Schattenkrieger (eBook)

Thriller
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
384 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-3025-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schattenkrieger -  Henrik Siebold
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Er ist klug und weise - und ein Auftragsmörder.

Hamburg, ein Imbiss auf St. Pauli. Hier steht ein stiller, sanftmütiger Mann, von dem niemand weiß, wer er in Wahrheit ist: Vor Jahren war Manuel Jessen ein Elitesoldat in Afghanistan, dann wurde er aus einer langen Gefangenschaft befreit und lebte mit seiner Geliebten Y?ko ein ruhiges Leben in Japan. Aber kaum glaubte er, seinen Frieden gefunden zu haben, forderte sein amerikanischer Retter den Lohn für seine Befreiung ein. Manuel wird zu einem Auftragsmörder für den Geheimdienst. Bis er verraten wird und sich in die falsche Frau verliebt ... 

Vom Autor der Erfolgsromane über Inspektor Takeda - ein Thriller voller Spannung und Weisheit, voller Abgründe und unerwarteter Wendungen.  



Henrik Siebold ist Journalist und Buchautor. Er hat unter anderem für eine japanische Tageszeitung gearbeitet sowie mehrere Jahre in Tokio gelebt. Unter einem Pseudonym hat er mehrere Romane veröffentlicht. Er lebt in Hamburg. Bisher sind als Taschenbuch und Hörbuch erschienen: 'Inspektor Takeda und die Toten von Altona', 'Inspektor Takeda und der leise Tod', 'Inspektor Takeda und der lächelnde Mörder', 'Inspektor Takeda und das doppelte Spiel', 'Inspektor Takeda und der leise Tod' sowie 'Inspektor Takeda und das schleichende Gift'.

11


Der Mann hieß Müller, jedenfalls nannte er sich so. Er saß in einem Straßencafé in der Hamburger City, genoss einen Latte macchiato. Zum Schein las er in einer Zeitung, behielt in Wahrheit aber seine Umgebung im Auge. Kurz darauf entdeckte er in der Menschenmenge den großgewachsenen Mann, der sich dem Café näherte.

Wieder einmal musste Müller verwundert den Kopf schütteln. Er hatte im Laufe seiner Karriere mit manchen Männern zusammengearbeitet, die ungewöhnlich waren – wobei das Wort mal die Bedeutung von herausragend hatte, mal von absonderlich, gelegentlich auch von abartig. Für Manuel Jessen passte keiner dieser Begriffe. Er war eine Kategorie für sich.

Jessen war ihm einige Jahre zuvor empfohlen, man könnte auch sagen zugeführt worden. Müller erinnerte sich noch gut daran. Es war die Zeit im Sommer 2017 gewesen. Der vietnamesische Geheimdienst hatte kurz zuvor am helllichten Tage einen Landsmann entführt, mitten in Berlin. Der Vorgang an sich ließ sich verkraften, Trinh war nicht wirklich wichtig.

Aber die Dreistigkeit der Vietnamesen hatte einiges ausgelöst. Es war einfach zu viel gewesen. Ein Schlag ins Gesicht der deutschen Dienste. Die reinste Verhöhnung. Noch mehr ließ sich ein Land nicht vorführen.

Im Grunde aber hatte es schon viel früher angefangen. Irgendwann in den Zehner-Jahren. Die Russen, und zwar nicht nur die SWR, sondern auch GRU und FSB, begannen damals, immer hemmungsloser im Land zu agieren. Sondereinheiten machten Jagd auf Dissidenten, und zwar nicht nur auf dem Balkan oder im mittleren Osten. Sondern in Europa. In Deutschland. Der Tiergartenmord war da noch nicht geschehen, Skripal ebensowenig. Aber wer die Augen aufmachte, konnte all das ahnen.

Hinzu kam die massenhafte Einschleusung regimetreuer Tschetschenen. Nichts war sicher. Aber es gab Stimmen, die sagten, dass Moskau begonnen hatte, eine Untergrundarmee aufzubauen.

Die Türken machten genauso Sorgen. Ankara ließ seinem Geheimdienst MIT hierzulande eine immer längere Leine. Sie hatten es in erster Linie auf ihre eigenen Leute abgesehen. Aber machte es das besser? Hinzu kamen die Iraner, die Pakistanis, die so genannten Freunde aus den USA. Und natürlich China. Die beschränkten sich zwar noch weitgehend auf wirtschaftliche Ziele, warben Manager an, Wissenschaftler. Wissensabschöpfung, Industriespionage. Aber würde es dabei bleiben?

Das Prinzip dahinter war immer dasselbe. Globalisierung. Die betraf eben nicht nur die Wirtschaft, den Handel, die Kultur, sondern auch die weltweiten Kriege, im Inneren wie im Äußeren. Keine lokale Begrenzung mehr. Dort war hier, war überall. Besonders eben Deutschland. Berlin, Hamburg, München, sogar kleinere Städte wurden zum Tummelplatz ausländischer Dienste. Der Kalte Krieg des zwanzigsten Jahrhundert erschien im Vergleich wie ein Kindergeburtstag. Die Dreistigkeit der fremden Agenten sprengte alle Dimensionen. Warum auch nicht? Das Risiko, aufgehalten zu werden, war minimal. Jeder wusste, dass die Deutschen zahnlose Tiger waren. Weil sie als Einzige so etwas wie Fairplay versuchten. Die einen nannten es Recht und Gesetz. Die anderen grenzenlose Naivität. Wer sich im großen Spiel als Einziger an die Regeln hielt, war dem Untergang geweiht.

Dann passierte das mit den Vietnamesen. Danach war eine Handvoll Männer wie er, hoch spezialisiert und dafür zuständig, Deutschlands Sicherheit zu schützen, nicht mehr bereit gewesen, dem Treiben tatenlos zuzusehen. Ihre Haltung als Widerstand zu bezeichnen wäre pathetisch. Im Grunde wollten sie einfach nur ihren Job machen. Daraus war das entstanden, was bis heute nur Das Netzwerk genannt wurde.

Einen offiziellen Startschuss gab es nicht. Es ging eher mit vieldeutigen Blicken in der Cafeteria los, mit einem unterdrückten Stöhnen in der Runde im GTAZ, im Gemeinsamen Terrorabwehrzentrum, einem Schnauben beim Rapport in der G10-Kommission. Bei den Beteiligten setzte eine Art kollektives Abtasten ein, um herauszufinden, zu welcher Seite der Kollegen man gehörte. Die, die weiter Dienst nach Vorschrift machen wollten. Oder die, die bereit waren, andere Saiten aufzuziehen.

Das erste – und in der vollständigen Besetzung auch einzige – Treffen fand im Winter desselben Jahres statt. Sie buchten ein abgelegenes Tagungshotel, reisten getrennt an, sprachen sich nicht mit Namen an. Es waren Vertreter aller Dienste. Eher die zweite als die erste Führungsebene. Über die Agenda brauchten sie nicht lange zu diskutieren. Erstens: Sie mussten schnellstmöglich einen Kanal zu den Briten und Amerikanern öffnen. Zweitens: Sie brauchten ein Werkzeug. Einen Mann oder auch eine Frau, um das auszuführen, was sie für nötig erachteten.

Einige Wochen später kam es zu einem weiteren Treffen, diesmal in kleinem Kreis. Er selbst, dazu ein Vertreter aus Pullach, inzwischen Berlin, sowie einer aus Köln. Außerdem war ein Amerikaner anwesend, der sich Brian nannte. Nur ein Vorname. Er war einer von Langleys Statthaltern in Deutschland. Der Amerikaner ließ sich berichten und segnete die Pläne des Netzwerkes uneingeschränkt ab. Müller erinnerte sich gut an diese erste und einzige Begegnung mit ihm. Brian war ein gedrungener Mann mit der typisch amerikanischen Mischung aus messerscharfer Intelligenz und überheblicher Dummheit. Er trank Cola und betrachtete seine deutschen Gesprächspartner, als wären sie primitive Eingeborene, die gerade begonnen hätten, die große Welt zu entdecken. Grinsend erklärte er: »Ihr Deutschen glaubt immer daran, dass am Ende alles gut wird. Ihr habt sogar recht. Nur vergesst ihr, dass man dazu erst einmal die Bösen töten muss. Gut, dass wenigstens ein paar von euch es kapiert haben.«

Müller und die Kollegen sparten sich jeden Kommentar. Ein Mann wie Brian würde sowieso nicht verstehen, dass Gut und Böse Begriffe waren, mit denen man Kindern die Welt erklärte. Erwachsene wägten nüchtern Mittel und Zwecke ab. Aber es spielte keine Rolle. Brian erklärte ihnen, dass er ihr Anliegen im Vorfeld einem Freund vorgetragen habe. Wer dieser Freund sei, spiele keine Rolle. Er verfüge überall auf der Welt über Männer, die die Kriterien erfüllten, die das Netzwerk im Sinn hatte. Männer, die Jobs erledigten. Der Amerikaner schob ein Dossier über den Tisch. Auf der ersten Seite war ein Foto angeheftet, das das hagere Gesicht eines Deutschen zeigte, vielleicht Ende dreißig, der auf Hamburg St. Pauli eine Imbissbude betrieb.

Gelächter auf Seiten der Deutschen. Im Ernst? Das ist Ihr Mann? Ein Koch?

Brian erklärte, dass sie sich nicht von Äußerlichkeiten täuschen lassen sollten. Die Wurstbude sei nur Tarnung, der Mann ein absoluter Profi. Perfekt ausgebildet. Er sei zwar ein wenig widerspenstig, aber das sei kein Problem. Außerdem hätten sie dafür gesorgt, dass er nicht Nein sagen konnte, und zwar ganz egal, was sie von ihm verlangten.

Müller hatte damals versucht, von Brian mehr über den Unbekannten aus Hamburg zu erfahren. Wer er war, wer ihn trainiert hatte, warum er diese so seltsame Tarnung errichtet hatte. Auch in welcher Weise die Amerikaner ihn in der Hand hatten. Brian aber sagte nichts. Take it or leave it. Die Deutschen besprachen sich in einem Nebenraum, kehrten zu Brian zurück und erklärten sich einverstanden.

Wenige Wochen später hatte Müller ihn zum ersten Mal gesehen. Manuel Jessen. Er – und ausschließlich er – war es, der für das Netzwerk den Kontakt zu ihm hielt.

Als Manuel nahe genug herangekommen war, hob Müller die Hand. »Jessen! Hier bin ich!«

Der Ruf und das Winken waren überflüssig, Manuel hatte ihn längst ausgemacht. Er ging zwischen den um diese Uhrzeit nur noch spärlich besetzten Tischen hindurch, gab Müller die Hand und setzte sich. Als der Kellner erschien, orderte Manuel einen Espresso.

»Was haben Sie für mich, Müller?«

»Sie kommen gerne schnell auf den Punkt, was?«

»Je nachdem, mit wem ich rede.«

»Ja, sicher …« Müller war sich nicht sicher, ob er beleidigt worden war.

Dann warf der Geheimdienstler einen kurzen Blick in die Umgebung, kramte in seiner Aktentasche und zog einen braunen Umschlag im Letter-Format hervor, das etwas kürzer und breiter als ein deutsches DIN-A4-Blatt war. Offenbar war das Material also amerikanischen Ursprungs,...

Erscheint lt. Verlag 1.12.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Afghanistan • Attentäter • Auftragsmörder • BKA • Bundeswehr • CIA • Daniel Bielenstein • Drogenhandel • Elitesoldat • Gefangenschaft • Hamburg • Imbiss • Inspektor Takeda • Islamischer Dschihad • Japan • Sankt Pauli • Taliban • Tokio • Tötungskommando • Verfassungsschutz • Yakuza • Zen-Meister
ISBN-10 3-8412-3025-3 / 3841230253
ISBN-13 978-3-8412-3025-6 / 9783841230256
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