Hamish Macbeth vergeht das Grinsen (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
286 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-2822-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hamish Macbeth vergeht das Grinsen -  M. C. Beaton
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Hamish Macbeth fühlt einem Mörder auf den Zahn

In Schottland wird Sparsamkeit ebenso bewundert wie schöne Zähne. Daher haben Dr. Frederick Gilchrists günstige Preise und sein Talent, Zähne beinah schmerzfrei zu ziehen, dem Arzt eine große Patientenschar eingebracht. Vor allem die Damen rennen ihm die Tür ein. Weisere Highlander - wie Hamish Macbeth - halten sich trotzdem von seinen allzu beschäftigten Händen fern. Dann beginnt jedoch ein Zahn in Hamishs Mund unaufhörlich zu pochen, und absolute Todesqualen treiben den Dorfpolizisten in Gilchrists Praxis. Dort stolpert er allerdings über die Leiche des stadtbekannten Womanizers - und Hamish hat sofort eine Menge eifersüchtige Ehemänner als mögliche Täter im Visier ...



M. C. Beaton ist ein Pseudonym der schottischen Autorin Marion Chesney. Nachdem sie lange als Theaterkritikerin und Journalistin für verschiedene britische Zeitungen tätig war, beschloss sie, sich ganz der Schriftstellerei zu widmen. Mit ihren Krimi-Reihen um die englische Detektivin Agatha Raisin und den schottischen Dorfpolizisten Hamish Macbeth feierte sie weltweit große Erfolge. Sie verstarb im Dezember 2019 im Alter von 83 Jahren.

M. C. Beaton ist ein Pseudonym der schottischen Autorin Marion Chesney. Nachdem sie lange als Theaterkritikerin und Journalistin für verschiedene britische Zeitungen tätig war, beschloss sie, sich ganz der Schriftstellerei zu widmen. Mit ihren Krimi-Reihen um die englische Detektivin Agatha Raisin und den schottischen Dorfpolizisten Hamish Macbeth feierte sie weltweit große Erfolge. Sie verstarb im Dezember 2019 im Alter von 83 Jahren.

Kapitel 1


Noch nie gab’s einen Philosophen,
der Zahnweh ohn’ Jammer ertrug.

WILLIAM SHAKESPEARE

Es war ein kühler Herbsttag in den schottischen Highlands, als Police Constable Hamish Macbeth in der Hölle erwachte.

Seine ganze eine Kieferseite tat bestialisch weh.

Zahnschmerzen. Die Sorte Zahnschmerzen, die so schlimm war, dass sich unmöglich sagen ließ, welcher Zahn betroffen war, weil sie alle wehtaten.

Sein Zahnarzt war in Inverness, und Hamish hatte das Gefühl, dass er die weite Fahrt dorthin nicht aushalten würde. Lochdubh, das Dorf, in dem sich seine Polizeiwache befand, hatte keine Zahnarztpraxis. Die nächste war in Braikie, einer zwanzig Meilen entfernten Kleinstadt. Und der dortige Zahnarzt war Frederick Gilchrist.

Das Problem war, dass Hamish Macbeth noch alle seine Zähne besaß und sie auch behalten wollte; Mr. Gilchrist jedoch stand in dem Ruf, Zähne lieber auszureißen, als sie zu retten. Was den Einheimischen hier sehr recht war, denn ihnen war es bis heute lieber, sich die Zähne ziehen zu lassen und »schöne« Gebisse zu bekommen. Und dieser Tage, da jede zahnärztliche Behandlung ein kleines Vermögen kostete, war Gilchrist auch noch billig.

Eine Touristin hatte sich im Sommer bitterlich beklagt, Gilchrist hätte ihr den australischen Kontinentalgraben verpasst. Australische Zahnärzte standen in dem unverdienten Ruf, ihren Bohrer über so viele Zähne wie möglich gleiten zu lassen, um sich auf diese Weise lukrative Stammkunden zu verschaffen. Und obwohl Mr. Gilchrist Schotte war, hieß es allgemein, dass er diese vermeintliche australische Übeltat beging.

Mrs. Harrison, eine Witwe aus dem Ort, unterstellte ihm obendrein, sie sexuell belästigt zu haben, als sie betäubt gewesen war. Andererseits war Mrs. Harrison eine seltsame Frau, die grundsätzlich zu denken schien, dass alle Männer hinter ihr her waren. Deshalb wurde ihre Beschuldigung nicht sehr ernst genommen. Und da sie es nicht der Polizei meldete, sondern nur jedem erzählte, der ihr zuhörte, gab es für Hamish keinen Grund, der Sache nachzugehen.

Doch die Schmerzen waren so übel, dass er sich kaum angezogen hatte, als er beschloss, einen Zahn zu opfern.

Er wählte Gilchrists Nummer. Die Sprechstundenhilfe, Maggie Bane, meldete sich und teilte Hamish auf dessen verzweifelten Hilferuf mit, er müsse vorbeikommen und abwarten, ob er drangenommen werden könnte. Mr. Gilchrist sei sehr beschäftigt. »Kommen Sie um drei, vielleicht nimmt er Sie dazwischen.«

Hinterher ging Hamish ins Bad und suchte in dem Hängeschrank nach Aspirin, fand aber keines. Verärgert knallte er die Schranktür zu. Darauf krachte der Schrank von der Wand aufs Waschbecken, sodass ein Riss im Porzellan entstand, ehe große Glasscherben von der Spiegeltür auf den Fußboden hagelten.

Durch einen Nebel von Schmerz blickte Hamish auf seine Uhr. Acht Uhr morgens. Gütiger Gott, bis zum Nachmittag würde er nicht überleben. In seiner alten Polizeiuniform und gekrümmt vor Pein verließ der schlaksige Constable die Wache und eilte am Wasser entlang zu Dr. Brodies Haus.

Angela, die Arztfrau, öffnete ihm im Morgenmantel. »Oh, Hamish, Sie sind aber früh«, rief sie.

»Ich brauche Hilfe«, stöhnte er. »Ich sterbe!«

»Kommen Sie rein. Er ist in der Küche.«

Dr. Brodie saß in einem Kamelhaarmorgenmantel am Küchentisch und blickte auf, als Hamish hereinkam, einen Marmeladentoast halb zum Mund erhoben. »Hamish! Sie sehen aus wie der Tod auf Stelzen!«

»Sie müssen mir ganz schnell etwas geben«, stammelte Hamish Macbeth und packte Dr. Brodies Arm. »Ich habe mörderische Schmerzen. Ich habe Zahnweh!«

»Sie wirken eher, als hätten Sie Rinderwahnsinn«, erwiderte Dr. Brodie und befreite seinen Arm aus dem Griff. »Ach, setzen Sie sich hin, und ich hole meine Tasche.«

Hamish sackte auf einen Stuhl und hielt sich die Wange. Eine von Angelas Katzen sprang auf den Tisch, beäugte den Besucher interessiert und begann dann, Milch aus dem Krug zu schlecken.

Dr. Brodie kehrte mit seiner Tasche zurück, öffnete sie und nahm eine kleine Taschenlampe heraus. »Jetzt den Mund weit auf, Hamish. Welcher Zahn ist es?«

»Wie es sich anfühlt, sind es alle«, antwortete Hamish, öffnete den Mund und zeigte zu seinem linken Unterkiefer.

Dr. Brodie leuchtete ihm in den Mund. »Ah ja, böse.«

»Was?«, fragte Hamish.

»Sie haben da einen Abszess. Der untere Backenzahn. Puh! Ich glaube nicht, dass ein Zahnarzt da viel machen kann, ehe die Entzündung raus ist. Ich spritze Ihnen ein Antibiotikum. Dafür muss ich in die Praxis. Bleiben Sie hier. Angela gibt Ihnen einen Kaffee. Ich muss mich anziehen.«

»Wohin spritzen Sie das Mittel?«

»In den Hintern.«

»Dann komme ich mit Ihnen.«

»Warum?«

Hamish wurde rot. »Ich will nicht, dass Ihre Frau meinen nackten Hintern sieht.«

Dr. Brodie lachte. »Bin ich froh, dass es doch noch eine Frau im Dorf gibt, der Sie Ihren Allerwertesten nicht zeigen wollen!«

Als er nach oben ging, um sich anzuziehen, wimmerte Hamish: »Keinen Kaffee, Angela. Ich habe so schreckliche Schmerzen, dass ich nichts essen oder trinken kann.«

»Sie sind eine Memme, Hamish Macbeth«, sagte Angela, auf deren schmalem Gesicht ein amüsiertes Grinsen erschien.

»Frauen!«, murrte Hamish. »Das ganze Gerede von mütterlichen Gefühlen und weiblichem Feingefühl ist nichts als ein Mythos.«

»Wenn der Abszess so schlimm ist, warum haben Sie es so weit kommen lassen?«

»Ich hatte nur ein kleines Ziepen ab und zu«, murmelte Hamish. »Und ich dachte, das käme von einer Erkältung.«

Wieder lächelte Angela, setzte sich an den Tisch und packte die Katze im Nacken, um sie herunterzuheben. Dann goss sie sich Milch in ihren Kaffee und nahm ein Buch auf. Bevor sie zu lesen begann, sagte sie: »Sicher ist Ihnen nicht nach Reden zumute.«

Hamish blickte sie verdrossen an und hielt sich weiter die Wange. Schließlich kam Dr. Brodie zurück. »Gehen wir in die Praxis, Hamish, und ersparen Ihnen das Rotwerden.«

Schweigend gingen sie am Wasser entlang. Es war ein kalter, windstiller Tag. Rauch stieg pfeilgerade aus den Schornsteinen der Cottages in die klare Luft auf. Ein Reiher segelte träge über Loch Lochdubh. Das Dorf Lochdubh in Sutherland – der nördlichsten Grafschaft auf dem britischen Festland – lag verträumt im blassen Sonnenlicht, während in dem traurigen Constable ein wahres Schmerzgewitter tobte.

Sobald sie in der Praxis waren, gab Dr. Brodie ihm die Spritze, schrieb ihm noch ein Rezept für antibiotische Tabletten und wies ihn an, nach Hause zu gehen und sich hinzulegen.

Hamish erzählte ihm von seinem Termin bei Gilchrist.

»Den sagen Sie lieber ab«, sagte Dr. Brodie, »solange der Abszess noch so übel ist. Und überhaupt sollten Sie nicht zu Frederick Gilchrist gehen. Er wird den Zahn ziehen, und das muss heutzutage nicht mehr sein. In Inverness sind Sie besser aufgehoben. Über Gilchrist kursieren einige furchtbare Geschichten.«

Hamish schleppte sich zurück zur Polizeiwache. Unterwegs kaufte er Aspirin bei Patel, der den Dorfladen betrieb. Das Antibiotikum musste er später besorgen. Zu Hause nahm er drei Aspirin-Tabletten, die er mit einem Glas Whisky herunterspülte. Dann zog er sich langsam aus, stieg zurück ins Bett und wünschte sich, der Schmerz würde nachlassen. Um sich abzulenken, fing er an, über Gilchrist und alle Gerüchte über den Mann nachzudenken, und darüber schlief er ein.

Zwei Stunden später wachte er auf. Der Schmerz war beinahe weg, doch Hamish traute sich nicht aufzustehen, weil er fürchtete, dass es dann wieder übler werden würde. Er verschränkte die Hände unter dem Kopf und starrte an die Zimmerdecke.

Ihm fehlte sein Hund Towser, der unerwartet gestorben war. Towser hätte nun am Fußende gelegen und mit dem Schwanz gewedelt, und Hamish hätte das Gefühl gehabt, zumindest ein Wesen auf der großen weiten Welt interessierte sich für sein Leid.

Priscilla Halburton-Smythe, die einstige Liebe seines Lebens, war zu Freunden nach London gereist, und bisher war keine andere Frau aufgetaucht, um die Lücke zu füllen, die sie hinterlassen hatte. Sie waren einmal inoffiziell verlobt gewesen, aber das hatte Hamish wegen Priscillas seltsamer Kälte beendet, die sie jedes Mal an den Tag legte, wenn er mit ihr schlafen wollte. Er vermisste sie, versuchte sich jedoch einzureden, dass Priscilla zu vermissen schlicht zur Gewohnheit geworden war.

Abermals schweiften seine Gedanken zu Gilchrist ab, und seine Highlander-Neugier auf den Zahnarzt war nun endgültig geweckt. Hamish war dem Mann nie begegnet. Er würde anrufen und sagen, dass er heute nicht kommen könne, und einen neuen Termin ausmachen. Falls Gilchrist auch bloß andeutete, den Zahn ziehen zu wollen, würde Hamish vom Zahnarztstuhl springen und nach Inverness fahren. Doch auf diese Weise könnte er den Zahnarzt einmal sehen und sich eine eigene Meinung bilden.

Es war allzu leicht, in den schottischen Highlands seinen Ruf zu verlieren. Hier, wo alles zu einer gewaltigen Geschichte aufgebauscht und mit jedem Erzählen noch ein bisschen mehr ausgeschmückt wurde.

Das Bürotelefon läutete schrill. Vorsichtig stand Hamish auf. Der Besitzer eines Hotels fünfzehn Meilen entfernt an der Straße nach Lairg rief an und meldete, dass vergangene Nacht bei ihm eingebrochen worden war.

Hamish versprach, so bald wie möglich bei ihm zu sein, zog sich wieder an, stieg in den Land Rover der Polizei und fuhr zum Scotsman...

Erscheint lt. Verlag 31.3.2023
Reihe/Serie Schottland-Krimis
Schottland-Krimis
Übersetzer Sabine Schilasky
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel Death of a Dentist
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Agatha Christie • agatha raisin • Ann Granger • Cosy Crime • England • Englisch • Ermittler • Häkelkrimi • Highlands • jessica campbell • Krimis • Landhauskrimi • Miss Marple • Mitchell und Markby • Mord in bester Tradition • Polizei • Polizist • Schottland • Wohlfühlkrimi
ISBN-10 3-7517-2822-8 / 3751728228
ISBN-13 978-3-7517-2822-5 / 9783751728225
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