Das Haus Zamis 40 (eBook)

Blutige Zusammenkunft
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Aufl. 2022
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-3193-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Haus Zamis 40 - Christian Montillon
Systemvoraussetzungen
1,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Michael Zamis kochte vor Wut. Skarabäus Toth, der Schiedsrichter der Schwarzen Familie, ließ ihn vor der Tür warten, als sei er ein nutzloser Freak. Das Oberhaupt der Zamis-Sippe starrte die Tür zu Toths Büro an, als könnten seine Blicke sie durchdringen. Was mochte dahinter vorgehen? Hatte der Schiedsrichter tatsächlich »unaufschiebbare Angelegenheiten« zu erledigen, wie er es behauptete, oder wollte er Michael Zamis lediglich provozieren?
»Bleib ruhig«, versuchte Georg seinen Vater zu besänftigen. »Gönn Toth nicht den Triumph, dich ...«
»Schweig! Diesmal ist er zu weit gegangen ...«

Coco Zamis hat ihr Leben eingesetzt, um an das Dokument mit der Dämonenbeschwörung zu gelangen, das der Zamis-Sippe im Kampf gegen den anonymen Herausforderer helfen soll. Doch das Papier entpuppt sich als Fälschung. Damit ist ein blutiger Kampf unausweichlich geworden - und Coco ist das erste Opfer!


1. Kapitel


Die meiste Zeit verbrachte der uralte Dämon allerdings mit seiner eigentlichen Aufgabe: als Schiedsrichter der Schwarzen Familie Zwistigkeiten zwischen verschiedenen Dämonensippen zu schlichten oder als Vermittler aufzutreten. Dass er nebenbei seit geraumer Zeit eigene Interessen verfolgte, die er vor jedermann und offensichtlich auch vor Asmodi selbst geheim halten wollte, war immer deutlicher geworden.

»Es ist mir egal«, fuhr Michael Zamis in normaler Lautstärke fort. »Er soll hören, was ich zu sagen habe. Haben Sie verstanden, Toth?«, rief er in den Raum hinein. »Wenn Sie hier magische Spione platziert haben, die Ihnen jedes meiner Worte übertragen – ich zweifele Ihre Neutralität an! Als Schiedsrichter sind Sie verpflichtet, für keine der Sippen und Dämonen, zwischen denen Sie vermitteln, Partei zu ergreifen. Doch Sie behandeln die Zamis – Sie behandeln mich nicht ...«

Die Tür zu Toths Büro öffnete sich quietschend, und Zamis brach seine Anklage ab. Die ausgemergelte Gestalt Skarabäus Toths erschien. »Bitte treten Sie ein«, sagte er mit einer Stimme, die raschelte wie uraltes Laub, das der Wind über eine trostlose Gasse fegt. »Oh, wie ich sehe, haben Sie Ihren Sohn mitgebracht.«

»Haben Sie gehört, was ich sagte, Toth?«

Der Schiedsrichter blickte Michael Zamis ausdruckslos an. »Ich befand mich in meinem Büro und ging wichtigen Geschäften nach, wie ich Ihnen bereits mitteilte, als ich Sie zu warten bat. Ich habe Besseres zu tun, als zu hören, was vor der Tür meines Büros geredet wird.«

»Spielen Sie nicht den Unschuldigen, Toth! Oder wollen Sie mir weismachen, dass Sie nicht über jede Bewegung, die ich durchgeführt habe, seitdem ich Ihr Haus betreten habe, informiert sind? Dass Sie nicht jedes Wort hörten, das mein Sohn und ich wechselten?«

Der uralte Schiedsrichter drehte sich langsam um und betrat seinen Büroraum. Zuerst schien es, als wolle er auf die Fragen Michael Zamis' nicht einmal eingehen, doch dann sagte er gefährlich leise und in unüberhörbar drohendem Tonfall: »Sie sollten mir niemals ins Wort fallen, Herr Zamis. Niemals.« Er ließ sich hinter seinem Schreibtisch nieder. »Was kann ich für Sie tun?« Es war, als hätte der Wortwechsel der letzten Minute niemals stattgefunden.

Michael Zamis unterdrückte seinen Zorn und beschloss, die Fakten auf den Tisch zu legen. »Sie haben über eine Glaskugel Kontakt mit meinem Sohn Georg aufgenommen und ließen mir ausrichten, dass Sie ...«

»Verzeihen Sie dieses Vorgehen«, sagte Toth rasch. »Ich höre Ihrem Tonfall an, dass es Ihnen lieber gewesen wäre, ich hätte mich direkt an Sie gewandt. Nun, das plante ich ursprünglich, doch Sie befanden sich im Gespräch mit einem anderen Dämon, und deshalb wandte ich mich an Ihren Sohn. Ich ahnte ja nicht, dass Sie das derart brüskieren würde.«

Jetzt war Michael Zamis an der Reihe, einen Augenblick zu schweigen. Dann wiederholte er die Worte, die der Schiedsrichter vorhin zu ihm gesprochen hatte. »Sie sollten mir niemals ins Wort fallen, Herr Toth. Niemals.«

Die Aggressivität und Kälte, die zwischen den beiden Dämonen herrschte, war beinahe körperlich zu spüren. Ohne die festen Regeln innerhalb der Schwarzen Familie und ohne das Wissen um die große Macht des jeweils anderen, wären sie übereinander hergefallen, um sich gegenseitig zu zerfleischen. Doch man pflegte seine Differenzen auf anderem, kultivierterem Weg beizulegen. Heutzutage zählten nicht nur körperliche Kraft und magische Begabung, sondern auch die Fähigkeit, Intrigen zu spinnen, in denen sich der Feind verfing.

»Wie dem auch sei«, winkte Zamis ab, als stehe er über derlei Dingen. »Sie ließen mir ausrichten, dass die Frist, die unserem unbekannten Herausforderer bleibt, bis er uns eine offizielle Kampfansage stellen muss, verlängert wurde!«

»In der Tat«, bestätigte Skarabäus Toth, als handele es sich um eine Selbstverständlichkeit.

»Unser Herausforderer muss sich zu erkennen geben, damit wir Gegenmaßnahen ergreifen können!«, ereiferte sich Michael Zamis. »So sehen es die Regeln der Schwarzen Familie vor.«

»Regeln, die ich beherzige, Herr Zamis. Sie vergessen wohl, dass ich der Schiedsrichter bin und dieses Amt schon sehr lange ausübe. Ich kenne die Regeln und würde sie niemals brechen. Asmodi, unser Herr, würde mir sein Vertrauen entziehen. Ihr Herausforderer wird sich zu erkennen geben und eine offizielle Kampfansage stellen – sobald die Frist abgelaufen ist.«

»Die Frist läuft heute ab!«

»Sie irren sich, Herr Zamis«, sagte Toth, »sie wäre heute abgelaufen, wenn sie nicht verlängert worden wäre ... das ist ein gewaltiger Unterschied. Sie sehen, die Regel wurde nicht gebrochen.«

»Aber sie wurde gebeugt ... weiter gebeugt, als es zulässig ist!«

»Das zu entscheiden überlassen Sie bitte mir. Ich bin der Schiedsrichter.«

»Der Schiedsrichter der Schwarzen Familie hat in allen Konflikten einen neutralen Standpunkt einzunehmen!«, ereiferte sich das Sippenoberhaupt. »Sie haben diese Neutralität gebrochen, Toth! Sie verschafften unserem Gegner einen unbotmäßigen Vorteil, indem Sie die Frist verlängerten. Wir, die Zamis, sind gezwungen, untätig darauf zu warten, bis unser Feind sich endlich zu erkennen gibt.«

»Die Frist ist verlängert«, wiederholte Skarabäus Toth und wies auf die Tür. »Und nun entschuldigen Sie mich bitte – es gibt Wichtigeres, um das ich mich kümmern muss.«

»Sie machen gemeinsame Sache mit unserem Gegner! Die Fristverlängerung hat einen Grund, und ...«

»Sie bringen mich dazu, Ihrem Wunsch nicht entsprechen zu können, Herr Zamis: Ich muss Ihnen doch noch einmal ins Wort fallen. Ich bat Sie zu gehen. In dieser Sache ist das letzte Wort gesprochen. Sollten Sie damit nicht einverstanden sein, wenden Sie sich an Asmodi, der allerdings darauf verweisen wird, dass ich das zu entscheiden habe. Ihr Gegner wird sich nach Ablauf der verlängerten Frist zu erkennen geben, und dann möge der Kampf beginnen.«

»Lass uns gehen, Vater«, drängte Georg.

»Hören Sie auf Ihren Sohn – er ist vernünftig. Die Zeit zu kämpfen wird kommen, doch sie ist nicht heute.«

Ich erwachte, und ich kann nicht gerade sagen, dass ich mich wohlfühlte. Mein Schlaf war bleiern gewesen und alles andere als entspannend. Kein Wunder – seit den schrecklichen Ereignissen um meine Schwangerschaft fühlte ich mich wie gerädert. Der Dämonenbalg, der in mir herangewachsen war, hatte mir alle Kräfte ausgesaugt. Letztendlich hatte Achthon sein verdientes Ende gefunden, doch das hatte mir meinen inneren Frieden nicht zurückgebracht. Immer wieder dachte ich an jene unwirklich-traumhaften Sequenzen, die ich hatte miterleben müssen, wenn der Dämonenembryo meinen Leib verlassen hatte, um auf Menschenjagd zu gehen.

Das war inzwischen Vergangenheit, doch es fiel mir schwer, es zu vergessen. Nachdenklich fragte ich mich, ob ich jemals wieder schwanger werden würde. Es entsprach nicht den Gepflogenheiten, die in der Schwarzen Familie herrschten. Wurde ein neuer Dämon gezeugt, trug ihn eine ahnungslose menschliche Frau bis zur Geburt aus. Doch man wusste nie – die letzten Wochen hatten gezeigt, dass unter Umständen auch eine Hexe tatsächlich schwanger werden konnte. Aber davon unabhängig blieb die dahinter stehende Frage, ob ich jemals einen Sohn oder eine Tochter haben würde. Ich konnte es mir nicht vorstellen, die Zamis-Sippe auf diese Weise zu vergrößern. Wer wusste, was aus einem solchen Nachfolger werden würde. Ich galt als sehr talentierte Hexe, und die Vorstellung, dass meine Kinder möglicherweise über noch größere Kräfte verfügen und innerhalb der Familie Karriere machen könnten, beunruhigte mich.

Das waren müßige Gedanken, aber seit der Schwangerschaft kamen sie immer wieder, ohne dass ich etwas dagegen unternehmen konnte, und so dachte ich auch jetzt konsequent weiter.

Wen könnte ich als Vater erwählen? Ich konnte mir keinen Dämon vorstellen, mit dem ich intim werden mochte – im Grunde genommen fühlte ich mich viel mehr zu den Menschen hingezogen. Eine Neigung, die schon früh für Probleme gesorgt hatte. Bilder aus meinen Lehrjahren auf dem Schloss meines Patenonkels Cyrano von Behemoth erschienen vor meinem geistigen Auge. Dort hatte mich mein Vater zu einer richtigen Hexe ausbilden lassen; ich verknüpfte nur wenige angenehme Erinnerungen mit dieser Zeit.

Ich schüttelte die Gedanken an die Vergangenheit ab und schwang die Beine aus dem Bett. Was nützte mir die sentimentale Nostalgie schon? Die Gegenwart wies mehr als genügend Probleme auf, mit denen wir zurechtkommen mussten. Die Kampfansage eines unbekannten Gegners hing als düstere Drohung über unserer Sippe, jederzeit konnte eine gefährliche Auseinandersetzung beginnen.

Ich sah auf...

Erscheint lt. Verlag 26.4.2022
Reihe/Serie Das Haus Zamis
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Coco Zamis • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • Dorian Hunter • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Spin-Off • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-3193-8 / 3751731938
ISBN-13 978-3-7517-3193-5 / 9783751731935
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die übernatürlichen Phänomene Schottlands

von Lachlan Sinclair

eBook Download (2024)
tredition (Verlag)
9,99
Eine fesselnde Liebesgeschichte zwischen Jess & Ana

von Anna L. Jaensch

eBook Download (2024)
epubli (Verlag)
7,99