Mein Sommer mit Zelda (eBook)

Mit den Fitzgeralds an der Riviera | Sonne, Glanz, Gatsby und tiefblaues Wasser: Die goldenen 1920er an der französischen Riviera
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2022 | 1. Auflage
512 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2828-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mein Sommer mit Zelda -  Juliana Weinberg
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Endlose Tage an der Riviera und die Freundschaft mit den Fitzgeralds Die aufgeweckte Mylène findet Arbeit in einem kleinen, aber feinen Hotel an der südfranzösischen Riviera. Dort lernt sie nicht nur den ruhigen Medizinstudenten Sébastien kennen, zudem sie sich sofort hingezogen fühlt, sondern auch das glamouröse Schriftsteller-Ehepaar Zelda und F. Scott Fitzgerald. Mylène und Zelda freunden sich schnell an und die Schriftstellerin bietet ihr einen Job als Kindermädchen. Mylène zieht zu den Fitzgeralds in deren Haus an der Riviera, und wird in den Strudel des glamourösen Lebens gezogen. Sie verliert sich in den rauschenden Festen und gerät immer wieder zwischen die Fronten von Zelda und Scott, die eine stürmische Ehe führen. Die Freundschaft der beiden Frauen wird auf die Probe gestellt. Und dann ist da noch Sébastien, der Mylène neues Leben an der Seite der Fitzgeralds mit Argwohn betrachtet ...  Die goldenen 1920er an der französischen Küste: Sonne, Glanz, Glamour und tiefblaues Wasser  

Juliana Weinberg wurde in Neustadt an der Weinstraße geboren. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren Kindern im Pfälzer Wald. Sie arbeitet als Lehrerin und hat im Schreiben ihre große Erfüllung gefunden.

Juliana Weinberg wurde in Neustadt an der Weinstraße geboren. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren Kindern im Pfälzer Wald. Neben dem Schreiben ist ihr Beruf als Lehrerin ihre große Erfüllung.

Prolog


Nyon, Genfer See, August 1930

Jules und Hélène liefen lachend voraus. Mylène hatte alle Mühe, ihnen zu folgen, und strauchelte ein paarmal im hohen Gras. Der Genfer See lag klar und glatt wie ein Spiegel vor ihnen, eingerahmt vom beeindruckenden Massiv der Alpen, deren Spitzen selbst im Hochsommer weiß gezuckert aussahen.

»Ich hab dich«, rief Mylène und hob ihren fünfjährigen Sohn in die Luft. Er quietschte vor Vergnügen, als sie ihn herumwirbelte. Seine Wangen waren heiß und rot, und seine Augen, blaugrau wie die seines Vaters, glänzten. Für die Kinder waren die Urlaubstage am See paradiesisch. Mylène küsste ihn auf die verschwitzte Kinderstirn, dann ließ sie ihn zu Boden und sah sich nach ihrer dreijährigen Tochter um, die ein paar Meter entfernt Gänseblümchen pflückte; das Fangspiel hatte sie bereits wieder vergessen.

»Sieh nur, Maman.« Jules deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger auf die gezackte Kette der Gebirgsformation, die sich jenseits des Sees erhob. »Das sieht aus wie Schnee, aber wie kann das sein?«

Mylène legte einen Arm um ihn. »In den Bergen ist es im Sommer viel kälter als unten im Tal, deshalb liegt hier oft Schnee.«

Jules lauschte ihren Worten konzentriert. In diesem Moment sah er seinem Vater sehr ähnlich, was Mylène schmunzeln ließ. Hoffentlich konnte sich ihr Mann bald von seiner Korrespondenz loseisen und zu seiner Familie stoßen, denn der Urlaub tat auch ihm merklich gut.

Mylène atmete tief durch und genoss die warmen Sonnenstrahlen, die ihre Haut liebkosten, und den Anblick der Ausflugsdampfer vor dem wildromantischen Panorama. Sie bemühte sich, die Landschaft tief in sich aufzunehmen und im Gedächtnis zu verwahren, um sie später für eine ihrer Geschichten verwenden zu können.

»Wo ist Hélène schon wieder?« Umsichtig, wie er als großer Bruder war, schaute Jules sich um, während Mylène aus ihren Träumereien schrak. Notizen für ihre Geschichten konnte sie sich am Abend machen, jetzt standen die Kinder im Vordergrund. Hektisch suchte sie mit den Augen die Wiese ab, doch ihr Sohn hatte Hélène bereits entdeckt und rannte auf sie zu.

Die Kleine, die in einem niedlichen, erdbeerroten Sommerkleid steckte und einen Strohhut auf den dunklen Locken trug, hatte sich zu einer Frau gesellt, die unter einer weit ausladenden Weide saß und malte. Ohne sich stören zu lassen, setzte sie Pinselstrich für Pinselstrich auf die Leinwand.

»Hélène!«, rief Jules und rannte auf seine Schwester zu, doch Mylène hielt ihn am Kragen fest.

»Du störst die Frau, sei nicht so laut!«

Die Malerin schien jedoch keinen von ihnen zu bemerken. Den Glockenhut tief über das Gesicht gezogen, beschäftigte sie sich mit ihrem Gemälde. Als Mylène näher kam, bemerkte sie, dass Gesicht und Hals der Frau von einem feuerroten Ausschlag verunstaltet wurden. Die Arme litt gewiss Höllenqualen.

»Hier, Madame, für Sie!« Hélène hielt der Frau in ihrer pummeligen Kleinkinderhand einen Strauß Gänseblümchen hin und strahlte sie an. Sie war in dem Alter, in der sie Fremden vorbehaltlos und unerschrocken gegenübertrat. Mylène nahm ihre Tochter rasch an die Hand und zog sie ein Stück weg.

»Pardon, Madame, wir wollten nicht aufdringlich sein.«

In diesem Moment wandte sich ihnen die Frau erstmals zu, der Pinsel schien in der Luft erstarrt.

»Zelda?«, drang die besorgte Stimme einer weiteren Frau zu ihnen. Mylène und die Kinder drehten sich um; eine junge Krankenschwester in gestärkter Tracht und mit einem Häubchen auf den Haaren saß etwas abseits auf einem Stuhl. Offensichtlich handelte es sich um die Begleiterin der Malerin, die sichergehen wollte, dass nichts die ihr Anvertraute verstören konnte.

Zelda … Als Mylène den Namen hörte, geriet ihr Inneres in Aufruhr, Gefühle und Erinnerungen an sonnendurchflutete Tage voller Müßiggang an der Riviera, Nächte unter schwarzem Sternenhimmel drangen in ihr Bewusstsein. Leidenschaft und Schmerz eines lang vergangenen Sommers. So plötzlich an diese Zeit erinnert zu werden erschien ihr im Nachhinein, als werfe sie einen verbotenen Blick auf einen Stapel alter, vergilbter Fotografien.

»Maman?« Jules und Hélène schienen ihre Verunsicherung zu spüren, denn sie umklammerten je einen ihrer Arme und sahen fragend zu ihr auf.

»Zelda«, murmelte sie, ohne auf die Kinder einzugehen. »Bist du es wirklich?«

Die Malerin musterte sie einen Moment mit ausdruckslosem Gesicht, dann glitt ein Funkeln des Erkennens über ihre Züge. »Mylène?«

Mylène lächelte, insgeheim schockiert über das einfache, geflickte Kleid und Zeldas entzündete Haut, die unerträglich brennen musste.

»Ja, ich bin es. Ich wusste nicht, dass du auch in der Schweiz bist.« Sie wollte nach Zeldas Ehemann Scott fragen, brach jedoch ab. Seit Längerem hatte sie keine Klatschspalten mehr gelesen und war nicht auf dem Laufenden, ob das einstige Glamourpaar Zelda und Scott überhaupt noch zusammen war. Ihr Alltag mit den Kindern und ihren Geschichten nahm sie zu sehr in Anspruch, als dass sie Zeit gefunden hätte, den Lebensweg der beiden weiterzuverfolgen. Sie hatte einen einzigen Sommer mit ihnen zusammen verbracht, dann hatten sich ihre Wege getrennt.

Zelda deutete auf eine Bank, die nah am Ufer des Sees stand, und holte sich mit einem kurzen Blick das Einverständnis der Krankenschwester, sich mit Mylène dorthin begeben zu dürfen.

Verwirrt setzte sich diese, Hélène auf dem Schoß, Jules dicht an sie gedrängt, neben Zelda auf die Bank.

»Wie geht es dir, Zelda?« Kaum hatte sie die Frage ausgesprochen, hätte sie sie am liebsten gleich wieder zurückgenommen. Dass es Zelda schlecht ging, war offensichtlich. Zwar war sie noch immer schön – so zierlich und agil wie eh und je, und das Haar quoll noch immer wie dunkles Gold unter dem Hut hervor –, doch wirkte etwas in ihr gebrochen, so als habe man einem schillernden Schmetterling einen Flügel halb abgetrennt und notdürftig wieder angenäht.

»Mal so, mal so«, antwortete Zelda ausweichend. Ihr Blick verlor sich in der Ferne, schien das ferne Gebirge in seiner kühlen Pracht zu fixieren, bevor er wieder ziellos umherschweifte. »Ich bin seit einigen Monaten in der Klinik hier untergebracht. Les Rives de Prangins. Zum Glück habe ich wieder Ausgang, in Begleitung natürlich«, sie sah rasch zu der Krankenschwester hinüber, die regungslos auf ihrem Stuhl saß, sie aber dennoch scharf beobachtete. »Die Zeit in der geschlossenen Abteilung war furchtbar. Sie haben mir verboten, zu schreiben und zu malen.«

Mylène fühlte Zeldas Schmerz, als wäre es ihr eigener. Sie konnte gut nachvollziehen, welch eine Tragödie es für die Künstlerin in Zelda sein musste, sich nicht ausdrücken zu dürfen. Wahrscheinlich war es, wie den Kopf unter Wasser gedrückt zu bekommen und nicht atmen zu können.

»Les Rives de Prangins ist sündhaft teuer«, vertraute Zelda ihr an. »Scott muss viele Kurzgeschichten schreiben und verkaufen, um all das finanzieren zu können.«

»Schreibt er auch wieder an einem Roman?« Mylène erinnerte sich der Szenen, die sich damals in der Villa über den Felsen abgespielt hatten, als Scott den Großen Gatsby geschrieben hatte, seiner Frustration, wenn er sich in seinem Schreibfluss blockiert fühlte, seiner Trinkerei, um ebendiesen Frust zu betäuben, seiner Schlaflosigkeit, der Zankereien zwischen ihm und seiner Frau.

»Scott schreibt immer an einem Roman.« Zelda nahm geistesabwesend ein Gänseblümchen entgegen, das Hélène ihr hinhielt. »Oder er versucht es zumindest. Seit dem Großen Gatsby hat er allerdings kein glückliches Händchen mehr fürs Schreiben.«

Auch Zelda schien das Glück ihrer früheren Lebensjahre abhandengekommen zu sein.

Die Tatsache, dass sie in einer Nervenheilanstalt gelandet war, überraschte Mylène nicht. Wieder überschwemmten sie Erinnerungsfragmente an die Zeit vor sechs Jahren: die rauschenden Partys auf der Steinterrasse der alten Villa hoch über dem Meer, Gelächter, das durch die laue Abendluft schallte …, aber auch die Anspannung und die Tränen.

»Und was machst du hier? Deine Kinder sind entzückend.« Zelda versuchte, Konversation zu machen, aber Mylène spürte, dass sie aus der Übung war.

»Wir machen hier Urlaub. Mein Mann müsste gleich nachkommen. Das sind Jules und Hélène.« Sie strich ihren Kindern über die Haare und wagte es dann doch, nach Scott zu fragen: »Ist Scott … auch hier?«

Ein trauriges Lächeln umspielte Zeldas Lippen. »Scott wohnt im Hotel, um in meiner Nähe zu sein. Aber im Moment darf er mich nicht besuchen, meine Ärzte finden das nicht sinnvoll.«

Mylène konnte sich gut vorstellen, dass es Zelda durcheinanderbrachte, Besuche von Scott zu empfangen. Dieser ewige Kreislauf aus Trinken und Schreiben, Schreiben und Trinken, in den Scott bereits vor sechs Jahren verstrickt...

Erscheint lt. Verlag 27.10.2022
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 1920er Jahre • Autorin • Der große Gatsby • Fitzgerald • Frankreich • F. Scott Fitzgerald • Glamour • Great Gatsby • Hotel • Kinder • Kindermädchen • Liebe • Riviera • romantisch • Schreiben • Schriftsteller • Zelda • Zelda Fitzgerald • Zimmermädchen
ISBN-10 3-8437-2828-3 / 3843728283
ISBN-13 978-3-8437-2828-7 / 9783843728287
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