Die Klosterbraut (eBook)

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2022 | 1. Auflage
416 Seiten
HarperCollins eBook (Verlag)
978-3-7499-0490-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Klosterbraut - Manuela Schörghofer
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Ihre Bestimmung ist das Kloster, doch ihr Herz schlägt für die Freiheit

Rheinland im 13. Jahrhundert: Nach der Hochzeit ihrer wunderschönen Schwester wird Franka von Marienfeld ihrer Bestimmung folgen, den väterlichen Rittersitz verlassen und in ein Kloster eintreten. Ein letztes Mal will sie vorher die Freiheit des Waldes genießen und den Wind in den Haaren spüren, während sie auf dem Rücken ihres Pferdes sitzt. Heimlich schleicht sie sich aus der Burg und stolpert einem jungen Ritter in die Arme. Sie ist überwältigt von seiner Anziehungskraft und den Gefühlen, die er vom ersten Moment an in ihr auslöst. Ohne es zu wollen, stellt sie ihre Zukunft in Frage. Bis sie erkennt, dass Wulf vom Röllberg der Verlobte ihrer Schwester ist ...



Manuela Schörghofer schreibt seit Jahren erfolgreich spannende und berührende Geschichten, die im Hochmittelalter angesiedelt sind und immer eine gute Prise Humor enthalten. Die quirlige Rheinländerin wohnt mit ihrer Familie im Süden des Bergischen Landes.

1. Kapitel

Mai 1226

Frankas grüne Augen blickten durch die Maueröffnung des ritterlichen Wohnsitzes. Draußen ließen die Strahlen der Mittagssonne die Baumwipfel des Westerwaldes in unterschiedlichen Farbtönen leuchten. Die Zweige schienen Franka durch den Spalt zuzuwinken, die bestellten Felder ihr zuzurufen, sich ein letztes Mal in ein Abenteuer zu stürzen, etwas Verbotenes zu tun.

Die junge Frau seufzte leise. Der zukünftige Bräutigam ihrer Schwester könnte jeden Tag hier eintreffen, und nach Melindas Hochzeit sollte Franka in das nahe gelegene Kloster eintreten. Die geistliche Laufbahn war Franka als jüngerer Tochter von Ulfried und Heimlinde von Marienfeld schon seit ihrer Geburt bestimmt.

Franka runzelte die Stirn. Ihr Temperament drängte sie, sich hinauszuschleichen, während ihr Gewissen sie davon zu überzeugen versuchte, dass es besser wäre, in ihrer Kammer zu verweilen und zu beten.

Der Blick der jungen Frau wanderte über die Einrichtung des Raumes, die aus einer Eichenholztruhe, einer schlichten Bettstatt und einer Marienstatue in der Ecke bestand. Kein Wandteppich schmückte die Mauern, kein Geschmeide, keine bunten Bänder oder verzierte Gewänder waren hier zu finden. Bewusst verzichtete Franka auf jeglichen Tand, den sie im Kloster ohnehin nicht besitzen durfte.

Energisch wandte sich Franka von der Öffnung ab, hinter der die Freiheit lockte. Sie kniete sich vor die Gottesmutter und betete. »Bitte, Maria, hilf mir, nur dieses eine Mal noch. Ich verspreche dir, mich nach diesem Tag nie wieder in den Wald zu schleichen.«

Hastig bekreuzigte sich Franka und stand auf. Ihre kastanienbraunen Haare, die ihr bis über die Schulter reichten, hatte sie zu einem Zopf geflochten, der von einem Lederband zusammengehalten wurde. Sie raffte den Saum ihres Gewandes und ging zur Tür. Erst nachdem sie sich vergewissert hatte, dass der Gang menschenleer war, verließ sie ihre Kammer.

Vorsichtig schlich Franka von der oberen Etage, in der die Schlafräume der Familie und für besondere Gäste untergebracht waren, nach unten. Die Küche war leer, und auch aus dem angrenzenden Gesindebereich ertönte kein Laut.

Franka huschte über den gepflasterten Hof, dessen Gebäude und Gärten von einer halbhohen Bruchsteinmauer umgeben waren. Unentdeckt erreichte sie den Stall. Hier hatte sie in einem verschnürten Tuch hinter einem Futtertrog Männerkleidung versteckt. Rasch öffnete sie die Schnürung ihres Kleides, ließ es zu Boden gleiten und schlüpfte in Hosen und Hemd. Den verräterischen Zopf verbarg sie unter einer Mütze, bevor sie zu ihrer Fuchsstute eilte. Das zierliche Tier hob den Kopf mit der schmalen Blesse und schnaubte. Unwillkürlich legte Franka den Finger an die Lippen. Die Stallburschen schliefen normalerweise um die Mittagszeit, dennoch verhielt sich die junge Frau so leise wie möglich, als sie ihr Pferd sattelte und nach draußen führte. Sich immer im Schatten der Gebäude haltend, verließ sie unbemerkt den Rittersitz.

Franka war noch nicht lange unterwegs, als sie eine Falle entdeckte, in der sich ein Kaninchen verfangen hatte. Es war mit dem Hinterlauf in die Schlinge getappt und hing nun zappelnd kopfüber an der Weidenrute. Ob einer der Leibeigenen oder Bauern diese Falle gestellt hatte? Im Grunde war es Franka gleichgültig, ob sich die Bevölkerung hin und wieder heimlich das ein oder andere Wildtier als Fleischbeilage fing. Doch um des Tieres willen würde sie das Kaninchen befreien.

Nie verließ sie den Rittersitz ohne ein kleines Messer, das in ihrem Gürtel steckte, sowie Pfeil und Bogen. Sie stieg ab, packte das Tier am Nackenfell und zertrennte die Schur, die sich um dessen Bein geschlungen hatte. Sobald Franka ihren Griff löste, sprang es davon und entwischte ins Unterholz. Lächelnd steckte die junge Frau das Messer ein, als sie plötzlich das knackende Geräusch berstender Zweige vernahm.

Franka erstarrte und wollte nach den Zügeln greifen, als ihr Pferd die Ohren spitzte und angespannt das Gebüsch beobachtete. Ein Keiler brach daraus hervor und blieb stehen. Schrill wiehernd stürmte Frankas Stute davon, und das Schwein wandte seinen schweren Kopf in Frankas Richtung. Die kleinen braunen Augen schienen sie arglistig anzufunkeln. Langsam nahm sie den Bogen von der Schulter, zog einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn an. Ihr Herz pochte schmerzhaft. Wildschweine waren leicht reizbar und ein Pfeil kaum die richtige Waffe zur Verteidigung. Sich an dem Bogen festzuklammern gab Franka jedoch ein wenig Halt. Dadurch fühlte sie sich nicht vollkommen wehrlos.

Fieberhaft ging sie ihre Möglichkeiten durch. Langsamer Rückzug schien ihr der einzige Ausweg zu sein. Sie wusste, nicht weit von hier stand auf einer kleinen Lichtung eine Eiche mit niedrig hängenden Ästen. Schon oft war sie hinaufgeklettert und bis fast in die Krone gestiegen. Wenn sie den Baum erreichen könnte, wäre sie in Sicherheit. Vorsichtig trat sie einen Schritt zurück und dann noch einen. Das Schwein reckte die Nase nach oben. Ob es Frankas Angst roch?

Die junge Frau hob den Bogen und zielte auf das ihr zugewandte Auge. Das war die einzige Stelle, an der sie das Tier ernsthaft verletzen konnte. So bestand der Hauch einer Möglichkeit, dass es seinen Angriff abbrach.

Leider ließ ihre Treffsicherheit stark zu wünschen übrig, weil ihr Vater strikt dagegen war, dass sie eine Waffe führte und ihr deshalb die Übung fehlte. So gerne hätte Franka ausprobiert, wie es wäre, mit einem Schwert zu kämpfen, doch daran war natürlich nicht zu denken. Das würde wohl immer ein Traum bleiben.

Frankas Hände begannen zu zittern, lange konnte sie den Bogen nicht mehr spannen. »Rette mich, Maria«, flehte sie leise. »Schicke mir Hilfe, und ich gelobe, sogar noch vor Melindas Heirat ins Kloster zu gehen.«

Sie trat einen weiteren Schritt zurück. Das Schwein grunzte und senkte den Kopf. Plötzlich machte es einen Satz nach vorne. Vor Schreck ließ Franka den Pfeil von der Sehne schnellen. Tief bohrte er sich in die Schulter des Tieres. Es quiekte vor Schmerz auf und stürzte auf seine Angreiferin zu.

Instinktiv ließ Franka den Bogen fallen, warf sich herum und hetzte im Zickzackkurs zwischen den Baumstämmen hindurch. Rennen war sie nicht gewohnt, und schon bald begann sie zu keuchen. Zweige schlugen ihr ins Gesicht, das Laub vom letzten Herbst raschelte unter ihren Füßen. Feuchter Angstschweiß trat ihr auf die Stirn, während ihr Herz schneller hämmerte als die Hufe eines Pferdes im Galopp.

Die junge Frau überquerte einen Weg, sprang über einen niedrigen Strauch und sah die erhoffte Lichtung bereits durch die Bäume schimmern. Nur noch ein kurzes Stück.

Maria, bitte!

Die Eiche streckte Franka ihre rettenden Äste entgegen. Das Schnaufen des Wildschweins schien direkt hinter ihr zu sein. Im Laufen zog sie das kleine Messer erneut aus der Scheide. Ihre Gedanken rasten, als Franka entschied, sich kurz vor dem Stamm nach dem Tier umzudrehen. Vielleicht würde der Keiler mit dem Kopf dagegenrennen, wenn sie im letzten Augenblick zur Seite sprang. Das würde ihr genügend Zeit verschaffen, um auf den Baum zu klettern.

Sie erreichte die Eiche. Mit Marias Namen auf den Lippen warf Franka sich herum.

***

»Jetzt zieh nicht so ein Gesicht«, lachte Wulf, als er sah, wie missmutig sein Freund die dicht stehenden Bäume des Westerwaldes links und rechts des Weges betrachtete. »Marienfeld kann nicht mehr weit sein.«

»Meine Kehrseite ist schon ganz wund«, maulte Anselm. Er presste seine schmalen Lippen fest aufeinander und blickte mit einem Hauch von Neid auf Wulfgar vom Röllberg, dem Gewaltritte wie dieser nichts auszumachen schienen.

In Wulfs grauen Augen blitzte es amüsiert auf. Er schüttelte den Kopf, sodass die schulterlangen, lockigen braunen Haare umherflogen. »Mir ist es manchmal unbegreiflich, wie wir beide die Knappenzeit gemeinsam überstehen konnten. Du mit deiner Angst vor Pferden und ich mit meinem schiefen Minnesang.«

»Ich habe keine Angst vor ihnen«, widersprach Anselm heftig. »Ich mag sie einfach nicht so besonders und finde Reiten schrecklich unbequem. Außerdem ist dein Gesang nicht bloß schief, sondern eine Folter für jeden, der nur ein wenig musikalisch ist.«

Der Ausbruch entlockte Wulf lediglich ein Achselzucken. Anselm wäre viel lieber Mönch geworden, so wie sein jüngerer Bruder. Doch als Zweitgeborener war es seine Bestimmung, die ritterliche Laufbahn einzuschlagen. Falls seinem älteren Bruder etwas zustieß, sollte er darauf vorbereitet sein, dessen Erbe anzutreten.

Im Stillen dankte Wulf dem Herrn, dass er keine Geschwister hatte. Sein Leben war vorherbestimmt. Ritter werden, heiraten, Kinder zeugen und nach dem Tod seines Vaters die Verantwortung für die freien Bauern und Leibeigenen übernehmen, die zu dem Herrensitz auf dem Röllberg gehörten.

Eines störte ihn jedoch gewaltig. Wulf war einundzwanzig Jahre alt und die Schwertleite erst wenige Wochen her. Trotzdem bestand sein Vater auf einer schnellen Heirat mit der Tochter seines Waffengefährten Ulfried von Marienfeld. Viel lieber hätte Wulf erst Kampferfahrung gesammelt. Er brannte darauf, ins Heilige Land zu ziehen, um Jerusalem wieder den Händen der Heiden zu entreißen. Kaiser Friedrich II. hatte das Kreuz genommen und gelobt, eine Fahrt auszurichten, doch einen genauen Zeitpunkt hatte er nicht genannt.

Wulfs Vater war das zu ungewiss. Er drängte auf die Heirat und die Sicherung des Erbes, ehe Wulf ins Heilige Land aufbrach. Das hatte einen heftigen Streit zwischen Vater und Sohn ausgelöst. Am Ende hatte Wulf durch die vermittelnde...

Erscheint lt. Verlag 22.3.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-7499-0490-1 / 3749904901
ISBN-13 978-3-7499-0490-7 / 9783749904907
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