Die Leiche am Deich (eBook)

Ein Nordsee-Krimi | Der Auftakt der Sünnum-Trilogie

(Autor)

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2022 | 1., Originalausgabe
358 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-77344-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Leiche am Deich - Joost Jensen
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In Sünnum ist die Welt noch in Ordnung: Die herzliche Gesine Felber betreibt in dem kleinen Dorf den Kroog, eine urige Kneipe mit kleinem Lädchen. Der Kroog ist das zweite Wohnzimmer der Sünnumer, bei selbstgebrautem Bier wird hier nach Herzenslust geschnackt, gefeixt, gelacht und gefeiert.

Mit der Ruhe und Gemütlichkeit ist es allerdings vorbei, als die Leiche einer Frau am Strand gefunden wird. Die Tote ist die Ehefrau des Großbauern Burmeister, der sich mit seinem Milchbetrieb vor allem bei Umweltaktivisten keine Freunde gemacht hat. Wird Burmeister der Nächste sein? Als Enno, ein guter Freund von Gesine und leidenschaftlicher Naturschützer, ins Visier der Ermittlungen gerät, macht sie sich unerschrocken auf die Suche nach dem wahren Täter ...



Joost Jensen (Pseudonym) wuchs in Norddeutschland auf. Schauplatz seiner Geschichten ist die Nordseeküste, die inzwischen zu seiner Heimat geworden ist.

Fadenspiele


»Womit willst du die richterliche Anordnung für eine Hausdurchsuchung bei Burmeister denn rechtfertigen?« Steffen Gesner schaute seine Kollegin Wiebke im Büro des Polizeikommissariats Norden fragend an.

Diese hatte sich am Tag nach dem Leichenfund die Ermittlungsergebnisse im Fall der ermordeten Kerstin Burmeister noch einmal angesehen.

»Er könnte hinter den Landkäufen im Umland von Sünnum stehen. Erst fand ich die Vorstellung meiner Mutter auch abwegig, aber je mehr ich darüber nachdenke, desto realistischer erscheint mir der Gedanke.«

»Na und? Das ist doch nicht illegal.«

»Das nicht, aber wir müssen …«

»Schluss jetzt!«

Ihr Vorgesetzter schlug mit der flachen Hand fest auf den Tisch. Patrick Meiners erschrak derart, dass er seinen Kaffeebecher umwarf. Eine braune Brühe ergoss sich auf den Schreibtisch und tropfte auf seine Hose.

»So eine Scheiße!« Er sprang auf und funkelte Gesner wütend an, aber dieser ließ sich von seinem Ärger nicht beeindrucken. Mit grimmiger Miene nahm der junge Polizist eine Packung Papiertaschentücher aus der Schublade, tupfte seine Hose trocken und wischte die Sauerei damit auf. Nachdem er die durchweichten Papiertücher in den Mülleimer gestopft hatte, setzte er sich wieder und blickte von seinem Chef zu Wiebke.

»Patrick, möchtest du etwas zu den Ermittlungen beitragen?« Der Kommissar legte die Fingerspitzen aneinander.

»Wenn Burmeister etwas mit den Käufen zu tun hat, wird er die Ländereien nicht ohne Grund erworben haben. Es ist nicht auszuschließen, dass seine Frau vertrauliche Unterlagen an Prester weiterleiten wollte, schließlich hat sie die Ziele von Mien Freesland unterstützt und an der Seite des Umweltaktivisten demonstriert. Eventuell hatten die beiden sogar ein Verhältnis und Burmeister hat seine Frau aus Eifersucht erstochen.«

»Du schaust eindeutig zu viele Krimis.« Gesner schüttelte den Kopf. »Dennoch gehe ich auch davon aus, dass der Kerl uns etwas verheimlicht. Die Frage ist nur: Hat es mit dem Mord zu tun?«

»Wir können die Hausdurchsuchung mit dem fehlenden Alibi begründen.« Wiebke spielte mit ihrem Kugelschreiber. »Was ist denn mit dem Schuh und dem blauen Faden, den die Spurensicherung in der Nähe des Tatorts gefunden hat?«

»Bei dem Schuh handelt es sich um eine ramponierte Sandale in der Größe sechsunddreißig, die mit der Flut angespült wurde. Da passt Burmeister mit seinen Füßen bestimmt nicht hinein.«

»Was ist mit dem Faden? Den Experten nach stammt er von einem Schal oder Halstuch, möglicherweise auch von einem Hemd. Wir sollten uns seine Kleidung einmal ansehen.«

»Das sind alles nur vage Verdachtsmomente, die keine Hausdurchsuchung rechtfertigen. In deinem Kleiderschrank hängen mit Sicherheit auch blaue Klamotten. Welche Schuhgröße hast du eigentlich?«

»Siebenunddreißig«, antwortete Wiebke, die ahnte, worauf Gesner hinauswollte.

»Demnach könnte ich dich also ebenfalls verdächtigen. Um Burmeister an den Pranger zu stellen, brauchen wir handfeste Beweise.« Gesner ballte die rechte Hand zur Faust. »Beim kleinsten Regelverstoß wird er uns seine Anwälte wie Bluthunde auf den Hals hetzen. Zudem hat er Beziehungen bis ganz nach oben. Ich habe keine Lust, wegen einer Lappalie suspendiert zu werden. Sollte der Polizeichef ein Bauernopfer brauchen, werde ich im besten aller Fälle in den Innendienst versetzt.«

»Ein Mord ist doch keine Lappalie.« Wiebke betonte jede einzelne Silbe. »Erinnerst du dich an Burmeisters Reaktion bei der Todesnachricht? Er wirkte …« Sie dachte einen Moment lang nach, bevor sie fortfuhr. »… keinesfalls überrascht, als hätte er den Tod seiner Frau erwartet.«

»Weil er von dem Mord gewusst hat, ist doch klar«, warf der Polizei-Schönling ein.

»Dass jemand bei dem Tod eines Angehörigen nicht gleich in Tränen ausbricht, rechtfertigt keinen Tatverdacht. Jeder geht mit seiner Trauer anders um. Zunächst einmal werden wir ihn im Auge behalten. Wiebke, kümmerst du dich darum?«, bat Gesner.

»Ich werde ihm wie ein Schatten folgen.«

»Vergiss bei deinen Ermittlungen aber nicht die anderen Fälle. Wie weit bist du mit dem Ladendiebstahl?«

»Echt jetzt?« Wiebke zog die Augenbrauen zusammen. »In Ostfriesland läuft ein Mörder frei herum und du verlangst ernsthaft, dass ich mich um eine gestohlene Bluse kümmere?«

Statt einer Antwort zuckte Gesner mit den Schultern.

Wiebke sah ihren Chef einen Moment lang irritiert an, dann drehte sie sich wortlos um und stampfte aus dem Büro.

*

Nach Dienstschluss fuhr die Polizistin nach Hause. Aus dem Tanz auf den Wellen würde heute nichts werden, da nur ein laues Lüftchen wehte. Auf der Fahrt erstreckte sich die ostfriesische Landschaft wie eine Postkartenidylle vor ihr. Die mit roten Klinkern erbauten Häuser wirkten auf den ersten Blick wie Spielzeuge, die ein Riese achtlos in die Gegend geworfen hatte. Vor einigen Gebäuden hing Wäsche an der Leine. Gänse schnatterten hinter Maschendrahtzäunen, Hunde rannten über Hofeinfahrten und bellten. Kühe grasten auf Weiden, die sich bis zum Horizont erstreckten. Über einen blassblauen Himmel zogen dünne Schleierwolken.

Die Küstenlandschaft zeigte sich heute wieder von ihrer schönsten Seite. Aber die traumhaften Bilder, mit denen in Werbeprospekten und auf Websites für Touristen geworben wurde, waren nur eine Fassade, hinter der sich grauenvolle Verbrechen verbargen.

Niemand wusste das besser als Wiebke.

In der Wohnung kickte sie ihre halbhohen Dienstschuhe in eine Ecke und hängte ihre blaue Uniformjacke an die Garderobe. Dann ging sie in die Küche. Ihre Mutter stand am Herd und erhitzte Butter in einer Pfanne.

»Wie war dein Tag?«

»Ich bin vollkommen erledigt!« Wiebke ließ sich erschöpft auf einen Küchenstuhl fallen.

»Habt ihr inzwischen jemanden verhaftet?« Gesine schlug zwei Eier in die Pfanne.

»Bisher nicht.« Die Polizistin stützte die Ellenbogen auf den Tisch. »Ich kann nicht einmal offiziell gegen Burmeister vorgehen.«

»Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht!« Die Friesenbrauerin hob triumphierend den hölzernen Pfannenwender in die Höhe.

»Mama, verschone mich mit deinen Sprüchen aus der Zeit, in der du gegen Atomkraftwerke demonstriert hast und bei Friedenskundgebungen mitmarschiert bist. Die Welt hat sich inzwischen verändert.«

»Das mag sein, aber die Probleme wurden keinesfalls gelöst – im Gegenteil, sie sind schlimmer als jemals zuvor. Kriege und Umweltkatastrophen sind allgegenwärtig und …«

»Stopp!« Wiebke hob beide Hände. »Ich bin nicht in der Stimmung für eine Diskussion mit dir.«

Gesine nickte kaum merklich. Dann nahm sie die Spiegeleier aus der Pfanne und legte sie auf die Brotscheiben, die sie zuvor auf einem Brettchen vorbereitet hatte. Die Friesenbrauerin streute frische Kräuter über die Eier und verteilte die Brote auf zwei Teller, die sie danach zum Tisch trug.

»So hat dein Vater sie am liebsten gemocht. Lass es dir schmecken.« Sie setzte sich.

»Denkst du oft an ihn?« Wiebke pikste mit der Gabel in das Eigelb, das über das Brot lief und eine Pfütze auf dem Teller bildete.

»Jeden Tag. Ohne ihn würde es den Kroog in seiner heutigen Form nicht geben. Ich erinnere mich noch genau an den Eröffnungsabend, an dem er sein erstes selbstgebrautes Bier ausschenkte.«

»Das Tüdelbräu«, ergänzte Wiebke.

»Damals gab es diese Bezeichnung noch nicht. Bis Joris es eines Tages so genannt hat, haben alle Sünnumer nur nach ihrem Beer verlangt. Tjark war nicht nur ein außergewöhnlicher Braumeister, sondern auch …« Sie verstummte.

Wiebke ergriff ihre Hand und drückte sie.

»Warum hast du eigentlich nie wieder geheiratet? Als Papa gestorben ist, war ich schließlich noch ein kleines Mädchen.«

»Nach seinem Tod musste ich drei Kinder großziehen. Tagsüber habe ich im Lädchen gestanden und abends im Kroog das Bier gezapft. Beim Windelwechseln lernt man keine Männer kennen. Danach hat es sich nie ergeben.«

»Ich weiß noch, wie wir dir...

Erscheint lt. Verlag 1.5.2022
Reihe/Serie Die Friesenbrauerin ermittelt
Die Friesenbrauerin ermittelt
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bier • Buch für den Strand • Buch für den Urlaub • Cosy Crime • Craft Beer • Deutschland • Dünen • insel taschenbuch 4913 • IT 4913 • IT4913 • Klaus-Peter Wolf • Kneipe • Kriminalroman • Küstenkrimi • Landwirtschaft • Leuchtturm • Meer • Mitteleuropa • Mutter und Tochter • neues Buch • Nordsee • Nordseekrimi • Nordseeküste und -inseln • Nordwestdeutschland • Ostfriesenkrimi • Ostfriesische Inseln • Regiokrimi • Rita Falk • Sommer-Lektüre • Strand • Strand-Buch • Tierschutz • Umwelt • Urlaubslektüre
ISBN-10 3-458-77344-4 / 3458773444
ISBN-13 978-3-458-77344-3 / 9783458773443
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