Mensch, Alfons! (eBook)
182 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7562-9923-2 (ISBN)
Alfons Bromkamp wurde am 15. Juli 1960 in Kirchhellen im Ruhrgebiet geboren. Die Mutter Schneiderin, der Vater gelernter Schreiner, dann im Bergbau. Allzu früh verlor er den Vater. Als junger Mann fasste er den Entschluss, reich zu werden. Nach ersten Anläufen im Vertrieb weckte Günter Greff, einer der Mitbegründer der Callcenter-Branche in Deutschland, den Unternehmer in Alfons Bromkamp. Erst als TAS-Franchisenehmer, dann als eigenständiger Unternehmer wurde aus dem Traum vom Reichtum Realität. Auf große Erfolge und einen spektakulären Unternehmensverkauf an den damaligen Weltmarktführer Sykes folgte ein glückloses Engagement als Business-Angel und schließlich die Pleite. Mit Hilfe von Freunden und Halt im Glauben findend, gelang Alfons Bromkamp die Rückkehr zum erfolgreichen Unternehmertum. Mit der Gründung der Bromkamp-Family-Holding im Jahr 2021 sind die Weichen für die Übergabe der Unternehmensverantwortung an die nächste Generation gestellt.
»Geld macht etwas mit den Menschen.
Kein Geld zu haben noch viel mehr.« (A. B.)
Geld
Finanziell gesehen, kam Alfons aus einem sehr einfachen Haushalt. Der Vater war der Erstgeborene von vierzehn Kindern, die Mutter die Zweitjüngste von acht Geschwistern. Alfons war das jüngste Kind von sieben. »Da galten wir damals schon fast als asozial!«
Der Vater kam ursprünglich von einem kleinen Kotten. Alle Söhne hatten ein Grundstück erhalten und nacheinander mit Muskelkraft und vereinten Kräften die Häuser gebaut.
Das Häuschen von Alfons’ Eltern hatte weder Heizung noch Badezimmer. Gebadet wurde in einer Zinkwanne im Keller. Das Wasser wurde auf einem gemauerten Ofen in einem großen Zuber erhitzt. In diesem Zuber wurde auch die Familienwäsche gewaschen und dort wurden die Essensabfälle für das Hausschwein gekocht. Kohle gab’s genug, da der Vater als Bergmann ein Deputat von der Zeche bekam. Es war die Aufgabe der Kinder, die Kohle über eine Rutsche in den Keller zu schüppen. Anstrengend sei das gewesen, aber es habe auch Spaß gemacht, blickt Alfons zurück.
Einfach, aber geborgen
Jeweils zwei Kinder teilten sich ein Bett oder ein Zimmer. Im Winter war es lausig kalt. Nur die Küche wurde mit dem Kohleofen beheizt, weswegen sich dort das Familienleben hauptsächlich abspielte. Nur an Sonn- und Feiertagen wurde das Wohnzimmer beheizt. Die Schlafzimmer blieben ungeheizt, im Winter blühten innen an den Fenstern die Eisblumen. Damit die Familie in den eiskalten Betten nicht so fror, strickte Oma Bromkamp Bettschuhe für alle.
Es gab ein Plumpsklo, vor dem sich Alfons als Kind fürchtete, weil er Angst hatte hineinzufallen. Die Installation eines ordentlichen Badezimmers und eines WC wurde erst viel später in Angriff genommen.
Die häusliche Infrastruktur war einfach, zweckmäßig und bodenständig. Von Luxus keine Spur. Dass die Familie kein Telefon und auch kein Fernsehgerät besaß – normal. Die Spiele der deutschen Fußballnationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 1966 in England erlebten die Bromkamps gemeinsam mit den Verwandten bei Tante Lisbeth in der Nachbarschaft.
Als Ausgleich für die beengten Räumlichkeiten gab es einen großen Obst- und Gemüsegarten, für Alfons ein Paradies. Auch ein angrenzendes Feld wurde von der Familie bewirtschaftet. Dazu lieh sich der Vater vom Nachbarbauern das Pferd Hektor.
Auch ein Hausschwein und ein Dutzend Hühner gehörten zur Familie, sodass man sich weitestgehend autark versorgen konnte. »Wenn Erntezeit war, waren manchmal meine ganzen Tanten da und gemeinsam wurden Erbsen gedöbbt, Obst wurde eingekocht und dabei gesungen. Gesprochen wurde Platt. Das war eine heile Welt und echte Ruhrpott-Romantik. Ich erinnere mich sehr gern an dieses Gefühl einer gelebten, harmonischen Einheit.«
Die Hausschweine waren Anlass zu Freude und Trauer. Freude, wenn eines als Ferkel in die Familie kam und langsam angefüttert wurde. Trauer, wenn der Metzger zur Schlachtung anrückte. Wenn der Metzger mit seinem Moped auf den Hof fuhr, fing das Schwein an zu quieken, als wüsste es, was ansteht. Die Kinder drehten dann das Radio laut auf. Wenn das Schwein das Zeitliche gesegnet hatte, halfen sie bei der Verarbeitung. Alfons weiß noch, wie es aussieht, wenn ein halbes Schwein an der Leiter hängt, damit der Trichinenbeschauer es begutachten kann; wenn Wurstbrät in Schweinedärme gepresst wird und wenn Schweineblut, mit Mehl und Gewürzen verrührt, zu Panhas wird.
Die Speisekammer stand voller Einmachgläser und von der Decke hingen Blut- und Leberwürste. Im Keller standen die Kartoffelkiste und das Fass für gepökeltes Fleisch. Die Familie hatte alles, was man zu einem gesunden und glücklichen Leben braucht. Geld gehörte nicht dazu. Über Geld musste Alfons sich damals auch keine Gedanken machen. Seine Eltern arbeiteten hart für das Geld, das die Familie brauchte, und gönnten sich nur sonntags etwas Ruhe.
Erst aus späteren Erzählungen erfuhr Alfons, dass seine Eltern sich des Geldes wegen fortwährend Sorgen machten. Welchen Unterschied Geld machen kann, wurde Alfons ein paar Jahre später bewusst. Dazu muss man wissen: Alfons’ vermögender Onkel Alois bewohnte mit seiner Familie das mittlerweile ausgebaute, stattliche Haus, in dem auch Alfons’ Vater groß geworden war. »In der oberen Etage haben meine Tante Anna, die zeitlebens Single blieb, und meine Tante Lisbeth, deren Mann im Krieg gefallen war, gewohnt. Unten im Haus lebten Onkel Alois und Tante Agnes mit meinen Cousinen Agnes und Petra.«
Alois Bromkamp betrieb ein für damalige Verhältnisse stattliches Bauunternehmen, war bei der Freiwilligen Feuerwehr, Schützenkönig, im Fußballverein und ein Tausendsassa. »Finanziell war da immer alles vorhanden. Wenn uns jemand erreichen wollte, hat er bei Tante Agnes angerufen und diese ließ uns durch die Mädchen Bescheid geben. Ich erinnere mich noch heute sehr gut an das schwarze Bakelit-Telefon, an den großen Garten mit Gartenhaus, an den BMW als Familienauto, große Gummibäume im ›guten Wohnzimmer‹ und weitere Wohlstandsattribute.«
Ansporn
Als beide Cousinen von Alfons zu Ostern ein neues Fahrrad bekamen, während er selbst auf dem dritten »Ableger« eines Bruders das Radfahren übte, litt er unter dem finanziellen Unterschied zwischen den beiden Familien, wie ein kleiner Junge eben leidet: Er wünschte sich nichts sehnlicher als ein Kettcar. Leider bekam er nie eines. Seine beiden Cousinen hatten natürlich eins. Das fühlte sich schrecklich ungerecht für ihn an: Zwei Mädchen haben ein nigelnagelneues Kettcar, das wenig genutzt in der Ecke steht, und er als Junge ist mit seinem alten Tretroller unterwegs. Das hört sich jetzt vielleicht komisch an, aber damals tat ihm das weh.
Die eigene Familie empfand er zwar als finanziell weniger gut aufgestellt, dafür aber als glücklicher als den gut situierten Haushalt seines Onkels Alois. Der kleine Alfons zählte eins und eins zusammen, und es manifestierte sich die Vorstellung, dass Geld trotz allem nicht gut sein könne.
Alfons’ Vater fuhr Tag für Tag, bei Wind und Wetter, mit dem Fahrrad zehn Kilometer auf die Zeche. Weil er die Familie durchbringen musste, übernahm er Wechsel- und Doppelschichten. Man stelle sich vor: die harte Arbeit unter Tage, und dann noch mit dem Fahrrad je eine Stunde hin und zurück. Irgendwann konnte ein Moped angeschafft werden – purer Luxus für ihn. Im Rückblick sagt Alfons, sein Vater habe sich kaputtmalocht, und es sei kein Wunder, dass er mit 54 an Krebs starb.
Ganz wichtig waren dem Vater damals die Kumpel, wie man im Pott und auf der Zeche die Kollegen nennt. Einer der schlimmsten Tage im Leben des Vaters war, als dessen Freund Horst in einen Grubenschacht stürzte und tödlich verunglückte. Für eine ganz lange Zeit verlor er seine Lebensfreude. Nur die Verantwortung für die Familie hielt ihn aufrecht.
Wie Alfons erst nach dem Tod seines Vaters erfuhr, hätte dieser finanziell durchaus mehr erreichen können. Denn ihm wurde die Stelle als Steiger angeboten, verbunden mit Privilegien und sehr viel mehr Geld.
Als Steiger hätte er es finanziell geschafft gehabt, und zudem ansehnliche Rentenansprüche erworben. Diese Chance hatte er jedoch ausgeschlagen, nicht, weil er zu faul gewesen wäre oder die Verantwortung gescheut hätte. Er konnte sich nur einfach nicht vorstellen, der Vorgesetzte seiner Kumpel zu werden. Ob das richtig oder falsch war? Alfons sagt, es stehe ihm nicht an, das zu beurteilen. Das sei jedenfalls Haltung gewesen – und auch diese Episode habe seine Einstellung zu Geld geprägt. Die These: Man muss auf Geld verzichten, wenn man ein guter Mensch sein will. Dies sei für eine lange Zeit tatsächlich einer seiner Glaubenssätze gewesen.
Unbeabsichtigt und destruktiv hatte sich Alfons ein Spannungsfeld gebaut: Einerseits wollte er viel Geld verdienen – und sich alle Kettcars dieser Welt leisten können. Andererseits schwang ein schlechtes Gewissen mit.
Deal
Alfons heuerte zum Ende seiner Bundeswehrzeit bei einem Kosmetikvertrieb an, der Multi-Level-Marketing betrieb. Dort blieb er zwar nur für vier Wochen, weil ihm das System nicht zusagte, das Engagement führte jedoch zu einem weitreichenden Entschluss. Damals war die Geschichte von der Möwe Jonathan, eine Erzählung des US-Amerikaners Richard Bach von 1970, eine in vielen Motivationsseminaren zitierte Metapher für das Lernen und Streben nach Erfolg. Die Story zusammengefasst: Jonathan langweilt sich in seinem Möwenschwarm. Er perfektioniert seine Flugkünste, um immer schneller und waghalsiger zu fliegen, stößt als Außenseiter bei seinen Artgenossen damit auf Unverständnis und wird schließlich verstoßen. Daraufhin macht er sich daran, die Welt zu erforschen.
Jonathan ging »all in«, und das wollte Alfons auch. Er wollte etwas Besonderes erreichen. Also schloss er mit sich selbst den Vertrag, so reich zu werden,...
Erscheint lt. Verlag | 25.3.2022 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Biografien / Erfahrungsberichte |
ISBN-10 | 3-7562-9923-6 / 3756299236 |
ISBN-13 | 978-3-7562-9923-2 / 9783756299232 |
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