Lassiter 2599 (eBook)

Sechs Patronen und ein Tango

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Aufl. 2022
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-3353-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lassiter 2599 - Jack Slade
Systemvoraussetzungen
1,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Stets aufs Neue hatte man John Wright versichert, dass vom berüchtigten Swan Peak kein Mann lebend zurückkehre. Die Wagemutigen, die sich auf den härtesten Kutschwettstreit Amerikas einließen, mussten Widrigkeiten durchleiden, die selbst die Tapfersten in die Knie zwangen. Sie starben an windumtosten Hängen, stürzten mit ihren Gespannen in gähnende Abgründe, retteten sich mit letzter Kraft auf frostige Gletscher, ehe sie bitterlich erfroren. Sie schossen aufeinander, stießen sich von den Kutschböcken oder lockerten die Achsbolzen an den Wagen ihrer Rivalen. Das Swan-Peak-Rennen im Westen Montanas war ein Garant für den Tod.
Trotzdem unterschrieb Wright an diesem Morgen. Er wollte und musste das Herz der Frau erstreiten, um derentwillen Männer aus allen Winkeln des Landes solche Strapazen auf sich nahmen...


Sechs
Patronen
und ein
Tango

Stets aufs Neue hatte man John Wright versichert, dass vom berüchtigten Swan Peak kein Mann lebend zurückkehre. Die Wagemutigen, die sich auf den härtesten Kutschwettstreit Amerikas einließen, mussten Widrigkeiten durchleiden, die selbst die Tapfersten in die Knie zwangen. Sie starben an windumtosten Hängen, stürzten mit ihren Gespannen in gähnende Abgründe, retteten sich mit letzter Kraft auf frostige Gletscher, ehe sie bitterlich erfroren. Sie schossen aufeinander, stießen sich von den Kutschböcken oder lockerten die Achsbolzen an den Wagen ihrer Rivalen. Das Swan-Peak-Rennen im Westen Montanas war ein Garant für den Tod.

Trotzdem unterschrieb Wright an diesem Morgen. Er wollte und musste das Herz der Frau erstreiten, um derentwillen Männer aus allen Winkeln des Landes solche Strapazen auf sich nahmen ...

Swan Valley, Montana, zwei Jahre zuvor

Sie trafen einander in der Hütte am Honey Lake. Das Holzbohlenhaus mit der angeschlossenen Proviantkammer stand auf einer Lichtung am See und war seit Jahren nicht benutzt worden. Die Holzfäller von Cozzens Lumber hatten es errichtet, als sie vor zwanzig Jahren ins Swan Valley gekommen waren und die Pinien zu Hunderten gefällt hatten. Sie waren Barbaren gewesen, die kein Auge für die Schönheit dieser Landschaft besessen hatten.

»Alpenglühen«, sagte Dunlop. Er wies auf die schneebedeckten Berge, die in der Abendsonne leuchteten. »Die Deutschen nennen es Alpenglühen. Ich hab' oft davon gelesen, als ich in Europa war.«

Kaum eine Begegnung zwischen ihnen verstrich, ohne dass Dunlop damit prahlte, wie oft er mit dem Atlantikdampfer hinüber nach Europa fuhr. Er hatte einen Kommissionshandel, über den er Textilwaren verkaufte, und offenkundig brachten ihm Jaconetkleider und Damastdecken solche Reichtümer ein, dass Samuel P. DeEllis ihn um Geld anbetteln konnte.

»Ganz zauberhaft«, sagt DeEllis und hing seinen Gedanken nach. Er sann über seine Tochter Heather nach, die von dieser Zusammenkunft nichts wusste. »Ich habe uns Braten mitgebracht, den Ann zubereitet hat. Sie ist eine Meisterin bei den Soßen.«

Sie führten die Pferde unter den Pinienbäumen entlang, in deren Kronen der Wind flüsterte. Der Herbst hatte sich in diesem Jahr mit milden Stürmen angekündigt, die keinen Schaden in DeEllis' Wagenfabrik angerichtet hatte. Die Bilanz lief auf fünfzig Governor-Kaleschen hinaus, die sie dieses Jahr zum Eisenbahnanschluss nach Condon bringen würden.

»Ann versteht sich auf allerlei«, sagte Dunlop und band das Pferd fest. Er war ein grobschlächtiger Mann mit breiten Schultern und tiefen Nackenfalten. »Aber mich kümmert deine Frau nicht, Sam. Ich will Heather haben.« Er grinste breit. »Sie geht mir nicht mehr aus dem Sinn.«

Zum ersten Mal hatten sich Robert Dunlop und DeEllis' Tochter Heather auf eine Landwirtschaftsmesse in Reno gesehen. Sie hatten zusammen auf den Stühlen zwischen DeEllis' Messepult und dem Ticketschalter der Central Pacific Railroad gesessen und sich laut miteinander unterhalten. Dunlop hatte anzüglich gelacht, als Heather sich zu ihm gebeugt und ihr das Kleid von der Schulter gerutscht war.

»Du hast es nicht vergessen«, sagte DeEllis und lief einige Schritte voraus. Er sah nach den Wasserlilien auf dem See, die das Spiegelbild der schneebedeckten Swan Mountains störten. »Ich hatte geglaubt, wir hätten genug darüber gesprochen.«

Die Männer hatte nie in der Weise darüber geredet, die DeEllis für angemessen gehalten hätte. Sie hatten herumgealbert, was in diesem Fall hieß, dass Dunlop Scherze gemacht und DeEllis darüber gelacht hatte. Die meisten Späße waren auf Heathers Kosten gewesen.

»Keineswegs, Sam, keineswegs!«, meinte Dunlop und setzte sich auf die Bank vor der Hütte. Er streckte die Arme über den Kopf, schloss die Augen und genoss die Stille, die um diese Jahreszeit über dem See lag. Sowie im Frühjahr die Kraniche kamen, war es mit der Ruhe auf dem Wasser vorüber.

»Ich kann Heather nichts vorschreiben«, sagte DeEllis und nahm ebenfalls Platz. Er hatte mit Heather über Dunlops Heiratspläne gesprochen. Seine Tochter hatte sie schroff und energisch abgelehnt. »Sie hat ihren eigenen Kopf. Sie will einen jüngeren Mann.«

Fast fünfundzwanzig Jahre trennten den vierundfünfzigjährigen Dunlop von Heather, die im April ihren zwanzigstens Geburtstag gefeiert hatte. Er sah grotesk neben ihr aus, wie ein verwitterter Baum, den man neben eine blühende Orchidee stellte. Dunlop hatte diesen Einwand nie hingenommen.

»Ich... ich rede mit ihr«, fuhr DeEllis fort und seufzte. »Ich rede so lange mit ihr, wie du es willst. Aber sie wird ihre Meinung nicht ändern.« Er blinzelte zu Dunlop hinüber. »Du bist zu alt für sie.«

Der Atem des Kommissionshändlers ging eine Weile schwer, ehe Dunlop sich zu einer Antwort durchrang. Er wählte seine Worte mit Bedacht. »Ich will dir nicht drohen müssen, Sam. Sie ist die Frau, die ich von Herzen liebe.« Er beugte sich nach vorn, bis schimmernde Lichtflecken vom nahegelegenen Wasser auf seinen Wangen spielten. »Du schuldest mir, wenn ich nicht irre, über zweihunderttausend Dollar.«

Jeder verdammte Dollar dieses Darlehens war in die Fabrikation der Governor-Kalesche geflossen, die DeEllis' Geschäftspartner Thomas Lamberth konstruiert hatte. Lamberth war vor etwas mehr als einem Jahr gestorben. Er hatte der Manufaktur DeEllis & Lamberth gewaltige Verluste beschert, obwohl die Verkäufe gut liefen.

»Ich verkaufe dir Heather nicht«, brummte DeEllis und blickte auf den See hinaus. Er spürte Wut in sich aufsteigen. »Du musst hinnehmen, dass Heather dich nicht will. Es wäre eine Gnade für DeEllis & Lamberth, wenn ihr heiraten würdet.« Er verstummte für einen Moment. »Aber ich kann Heather nicht meinen Schulden opfern.«

Dunlop schluckte und strich mit der Hand über die faltige Haut an seinem Hals. Er räusperte sich und drehte den Kopf zu DeEllis. »Sollte Heather je einen anderen Mann heiraten, lasse ich dich töten.« Er verzog den Mund zu einem sachten Lächeln. »Ich finde jemanden dafür.«

Über den See flog ein Schwarm Büffelenten hinweg und ließ sich vor dem Schilf nieder. Die anmutigen Tiere mit der grünglänzenden Stirnmaske glitten durchs Wasser und schüttelten ihre Gefieder auf.

DeEllis traute seinen Ohren nicht. »Du treibst wieder Späße mit mir? Ich zahle meine Schulden zurück.« Er rechnete an den Fingern vor. »Vierzig Kaleschen gehen bis Dezember an die kanadische Generalvertretung. Sie füllen die Bücher bis zum letzten Blatt.«

Schlagartig richtete sich Dunlop auf, trat vor DeEllis und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Ich scherze nie über den Tod. Ich lasse dich töten, sobald du Heather mit einem anderen Mann verheiratest.« Er stieß mit der Stiefelspitze gegen DeEllis' linkes Schienbein. »Vertraue mir lieber, Sam.«

Swan Valley, Montana, Juni 1883

Niemand hatte Lassiter an diesem Morgen gesehen oder gehört, obwohl seine Begegnung mit der Korrespondentin Patricia Richmond überaus auffällig gewesen war. Er hatte die Condon-Courier-Schreiberin im Depot der Central Pacific Railroad in Empfang genommen, als Dutzende Reisende an ihnen vorbeigeströmt und Gepäck vorübergetragen worden war. Die attraktive junge Frau hatte Lassiter beim Hemdkragen gepackt und auf der Stelle geküsst.

Nun lag Patricia nackt neben Lassiter.

Sie hielt ihren Notizblock in die Luft, kritzelte ein paar Zeilen über ihre flüchtige Zusammenkunft hinein und hielt fest, dass vor ihr niemand Lassiter bemerkt hätte. Sie blätterte die anderen Notizen durch, legte den Block zur Seite und drehte sich zu Lassiter. »Keinen Schritt weiter, Mr. Lassiter. Ich muss später ins Büro.« Sie küsste den großen Mann. »Ich kann mir keine Verspätung leisten.«

Sie hatten es vier Stunden lang im Hotelbett getrieben, hatten einander grob gepackt und übereinander gewälzt, bis die Laken mit ihrem Schweiß vollgesogen gewesen waren. Sie hatten innige Küsse gewechselt, und als Patricia zu stöhnen begonnen hatte, war Lassiter mit ihren vollen Brüsten beschäftigt gewesen. Er hatte Patricia wie eine Feder in die Luft gehoben, hatte sie an der Wand genommen, vor der Kommode, am Waschzuber in der Ecke.

»Du wirst dich nicht verspäten«, versprach Lassiter und hielt sie am Handgelenk fest. Er schob zwei Finger zwischen Patricias Beine und tastete sich zu ihrer Scham vor. »Mir wäre Eile genauso recht. Ich muss einen Freund in Condon treffen.«

»Vorher willst du nicht auf mich verzichten?«, fragte Patricia und spreizte langsam die Beine. Sie fasste nach Lassiter und zog ihn über sich. »Ich könnte dich an den Courier verraten. Du bist offenbar ein Mann ohne Gesicht.« Sie schwang sich auf ihn. »Ich könnte es mir etwas kosten lassen, deinen Namen nicht...

Erscheint lt. Verlag 10.5.2022
Reihe/Serie Lassiter
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • Abenteurer • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • erotisch • Erwachsene • erwachsene Romantik • Exklusiv • für • g-f • GF • g f barner • g f unger • Indianer • jack-slade • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • lucky-luke • Männer • martin-wachter • Nackt • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • Sexy • sonder-edition • Unger • Western • Western-Erotik • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-3353-1 / 3751733531
ISBN-13 978-3-7517-3353-3 / 9783751733533
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von Anne Freytag

eBook Download (2023)
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
14,99
Roman. Aus den Memoiren der Herbjörg María Björnsson

von Hallgrímur Helgason

eBook Download (2011)
Tropen (Verlag)
9,99
Band 1: Lebe den Moment

von Elenay Christine van Lind

eBook Download (2023)
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
9,49