Die Akte Madrid (eBook)

Kriminalroman

***

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2023 | 1. Auflage
384 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-30377-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Akte Madrid -  Andreas Storm
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Die atemlose Jagd nach der bitteren Wahrheit eines gestohlenen Gemäldes, die von den Folterkellern der Franco-Diktatur bis in die Ministerien der Bonner Republik führt - ein neuer Fall für Lennard Lomberg voller politischer Intrigen und persönlicher Konflikte Von Francisco Franco, dem Caudillo de España, zu Franziskus Ritter, dem deutschen Verteidigungsminister: Lennard Lombergs Suche nach der bitteren Wahrheit eines geraubten Gemäldes führt ihn von Madrid nach Granada - und konfrontiert ihn auf dramatische Weise mit einem Versprechen, das er einst selbst gegeben und lange verdrängt hat. Granada im Sommer 2016. Bei einem Einbruch in ein Luxushotel nahe der Alhambra ist ein surrealistisches Gemälde gestohlen worden, das dessen Besitzer, den deutschen Verteidigungsminister, in große Erklärungsnot bringt. Zu blutig ist die Spur des Gemäldes, die von den Folterkellern der Franco-Diktatur bis in die Ministerien der Bonner Republik reicht. Von seinem Mentor Peter Barrington wird Lomberg beauftragt, das Gemälde für den Minister aufzuspüren. Unterstützung erhält er dabei von der resoluten Kriminalrätin Sina Röhm. Schnell aber wird den beiden klar, dass es hier keineswegs nur um den Diebstahl eines als verschollen geltenden Gemäldes geht, sondern um ein damit verbundenes Vermächtnis von immenser politischer Sprengkraft. Auch für Lomberg selbst ist die Sache heikel. Einerseits kreuzt das Gemälde nicht zum ersten Mal seinen Weg, andererseits muss er sich gleich zu Beginn der Ermittlungen die schmerzhafte Frage stellen, auf wessen Seite er eigentlich steht. Doch die Zeit drängt - schon bald wird aus der Suche nach dem Kunstwerk eine Hetzjagd und Lomberg vom Verfolger zum Verfolgten ...

Andreas Storm, geboren 1964, ist langjähriger Geschäftsführer und Partner einer Kommunikationsagentur. »Die Akte Madrid« ist der zweite Teil seiner Krimiserie um den Kunstexperten und Ermittler Lennard Lomberg. Andreas Storm lebt mit seiner Familie im Bergischen Land bei Köln.

Andreas Storm, geboren 1964, ist langjähriger Geschäftsführer und Partner einer Kommunikationsagentur. »Die Akte Madrid« ist der zweite Teil seiner Krimiserie um den Kunstexperten und Ermittler Lennard Lomberg. Andreas Storm lebt mit seiner Familie im Bergischen Land bei Köln.

Mittwoch, 10. August 2016, 12:05 Uhr,
Conference Center Villa Hirschburg, Königswinter


Lennard Lomberg hatte sich für den azurblauen Dreiteiler in leichter Twill-Qualität entschieden. Das gute Stück war einige Jahre zuvor von einem Schneider in Covent Garden angefertigt worden und hing nun schon lange ungetragen im Kleiderschrank. Nach seinem Abschied von London hatte sich die Bedeutung von Maßanzügen für ihn spürbar relativiert. Ein weißes Hemd mit einer rosastichigen Paisley-Krawatte kombiniert sollte ihn jedoch anstandslos als Mitglied der britischen Delegation durchgehen lassen.

Vom heimischen Poppelsdorf kommend, ging es zur A 562, die über die Adenauerbrücke führte, am rechten Rheinufer zunächst den Stadtteil Ramersdorf passierte und wenig später auf den Abzweig zur A 59 leitete. Lombergs Blick aus dem Fond des Taxis fiel auf das Kameha Grand Bonn. Das sogenannte Designhotel warb mit dem Slogan Life is Grand, war jedoch jüngst Schauplatz eines Vorfalls geworden, den die Polizei abschließend als tödlichen Unfall gewertet hatte. Ein französischer Hotelgast war auf seinem Zimmer in einen Glastisch gestürzt und hatte sich dabei das Genick gebrochen.

Keine vier Monate waren seitdem vergangen, in denen Lombergs Leben einmal komplett auf den Kopf gestellt werden sollte. Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Lomberg hatte sich am Tag nach seinem fünfzigsten Geburtstag im südfranzösischen Beaumes-de-Venise verabschiedet und das Weingut seines Freundes Peter Barrington in Richtung Norden verlassen. Hector Saumanes, Gutsverwalter und Chefönologe auf der Domaine Clos des Pins, hatte sich angeboten, Lomberg zum Flughafen von Lyon zu bringen. Von dort ging ein Flieger nach Frankfurt. Mit einem Leihwagen wollte er dann die Schlussetappe antreten, um am Abend in Bonn einzutreffen. Ich lasse mir die Sache durch den Kopf gehen und melde mich morgen früh, hatte Lomberg zum Abschied angekündigt. In Wahrheit war die Entscheidung da schon längst gefallen. Sich dem dringenden Anliegen seines engsten Freundes und Geschäftspartners Peter Barrington zu verwehren, war ohnehin keine Option. Als dieser nach einer verdächtig umständlichen Schilderung des Problems endlich die entscheidende Koordinate herausgerückt hatte, kam ein Nein erst recht nicht mehr infrage.

Ein Ritter ist nicht zum König bestimmt. Ein Sturm zieht auf und wird den Opfern Gerechtigkeit schenken! Instruktionen folgen. Granada, 31.07.2016.

Der Wortlaut des Drohbriefs ließ vermuten, dass sich der potenzielle Erpresser entweder noch im Unklaren darüber war, welche Forderungen er überhaupt stellen wollte. Oder im Gegenteil: einen genau durchdachten Plan verfolgte, dessen Ziel zunächst aber noch bewusst verschwieg. Tormenta en ciernes. Lomberg hatte sich nicht anmerken lassen, dass er mit dieser Formel weit mehr anfangen konnte, als Barrington vermuten durfte. Innerlich bereits elektrisiert, hatte sich Lomberg nach außen hin ungerührt gezeigt. Verschweigend, dass ihn die Geschichte des so bezeichneten Gemäldes schon einmal beschäftigt hatte. Fassungslos zu erfahren, dass das seit Jahrzehnten als verschollen geltende Frühwerk der Surrealistin Alma Arras wenige Tage zuvor aus einem Luxushotel im südspanischen Granada gestohlen worden war. Einem Ort, an dem sich das Gemälde nie und nimmer hätte befinden dürfen. Und umso erstaunter, was Peter mit dem Opfer der sich anbahnenden Erpressung verband und um wen es sich dabei handelte. Mit einer Kurznachricht an Peter hatte Lomberg am nachfolgenden Morgen für Klarheit gesorgt: Okay. Richte deinem Freund aus, dass ich seiner Einladung folge. Cheers Lenn.

 

Das 1883 als kleineres Pendant zur bekannteren Drachenburg am Nordwesthang des Hirschbergs errichtete Ensemble trug wenig überraschend den Namen Hirschburg. Ausgerechnet 1933 war diese in den Besitz eines mächtigen deutschen Stahlkonzerns gelangt, der für seine nahtlos geschweißten Rohre bekannt war, die in den Folgejahren stark nachgefragt werden sollten. Zur Jahrtausendwende hatte besagter Konzern längst in zivile Geschäftsfelder diversifiziert, war dann allerdings nicht mehr mächtig genug, sich der feindlichen Übernahme durch eine britische Mobilfunkfirma zu erwehren, die das zuletzt marode Gemäuer unversehens in ein hochmodernes Konferenz-Center verwandelt hatte. Mit ihrer wechselhaften Historie war die Hirschburg zu einem prädestinierten Tagungsort der Debrige-Gesellschaft geworden. Diese hatte sich ab 1949 um die deutsch-britische Völkerverständigung verdient gemacht, musste nun aber anerkennen, dass besagte gerade mal wieder eine ernste Prüfung zu bestehen hatte. Das Motto der 66. Königswinter Conference stand ganz im Zeichen des Brexit-Referendums vom 23. Juni: New challenges for Europe: A fork in the road for UK and Germany? Wie es nach dem unerwarteten Ausgang des Volksentscheids mit den bilateralen Beziehungen weitergehen konnte, wollte man auch von Franziskus Ritter hören, dem die Aufgabe zugefallen war, die Eröffnungsrede zu halten. Ein Heimspiel für den ersten und bislang einzigen deutschen Verteidigungsminister mit einem Abschluss der Universität Oxford.

Keiner der knapp achtzig Konferenzteilnehmer hätte nachher behaupten können, dass Minister Ritter den Brexit-Kurs der neuen Regierung in London explizit verurteilt hätte. Zu weltgewandt der Grundtenor, zu geistreich die eingestreuten philosophischen Exkurse, zu elegant der freie Vortrag mit fließenden Übergängen zwischen deutscher Muttersprache und geschliffenem Westminster-English. Und dennoch hatte jeder der hochrangigen Konferenzteilnehmer zur Kenntnis nehmen können, dass der designierte NATO-Generalsekretär den zu erwartenden EU-Austritt des Vereinigten Königreichs als verhängnisvollen Fehler gebrandmarkt hatte. Reich ist man nicht durch das, was man besitzt, sondern mehr noch durch das, was man mit Würde zu entbehren weiß. Das Zitat bildete das denkwürdige Finale von Ritters Rede und gab Lomberg das verabredete Zeichen, sich umgehend von seinem Platz zu erheben. Sein Weg führte zurück zum Eingangsfoyer der Hirschburg, wo er schon wenig später auf den herbeieilenden Minister traf.

»Dr. Lomberg, nehme ich an?«

»Herr Minister.«

»War das Zitat etwas zu dick aufgetragen, was meinen Sie?«

»Aufklärung ist nie verkehrt. Zum Thema des Tages hätte ich allerdings ein anderes Kant-Zitat gewählt.«

»Und zwar?«

»Wer sich zum Wurm macht, kann nachher nicht klagen, wenn er mit Füßen getreten wird.«

»Ich hatte eigentlich nicht vor, meine Karriere vorzeitig zu beenden.«

»Darum bin ich hier, Herr Minister.«

»Franziskus, bitte.«

»Sehr erfreut. Lennard.«

»Danke, dass Sie gekommen sind, Lennard. Sollen wir ein paar Meter gehen? Etwas weiter unten liegt das Gärtnerhaus. Da sind wir ungestört.«

»Was ist mit denen?« Lomberg deutete auf zwei verkabelte Kleiderschränke.

»Die folgen uns unauffällig.«

 

Das sogenannte Gärtnerhaus entpuppte sich als ein sorgsam restauriertes Backsteingebäude von unerwarteter Größe. Ritter schien sich dort auszukennen und wies Lomberg mit der routinierten Geste eines Gastgebers den Weg in eine mit Bauhaus-Klassikern möblierte Lounge. Lomberg schlug den angebotenen Zigarillo nach kurzem Zögern dankend aus. Ritter verschwand augenblicklich hinter einer Rauchwolke.

»Das war heute ein Heimspiel für Sie, nicht wahr?« Die Angelegenheit war zu heikel, um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Lomberg hatte sich darum schon ein bewusst niedrigschwelliges Entrée zurechtgelegt.

»Sie sagen es, Lennard. Ich kenne im Siebengebirge jede verdammte Eiche mit Vornamen. Während meiner Schulzeit haben sie uns hier bei Wind und Wetter hochgescheucht. Gewaltmärsche gehörten in den Sechzigern noch zu den Hauptfächern am Aloisiuskolleg.«

»Sie haben Ihre Kindheit also hier verbracht?«

»Ich bin zunächst bei meinen Eltern in Spanien aufgewachsen. Dann wurde ich hier auf das Internat geschickt. Meine Mutter bestand darauf, dass ich einen deutschen Schulabschluss mache. Sie kam gebürtig aus Bad Godesberg, wo seinerzeit auch noch meine Großeltern lebten.«

»Also erst Spanien, dann Deutschland und danach England?«

»Es hat mich damals einige Mühe gekostet, meinen alten Herrn von diesem Plan zu überzeugen. Dann soll es aber wenigstens Oxford sein, meinte er schließlich. Um gleich zur Bedingung zu machen, dass ich meinen Wehrdienst gefälligst vorher abzuleisten hätte. 1974 konnte ich dann mit dem Studium beginnen.«

»Darf ich doch?« Lomberg deutete auf die Schachtel Clubmaster.

»Immer zu.«

Lomberg entzündete den Zigarillo mit den bereitliegenden Streichhölzern, nahm einen behutsamen Zug und bedeutete Ritter fortzufahren.

»Peter hat mir von Ihrem gemeinsamen Business berichtet. Kluger Schachzug von ihm, sich rechtzeitig ein zweites Standbein auf dem Kontinent aufzubauen. Ich bin immer noch fassungslos, dass die Briten diesem Clown auf den Leim gegangen sind.«

»Sie beide waren auch ein erfolgreiches Doppel, hörte ich«, gab Lomberg zurück, um dem sich anbahnenden Polit-Talk gleich einen Riegel vorzuschieben.

»Allerdings. Peter hatte einen bärenstarken Aufschlag. Und mein Vorhandvolley...

Erscheint lt. Verlag 17.8.2023
Reihe/Serie Die Lennard-Lomberg-Reihe
Die Lennard-Lomberg-Reihe
Zusatzinfo 2 s/w-Karten
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Andreas Storm Kriminalroman • Artaffairs • Beutekunst • Bonn • Bonner Republik • Bücher über Kunstraub • Bücher über politische Verschwörungen • Bunuel • Bürgerkrieg • Dalí • Ermittler • Europäische Politik • Familiengeschichte • Franco-Diktatur • Garcia Lorca • Gemälde • Granada • Hinterzimmer • krimi kunst • Kunst • Kunst im Surrealismus • Kunstkrimi • Kunstsammler • Kunstszene • Kunst und Politik • Kunst-Verbrechen • Lennard Lomberg • Loyalität • Madrid • Nationalsozialismus • NS-Diktatur • NS-Verbrechen • Politischer Thriller • Politthriller • Porträt • Provenienz • Restitution • Spanische Geschichte • Spionagethriller • Surrealismus • Tatort Kunst • Verteidigungsminister
ISBN-10 3-462-30377-5 / 3462303775
ISBN-13 978-3-462-30377-3 / 9783462303773
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