Der Geist von London (eBook)

Spiegel-Bestseller
Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023
432 Seiten
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-641-29071-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Geist von London - Benedict Jacka
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Besessen von einem bösen Geist? Der neunte Roman der SPIEGEL-Bestseller-Serie von Benedict Jacka.
Die Weißmagier und die Schwarzmagier Englands stehen sich unversöhnlich gegenüber. Ein übernatürlicher Bürgerkrieg scheint unausweichlich. Der Hellseher Alex Verus tut sein Bestes, um das zu verhindern, während andere Mitglieder des Rats der Weißmagie genau das herbeizusehnen scheinen. Einig ist man sich nur, dass man den Anführer der Schwarzmagier - Alex' ehemaligen Mentor Richard Drakh - beseitigen muss. Die Wächter stellen ihm eine Falle. Doch Alex ist sich nicht sicher, wer wirklich die Fäden in der Hand hält. Dabei hat der Hellseher ein noch viel drängenderes Problem: Seine Freundin Anne hatte mit einem Ringgeist Kontakt und könnte von diesem besessen sein. Und dann wäre nicht nur sie in größter Gefahr, sondern auch alle, die sie liebt.


Die Alex-Verus-Bestseller von Benedict Jacka bei Blanvalet:
1. Das Labyrinth von London
2. Das Ritual von London
3. Der Magier von London
4. Der Wächter von London
5. Der Meister von London
6. Das Rätsel von London
7. Die Mörder von London
8. Der Gefangene von London
9. Der Geist von London
10. Die Verdammten von London
11. Der Jäger von London
12. Der Retter von London

Benedict Jacka (geboren 1980) ist halb Australier und halb Armenier, wuchs aber in London auf. Er war 18 Jahre alt, als er an einem regnerischen Tag im November in der Schulbibliothek saß und anstatt Hausaufgaben zu machen, Notizen für seinen ersten Roman in sein Schulheft schrieb. Wenig später studierte er in Cambridge Philosophie und arbeitete anschließend als Lehrer, Türsteher und Angestellter im öffentlichen Dienst. Das Schreiben gab er dabei nie auf, doch bis zu seiner ersten Veröffentlichung vergingen noch sieben Jahre. Er betreibt Kampfsport und ist ein guter Tänzer. In seiner Freizeit fährt er außerdem gerne Skateboard und spielt Brettspiele.


1


Die Fabrik hatte sich in fünf Jahren nicht sonderlich verändert. Das Gebäude war immer noch braungrau, Dreck auf Backstein, und die rostigen Klingendrahtrollen drängten sich wie eh und je auf den Mauerkronen. Vom Dach aus blickte ich auf den ehemaligen Parkplatz und in die Fenster der Fabrik hinab. Nichts regte sich, aber das war egal: Ich wusste, was sich im Innern befand. Rechts ragten die Wolkenkratzer von Canary Wharf in die Nacht auf, glitzernde gelbweiße Nadelspitzen auf dem dunklen Wasser der Themse, und darüber die Zwillingswarnleuchte des pyramidenförmigen Turms. Das Brummen eines Schiffsmotors vermischte sich mit dem leisen Rauschen der Wellen, verschmolzen zum Klang Londons.

Es war Juni, und doch war die Nacht nicht warm. Eine Brise vom Wasser her kühlte die Luft und sorgte dafür, dass meine Rüstung angenehm auf der Haut lag. Sie besteht aus Platten und Meshgewebe und ist ein durchwobener Gegenstand, der auf seine Art lebendig ist. Wenn ich mich auf sie konzentrierte, spürte ich ihre Präsenz, aufmerksam und wachsam. In meiner Tasche befand sich ein weiterer durchwobener Gegenstand – ein Traumstein –, und ein dritter war in dieser Fabrik verborgen. Was die drei Gegenstände anging, war ich nur froh über meine Rüstung. Sie war vielleicht nicht besonders mächtig, doch ich hatte gelernt, ihr zu vertrauen, denn ihr reaktives Mesh hatte mir mehr als einmal das Leben gerettet. Sie konnte Messer und Geschosse ablenken, vielleicht sogar einen Zauber von einem Kampfmagier.

Vorausgesetzt, dem Kampfmagier blieb vorab keine Zeit, die Rüstung zu untersuchen und herauszufinden, wie viel Macht er genau aufwenden musste, um sie zu durchbohren.

Hinter mir erklang eine Stimme. »Hey.«

»Korrekte Anredeform, bitte«, erwiderte ich abwesend. Normalerweise laufe ich bei Kollegen unter Verus und bei Freunden unter Alex. Vor acht Monaten hatte ich jedoch einen neuen Titel erworben.

Der Mann hinter mir verzog das Gesicht, dachte, ich könnte ihn nicht sehen. Er war jung, mit kurz geschnittenem Haar und schmalem Gesicht; die letzten paar Minuten hatte er auf meinen Rücken gestarrt. Sein Name war Chimaera, er war der neueste und jüngste Wächter, der mit mir zusammen für diesen Auftrag abgestellt worden war.

»Ratsmitglied«, sagte Chimaera widerwillig. »Gehen wir rein?«

»Geduld«, antwortete ich. Sergeant Little würde anrufen, jedoch erst in zwei bis fünf Minuten. Daher war ich hier hinaufgegangen, um die Aussicht zu genießen und abzuwarten, ob Chimaera etwas gegen mich unternehmen würde. Bisher hatte er sich unauffällig verhalten, aber ich hatte Möglichkeiten aufflackern sehen, in denen er etwas tat, also stand ich weiter mit dem Rücken zu ihm und wartete, ob er der Versuchung doch noch erliegen würde. Ich fragte mich, ob Chimaera sich freiwillig gemeldet oder ob jemand ihn hierher beordert hatte. Das würde ich überprüfen, sobald ich die Zeit hätte.

Während ich so dastand, musste ich daran denken, wie ich zum ersten Mal bei der Fabrik gewesen war. Damals hatte ich einen Barghest gejagt, und danach hatte ich mich mit Luna hier oben auf dem Dach getroffen und sie davor gewarnt, dass die Wächter, die heute noch mit uns zusammenarbeiteten, morgen schon unsere Feinde sein könnten. Ich hatte geglaubt, ich wäre erfahren; rückblickend war ich auf meine Art ebenso naiv gewesen wie sie. Damals hatte ich den Rat als Einheit betrachtet, mit der man arbeitete oder der man misstraute. Doch er war alles andere als das: Er bestand aus tausend Individuen, jedes mit eigenen Motiven und Agenden. Vertrauen spielte da keine Rolle; man arbeitet mit den Werkzeugen, die man bekam.

Mein Kommunikator würde gleich ping machen, und die kurzfristigen Zukünfte waren ruhig. Chimaera würde nichts unternehmen. Schade. Ich wartete darauf, dass die Stimme in meinem Ohr meinen Namen sagte, bevor ich antwortete. »Verus.«

»Wir sind bereit«, sagte Sergeant Little.

»Komme«, erwiderte ich und drehte mich um. »Es geht los.«

Chimaera nickte. Ich spürte seinen Blick den ganzen Weg hinab auf meinem Rücken.

Die Männer hatten sich bereits versammelt. Es waren zwanzig von der Ratssicherheit, bewaffnet und gepanzert, angeführt von einem kompakten, tough aussehenden Mann mit scharfblickenden blauen Augen namens Sergeant Little. Von den beiden Wächtern kannte ich nur Ilmarin näher, einen großen Veteranen mit langem Gesicht. Die andere, Saffron, war eine kräftig gebaute Frau, die meist mittels Grunzlauten kommunizierte.

»Unser Ziel ist in der Fabrik«, sagte ich. »Sowohl er als auch die Leute, die er angestiftet hat. Sergeant, nehmen Sie genug Leute mit, um die Ausgänge zu überwachen. Der Rest von uns geht durch die Vordertür rein.«

»Einsatzregeln?«, fragte Little. Das war eine gute Frage, jedoch eine ohne gute Antwort.

»Nicht töten, wenn möglich. Denkt dran, das sind Zivilisten.«

Der Sergeant nickte bedächtig, doch ich spürte seine Skepsis. Einer der anderen Männer war nicht so zurückhaltend. »Bei allem nötigen Respekt, Sir, aber das wird nicht so einfach, falls sie auf uns schießen.«

»Ich gehe vor«, sagte ich. »Die Wächter Saffron und Ilmarin stehen ebenfalls bei. Wir entwaffnen so viele wir können.«

»Was ist mit mir?«, fragte Chimaera.

»Du bist die Nachhut.«

»Warum sollte ich …?«

»Weil Ilmarin und Saffron sie überwältigen können, ohne zu töten«, sagte ich. Ilmarin war ein Luftmagier und Saffron eine Geistmagierin. »Du nicht. Es sei denn, du hast vor, sie nur halb zu grillen.«

Chimaera blickte finster drein. Feuermagier sind berüchtigt dafür, ihre Fähigkeit nur schlecht mit nicht tödlichem Ergebnis einsetzen zu können, und auf Kritik reagieren sie auch nicht gerade positiv. »Willst du was beweisen, indem du zuerst reingehst?«

Ich sah, wie sich etwas in den Mienen der Sicherheitsleute veränderte, mehrere blickten Chimaera mit einem Ausdruck an, der ein wenig zu neutral war. Der Rat hat die Angewohnheit, seine Sicherheitskräfte zur Sichtung einzusetzen. Muss also jemand zuerst durch eine Tür, dann für gewöhnlich ein Mitglied der Ratssicherheit, ungefähr so wie man etwas Suspektes erst mal mit einem langen Stock anstupst. Manchmal stellt sich dieses Etwas als Bombe heraus, was blöd ist für den Stock. Die Männer (und es sind fast ausschließlich Männer) der Ratssicherheit sind sich des Risikos bewusst, das ihr Job mit sich bringt, und sie werden gut bezahlt; trotzdem wird niemand gern an seine Entbehrlichkeit erinnert. Ilmarin warf Chimaera einen durchdringenden Blick zu, den der jüngere Mann nicht bemerkte.

»Bringt man Wächtern heutzutage so eine Disziplin bei?« Ich sprach nicht lauter, wandte auch den Blick nicht von Chimaera. »Du wurdest meinem Kommando unterstellt. Wenn du damit ein Problem hast, verschwinde.«

Chimaera blickte finster, sagte aber nichts. Ich wartete kurz, dann wandte ich mich wieder den anderen zu. »Das Hauptziel ist unverändert. Denkt dran, dieses Ding kann über eine unbegrenzte Anzahl Hörige verfügen. Es dauert eine gewisse Zeit, bis es jemanden unter seiner Kontrolle hat, doch dann behält es sie. Das heißt, je länger wir dieses Problem belassen, desto schlimmer wird es.«

»Was ist mit dem Träger?«, fragte Sergeant Little.

»Keine Beschränkung«, antwortete ich. »Schaltet ihn aus, egal wie.« Den Kerl hätte ich zwar gerne lebend erwischt, aber ich verlangte auch so schon genug von den Männern. Ich sah mich um. »Fragen?«

Die Gruppe blickte mich an. Niemand sagte etwas. »Okay. Ausschwärmen.«

Aus der Nähe ragte die Fabrik wie ein monströser Schatten auf. Orangefarbenes Licht von den Straßenlaternen erhellte die Mauern oben, während das Erdgeschoss in Dunkelheit gehüllt war.

»Einer am Tor«, sagte Ilmarin leise in meinem Ohr.

Ich nickte. Ich hätte heranpirschen und ihn ausschalten können, aber wir konnten es uns leisten, langsam vorzugehen.

»Saffron?«

Die Geistmagierin beugte sich vor und um den Zaun herum, starrte in die Schatten an der Eingangstür. Ich spürte den Zauber, eine Art rhythmischen Sog. Geistmagie ist schwer wahrnehmbar; es ist selbst dann nicht leicht, die Details eines Spruchs zu erkennen, wenn man weiß, worauf man achten muss. Dreißig Sekunden vergingen, eine Minute, dann sah ich eine dunkle Gestalt zu Boden sinken. Die Zukünfte, in denen der Alarm ausgelöst wurde, verschwanden.

Wir rückten vor, die Sicherheitsmänner folgten uns. An der Tür schaltete ich meine Lampe an, leuchtete hinab. Der Strahl zeigte einen Jugendlichen von vielleicht siebzehn oder achtzehn Jahren in dreckigen Klamotten. Er schlief tief und fest, atmete langsam und ruhig, und auf seinem Kopf saß eine Kappe aus einem silbernen Geflecht.

»So kontrolliert es sie?«, fragte Sergeant Little leise.

Ich nickte. Die Ratsaufzeichnungen zu diesem Ding waren gründlich, und sie enthielten Skizzen von ähnlichen Instrumenten. Die Kappe war aus Metall gefertigt, grob verlötet und um den Schädel des Jungen befestigt. »Wie lange würdest du brauchen, um das runterzubekommen?«, fragte ich Saffron.

Sie zuckte mit den Schultern.

Was hieß, dass ich nicht darauf bauen durfte, dass sie es schnell genug hinbekäme. »Leg ihm Handschellen an und bring ihn in die Einfassung«, sagte ich. Dieser hier hatte keine Schusswaffe; das würde anders werden, wenn wir drin wären.

Littles Männer trugen den schlafenden Jungen weg, während Ilmarin sich an der Tür zu schaffen machte. Sie öffnete sich schnell, und wir gingen hinein.

Wachsam...

Erscheint lt. Verlag 22.2.2023
Reihe/Serie Alex Verus
Alex Verus
Übersetzer Michelle Gyo
Sprache deutsch
Original-Titel Marked (Alex Verus 9)
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 2023 • Alex Verus • Ben Aaronovitch • Beschützer • Das Labyrinth von London • Das Rätsel von London • Das Ritual von London • Der Gefangene von London • Der Magier von London • Der Meister von London • Die Mörder von London • Die Wächter von London • eBooks • Fantasy • Fantasy Neuerscheinung 2023 • Harry Dresden • Hellsehen • Intrigen • Jim Butcher • Kampf gegen das Böse • Kevin Hearne • Krimi • London • Magie • Neuerscheinung • Peter Grant • Schwarze Magie • spiegel bestseller • Spiegel Bestsellerautor • Tinte und Siegel • Todesstrafe • Todesurteil • Urban Fantasy • Verbrechen • Verschwörung • Wächter • Wahrsager • Zauberer
ISBN-10 3-641-29071-6 / 3641290716
ISBN-13 978-3-641-29071-9 / 9783641290719
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