wüsstet Ihr auch wie, lieber Bruder?«, fragte Ludovico.

»Darauf könnt Ihr wetten!«

»Dann lasst mal hören«, forderte Savelli ihn auf. »Ich sage nur, dass wir mit Gewalt nichts erreichen werden.«

»Lasst das meine Sorge sein!«

»Was habt Ihr vor?«

»Bringt mir die beiden großen Brüder. Ich will mit ihnen zur Rocca.«

»Wollt Ihr sie vor den Augen der Mutter bedrohen?«, wollte Ludovico wissen.

»Das werden wir sehen.«

Schwarz gekleidete Männer warteten auf der Esplanade. Der Schneeregen hatte sich in Schnee verwandelt, weiße Tupfer bedeckten nun die braune Erde. Der tiefblaue Himmel wurde allmählich fahl. Bald bräche die Dämmerung herein und würde dann der Nacht weichen.

Durch die Schießscharte erkannte Caterina die Reiter: Es waren die Gebrüder Orsi mit ein paar ihrer Schergen, und der größere der beiden, Checco, saß auf einem riesigen Fuchswallach.

Doch das war es nicht, was ihren Atem stocken ließ – vor Checco saß ihr Ottaviano auf dem Ross. Sie wusste schon eine Weile, was geschehen würde, doch das Wissen darum machte den Anblick nicht weniger furchtbar.

Mit einer blitzartigen Bewegung ließ der Mann die Klinge eines Dolches im Licht der Fackeln an der Kehle des Jungen aufleuchten.

Dann schrie er: »Caterina Sforza! Ich weiß, dass Ihr mich hört! Und das habe ich Euch zu sagen: Wenn Ihr die Rocca nicht sofort übergebt, dann schneide ich Eurem Sohn die Kehle durch! Hier, auf der Stelle! Habt Ihr mich verstanden?«

Caterina blickte unbeweglich auf die Szene. Es schien ihr, als sei ihr das Blut gefroren, und wie versteinert konnte sie weder sprechen noch sich rühren. Sie stand nicht auf, sagte nichts. Doch ihr Herz tief im Innern schrie auf. Sie hatte diesen Jungen zur Welt gebracht und aufgezogen und versucht, ihm eine gute Mutter zu sein. Und nun musste sie tatenlos zusehen, wie ein Mörder, menschlicher Abschaum, drohte, ihm vor ihren Augen die Kehle durchzuschneiden.

Sie empfand tiefe Abscheu vor sich selbst. Übelkeit stieg bis zur Kehle in ihr auf, doch sie drängte sie zurück. Ebenso die Tränen. Mit aller Kraft umklammerte sie ein metallenes Kreuz, bis es sich in ihre Handflächen bohrte. Sie gab keinen Laut von sich. Die Tränen strömten jetzt reichlich über die Wangen. Über ihre Lippen jedoch kam kein Hauch. Nicht anders bei ihrem Sohn, der schweigend auf dem Pferd saß, die Klinge an seiner Kehle.

»Also? Was jetzt? Muss ich ihn wirklich wie ein Zicklein schächten?«

»Messer Orsi«, hörte man eine Stimme, »wenn Ihr nicht sofort geht, schwöre ich bei Gott, dass ich diese Bombarde hier laden und abfeuern werde!«

Caterina erkannte die Stimme, sie gehörte Tommaso.

Sie wartete ab.

»Ich schwöre Euch …«

»Das spielt keine Rolle. Ich weiß, dass Ihr Caterinas Söhne habt. Ich kann sie von hier aus sehen. Aber wenn Ihr glaubt, Ihr könntet mich aufhalten, dann täuscht Ihr Euch.«

Caterina erhob sich, verließ den Raum und stieg die steinernen Stufen hinauf. Sie erreichte die Spitze des Wehrturms. Den anderen zeigte sie sich nicht, aber sie blickte Tommaso in die Augen. Sie nickte.

Einen Augenblick später wandte der sich nochmals an Checco Orsi.

»Also gut! Was ich nun tun werde, ist der Beweis, dass ich keineswegs scherze«, brüllte er.

Kurz darauf hörte man eine Reihe von Kanonenschüssen. Rasch folgte ein heftiger Donner dem nächsten. Die ganze Welt schien in dem endlosen Getöse zu versinken, das die Luft erfüllte.

Als endlich Ruhe einkehrte, stieg Caterina schleppenden Schrittes wieder die Treppe hinunter in das Turmzimmer und schaute weiter durch die Schießscharte. Sie hoffte aus tiefstem Herzen, dass Checco Orsi begriffen hatte, dass sie und Tommaso Ernst machten. Ihr war sterbenselend zumute, doch gleichzeitig wusste sie, dass dies die einzige Möglichkeit war, ihre Feinde zu bezwingen.

»Nun«, hörte sie jetzt, »diese Bombardensalven waren nur ein Vorgeschmack. Wir können die Stadt jederzeit unter Beschuss nehmen. Das wisst Ihr. Nichts und niemand kann uns daran hindern. So lauten die Befehle, die ich von meiner Herrin Caterina Sforza erhalten habe. Ihr könnt machen, was Ihr wollt, aber ich versichere Euch: Wenn ihre Söhne verschont bleiben, wird sie Euch am Leben lassen und Forlì wird nicht dem Erdboden gleichgemacht. Die Entscheidung liegt natürlich bei Euch.«

Die Worte hallten durch inzwischen unbarmherziges Schneetreiben. Sie hingen lange in der Luft, als würde niemand wagen, die kurze Waffenruhe zu stören, als könnte die Stille das Unausweichliche hinauszögern. Schließlich sprach jemand. »Wenn wir tun, was Ihr verlangt, versprecht Ihr dann, die Stadt nicht zu beschießen?«

Caterina erkannte die Stimme. Es war die von Messer Savelli.

»Ihr habt das...

Erscheint lt. Verlag 22.2.2023
Reihe/Serie Die sieben Familien
Übersetzer Ingrid Exo, Christine Heinzius
Sprache deutsch
Original-Titel La corona del potere
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 15. Jahrhundert • 2023 • eBooks • Florenz • historisch • Historische Romane • Italien • Mittelalter Romane • Neuerscheinung • Neuerscheinung 2023 • Paperback • Papst • Renaissance • Rom • Savonarola • Sforza • Taschenbuch
ISBN-10 3-641-29706-0 / 3641297060
ISBN-13 978-3-641-29706-0 / 9783641297060
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