Frozen, Ghosted, Dead (eBook)

Ein Zukunftsroman
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
424 Seiten
tolino media (Verlag)
978-3-7546-4764-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Frozen, Ghosted, Dead -  Sameena Jehanzeb
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BODYGUARD TRIFFT CYBERPUNK Streamjumper. Was könnte lästiger sein als diese anonymen User, die zum Spaß in anderer Leute Simulationen einbrechen? Vielleicht Streamjumper, die mörderische Botschaften hinterlassen? Jackpot! Es ist das Jahr 2204 und das Verbrechen schläft noch immer nicht. Seit der Ermordung ihrer Mutter - eine Politikerin, die sich oft unbeliebt gemacht hat - befindet sich Niobes Leben in einer immer steileren Abwärtsspirale. Welche Erleichterung, dass sie in ein paar Wochen zu einem fernen Planeten aufbrechen und all das hinter sich lassen kann - sofern ihr Stalker sie nicht vorher in die Finger bekommt. Als sich dessen makabre Botschaften zu häufen beginnen und von der virtuellen in die reale Welt wechseln, tritt Personenschützerin L in Niobes Leben. Ihr neuer Bodyguard ist wortkarg, geheimnisvoll und verflucht sexy. Genau die Art Problem, die Niobe so kurz vor dem Abflug nach Gaia noch gefehlt hat.

Sameena Jehanzeb wurde 1981 in Bonn geboren. Bei Tag ist sie Grafikdesignerin, Illustratorin und Scherenschnittkünstlerin, eine nimmermüde Sarkasmusschleuder und Katzenbändigerin. Bei Nacht wird sie zur Geschichtenweberin und verfasst Abenteuer in den Bereichen Fantasy und Science-Fiction. Sowohl beim Schreiben als auch beim künstlerisch-handwerklichen Arbeiten setzt sie sich am liebsten mit phantastischen Themen, Sagen und Märchen auseinander oder begibt sich auf einen Ausflug in die Zukunft.

Sameena Jehanzeb wurde 1981 in Bonn geboren. Bei Tag ist sie Grafikdesignerin, Illustratorin und Scherenschnittkünstlerin, eine nimmermüde Sarkasmusschleuder und Katzenbändigerin. Bei Nacht wird sie zur Geschichtenweberin und verfasst Abenteuer in den Bereichen Fantasy und Science-Fiction. Sowohl beim Schreiben als auch beim künstlerisch-handwerklichen Arbeiten setzt sie sich am liebsten mit phantastischen Themen, Sagen und Märchen auseinander oder begibt sich auf einen Ausflug in die Zukunft.




Streamjumper



ID: Niobe



Niobes Schritte jagten über den Waldboden. Zweige und Steine knackten und knirschten unter dem Profil ihrer Sohlen. Ihr Puls war ruhig, trotz des hohen Tempos. Einatmen – tap, tap, tap – ausatmen – tap, tap, tap. Die Bäume ragten hoch über Niobes Kopf auf und die Blätter bewegten sich in dem lauen Frühlingswind wie eine einstudierte Gruppe Balletttänzerinnen.

Das Rauschen der Baumkronen nahm Niobe gefangen und sie beschleunigte ihre Schritte. Endorphine strömten ihr durch den Körper und alle Ängste, Sorgen und schweren Erinnerungen verloren sich zwischen zwei Atemzügen. Als ob Niobes Gedanken zu langsam wären, um mit ihren Füßen Schritt halten zu können.

Seit dem Tod ihrer Mutter Mona stand Niobes Welt kopf. Das Leben war innerhalb kürzester Zeit farblos geworden und so viel unfreundlicher, als sie sich hätte vorstellen können. Niobe fand nicht einmal die Ruhe, um den Verlust anständig verarbeiten zu können. Kein Raum für Trauer, wo Kapital verschoben werden musste. Behörden plagten sie mit der Forderung nach Belegen und Bescheinigungen, die Lebensversicherung verweigerte die Zahlung, das Krematorium brauchte Antworten auf Dutzende Fragen und natürlich die Credits für die Bestattung. Die schiere Menge an Dingen, die erledigt werden musste, drohte Niobe auch sieben Monate nach Monas Dahinscheiden noch zu erschlagen. Dabei war das bloß die berüchtigte Spitze des Eisbergs. Die Erinnerungen trieben ihr in den hinterhältigsten Momenten Tränen in die Augen und versuchten, sie zu ersticken. Doch hier auf dem Waldweg spielte nichts davon eine Rolle. Für diese eine Stunde am Tag vergaß Niobe alles, lauschte nur ihrem eigenen Atem und lächelte. Sie vergaß die vielen Lasten auf ihren Schultern und den Kummer in ihrem Herzen.

Der Weg teilte sich. Ein silbern schimmerndes Band leuchtete über dem Boden auf und markierte die richtige Abzweigung. Niobe folgte dem Wegweiser, der daraufhin wieder verblasste. Die Illusion des Waldes war einmal mehr perfekt und der simulierte Duft von Fichtennadeln stieg ihr in die Nase.

Einatmen. Ausatmen. Gesegnete Ruhe.

Plitsch-Plitsch!

Niobe spürte die Störung in der Simulation, bevor das Bild vor ihren Augen zu flimmern begann. Das unangenehme Ziehen in dem Neurolink auf ihrem Nacken war ein allzu vertrautes Zeichen. Nur Millisekunden später übertönte jenes metallisch verzerrte Geräusch das Rauschen der Baumkronen und stellte Niobe die Härchen auf. Aus dem Nichts tauchte ein neuer User in ihrem Sichtfeld auf. Kein Sportler, nur jemand, der auf sie zu gerannt kam. Die Person trug eine blutrote Maske mit einem großen, schwarzen X darauf und einem Grinsen, das vom einen bis zum anderen Ohr reichte. Ein unbefugter User, ein Streamjumper.

Die Person kam schnell näher und machte keine Anstalten auszuweichen. Stattdessen sprang Niobe im letzten Moment zur Seite. Sowohl ihre Schritte als auch ihr Atem kamen aus dem Takt. Der Boden unter ihren Füßen bewegte sich, während der Boden vor ihren Augen weiterhin ruhig vor ihr lag. Sie geriet aus dem Gleichgewicht, stolperte und fiel. Der Streamjumper lief unbeeindruckt an ihr vorbei.

»Hey!«, rief Niobe dem Eindringling hinterher. Der aber lachte bloß hohl und schadenfroh unter seiner Maske und rannte weiter. Sein Abbild flackerte erneut. Einmal, zweimal und mit einem finalen Plitsch war der Streamjumper wieder verschwunden. Niobe schimpfte leise darüber, dass ihr Moment der Glückseligkeit jäh unterbrochen worden war, und rappelte sich auf.

»Verfluchte Jumper«, raunte sie verstimmt.

Für Streamjumper war es ein Sport, in die laufenden Simulationen anderer User zu springen, sie zu erschrecken und so schnell zu verschwinden, wie sie gekommen waren. Es gab Punktetafeln in entsprechenden Foren des Clusters. Vielleicht würde ein Schnappschuss von Niobes Stolpersturz nun jemandem die Chance geben, eine Position aufzusteigen oder eine Challenge zu gewinnen. Keine große allerdings, denn die Firewall eines in die Jahre gekommenen SimCenters zu hacken, dessen Hard- und Software nur unregelmäßig aktualisiert wurde, würde nicht einmal einen Grundschüler herausfordern. Aktuelle Biotech und Sicherheitsupdates erschwerten es Streamjumpern deutlich, in fremde Simulationen zu springen. Doch anders als die Premium-SimCenter in den Innenbezirken lagen die in der Randstadt mit ihren Updates grundsätzlich zwei oder drei Versionen zurück. Irgendwo mussten die Credits schließlich eingespart werden.

Die meisten Streamjumper stellten keine Bedrohung dar und wurden schnell von den Sicherheits-KIs erkannt. Das machte sie und ihr übergriffiges Verhalten für Niobe jedoch nicht weniger anstrengend. Sie vermisste ihr früheres Premium-SimCenter, das sie bis vor ein paar Monaten besucht hatte. In den Jahren ihrer Mitgliedschaft dort hatte sie nur eine einzige Begegnung mit einem Streamjumper gehabt. Hier im Randbezirk dagegen gehörten sie beinahe zur Tagesordnung.

Niobe rieb sich die Schläfen. Streamjumper bedeuteten nicht nur für sie eine Belastung. Der Neurolink, der auf ihrem Nacken saß und bioelektrische Impulse an ihr Nervensystem schickte, bestand zu neunzig Prozent aus organischer Masse. Er besaß kein Bewusstsein, schließlich war er nur ein Werkzeug. Eine Schnittstelle zwischen digitalem Signal und biologischem Empfänger. Gewaltsame Einbrüche in einen Stream veranlassten den Neurolink jedoch dazu, Stresshormone zu produzieren. Diese gab er unweigerlich an seinen Träger ab. Nichts, was einen Menschen gefährdete, ein ordentlicher Kopfschmerz folgte einem solchen Vorfall aber fast immer. Was Niobe außerdem ärgerte, war die Tatsache, dass sie das quirlige Kerlchen auf ihrem Nacken eben nicht bloß als Ding betrachten konnte. Sie empfand Zuneigung zu ihrem Neurolink, dessen feine Tentakel und Saugnäpfe sich scheinbar liebevoll an ihre Haut klammerten. Sie war sich durchaus des Fakts bewusst, dass sie hier ein Ding vermenschlichte. Es waren alles nur biotechnisch programmierte Reaktionen, die von dem Neurolink ausgingen, doch das machte für Niobe keinen Unterschied. Menschen gaben ihren Fahrzeugen Namen oder führten ihre Intimbots zum Standesamt. Wie viel verrückter konnte es da sein, eine gewisse emotionale Bindung an so ein niedliches Ding wie einen Neurolink zu empfinden?

Niobe strich sanft über die kühle Haut ihres Alltagshelfers und wie üblich reagierte der Neurolink auf ihre Berührung. Die aufgeregten Signale wurden schwächer, bis die Tentakeln wieder reglos auf ihr lagen und Niobe sie kaum noch spüren konnte. Der stechende Schmerz in ihrem Kopf ließ nach, zurück blieb nur eine seicht pochende Erinnerung daran. Schon besser.

Sie setzte sich wieder in Bewegung, versuchte die Störung durch den Streamjumper aus den Gedanken zu verbannen und ihren Rhythmus wiederzufinden. Doch der finale Moment der Glückseligkeit würde ihr heute verwehrt bleiben.

»Arschloch«, murmelte sie als abschließendes Statement und lief, trotz des bereits verfehlten Trainingsziels, weiter. Doch gerade als Niobe dabei war, sich wieder in einen angenehmen Takt einzufinden und sich zu entspannen, blitzte etwas in ihrem Sichtfeld auf. Simuliertes Sonnenlicht fiel darauf, spiegelte sich darin und blendete Niobe. Was war das nun wieder? Ein weiterer Streamjumper? Zwei hintereinander waren selbst für dieses heruntergekommene SimCenter ungewöhnlich.

Als Niobe näher herankam, erkannte sie, dass es ein Ballon war. Ein goldener Helium-Ballon in der Form eines Sterns, der in der Mitte des Weges über dem Waldboden schwebte. Immer wenn ein Luftzug durch die Bäume fegte, ließ die Brise den Ballon mal ein wenig nach links und mal ein wenig nach rechts gleiten. Er war mit einer schwarzen Kordel an etwas befestigt, das schwer genug zu sein schien, um ihn an Ort und Stelle zu halten.

Niobe verlangsamte ihre Schritte und näherte sich dem Objekt mit einer gesunden Portion Skepsis. Im Stillen verfluchte sie sämtliche Streamjumper des galaktischen Systems und deren idiotische Challenges. Was sollte das hier sein? Eine Art Geburtstagsüberraschung? War das die jüngste Aufgabe? Finde einen User, der Geburtstag hat, und mache ihm ein Geschenk? Kurz kam ihr der Gedanke, dass sie vielleicht dankbarer sein sollte, schließlich würde das wohl die einzige Aufmerksamkeit sein, die sie zu ihrem 28. Geburtstag bekam, nun, da Mona fort und Niobe praktisch alleine war.

Während sie sich dem Ballon näherte, suchte sie den Pfad nach irgendwelchen Mechanismen ab, die ein Event auslösen mochten, doch es war nichts zu sehen. Dafür entdeckte sie einen mattschwarzen, geschwungenen Schriftzug auf der reflektierenden Oberfläche des Ballons. Ein einzelnes Wort stand darauf. Ein Name.

Eboni

Niobe blieb abrupt stehen. Ein Schauer lief ihr über den Rücken und sie schaute sich argwöhnisch um. Hatte der Streamjumper sie etwa gezielt ausgesucht, statt sie nur zufällig auszuwählen? Weshalb sonst sollte ihr Alias in diesem privaten Umfeld auftauchen? Ebonis Werbeaccount folgten ein paar merkwürdige Gestalten, die sie mitunter beschimpften, beleidigten, manchmal sogar bedrohten. Das Cluster war voll von diesen enthemmten Feiglingen, die sich hinter ihren Avataren versteckten und aus der Ferne verbale Projektile verschossen.

Ihr Blick wanderte erneut durch die simulierten Büsche und Baumreihen, über den Wasserfall und die Klippen in der Ferne. Ihr Neurolink würde den Stream unterbrechen, falls sie in echte Gefahren geriet. Sie wusste das, vertraute der Technologie dahinter, doch der weniger rationale Teil von ihr wollte sich...

Erscheint lt. Verlag 22.4.2022
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Bodyguard • Cyberpunk • Dystopie • Ermittler • Intrigen • Krimi • Liebe • Liebesroman • Mord • Personenschutz • Psychothriller • Science Fiction • Stalker • Utopie • Zukunft
ISBN-10 3-7546-4764-4 / 3754647644
ISBN-13 978-3-7546-4764-6 / 9783754647646
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