Das Albtraumschiff -  Maik Seybold

Das Albtraumschiff (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 3. Auflage
128 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7562-7916-6 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
7,49 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
"Als hätte ein Misanthrop einen Liebesroman geschrieben" - so lässt sich diese vor Sarkasmus und Zynismus strotzende Parodie auf klischeeüberladene Herzschmerz-und-am-Ende-wird-alles-Gut-Geschichten aus Büchern und Fernsehschmonzetten wohl am ehesten beschreiben. Dabei sind die Einflüsse von Zucker/Abrahams/Zucker, Monty Python und Mel Brooks auf den Autor nicht zu übersehen.

Maik Seybold ist ein Autor und Unternehmer aus Baden-Württemberg. Er ist gelernter Mediengestalter, Redakteur und Lektor mit langjähriger Berufserfahrung.

Die Einschiffung


„Aber nicht gleich alles versaufen!”, sagte Margret Schick schnippisch, als sie dem Taxifahrer sein gerade verdientes Geld übergab. Die noch gut im Leben stehende Mitsiebzigerin war auf Afrika-Tour und beschloss recht kurzfristig, sich im südafrikanischen Kapstadt einer Kreuzfahrt nach Namibia anzuschließen. Sie lief mit ihrem Gepäck zu einem kleinen Tischchen, welches vor dem angelegten Schiff aufgebaut war. Im Hintergrund thronte majestätisch die MS Corona, eines der größten Kreuzfahrtschiffe dieser Zeit. Am Tischchen stand Constanze Doof, die Chefhostess an Bord, um die neuen Fahrgäste zu begrüßen und ihnen ihre Kabinenschlüssel nebst sonstiger notwendiger Unterlagen zu übergeben. Constanze war schon seit drei Jahrzehnten die „heimliche Chefin” an Bord verschiedener Schiffe der selben Reederei. Mit ihrem eigenen Namen haderte sie dagegen schon immer. Wie konnten ihre Eltern sie nur Constanze nennen? Und dann noch der doofe Nachname. Einen Ehemann, dessen Nachnamen sie hätte annehmen können, gab es nicht, weil sie ja ständig auf See war und damit kein Privatleben hatte. Trotzdem war sie zufrieden mit ihrem Leben und freute sich auch jetzt wieder auf eine schöne Seereise. „Guten Tag, Schick. Komm ich noch rechtzeitig?”, fragte die anrollende Margret. „Aber natürlich, wir laufen erst in einer Stunde aus. Hier Ihre Bordkarte. Wir kümmern uns um Ihren Koffer. Ein Gläschen Sekt?”, entgegnete Constanze Doof und zeigte auf eines der vorbereiteten Sektgläser am Tisch. „Da sag ich nicht nein”, sprach Margret, nahm ein Sektglas, trank es in einem Zug aus und betrat die Gangway.

Schon näherte sich der nächste Neuankömmling. Eine wunderhübsche junge Blondine mit Traummaßen stöckelte auf Constanze Doof zu: „Hallo! Rath!”. Constanze suchte den Namen auf ihrer Passagierliste: „Stefanie Rath?” – „Genau, die bin ich. Hier, mein Ausweis und meine Reiseunterlagen” – „Vielen Dank. Hier ihr Schlüssel. Sie haben Kabine 1240” – „Sagen Sie, ist ein Herr Bumsbichler schon an Bord?”. Constanze musste kichern: „Wollen Sie mich verarschen? So heißt doch niemand”. „Doch, leider schon”, entgegnete Stefanie Rath, „wir haben uns im Internet kennen gelernt, uns aber noch nie getroffen. Wir wollen uns auf diesem Schiff das erste Mal sehen. Ich bin so aufgeregt”. Constanze winkte ab: „Naja, wenn der so aussieht, wie er heißt, dann gute Nacht”. Mit einem „Na, das hoffe ich jetzt mal nicht” ging Stefanie auf das Schiff.

Nun näherten sich Markus Wisliski und seine Freundin Carola Schieber dem Begrüßungstischchen – ein sympathisches junges Pärchen. „Guten Tag. Wisliski!” grüßte Markus etwas nuschelnd. Constanze Doof hatte das offenbar nicht richtig verstanden: „Whisky haben wir nicht. Aber einen Sekt, wenn Sie möchten”. Carola Schieber klärte auf: „Nein, unser … sein … Name ist Wisliski”. Constanze prüfte die gezeigten Reisepässe: „Ach, und dann sind Sie das Fräulein Schieber. Ja, ich habe Sie auf meiner Liste. Hier sind Ihre Bordkarten. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Reise”. Carola nutzte die Gelegenheit noch, um etwas los zu werden, was ihr auf der Seele brannte – auch wenn das sonst niemanden zu interessieren schien: „Danke. Ich hoffe ja, dass er mir auf dieser Kreuzfahrt endlich einen Antrag macht. So wie das auf diesen Kreuzfahrtschiffen üblich ist. Am Ende heiraten hier ja immer alle. Genau genommen bin ich deshalb überhaupt erst dabei”. Ihr Freund lachte, zog sie an der Hand hinter sich her und schleppte sie die Treppe nach oben zum Schiff, wobei sie sich den einen oder anderen blauen Fleck geholt haben dürfte.

Während viele weitere Gäste mittlerweile das Schiff bestiegen, näherte sich jemand, dessen außergewöhnlicher Name nun nicht mehr fremd war. Ein pickeliger, etwas untersetzter junger Mann japste ein bisschen außer Atem: „Schönen Tag. Bernd Bumsbichler, mein Name”. Constanze musste lachen: „Dann gibt es Sie ja doch. Und ich dachte, MEIN Name sei schon doof”. Sie zeigte auf das Namensschild an ihrer Brust. „Wieso gibt es mich ,ja doch’?”, fragte Bernd etwas verwundert, „Hat etwa schon jemand nach mir gefragt?” – „Ja, das Fräulein Berger hat schon eingecheckt und sich nach Ihnen erkundigt” – „Ausgezeichnet. Und wie sieht sie aus?” – „Sagen wir so, Sie spielen nicht in ihrer Liga. Ich finde das ja sehr gefährlich, wenn man nicht weiß, was auf einen zukommt. Wollten Sie nicht im Vorfeld wenigstens Bilder austauschen?” – „Da hätte sie sich doch vielleicht niemals mit mir getroffen” – „Ja, das glaub’ ich auch. Ich wünsche Ihnen trotzdem, dass es mit ihr klappt. Schönen Aufenthalt” – „Na vielen Dank, dass Sie mir so mutmachen” – „Keine Ursache. Sektchen?” – „Danke, nein. Jetzt bräuchte ich eher etwas Stärkeres” – „Haben wir nicht. Wir haben genau genommen eigentlich eh nur Fusel an Bord” – „Dann lieber nichts”. Bernd Bumsbichler betrat mit seiner Bordkarte in der Hand etwas ernüchtert das Schiff.

Mit einem „Grüß Gott, schöne Frau” kam nun Horst Mümmelmann angewackelt. Ein rüstiger Rentner, der die 80 schon bald erreicht haben dürfte, an dem der Zahn der Zeit aber schon sichtbar genagt hatte. „Oh, danke für die Blumen. Wie ist denn der Name des werten Herren?”, entgegnete Constanze gerührt. „Mümmelmann”, antwortete Horst. Constanze verdrehte die Augen: „Oh Gott, das wird ja immer schlimmer!” – „Wieso? Was meinen Sie?” – „All diese Namen … naja, egal”. „Sagen Sie mal, gibt es denn eine Frau für mich auf dieser Fahrt, die ich am Ende heiraten kann?”, fragte Horst Mümmelmann vorsichtig, „Ich bin so allein, wissen Sie?!”. „In Ihrem Alter haben wir meist sehr viele. Sie können ja mal alle anbaggern, vielleicht bleibt ja was hängen. So machen das viele hier”, wusste Constanze. Mit einem „Ja gut, dann schaue ich mich mal um” nahm Horst seine Bordkarte und bestieg das Schiff. „Viel Erfolg”, rief ihm Constanze hinterher.

Kaum war Horst Mümmelmann außer Sichtweite, näherte sich ein sichtlich eingebildeter Mittsechziger-Jahrgänger mit grauem Zopf unter dem weißen Hut: „Meine Bordkarte, bitte”. Constanze sah in fragend an: „Äh, und Sie sind …?” – „Sagen Sie mal, kennen Sie mich wohl nicht? Sie Ignorantin. Ich bin der bekannteste Autor, den dieses Land je gesehen hat. Pah, Sie wagen es, nach meinem Namen zu fragen, den müssten Sie doch kennen” – „Was haben Sie denn so geschrieben, das man kennen müsste?” – „Von mir kommen Romane wie ,Die Liebenden vom Glottertal’ oder ,Der Räuber holt die holde Maid’” – „Sagt mir beides nichts. Hören Sie mal, wenn Sie mir Ihren Namen nicht verraten oder mir nicht wenigstens Ihren Ausweis zeigen, kann ich Sie nicht auf das Schiff lassen” – „Hier mein Ausweis. Ich fasse es nicht” – „Aha, Herr Gustav Rothwild. Gut, hier Ihre Bordkarte” – „Warum nicht gleich so?”. Constanze schüttelte Ihren Kopf, während der Autor an Bord ging.

Die illustre Zusammensetzung der Passagiere nahm kein Ende als ein nicht alltägliches Pärchen mit Anhang an Constanzes Tisch herantrat. Detlev von Hinten, ein etwas untersetzter Anfang-Vierziger scharte seinen etwas jüngeren Ehemann Steven von Hinten und seine 8-jährige Tochter Leonie um sich. Der Name klang zwar adelig, war aber in Wirklichkeit nur das Produkt einer jahrhundertelangen sexuellen Tradition in der Familie. Das Paar legte seine Reisepässe und einen Kinderausweis vor. „Einen schönen guten Tag. Wir sind die von-Hintens”, grüßte Detlev. „Ah, schön”, entgegnete Constanze, „Wir haben eine Dreierkabine für Sie vorbereitet”. Steven bückte sich zu seiner Tochter: „Na, Leonie, freust Du Dich schon auf die Reise?”. „Oh ja, das ist unser erster großer Urlaub!”, rief diese begeistert. „Na, dann schonmal viel Spaß”, wünschte Constanze. Detlev antwortete „Vielen Dank, wir gehen dann an Bord” und verschwand mit seiner Sippschaft.

Das Ehepaar Rüdiger und Beate Dannenberger näherte sich – er fast 60, sie mindestens 15 Jahre jünger. Rüdiger grüßte: „Schönen guten Tag”. „Ah, das Ehepaar Dannenberger!”, rief Constanze mit sichtlicher Erleichterung aus, was Rüdiger Dannenberger verwunderte: „Stimmt. Woher kennen Sie uns denn?” – „Ich habe dieses Buch schon gelesen, und Sie beide sind die letzten, die dieses Schiff betreten”. „Oh, na dann … brauchen Sie ja auch unsere Papiere nicht”, konstatierte Rüdiger. „Doch, der Form halber schon”,...

Erscheint lt. Verlag 19.4.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
ISBN-10 3-7562-7916-2 / 3756279162
ISBN-13 978-3-7562-7916-6 / 9783756279166
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 250 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich

von Georgia Bockoven

eBook Download (2024)
MORE by Aufbau Digital (Verlag)
8,99