Die dunklen Fälle des Harry Dresden - Grabesruhe (eBook)

Roman

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2023 | 1. Auflage
544 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-29103-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die dunklen Fälle des Harry Dresden - Grabesruhe -  Jim Butcher
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Die Literatur hat uns gelehrt, dass Vampire kultivierte Geschöpfe sind, doch das ist nur Fassade ... Der dritte dunkle Fall für Harry Dresden.
Mein Name ist Harry Blackstone Copperfield Dresden. Als Magier habe ich natürlich einen ganz anderen Zugang zur übernatürlichen Gesellschaft als gewöhnliche Menschen. Und ich hatte immer vor, meine Freundin von alldem fernzuhalten. Allerdings ist Susan Reporterin und kann ganz schön stur sein, wenn es um eine Story geht. Und ein großes Fest am Roten Hof der Vampire ist eindeutig eine umwerfende Story. Die Idee, sich eine Einladung zu besorgen, war natürlich ebenso hirnrissig wie lebensgefährlich. Denn für Vampire sind Menschen nie etwas anderes als Nahrung. Doch schlussendlich blieb mir kaum eine andere Wahl, als das Fest zu besuchen. Hätte ich es doch bloß gelassen ...


Die dunklen Fälle des Harry Dresden:
1. Sturmnacht
2. Wolfsjagd
3. Grabesruhe
4. Feenzorn
5. Silberlinge
6. Bluthunger
weitere Titel in Vorbereitung

Jim Butcher ist der Autor der dunklen Fälle des Harry Dresden, des Codex Alera und der Cinder-Spires-Serie. Sein Lebenslauf enthält eine lange Liste von Fähigkeiten, die vor ein paar Jahrhunderten nützlich waren - wie zum Beispiel Kampfsport -, und er spielt ziemlich schlecht Gitarre. Als begeisterter Gamer beschäftigt er sich mit Tabletop-Spielen in verschiedenen Systemen, einer Vielzahl von Videospielen auf PC und Konsole und LARPs, wann immer er Zeit dafür findet. Zurzeit lebt Jim in den Bergen außerhalb von Denver, Colorado.

1. Kapitel


Es gibt verschiedene Gründe, weswegen ich nicht gern schnell fahre. Zum einen beginnt mein Käfer gefährlich zu klappern und zu stöhnen, sobald ich auf mehr als neunzig Stundenkilometer beschleunige. Zweitens habe ich gewisse Schwierigkeiten mit der Technik. Alles, was nach dem Zweiten Weltkrieg hergestellt wurde, gibt unvermittelt den Geist auf, sobald ich in der Nähe bin. Daher fahre ich stets äußerst vorsichtig und aufmerksam.

Dieser Abend war allerdings eine jener Ausnahmen, die die Regel bestätigten.

Mit quietschenden Reifen lenkte ich den Käfer um eine Ecke, obwohl ein Schild das Linksabbiegen verbot. Das alte Auto heulte wild auf, als wüsste es, was auf dem Spiel stand, und ratterte, knirschte und klapperte tapfer weiter, während wir die Straße hinunterrasten.

»Können wir nicht schneller fahren?«, brummte Michael. Er wollte sich nicht beklagen, es war nur eine sachliche Frage.

»Leider nur bergab oder mit Rückenwind«, sagte ich. »Wie weit ist es noch bis zum Krankenhaus?«

Der große Mann zuckte mit den Achseln und schüttelte den Kopf. Er wirkte äußerst vertrauenerweckend mit seinem grau melierten Haar und dem dunkelbraunen, fast schwarzen Bart. Das wettergegerbte Gesicht war von Sorgen- und Lachfalten gleichermaßen gezeichnet. Er hatte die kräftigen Arbeiterhände auf die Knie gelegt, die er im engen Käfer etwas anziehen musste. »Ich bin nicht sicher«, antwortete er. »Drei Kilometer vielleicht?«

Ich spähte durchs Fenster in die Dämmerung. »Die Sonne ist schon fast untergegangen. Hoffentlich kommen wir nicht zu spät.«

»Wenn Gott will, werden wir rechtzeitig dort sein«, wollte mich Michael beruhigen. »Bist du sicher, was deine …« Er schnitt eine missmutige Grimasse. »Was deine ›Quelle‹ angeht?«

»Bob ist zwar eine Nervensäge, irrt sich aber nur selten«, antwortete ich, während ich in die Eisen stieg und einem Müllwagen auswich. »Wenn er sagt, der Geist sei dort, dann ist er auch dort.«

»Herr, steh uns bei.« Michael bekreuzigte sich. Irgendetwas regte sich, eine mächtige und unerschütterliche Energie strahlte von ihm aus – die Kraft des Glaubens. »Harry, es gibt da noch etwas, das ich dich fragen möchte.«

»Bitte mich jetzt bloß nicht, wieder zur Messe zu gehen«, wehrte ich ab. »Du weißt genau, dass ich das ablehnen muss.« Ein roter Taurus schnitt uns, ich musste abrupt auf die Abbiegespur ausweichen und setzte mich wieder vor ihn. Dabei hoben sich zwei Räder des Käfers vom Boden ab. »Idiot!«, brüllte ich ihm zu.

»Ich kann dir nicht versprechen, dass ich dich nicht darum bitte«, sagte Michael. »Aber darum geht es nicht. Ich wollte mich erkundigen, wann du Miss Rodriguez heiratest.«

»Bei den Toren der Hölle!«, schimpfte ich. »Wir hetzen seit zwei Wochen kreuz und quer durch die Stadt, nehmen es mit allen möglichen Geistern und Gespenstern auf, die plötzlich aus ihren Löchern gekrochen kommen, und haben bisher noch keinen blassen Schimmer, was die Geisterwelt veranlasst hat, derart durchzudrehen, und du …«

»Das weiß ich doch«, unterbrach er mich, »aber …«

Auch ich ließ ihn nicht zu Ende reden. »Im Augenblick sind wir hinter einer hässlichen alten Hexe im Cook County her, die uns jederzeit umbringen könnte, wenn wir nicht aufpassen. Und du fragst mich nach meinem Liebesleben!«

Michael musterte mich finster. »Aber du schläfst mit ihr, oder nicht?«

»Nicht oft genug«, knurrte ich und wechselte die Spur, um einen Bus zu überholen.

Er seufzte. »Liebst du sie?«

»Michael«, antwortete ich. »Lass mich jetzt bitte damit in Ruhe. Wie kommst du darauf, mir solche Fragen zu stellen?«

»Liebst du sie?«, bohrte er.

»Ich versuche gerade, Auto zu fahren.«

»Harry«, sagte er lächelnd, »liebst du das Mädchen oder nicht? So schwierig ist das doch nicht zu beantworten.«

»Da spricht der Fachmann«, grollte ich. Dreißig Stundenkilometer schneller als erlaubt, überholte ich einen blau-weißen Wagen und bekam gerade noch mit, wie der Polizist hinterm Lenkrad verdutzt blinzelte und seinen Kaffee verschüttete, als er mich vorbeirasen sah. Ein Blick in den Rückspiegel zeigte mir, dass er das Blaulicht eingeschaltet hatte. »Verdammt, die Cops sind hinter uns her!«

»Mach dir ihretwegen keine Sorgen«, sagte Michael erneut beruhigend. »Beantworte nur meine Frage.«

Ich warf ihm einen raschen Blick zu. Er betrachtete mich mit seinem breiten, ehrlichen Gesicht, dem markanten Kinn und den strahlenden grauen Augen. Sein Haar war militärisch kurz geschnitten, und den Bart hatte er ebenfalls kurz getrimmt, sodass er mich an einen Krieger der Antike erinnerte.

»Ich denke schon«, sagte ich nach einem Moment. »Also ja.«

»Dann macht es dir doch auch nichts aus, es auszusprechen, oder?«

»Was soll ich aussprechen?«, sträubte ich mich.

»Harry«, schalt mich Michael. Er musste sich festhalten, als wir durch ein Schlagloch holperten. »Sei nicht so kindisch. Wenn du die Frau liebst, dann musst du es ihr sagen.«

»Warum denn?«

»Also hast du es ihr nicht gesagt. Du hast es ihr nie gesagt.«

Ich sah ihn böse an. »Und wenn schon. Sie weiß es doch. Was soll das Theater?«

»Harry Dresden«, sagte er, »gerade du solltest doch wissen, wie wichtig Worte sind.«

»Hör mal, sie weiß es.« Ich tippte kurz auf die Bremse und gab sofort wieder Gas. »Ich habe ihr ’ne Karte geschickt.«

»Eine Karte?«, fragte Michael.

»Von Hallmark.«

Er seufzte. »Ich will hören, wie du es sagst.«

»Was denn?«

»Sprich die Worte aus«, verlangte er. »Wenn du die Frau liebst, dann kannst du es ihr auch sagen.«

»Ich lauf nicht in der Weltgeschichte rum und sag so was zu allen möglichen Leuten. Das … ich kann so was einfach nicht, verstehst du?«

»Du liebst sie nicht«, sagte Michael. »Ich verstehe.«

»Du weißt genau, dass das nicht …«

»Dann sag es!«

»Wenn du mich dann in Ruhe lässt.« Ich trat das Gaspedal des Käfers bis zum Anschlag durch. Der Streifenwagen war zum Glück ein ganzes Stück hinter uns. »Also gut.« Ich warf Michael noch einen unwirschen Magierblick zu und knurrte: »Ich liebe sie. Ist jetzt endlich Ruhe?«

Michael strahlte. »Siehst du? Das ist das Einzige, was zwischen euch beiden steht. Es liegt dir nicht, anderen zu verraten, was du empfindest, und du gestehst dir deine Gefühle auch nur selten dir selbst gegenüber ein. Doch manchmal reicht es, in den Spiegel zu blicken, um zu erkennen, wie es in einem aussieht.«

»Ich mag keine Spiegel«, knurrte ich.

»Egal. Du musstest dir jedenfalls darüber klar werden, dass du die Frau wirklich liebst. Ich dachte schon, du würdest dich nach Elaine zu sehr zurückziehen und nie wieder …«

Ich platzte beinahe vor Wut. »Über Elaine will ich nicht reden! Niemals! Wenn dir das nicht passt, dann scher dich zum Teufel und lass mich allein arbeiten!«

Michael starrte mich entrüstet an, was aber vermutlich eher an meiner Wortwahl als an irgendetwas anderem lag. »Ich rede über Susan. Wenn du sie liebst, dann solltest du sie heiraten.«

»Ich bin ein Magier. Ich habe keine Zeit für ein Eheleben.«

»Ich bin ein Ritter«, erwiderte Michael. »Und ich habe die Zeit dazu. Es ist der Mühe wert. Du bist zu viel allein, und das merkt man dir an.«

Wieder funkelte ich ihn an. »Was meinst du damit?«

»Du bist griesgrämig. Du isolierst dich immer mehr. Du brauchst Kontakte zu anderen Menschen. Du stehst kurz davor, einen dunklen Weg einzuschlagen.«

»Michael«, fauchte ich, »ich kann jetzt keine Vorträge gebrauchen und erst recht keine Predigt, die mich bekehren soll. Ich brauche keine Vorhaltungen, dass ich den dunklen Mächten abschwören soll, ehe sie mich verschlingen. Nicht schon wieder. Gib mir lieber Rückendeckung, während ich mich um dieses Durcheinander kümmere.«

Das Cook County Hospital kam in Sicht, und ich wendete vorschriftswidrig, um den Käfer in die Einfahrt der Notaufnahme zu lenken.

Michael löste seinen Sicherheitsgurt, bevor das Auto stand, und holte sein riesiges Schwert vom Rücksitz. Es war anderthalb Meter lang und steckte in einer schwarzen Scheide. Er stieg aus und gürtete die Waffe. Dann holte er eine weiße Kutte mit einem roten Kreuz auf der linken Brust heraus und warf sie sich mit geübten Bewegungen über die Schultern. Mit einem silbernen Kreuz verschloss er die Uniform vor der Brust. Die Kutte passte nicht recht zu seinem Flanellhemd, den Jeans und den Arbeitsstiefeln mit den Stahlkappen.

»Kannst du nicht wenigstens die Kutte weglassen?«, klagte ich, während ich die Fahrertür öffnete. Ich entfaltete mich, nachdem ich auf dem Fahrersitz eingeklemmt gewesen war, streckte die langen Beine und holte auch meine Ausrüstung vom Rücksitz – meinen neuen Magierstab und den Sprengstock, beide frisch geschnitzt und an den Enden noch leicht grün.

Michael sah mich verletzt an. »Die Kutte ist ebenso ein Symbol für meine Arbeit wie das Schwert. Außerdem ist er lange nicht so lächerlich wie dein Mantel.«

Ich warf einen Blick an mir hinunter und besah mir kurz den schwarzen Ledermantel mit den großen Aufschlägen, der angenehm schwer auf meinen Schultern lag und um meine Beine wallte. Meine schwarzen Jeans und das dunkle Westernhemd waren um ein paar Jahrtausende modischer als Michaels Aufzug. »Was stimmt damit nicht?«

»So was gehört in Filme wie Eldorado«, sagte...

Erscheint lt. Verlag 18.1.2023
Reihe/Serie Die Harry-Dresden-Serie
Übersetzer Jürgen Langowski
Sprache deutsch
Original-Titel Grave Peril (The Dresden Files 3)
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 2023 • Ben Aaronovitch • benedict jacka • Bestsellersserie • Bluthunger • Chicago • Das Reich der Vampire • Dresden Files • Drogen • eBooks • empire of the vampire • Fantasy • Feenzorn • Grabesruhe • Harry Blackstone Copperfield Dresden • Jay Kristoff • Kevin Hearne • Krimi • Kriminalroman • Kriminalromane • Krimis • Magier • Neuerscheinung • New York Times Besteller • New York Times Bestseller • Paul Blackthorne • Privatdetektiv • Schwarzmagier • Serie • Silberlinge • Sturmnacht • Tanz der Vampire • Urban Fantasy • Vampir • Wolfsjagd
ISBN-10 3-641-29103-8 / 3641291038
ISBN-13 978-3-641-29103-7 / 9783641291037
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