Stolz und Vorurteil (eBook)
512 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-29338-3 (ISBN)
Für die Familie Bennet wird es höchste Zeit, die drei ältesten der insgesamt fünf Töchter zu verheiraten. Kein leichtes Unterfangen für eine Familie auf dem Land, die nur über ein bescheidenes Vermögen verfügt. Ausgerechnet die intelligente Elizabeth, das Lieblingskind des Vaters, erweist sich als besonders schwierig. Zum allgemeinen Unverständnis schlägt sie den Antrag eines wohlsituierten Pfarrers aus. Dann lernt sie den gutaussehenden Mr. Darcy kennen, doch dieser scheint zunächst nur wenig Interesse an ihr zu haben ...
Stolz und Vorurteil ist die berühmteste Liebesgeschichte aller Zeiten und aus dem Kanon der Weltliteratur nicht mehr wegzudenken.
PENGUIN EDITION. Zeitlos, kultig, bunt. - Ausgezeichnet mit dem German Brand Award 2022
Jane Austen (1775-1817) wurde in Steventon, Hampshire, geboren und wuchs im elterlichen Pfarrhaus auf. Nach Meinung ihres Bruders führte sie »ein ereignisloses Leben«. Sie heiratete nie. Ihre literarische Welt war die des englischen Landadels, deren wohl kaschierte Abgründe sie mit feiner Ironie und Satire entlarvte. Psychologisches Feingefühl und eine lebendige Sprache machen ihre scheinbar konventionellen Liebesgeschichten zu einer spannenden Lektüre. Vor einigen Jahren wurde Jane Austen auch vom Kino wiederentdeckt: »Sinn und Sinnlichkeit« mit Emma Thompson und Kate Winslet gewann 1996 den Golden Globe als bester Film des Jahres und den Oscar für das beste Drehbuch; »Stolz und Vorurteil« mit Keira Knightley war 2006 für vier Oscars nominiert. »Emma« wurde 2009 von der BBC als vierteilige Fernsehserie gezeigt und mit einem Emmy ausgezeichnet. »Verstand und Gefühl« wurde 2011 gleich zweimal, 2014 ein weiteres Mal in modernen Adaptionen verfilmt. Im Hörverlag sind von Jane Austen bereits »Verstand und Gefühl«, »Northanger Abbey«, »Überredung«, »Mansfield Park«, »Überredung« und »Emma« als hochkarätige Hörspielinszenierungen erschienen.
Kapitel 32
Am nächsten Morgen befand sich Elizabeth allein zu Hause, denn Mrs Collins und Maria waren zum Einkaufen ins Dorf gegangen. Sie schrieb gerade an Jane, als sie von einem Läuten an der Tür aufgeschreckt wurde, dem sicheren Zeichen für Besuch. Da sie keine Kutsche gehört hatte, war es wahrscheinlich Lady Catherine, und besorgt räumte sie ihren halb fertigen Brief beiseite, um zudringliche Fragen zu vermeiden, doch als sich die Tür öffnete, trat zu ihrer großen Verblüffung Mr Darcy – und nur Mr Darcy – ins Zimmer.
Auch er schien erstaunt, dass er sie allein antraf, und bat für sein Eindringen um Entschuldigung. Er habe verstanden, es seien alle Damen hier im Zimmer.
Sie setzten sich, und nachdem Elizabeth die üblichen Fragen nach dem Wohlergehen auf Rosings gestellt hatte, drohten sie in völligem Schweigen zu versinken. Sie musste sich also unbedingt etwas einfallen lassen, und da ihr in dieser Notlage durch den Kopf ging, wann sie ihn zum letzten Mal in Hertfordshire gesehen hatte, und da sie überdies neugierig war, wie er sich wohl zu dem überstürzten Aufbruch äußern würde, sagte sie: »Wie plötzlich Sie alle im letzten November Netherfield verlassen haben, Mr Darcy! Mr Bingley muss angenehm überrascht gewesen sein, als er Sie alle so bald wiedersah, denn wenn ich mich recht entsinne, war er erst am Tag zuvor fortgefahren. Ich hoffe, es ging ihm und seinen Schwestern gut, als Sie London verließen?«
»Sehr gut, vielen Dank.«
Mehr sollte sie offenbar nicht zur Antwort bekommen, und so fuhr sie nach einer Pause fort: »Ich meine gehört zu haben, dass Mr Bingley nicht beabsichtigt, nach Netherfield zurückzukehren.«
»Von ihm selbst habe ich nichts dergleichen gehört, aber voraussichtlich wird er in Zukunft sehr wenig Zeit dort verbringen. Er hat viele Freunde und ist in einem Alter, in dem sich Freunde und Einladungen ständig vermehren.«
»Wenn er sich nur selten in Netherfield aufhalten will, wäre es für die Nachbarn besser, wenn er das Haus ganz aufgäbe, dann bekämen wir vielleicht eine Familie, die immer dort wohnt. Aber möglicherweise hat Mr Bingley, als er das Haus mietete, weniger an seine Nachbarn gedacht als an sich selbst, und wir müssen uns darauf gefasst machen, dass er es auch nach diesem Grundsatz nutzt.«
»Ich wäre nicht überrascht«, sagte Darcy, »wenn er es aufgäbe, sobald er etwas Geeignetes zu kaufen findet.«
Elizabeth gab keine Antwort. Sie scheute sich, länger über seinen Freund zu reden, und da sie sonst nichts mehr zu sagen hatte, überließ sie nun ihm die mühevolle Suche nach einem Gesprächsthema.
Er verstand den Wink und begann sogleich: »Das scheint ein sehr behagliches Haus zu sein. Lady Catherine hat wohl viel dazu beigesteuert, als Mr Collins nach Hunsford kam.«
»Ja, das glaube ich auch – und sie hätte ihre Huld bestimmt keinem dankbareren Objekt schenken können.«
»Mr Collins scheint mit der Wahl seiner Frau großes Glück gehabt zu haben.«
»Ja, in der Tat, seine Freunde dürfen sich glücklich preisen, dass er an eine der wenigen vernünftigen Frauen geraten ist, die ihn überhaupt genommen und dann auch noch glücklich gemacht hätten. Meine Freundin ist eine sehr verständige Frau – obwohl ich nicht sicher bin, ob die Heirat mit Mr Collins zu ihren klügsten Entscheidungen zählt. Doch sie ist anscheinend ganz glücklich, und im Lichte der Vernunft besehen, ist es sicherlich eine sehr gute Partie für sie.«
»Es muss sehr angenehm für sie sein, dass ihr neues Zuhause in so geringer Entfernung von ihrer Familie und ihren Freunden liegt.«
»Eine geringe Entfernung nennen Sie das? Es sind fast fünfzig Meilen!«
»Was sind schon fünfzig Meilen auf einer guten Straße? Etwas mehr als eine halbe Tagereise. Ja, ich nenne das eine sehr geringe Entfernung.«
»Ich hätte die Entfernung nie zu den Vorteilen dieser Ehe gerechnet!«, rief Elizabeth. »Ich würde nie sagen, Mrs Collins wohne nahe bei ihrer Familie.«
»Das zeigt, wie sehr Sie Hertfordshire verbunden sind. Alles außerhalb der unmittelbaren Umgebung von Longbourn erschiene Ihnen wohl weit weg.«
Er sagte das mit einem Lächeln, das Elizabeth deuten zu können glaubte. Er nahm wohl an, dass sie an Jane und Netherfield dachte, und sie errötete, als sie antwortete: »Ich will damit nicht sagen, dass eine Frau nicht auch zu nahe bei ihrer Familie wohnen kann. Fern und nah, das ist relativ und hängt von vielen verschiedenen Umständen ab. Wo es ein Vermögen gibt, das Reisekosten unwichtig werden lässt, bedeutet Entfernung nichts Schlimmes. Aber das ist hier nicht der Fall. Mr und Mrs Collins haben ein gutes Einkommen, aber keines, das ihnen häufige Reisen erlaubt – und ich bin überzeugt, meine Freundin würde erst bei weniger als der halben Entfernung von sich behaupten, sie wohne nahe bei ihrer Familie.«
Mr Darcy rückte mit seinem Stuhl etwas mehr in ihre Richtung und sagte: »Bei Ihnen gibt es keinen Grund zu einer so engen Bindung an zu Hause. Sie sind bestimmt nicht immer in Longbourn gewesen.«
Elizabeth schaute verwundert auf. Der Gentleman spürte den Stimmungswandel, schob seinen Stuhl wieder zurück, nahm eine Zeitung vom Tisch, warf einen Blick darauf und sagte mit unbeteiligter Stimme: »Gefällt Ihnen Kent?«
Es folgte ein kurzes Gespräch über die Grafschaft, auf beiden Seiten ruhig und knapp geführt und bald beendet durch das Eintreten von Charlotte und ihrer Schwester, die gerade von ihrem Ausflug zurückkamen. Sie wunderten sich über das Tête-à-tête. Mr Darcy erklärte, welches Missverständnis ihn dazu bewogen habe, bei Miss Bennet einzudringen, und nachdem sie noch ein paar Minuten beieinander gesessen hatten, ohne dass jemand viel sagte, ging er fort.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Charlotte, sobald er weg war. »Liebe Eliza, er ist bestimmt in dich verliebt, sonst wäre er nie so allein und ungefragt zu Besuch gekommen.«
Aber als Elizabeth erzählte, wie schweigsam er gewesen war, erschien diese Begründung nicht einmal mehr der tagträumenden Charlotte wahrscheinlich. Sie vermuteten allerlei und nahmen am Ende an, er habe sie besucht, weil ihm nichts Besseres zu tun eingefallen sei, die nächstliegende Erklärung um diese Jahreszeit. Mit den Vergnügungen im Freien war es nämlich jetzt endgültig vorbei. Innerhalb des Hauses gab es Lady Catherine, Bücher und einen Billardtisch, aber Männer können nicht immer im Haus bleiben; das Pfarrhaus lag nah, die Wege dorthin waren angenehm und die Bewohner freundlich, und so fühlten sich die beiden Vettern nun fast täglich verlockt, dorthin zu spazieren. Sie sprachen mehrmals vor, manchmal getrennt, manchmal zusammen, und ab und zu begleitet von ihrer Tante. Colonel Fitzwilliam kam offenkundig aus Freude an ihrer Gesellschaft, eine Haltung, die ihn natürlich noch mehr empfahl; und da Elizabeth gern mit ihm zusammen war und er sie spürbar bewunderte, fühlte sie sich an ihren früheren Verehrer George Wickham erinnert. Wenn sie die beiden verglich, schienen ihr Colonel Fitzwilliams Umgangsformen zwar weniger gewinnend und gewandt, aber sie hielt ihn für gebildeter.
Warum aber Mr Darcy so oft ins Pfarrhaus kam, war schwer begreiflich. Um der Unterhaltung willen konnte es nicht sein, denn er saß oft minutenlang da, ohne den Mund aufzutun, und wenn er endlich sprach, dann offenbar nur, weil er es für unumgänglich hielt, nicht weil er es wollte – ein Tribut an die Schicklichkeit, kein Vergnügen für ihn. Er wirkte selten richtig lebhaft. Mrs Collins wusste nicht, was sie von ihm halten sollte. Dass Colonel Fitzwilliam manchmal über seine Schwerfälligkeit lachte, bewies, dass er sonst anders war, als sie ihn bisher erlebt hatte; und da sie diese Veränderung gern der Liebe zuschreiben und als Ziel dieser Liebe ihre Freundin Elizabeth sehen wollte, versuchte sie ernsthaft, der Sache auf den Grund zu gehen. – Sie beobachtete ihn, wenn sie auf Rosings waren und wenn er nach Hunsford kam, aber ohne großen Erfolg. Freilich schaute er ihre Freundin häufig an, aber sein Gesichtsausdruck war unklar. Es war ein ernster, unverwandter Blick, aber sie zweifelte, ob viel Bewunderung darin lag; manchmal wirkte er nur geistesabwesend.
Ein paarmal hatte sie Elizabeth zu verstehen gegeben, er hege möglicherweise eine besondere Vorliebe für sie, aber Elizabeth lachte bei dieser Vorstellung, und Mrs Collins fand es nicht geraten, auf dem Thema zu beharren, denn es bestand die Gefahr, Erwartungen zu wecken, die nur mit einer Enttäuschung enden konnten. Denn ihrer Meinung nach gab es keinen Zweifel, dass die Abneigung ihrer Freundin schwinden würde, wenn sie annehmen könnte, dass sie Macht über ihn besaß.
In ihren liebevollen Plänen für Elizabeth sah sie manchmal auch vor, dass diese Colonel Fitzwilliam heiraten sollte. Er war der unvergleichlich angenehmere Mann, er verehrte sie auf jeden Fall und lebte in höchst vorteilhaften Verhältnissen; andererseits hatte Mr Darcy einträgliche Pfarrstellen zu vergeben und sein Vetter gar keine.
Kapitel 33
Mehr als einmal traf Elizabeth bei ihren Spaziergängen durch den Park auf Mr Darcy. Welches absurde Missgeschick musste ausgerechnet ihn dorthin bringen, wo sonst nie jemand hinkam? Um zu verhindern, dass sich dies wiederholte, teilte sie ihm vorsorglich mit, dass sie sich hier besonders gern aufhielt. Sehr merkwürdig also, dass es noch ein zweites Mal geschah! Und doch war es so, sogar noch ein drittes Mal. Es wirkte wie absichtliche Bosheit oder freiwillige Buße, denn bei diesen...
Erscheint lt. Verlag | 13.10.2022 |
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Reihe/Serie | Penguin Edition | Penguin Edition |
Nachwort | Elfi Bettinger |
Übersetzer | Andrea Ott |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Pride and Prejudice |
Themenwelt | Literatur ► Klassiker / Moderne Klassiker |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2022 • Bridgerton • eBooks • England / Großbritannien • German Brand Award 2022 • Gesellschaftsroman • Heirat • Jane Austen • Liebeskomödie • Liebesromane • Matching • Mr. Darcy • Neuerscheinung • Standesdenken |
ISBN-10 | 3-641-29338-3 / 3641293383 |
ISBN-13 | 978-3-641-29338-3 / 9783641293383 |
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