G. F. Unger Tom Prox & Pete 26 (eBook)

Tom bleibt am Feind. Gefährlicher Irrtum

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Aufl. 2022
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-3372-4 (ISBN)

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G. F. Unger Tom Prox & Pete 26 - G. F. Unger
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'Ich habe in den letzten Stunden eine Menge Ärger gehabt', knurrt Tom Prox. 'Eben wollte man mich ermorden! Ich wollte mich aus dem Schlamassel heraushalten und bescheiden meiner Wege ziehen. Nun habe ich mein eigenes Blut geleckt, und jetzt will ich den Leuten, die sich hier wie wild gebärden, zeigen, was 'ne Harke ist.'
Jim grinst zu Tom hinüber. 'Aber es war doch gewiss nur 'n Irrtum - die Reiter hatten es auf mich abgesehen und dachten sicher, dass ich es wäre, der da -'
'Yeah, das war wohl 'n Irrtum, aber 'n verdammt gefährlicher. Man kann doch nicht einfach auf jeden Reiter schießen, der friedlich seines Weges zieht.'
'Du willst uns also helfen, Tom?'
'Wenn ihr im Recht seid, so ist eure Sache auch die meine!'


Erstes Kapitel
Jim Bruns macht eine
Bekanntschaft


Auf seltsamen Wegen muss die große Kuckucksuhr einst in den Wilden Westen geraten sein. Vom Schwarzwald kam sie über das Meer, fuhr viele Monate in einem Planwagen, schmückte als Prunkstück Grenzerhütten und Blockhäuser, wechselte die Besitzer und hängt jetzt in der Gentlemen-Bar von Gilbert-City.

Es ist eine Minute vor Mitternacht. Die vielen Männer im großen Schankraum verstummen jäh. Die Spieler an den Tischen heben die Köpfe und lassen die Karten unbeachtet. Die Trinker am Schanktisch treten zur Seite. Die meisten Männer in der Gentlemen-Bar stellen sich an den Wänden auf.

Der Wirt hat plötzlich zwei ausgewachsene Colts in den riesigen Händen und macht ein grimmiges Gesicht. Er wirkt drohend, zur Vorsicht mahnend, so wie eine böse Bulldogge, die einen Knochen verteidigen will.

»Der Form halber gebe ich bekannt, dass ich es als Sachbeschädigung auffasse, wenn einer den kleinen Vogel wegputzen will, der in einer halben Minute zwölfmal erscheinen wird«, bellt der Wirt grimmig in die Stille und hebt die Colts schussbereit. »Ich habe es satt, immer wieder 'nen neuen Vogel montieren zu lassen«, setzt er etwas sanfter hinzu.

Leises Gelächter wird hörbar, und einige Scherzworte fallen.

»Er passt auf seinen Vogel gut auf! – Hoi, wer wird heute Schützenkönig? – Er versteht keinen Spaß mehr! – Er sollte...«

Doch jetzt wird es still. Die Klappe an der Uhr springt auf, und ein kleiner Vogel wippt heraus. Es klingt schnell hintereinander: »Kuckuck – Kuckuck – Kuckuck...«

Da geht das Licht aus, Schüsse krachen, Männer fluchen, heulen, brüllen. Tische und Stühle fliegen auf, und dann – wird es wieder hell.

Der dicke Wirt taumelt hinter den Schanktisch, während die heruntergefallene Uhr von seinem glatten Kopf zu Boden kracht. Er verdreht die Augen und verschwindet ebenfalls, als stände er hinter der Theke auf einer versenkbaren Bühne.

Kein Mensch rührt sich oder spricht ein Wort. Alle Augen starren zum Schanktisch. Endlich taucht der glänzende Kahlkopf wieder auf.

»Ihr verfluchten Himmelhunde«, sagt der Wirt und schwankt in seine Privaträume. Jetzt erst bricht das laute Gebrüll wieder los, verstummt jedoch schlagartig, als der Wirt mit einem Paket wieder zurückkommt. Er stellt den großen Karton auf den Schanktisch, öffnet ihn und – bringt eine Kuckucksuhr zum Vorschein.

Triumphierend grinst er seine Gäste an.

»Ich habe mir zwei Dutzend aus Germany schicken lassen – sie sind so echt, wie diese alte Uhr es auch war. Well, ab heute schlage ich zehn Prozent auf meine Getränkepreise, dann könnt ihr um Mitternacht losballern – bezahlen tut ihr's ja, ihr verrückten Kuhtreiber!«

Jim Bruns, der mit drei Männern beim Pokern sitzt, findet, dass hier im Gilbert-City-Distrikt recht lustige Leute wohnen. Die Sache hat auch ihm Spaß gemacht. Jetzt wird er wieder ernst. Das Spiel geht weiter, aber die drei Mitspieler machen ihm keinen Spaß mehr. Mögen die Leute von Gilbert-City auch noch so nett und lustig sein, diese drei Männer sind es nicht. Im Gegenteil, sie werden immer wütender. Dabei spielt Jim Bruns nicht etwa falsch. Nein, das hat Jim nicht nötig – er versteht nur gut zu bluffen und hat den richtigen Riecher für die Karten der anderen. Er gewinnt schon seit sechs Stunden und schätzt seine Einnahme auf fünftausend Dollar.

»Gentlemen, ich sagte Ihnen, dass ich bis Mitternacht spielen werde. Es ist nun Mitternacht, und ich höre auf.«

»Das würde ich nicht tun«, knurrt der hagere, weißblonde Mann, dessen Beruf Jim bisher noch nicht erfahren konnte.

»Ich tue immer das, was ich mir vorgenommen habe«, lächelt Jim und erhebt sich. Langsam stopft er seinen Gewinn in die Taschen und beobachtet die drei Gentlemen unauffällig. Ihr Verständigungsblick entgeht ihm nicht.

»Geben Sie uns morgen Revanche?«, fragt der viereckige Bullenkerl, der zur linken Hand des Weißblonden sitzt.

»Tut mir mächtig leid – ich bin nur auf der Durchreise und breche in aller Frühe auf«, sagt Jim bedauernd.

»Dann sollten Sie lieber mit uns bis morgen früh durchspielen«, knurrt der dritte Mann und bewegt keinen Muskel in seinem Fuchsgesicht.

»Ich bin etwas verweichlicht und bequem – ich muss einige Stunden schlafen, sonst schlaf ich morgen im Sattel ein und falle vom Pferd«, grinst Jim und tippt an den Hut. »Es war mir ein Vergnügen, Gentlemen!« Er tritt an den Schanktisch, trinkt noch einen Whisky mit viel Soda und begibt sich dann die Treppe hinauf, die zu den Gastzimmern führt. In seinem Zimmer hält er sich nicht lange auf. Er legt zehn Dollar auf den Tisch, murmelt: »Zechpreller bin ich auf keinen Fall«, steigt mit seinem Bündel durch das Fenster auf das Dach des Stalles, von da in den Hof hinunter und geht auf die Straße. Er hat sein Pferd am Nachmittag im Mietstall untergestellt, als er noch nicht wusste, in welchem Hotel er Unterkunft finden würde.

Da jetzt die Zeit des Viehauftriebs ist, werden in Gilbert-City viele Rinder verladen. Cowboys, Rancher, Treiber, Viehaufkäufer, Gauner, Schieber und viele andere Leute bevölkern den kleinen Ort, der seine Existenz nur dem Verladebahnhof zu verdanken hat.

»Ich möchte keinen Krach haben – die Kerle sehen mir ganz so aus, als ob sie nicht ehrlich verlieren könnten«, murmelt Jim und betritt den Mietstall. Langsam geht er zwischen den Boxen entlang und will eben nach dem Stallmann rufen, da sagt eine heisere Stimme hinter ihm: »Er will wirklich schon abreiten – obwohl er doch auf sein Zimmer gegangen ist und eigentlich schlafen wollte.«

Jim Bruns lässt sein Bündel fallen und dreht sich langsam um. Es sind seine drei Spielpartner, die im Eingang des Mietstalles stehen. Der viereckige Bullenkerl macht eben das breite Tor zu.

»Na, mein Bester, willst du uns nun Revanche geben, oder rückst du deinen Gewinn auch so wieder heraus?«, fragt der knochige Weißblonde.

»Ich glaube, dass ich euch doch etwas unterschätzt habe. Wie war's, wenn ich euch 'n paar Löcher in die Westen knalle?«

Die drei Kerle grinsen unangenehm. »Du musst ja wissen, was dir lieber ist! Zieh oder rück das Geld heraus! Du verstehst zwar 'ne ganze Menge vom Poker, aber mit den Krachern sind wir dir wohl doch über.«

»Denkt ihr vielleicht, dass ich falsch gespielt habe?«

»Nein, Sonny, das hast du nicht – du hast nur unverschämtes Glück mit den Karten. Dagegen kann der beste Falschspieler nicht an. Und ich hatte verdammt 'n paar Asse im Ärmel. Wie wusstest du nur immer, wenn ich 'ne lange Latte hatte?«

Die grauen Augen des Weißblonden leuchten neugierig.

»Das kann ich dir sagen«, grinst Jim, »du starrtest dann immer besonders auf den Pott, als ob du das Geld zählen wolltest. Deine beiden Partner machten es ähnlich, wenn sie 'n Bombenblatt hatten. Der Dicke befasste sich angelegentlich mit seiner Nase, und das Fuchsgesicht da hob ganz leicht die linke Augenbraue. Ich hatte das schon nach einer Stunde heraus und ließ mich nicht bluffen, sondern passte. Wenn diese Zeichen ausblieben, ging ich ran und gewann. War ganz einfach!«

Der Weißblonde nickt. »Danke für den Tipp – man lernt immer was dazu. Du kannst gut beobachten – kannst du auch so gut schießen?«

»Zwei von euch werde ich wohl schaffen«, grinst Jim Bruns hart und spreizt leicht seine langen Beine. Sein sonnenbraunes Jungengesicht bekommt mit einem Mal einen entschlossenen Zug, und die blauen Augen leuchten wie heiße Flammen. Den drei Gaunern entgeht das nicht, aber sie sind solche Sachen gewöhnt.

»Ich zähle bis drei«, lächelt der Weißblonde sanft.

Jim nickt. »Nur immer zu«, grinst er hart und trotzig.

Bevor der Weißblonde jedoch zählen kann, meldet sich aus einer der Boxen eine freundliche Stimme. »Verehrte Gents«, sagt diese Stimme sanft, »liebe Mitmenschen, ich muss Sie leider auf meine Wenigkeit aufmerksam machen. Es ist 'ne dumme Angewohnheit von mir, dass ich nicht zusehen kann, wenn drei räudige Wölfe über ein Lamm herfallen.«

Ein großer geschmeidiger Mann tritt aus der hintersten Box heraus und stellt sich neben Jim Bruns, wobei er sich unmerklich vorbeugt, so dass seine Arme fast die blauschwarzen Colts mit den Fingerspitzen berühren. In den dunklen Augen leuchtet ein seltsames Licht. Unter der kurzen Nase öffnet sich ein sehr männlicher Mund, und zwei weiße Zahnreihen blitzen im Lampenschein.

»Jetzt kannst du zählen, Weißkopf!«

Die drei Gauner ziehen die Köpfe ein. Dieser Mann passt nicht in ihr Programm. Sie hätten mit Jim Bruns schon ihre liebe Not gehabt. Nun aber ist dieser geschmeidige Fremde aufgetaucht, der bestimmt noch eine Klasse besser als Jim Bruns ist. Der Weißkopf zeigt seine gelben Zähne und wendet sich zum Stalltor. Der Muskelmann folgt seinem Beispiel. Nur das Fuchsgesicht zischt wütend:...

Erscheint lt. Verlag 3.5.2022
Reihe/Serie G.F. Unger Classic-Edition
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-3372-8 / 3751733728
ISBN-13 978-3-7517-3372-4 / 9783751733724
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